verschiedene Ethikschulen
Zentrale ethische Prinzipien
4-Prinzipien-Ansatz
Achtung der Selbstbestimmung
Prinzip der Nichtschädigung
Prinzip der Fürsorge
Prinzip der Gerechtigkeit und Gleichheit
->Eigene Gewichtung der Prinzipien in jeder Problemkonstellation
Achtung der Selbstbestimmung in Psychotherapie
Recht, Therapieangebot nicht anzunehmen bzw. abzubrechen
informed consent
Keine Instrumentalisierung
sexuell, emotional (aufgrund von Behandlungsdefiziten) und finanziell
Bei Kindern &Jugendlichen: Schutz der Intimität durch Nichtweiterreichen von vertrauenswürdigendem Material an Eltern/Institutionen
Gefahr, soziales des Pat. zu schädigen
Behandlungsfehler von Kollegen & Kolleginnen melden
Wohl fördern, Leid vermeiden
Information
Verschaffung eines Überblicks über relevante Therapieangebote
Beachtung eigener Schwerpunkte & Grenzen
Persönliche Passung von Werten
Setting-Gestaltung
Frequenz, Dauer und Tiefe entsprechend den Bedürfnissen des Pat.
Vermeidung von Selbstüberforderung
Berücksichtigung fachlicher &persönlicher Unzulänglichkeiten
Prinzip der Gerechtigkeit & Gleichheit
Faire Verteilung
„Schwierige" Patienten
Schwerwiegendere Störungen, schlechter versichert, zeitlich unflexiblere oder unangenehmere Pat. trotzdem aufnehmen
Unter Berücksichtigung der eigenen Grenzen der Zumutbarkeit (im besten Fall gerechte Aufteilung unter Kollegen &Kolleginnen)
Verhaltenstherapeutische Perspektive
Wertevorstellungen für die Verhaltenstherapie:
Selbstregulation und Autonomie des Patienten
Aktive Rolle des Menschen bei eigener Lebensgestaltung
Maximierung persönlicher Freiheit
Implizites Menschenbild → eigene Annahmen & anthropologische Prämissen der therapeutischen Richtung müssen reflektiert und transparent gemacht werden
Kriterien wissenschaftlichen Arbeitens: systematische Evaluation, Angaben zu Nebeneffekten und Kosten-Nutzen-Relationen
Vorwurf VT sei manipulativ und verstoße gegen menschliche Würde
Ethische Fragen in der VT betreffen vor allem:
Bestimmung von Zielen
Auswahl der Methoden
Interessenkonflikt des forschenden Therapeuten
Verschwiegenheitspflicht
Informed Consent → große Heterogenität
Informed Consent: Inhalte
Zu erwartende Veränderungen des Denkens, Fühlens und Handelns als typische
Effekte der Methode
der Methode zugrundeliegende ideologischen Grundannahmen
Zu berücksichtigende Besonderheiten der Persönlichkeit des Patienten
Zu erwartende typische Auswirkungen auf das soziale Umfeld
Zu beachtende Empfindungen/Reaktionen in Beziehung zum Therapeuten, um mögliche schädigende Vorgänge frühzeitig zu erkennen
Informed Consent: was muss beachtet werden?
Anpassung des Aufklärungsprozesses an individuelle Gegebenheiten
Einbezug der Angehörigen an Aufklärungsprozessen
Erarbeitung eines Störungs- und Behandlungsmodells
Muss auf wahrheitsgemäßen Aussagen und Vertrauen basieren !
Machtgefälle zwischen Therapeut und Patient Abhängigkeit des Patienten von Zustimmung des Therapeuten
Informed Consent bei Kindern und Jugendlichen
Altersgemäße Erläuterung des Vorgehens → Aufklärung: kindlicher „Assent“ → keine rechtliche Einwilligung, sondern Akzeptanz
Häufiges ethisches Dilemma: wessen Anliegen – Kind oder Eltern – soll primär behandelt werden?
