Auftrags- und Überweisungskontext-Klärung, auch zirkulär
aus Gesprächstherapie
(1) Kunden- und auftragsorientiert:
was, wann, wie und in welcher Geschwindigkeit geschehen soll, bestimmt der Klient
o Idee: Systeme sind nicht instruierbar! = Autopoesie d.h. Veränderung muss von innen kommen
· (2) Beachtung des (Überweisungs-)Kontextes:
was erwarten sich Andere von der Therapie?
o Idee: Context is active, not passive! [White, 2008])
(3) Zirkuläre Perspektive:
was denken andere Beteiligte (u.a. im System) über Gedanken und Gefühle des/der Klienten?
o Idee: Erwartungserwartungen [second order expectations] matter!)
Typischer Einsatz zirkulärer Fragen
Beispiel Fragen
Auftrags- und Zielklärung
• „Was vermuten Sie, wäre für Ihre Frau ein guter Ausgang dieser Beratung?"
• „Was müsste laut Ihrer Mutter/Partner/Jugendamt passieren, damit sie nicht weiter zur Beratung kommen müssen?”
Genogrammarbeit
„Wenn ich jetzt Ihren Vater fragen könnte, welchen Weg Sie gehen sollten, was denken Sie, würde er jetzt sagen?"
• im Suchtkontext zirkuläre Auftragsklärung explizit anzusprechen
Einstieg in den Zwangskontext: „Wie kann ich Ihnen helfen, mich wieder loszuwerden?"
Positives Konnotieren (Umdeuten, Reframing)
1. Ordnung Mailänderschule
Positive Konnotation und Umdeutung:
Sprache als (ein Teil der) Lösung!
o Idee: positive Metaphern/Bilder etc. erzeugen „Lösungstrance" beim Klienten und Therapeuten
- Wahrheit aus anderer Perspektive
- Musterunterbrechungen: Gesagtem eine neue Bedeutung zuzuweisen/ neuen Rahmen stellen
- wie kann man das Problemverhalten anders beschreiben?
- ressourcenfindung und aktivierung
Beispiele
"mein Arbeitgeber überfordert mich"
=> traut Ihnen viel zu
Schulschwänzer
"Könnte es sein, dass du Zuhause bleibst, um deine Mutter nicht alleine zulassen?"
positive Konnotation von Ausnahmen
„Ich bin beeindruckt: Obwohl Ihre Situation ja wirklich sehr schwierig ist, verstehen Sie es, sich immer wieder aufzuraffen und ganz ruhig und sachlich xyz zu tun - und das auch noch immer öfter."
Depression als Warnlampe oder Leibwächter wertschätzen, die dafür sorgt, dass etwas sichergestellt wird: z.B. dass man sich nicht überfordert
ausgebrannt/ depressiv
bemerkt Bedarf nach Auszeit; gönnt sich Ruhepause; nimmt sich Zeit für sich/ zum Auftanken
Paradoxe Intervention
Einordnung: Palo Alto Modell und Mailänder Schule
=> Ursprünglich 1. Generation, aber wurde in 2. Generation übernommen (z.B. Verschlimmerungsfragen, hypotetische Fragen)
- Es wird verordnet ein Verhalten aufrechtzuhalten oder zu verstärken (Musterunterbrechung)
- Verhalten verliert Wiederstandsfunktion d.h. Symptom verliert seinen Sinn
- Methoden die im scheinbaren Widerspruch zum Therapieziel stehen
Musterunterbrechung
- Spielerische Intervention
- Alternativen werden ausprobiert (Perspektiverweiterung)
- Intervention führt zu „schwebendem" oder uneindeutigem Gefühl in der Familie
=> Verstörungsgefühl (Irritation des Systems) erlaubt Veränderung
Jay Harley
180 Grad Wandel
Rosskuren (ordeals)
Paradoxe Interventiom
Beipiele
(zB. Formulieren sie bei einer leicht depressiven Patientin eine paradoxe Intervention und können sie erklären warum das einen positiven Effekt haben kann?)
