1. Ordnung
Palo-Alto-Schule (Watzlawick)
· „Die Lösung ist das Problem"
· dysfunktionale „Lösungen" erzeugen/stabilisieren psychische Problematiken
· Durch Umdeuten, positive Konnotation oder paradoxe Interventionen versucht der Therapeut, eingefahrene Denk- oder Kommunikationsmuster zu verstören und neue zu entwickeln.
· Muster erkennen ist heute noch hilfreich!
Die 5 Kommunikationsaxiome der Palo-Alto-Schule
(1) Man kann nicht nicht kommunizieren
(2) Inhalts- vs. Beziehungsaspekte von Kommunikation
(3) Interpunktion in der Kommunikation
(4) verbale vs. nonverbale Kommunikation
(5) symmetrische vs. komplementäre Kommunikation
Double Binds: Komponenten
= uneindeutige Botschaften
A) Kontext-Voraussetzung: Existenzielle Bedeutung = Doppelbindungen sind nur im Kontext von sehr engen Bindungen gefährlich
B) Paradoxe Mitteilungsformen
bezieht sich auf den Inhalt von Double-Binds
- Zwei unvereinbare Signale: Person sagt z.B. man soll sie in Ruhe lassen aber 2 Sätze später, dass man sich um sie kümmern soll
- Uneinlösbare Handlungsaufforderung wie „sei spontan!" (Aufforderung)
C) zusätzliche Bedingungen an die Anschlusskommunikation
- Metakommunikation ist ausgeschlossen
- Unmöglichkeit, die Situation zu verlassen
- Generalisierung (Kommunikation bezieht sich auf die ganze Beziehung)
3 Folgen auf eine regelmäßige Doppelbindung
„Hebephrene", d.h. läppische Reaktionen
„Paranoide", d.h. panische Reaktion
„Katatone", d.h. erstarrende Reaktion
Etwa: fight, flight, or freeze.
„Kritik" Palo Alto Modell
· Das Palo-Alto-Modell war der erste wirklich systemische (d.h. rein kommunikationsbasierte, kybernetische) Therapieansatz der Geschichte
· aber recht theoretisch-philosophisch und überließ die „kreativen Interventionen" (z.B. Paradoxien, Symptomverordnungen) eher der Intuition der Therapeuten.
· Im Folgenden entstanden mehrere eigenständige Ansätze, die versuchten, ihr Vorgehen stärker zu strukturieren bzw. zu operationalisieren.
1. Ordnung: Strategische Familientherapie (Jay Haley)
- Grundannahme
- Durchführung
Grundannahmen
• Symptome sind unausgesprochene „Verträge", mit denen die Familie sich stabilisiert.
· Symptome werden als falsche Lösungen von normalen Problemen gesehen
Beispiele: o Kind agiert aus, um von den Eheproblemen der Eltern abzulenken
o Ehefrau versucht „depressiven" Ehemann beständig aufzuheitern, sodass dieser noch mehr zeigt, wie schlecht es ihm geht.
o Schulverweigerer schwänzt die Schule aus Sorge um die kranke Mutter.
Durchführung
- Therapeut entwickelt einen Plan, diese falschen Lösungen zu „durchkreuzen" und vergibt klar definierte Aufgaben an die Familie.
Paradoxe Intervention
1. 180-Grad-Wandel (z.B. feste Streitzeiten)
2. „Rosskuren" /ordeals (Aufgaben müssen bei Symptom auftritt absolviert werden z.B Putzen in der Nacht)
= Symptom verliert seinen Sinn
1. Ordnung: Mailänder Schule (Grundidee, Techniken, Besonderheiten)
· Hohe Erfolgsquoten bei jugendlicher Schizophrenie und Essstörungen.
· Erste Manualisierung der ST Grundidee
· Familiären Regelmechanismen: jede Familie hat für sich spezifische Systemregeln diese sollen produktiv „verstört" werden: „Paradoxon und Gegenparadoxon"
Techniken
1. Neutralität (gleiche Aufmerksamkeit für alle Familienmitglieder)
2. Positive Konnotationen (Symptome zur Stabilisierung positiv verstehen/hervorheben)
3. Zirkuläre Fragen
4. Hypothetisieren und Umdeuten
5. Paradoxe Intervention bzw. Invariante Verschreibung (Symptomverschreibung)
Besonderheiten
· Weniger Sitzungen
· Arbeit mit Co-Therapieten (Einwegscheibe)
· Schlussintervention: Symptom verordnen ohne Rückfragen an Familie
Rückkopplung
Ein von einer relativ stabilen Ausgangslage ausgehender abweichungsverstärkender Interaktionsverlauf zwischen zwei oder mehr Familienmitgliedern (wie z.B. bei einem eskalierenden Streit = positive Rückkopplung ) bzw. eine abweichungsdämpfende Abfolge von Interaktionen, die zu einer stabilen Lage zurückführt (= negative Rückkopplung, wie z.B. beim Trösten eines weinenden Kindes).