Kenntnis der Rechte von Kindern und Jugendlichen
Durchführung gemeinsamer Therapiesitzungen zur Formulierung von Therapiezielen
Aufklärung über eingeschränkte Vertraulichkeit gegenüber der Eltern
Typische ethische Probleme bei Kindern und Jugendlichen
Verweigerung der Behandlung durch das Kind, Behandlung gegen den Willen
Unsicherheiten des Therapeuten bezüglich Schweige- und Meldepflicht
Konsequenzen therapeutischen Handelns werden deutlicher in ethischer Problemwahrnehmung thematisiert als prinzipielle Fragen wie Aufklärung und Einwilligung
Leitlinien zur Einhaltung ethischer Kriterien
Können Kriterien und Beurteilungen angeben, die Verständigung und Orientierung des
Patienten erleichtern
Möglichkeit des Vergleichs verschiedener Behandlungsangebote, aktive Beteiligung an
Entscheidungsprozess
Ressourcenknappheit: bestbewährte Therapiemethode, Verringerung von Behandlungsrisiken
Können Therapeuten unterstützen: Nachweis, dass sie nach bestem Wissen und Gewissen vorgegangen sind
Kritik an Leitlinien
„Fesseln“ → Einschränkungen in der klinischen Handlungsfreiheit, schwierige
Anwendung in der Praxis, Behinderung von Forschung und Innovation
Zu starke Ökonomisierung: Therapieverfahren, deren Wirksamkeit nicht schnell genug nachgewiesen werden können, werden vorschnell vom Markt genommen
Beruhen derzeit meist auf Expertenkonsens, anstatt empirischen Grundlagen
Sind in der Psychotherapie bisher rechtlich nicht verbindlich
Verteilung von Ressourcen
Problematische Engpässe bei Versorgung der Bevölkerung mit präventiven, therapeutischen und rehabilitativen Maßnahmen
Qualitätsmangel in Folge von Zeitdruck
Tendenz, ältere Menschen zu benachteiligen, weniger adäquate Behandlung zukommen zu lassen
Kulturelle Differenzen & interkulturelle Kompetenzen
Zentrale Grundsätze in der Psychotherapie
Gleichberechtigung & Toleranz Andersdenkender gegenüber
Missachtung von Pat. oder Angehörigen muss nicht toleriert werden (Bsp. Sexismus, Rassismus, weitere Formen der Diskriminierung)
−Interkulturelle Kompetenzen
Kenntnisse über kulturelle Differenzen
Effektiv damit umgehen
Kulturelle Differenzen & interkulturelle Kompetenzen:
3 Kompetenzen nach Sue und Sue (2007)
Bewusstsein eigener Werte, Überzeugungen, Neigungen, Vorurteile & Annahmen
Bereitschaft Weltsicht des Pat. ohne negative Vorurteile verstehen zu wollen
therapeutische Interventionen anwenden, die für anderen kulturellen Hintergrund angemessen &wirksam sind
Intimität und nichtsexuelle Berührungen
Wichtigkeit einer tragfähigen Therapiebeziehung
Offenbarung und Thematisierung privater und teils intimer Informationen des Patienten
Auch Psychotherapeut offenbart immer wieder gewisse Aspekte über sich selbst
Gegenseitige Vertrauensbildung
Ethische Dimension: moralisch relevante Grenze in der Beziehung festlegen! ➢
Schwierigkeit: fließende Übergänge
Sollten körperliche Berührung ohne sexuelle Intention in der Therapie erlaubt sein?
nein:
Interferenzen mit psychotherapeutischem Prozess
Erhöhtes Risiko für das Hervorrufen von sexuellen Gefühlen und Gedanken bei Patienten/Therapeuten
Verwischung der Grenzen professioneller und persönlicher Beziehungen
ja:
Berührungen können wichtig sein, um Patient in einen psychotherapeutischen Veränderungsprozess zu bringen
Beruhigende/tröstende Wirkung
Berührungen sind essenziell für Entwicklungsprozesse
Definition sexuelle Berührung
und Dammbruch-Argument
Definiton sexuelle Berührung „Körperliche Berührungen, die primär mit der Intention ausgeführt werden, die eignen Erregung zu steigern oder eigene sexuelle Bedürfnisse zu befriedigen“. (Holroyd und Brodsky,1977)
Dammbruch-Argument: Warnung vor einer Handlung, weil diese Handlung die Wahrscheinlichkeit weiterer potenziell moralisch falscher Handlungen erhöhen könnte
Nichtsexuelle körperliche Berührungen → „erster Schritt zu sexuellem Kontakt“
Therapeut benötigt hohes Maß an Ehrlichkeit gegenüber sich selbst, hohes Maß an Reflexionsfähigkeit und Wissen über eigene Tendenzen, Stärken und Schwächen
Wann sind Berührungen aus ethischer Sicht angemessen?
Wenn sich der Psychotherapeut bewusst aufgrund eines klaren, nachvollziehbaren, psychotherapeutischen Rationals und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse eines spezifischen Patienten in einer spezifischen Situation dafür entscheidet
Berücksichtigung kontextueller Aspekte
Schulungen im Umgang mit Berührungen durch Fortbildungen, Thematisierung in Supervisionen
Unter diesen Bedingungen können nichtsexuelle körperliche Berührungen in der Psychotherapie eine positive Wirkung haben
Positive Interpretation von körperlichen Berührungen
Kontrolle des Patienten über Beginn und Dauer der Berührung
Überzeugung des Patienten, dass Berührung zu seinem Vorteil ist
Kongruenz zwischen gefühlter Nähe in Therapiebeziehung und Anwendung von Berührungen
Besprechung des Zwecks
Erlaubnis
Verzicht auf nichtsexuelle Berührungen, wenn:
... der Therapeut eine Entwicklung in sexuelle Richtung absehen kann
... die Berührungen nicht den Bedürfnissen eines Patienten in einer Situation entsprechen
... der Therapeut kein klares therapeutisches Rationale hat
... der Patient Probleme bei Impulskontrolle hat
... in derselben Sitzung sexuelle Themen besprochen wurden
... wenn sich der Therapeut dabei unwohl fühlt
... wenn diese eindeutig kontraindiziert sind
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