- jeden Tag genauestens darauf achten, nichts Erfreuliches zu unternehmen;(Depression)
- Bei streitenden Geschwistern:
=> feste Streitzeiten (180 Grad Wandel)
- bei nächtlichem Einnässen, umbedingt weiter jede Nacht einnässen
- Nägelkauen
=> 1 Stunde Nägelkauen
- bei ständigem Zuspätkommen
=> für 3 Tage verbeugen sich alle Personen vor der Zuspätkommerin und sprechen sie mit „Eure Hoheit" an
Invariante Verschreibung
Therapeut „verschreibt" autoritär ein Verhalten als Hausaufgabe, dass genau so umgesetzt werden soll
paradoxe Intervention können eine invariante Verschreibung sein: 180 Wandel, Rosskuren/ordeals)
o wenn man die Eltern nach der 2. Sitzung bittet, zur nächsten Sitzung allein zu kommen und dann Reaktionen protokollieren lässt
Subsystemarbeit in der Familientherapie
strukturelle Familientherapie nach Minuchin
Grenzen
- Systeme bilden nur dann Ordnung, wenn sie abgegrenzt sind.
- Innerhalb der Familie und Abgrenzung der Familie als Ganzes gegenüber ihrer Umwelt.
Subsysteme
- Paarsystem, Eltern-Kind-System, Geschwistersystem
Grenzen zwischen diesen Subsystemen können zu klar/diffus, starr/flexibel, eng/weit sein
· „Unorganisierte Familien", Kinder „flippen" (externalisieren; Kind ist „ADHS-nah")=
> Elternsystem stärken! Eltern müssen mehr erziehen (z.B. klare Ansagen machen und Konsequenzen ziehen)
· „Anorektische Familien" (wenn z.B. ein Kind eine AN hat)=> Überorganisation und zu starre Grenzen aufweichen.
· zu starr = Ein Subsystem ist zu stark von den anderen abgekapselt
Zirkuläres Fragen
Mailänder Schule (Parazzolli et al.)
·Technik zur Perspektiverweiterung(neue Informationen aus einer anderen Sichtweise)
· Frage nach der vermuteten Perspektive einer dritten Person
Achtung: keine Fragen nach zirkulären Wirkzusammenhängen, nicht zu viele Banden
wecken Neugier im System und erhalten Aufmerksamkeit im längeren Interviewprozess aufrecht;
schaffen die Möglichkeit, die Sicht anderer auf die eigene Person genauer kennen zu lernen;
verstärken das Gefühl, an etwas Gemeinsamen zu arbeiten.
zirkuläres Fragen
Beispiel
1. Was denken Sie, wie Ihre Frau die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Vater einschätzt?
2. Was vermuten Sie als Mutter, über welche Entwicklungen Ihres Sohnes sich Ihr Mann am meisten freut, wenn er die letzten Berichte aus der Einrichtung/ Klinik hört?
3. Wenn ich Ihre Schwiegereltern jetzt fragen könnte, was sie sich für Ihre Ehe wünschen, was würden sie wohl sagen?
Ausnahmefrage
LOKT (de Shazer, Berg)
· Nach Ausnahmen fragen (Auch, wenn diese weit in der Vergangenheit liegen)
· Ressourcenorientierung
Wozu?Perspektive verändern, Hoffnung vermitteln, Stärken spiegeln.
· Fokus: z.B. Wann haben sie das Problem nicht(wenns keine Ausnahmen gibt Verschlimmerungsfrage)
Tracking des Zeitpunktes
wann/wo genau war das? Was haben Sie da gemacht, wie haben Sie sich gefühlt? Wie haben Sie es da geschafft, das Problem noch von sich fernzuhalten?
Welche anderen Personen waren beteiligt? Was haben diese gesagt/ gemacht/ bemerkt? Wie verlief die Kommunikation/ der Tag dann weiter?
"Gab es Phasen, wo Sie ihre Beschwerden nicht so wahrgenommen haben?""Was war da anders?"
"Gab es eine Zeit in der Sie nicht getrunken haben?""was haben Sie da anders gemacht?"
Auf einer Skala von 0 bis 10 – wo lag der letzte Tag bei Ihnen, der einen Hauch davon hatte? Woran würden Sie es merken, dass Sie einen Tag erleben, der nicht bei 0 liegt?