Homöostase
(= Fließgleichgewicht)
- Herstellung bzw. Aufrechterhaltung eines etablierten stabilen Gleichgewichtszustandes, der nicht statisch ist.
- Fließgleichgewicht oder dynamisches Gleichgewicht ist ein Gleichgewicht, für das beständig etwas getan wird oder geschieht.
Wandel 1. und 2. Ordnung
Quantitativ-strukturkonservierende Veränderung („mehr oder weniger desselben“ = 1. Ordnung) im Gegensatz zu qualitativ-strukturverändernden Wandlungsprozessen (z.B. von Regeln = 2. Ordnung).
Beispiele für Wandel 1. Ordnung:
Ein Paar geht statt einmal im Monat nun zwei mal im Monat zusammen aus.
Vater und Sohn streiten sich nur noch alle zwei Tage über Disziplinfragen statt täglich
Beispiele für Wandel 2. Ordnung:
Die Frau beginnt, Ausflüge auszusuchen und zuplanen, zuvor machte das nur der Mann.
Vater und Sohn beginnen zum ersten Mal gemeinsame Unternehmungen zu zweit.
1. Ordnung: Strukturelle Familientherapie - Salvador Minuchin (Idee, Zentral, Ziel, Techniken)
Idee:
· Familienprobleme sind Probleme mit Grenzen/ Strukturen
Zentral ist Subsystemfunktionalität:
· Das Paarsystem
· Eltern-Kind-System
· Geschwistersysteme (Sparringspartner = Konkurenten)
Grenzen zwischen Subsystemen können zu diffus (verstrickt, koalitionär) oder zu starr (rigide, losgelöst) sein.
zu starr = Ein Subsystem ist zu stark von den anderen abgekapselt
Was sind dabei die leitenden Ziele?
· „Herausfordeung des Symptoms" und der „Interaktionsstruktur" (Symptom als Lösungsversuch, stabilisiert)
· Mittels Übungen
· Ziel es ist, das Regelsystem („Muster") in der Familie zu erschüttern, um einen Wandel 2. Ordnung zu erreichen
Typische Techniken der Intervention
· Joining
· Umdeuten und Musterunterbrechung (z.B. Sitzordnung ändern)
· Neue Aufgabenverteilung verordnen
· Enactment (In-Szene-Setzen; „Üben") neuer Verhaltensweisen
Kritik an Minuchins Ansatz
Starre Festlegung auf Subsysteme und ihrer Aufgaben
Pro: Gut geeignet bei Familien mit Strukturproblemeno
Contra: ungeeignet bei dyadischen Beziehungen (alleinerziehende Eltern, Kinderlosen Paaren) Familienkrisen ohne Strukturprobleme
· Dirigierende/raue Haltung von Therapeut (P können abgeschreckt werden und u. Nebenwirkungen können auftreten)
Übergang von der 1. Generation zur 2. (Ca. 1985) - Kritik
Arbeitsweisen der 1. Generation wurden von neuen den neuen Systemikern in Frage gestellt
Kritik von Konstruktivisten
- alles ist ein Konstrukt (Krankheit/Gesundheit/Probleme)
Kritik von Linguisten
- alles ist ein "Sprachspiel", von wem?
Feministische Kritik
- Therapie ein männliches Machtspiel
- Starke Betonung stereotype Rollenbilder
- brutale Interventionsstategien „Ordeals"/"Rosskuren" etc
Therapeutenwandel
· Therapeut kein Experte (mit Wissen/Macht)
· Fokus auf Kooperation und Gestaltung
=> Kreative Dialoge
· Keine Nachfrageverbote/Einwegspiele mehr, stattdessen Reflecting Teams
· Bei Besprechungen vom Therapeutenteam dürfen alle Pat.'s dabei sein
Vergleich Kybernetik 1. Vs 2. Ordnung/ Generation
1. Ordnung/ Generation
Systemproblem ist objektiv durch den Beobachter (Therapeuten) feststellbar, von außen durch (trickreiche, strategische, paradoxe) Interventionen eines „Systemexperten" verstörend bzw. lösbar.
2. Ordnung/ Generation
Konstruktivismus: Therapeut ist nicht objektiver Beobachter eines objektiven Problems, sondern lässt sich in der Therapie auf einen gemeinsamen „Beobachtungs-" und „Kommunikationstanz" mit der Familien ein:
o Lösung = produktiv-freundliche Irritation des Systems, welches dann selbst bestimmt, wo es wann worauf hinauswill.
Interventionen aus der 1. die in der 2. Generation angewendet werden
o Paradoxe Interventionen
o Invariante Verschreibungen
o Hausaufgaben, die das System herausfordern
o Arbeiten mit Sitzordnungen, Familienskulpturen, Hierarchien, Subsysteme, Enactments
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