Wunderfrage
um konkretes Therapieziel herauszuarbeiten und um Klient dabei zu helfen, wann er weiß, wenn das Problem gelöst ist
Nachteil: nicht in der 1. Stunde, kann überfordern
nachstellen der Wunderfrage genaue Exploration
"Wenn das Problem durch ein Wunder über Nacht plötzlich verschwunden wäre...Welche Veränderung würden Sie am nächsten Morgen bemerken, die Ihnen anzeigen, daß ein Wunder geschehen ist?"
"Was würden Sie am Morgen als erstes anders machen? Als zweites?"
"Wer würde es als erstes erkennen und woran?"
"Was würden die Menschen um Sie herum danach anders machen?..
"Die Wunderfrage ist "eine höchst effiziente Methode..., um den Klienten bei der Definition ihrer Ziele zu helfen und sie damit in die Lage zu versetzen zu beschreiben, wie sie wissen, wann das Problem gelöst ist." (Zit. De Shazer, 1989, S. 24)
Lösungs- und Ressourcenorientiertes Fragen
LOKT
Lösungsfokussierung
· Ziel Hoffnung vermitteln und Angst/ Scham nehmen
· Finde heraus, was gut funktioniert u. tu mehr davon!
· Bisherige Lösungsversuche explizit würdigen (Ressource!)
"Woran erkennen Sie, dass Sie auf dem richtigen Weg sind?" "Wen könnten Sie um Hilfe bitten?"
Ressourcenorientierung
· Annahme: jeder hat Ressourcen
· Fähigkeiten finden, rückmelden und stärken (Ausnahmen!)
· Problem talk creates problems, solution talk creates solutions"
"Was möchten Sie in Ihrem Leben gern so bewahren, wie es ist?" "Was soll so bleiben, was soll Bestand haben?" "Was gefällt Ihnen an sich selbst?" "Worauf sind Sie stolz, was ist Ihnen gut gelungen?"
Skalierungs-, Prozent- und Klassifikationsfragen
Ziele:
- arbeiten Unterschiede in den Sichtweisen und Beziehungen besonders deutlich heraus;
- Differenzierung von Überzeugungen, Stimmungen, Meinungen;
- Dokumentation von Fortschritten;
- Veränderungen mit Hilfe von konkreten Zahlenwerten sichtbar und besprechbar machen;
- differenzierte Selbstbeobachtung anregen.
Skalierungsfrage
• Wer ist heute mit dem größten Optimismus hergekommen, wer ist am skeptischsten auf einer Skala von 0 bis 10? (auch: zirkulär!)
Prozentfrage
• Zu wieviel Prozent beschäftigen Sie momentan die Gedanken, von denen Sie mir berichtet haben?(Womit befassen sich die restlichen Prozent?)
Z.B. bei Zwangsgedanken
Klassifikationsfrage
• Rangfolge von Belastung: Wer ist von den 5 Familienmitglieder am meisten, zweitmeisten etc. belastet (Klassifikation)
Narrative Techniken (Reauthoring)
Narrative Therapie (Michael White, 1948-2008)
- Idee: Wir leben in Geschichten
- „Reauthoring": Suche nach neuen Geschichten, die man über sich selbst oder seine Familie erzählen kann
- Eine passive Geschichte (z.B. „Mir ist heute schon wieder etwas ganz schlimmes passiert...")
=> in eine aktive Geschichte umwandeln
Philosophen Michel Foucault
Kernaussage: Wir leben in gesellschaftlichen Geschichten, die Prägen unsere Vorstellung von Richtig und Falsch
Anwendung auf Psychologie: klientenIn verstricken sich selbst und andere oft in Geschichten
· Über den Konjunktiv implizite Bedeutungen und vielfältige Perspektiven schaffen.
· Polysemiotik: eine alltägliche, poetische und bildhafte Sprache verwenden.
Erfahrungen sollen in eine neue Geschichte eingebettet werden.
· „Ich" und „Du" anstelle von „man", „wir", „die" in der Geschichte verankern.
· Briefe schreiben an verschiedenen Stellen der Therapie
- Z.B. Einladungsbriefe, Entlassungsbriefe
- Briefe an sich selber oder T zu verfassen
- Weil man dadurch auch z.B. Exposition machen kann
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