Grundsätzliches
450 Millionen Menschen weltweit haben einen Hörverlust („global burden disease“)
Zunehmende Zahlen im Erwachsenenalter
1 bis 2 Kinder/ 1000 haben bei der Geburt eine bleibende Hörschädigung
Entwicklungsländer (bis zu 9/1000 Kinder)
Unterscheidung nach Lokalisation der Hörschädigung: Einfluss auf Hörempfinden
Unterscheidung temporär/ persistierend/ progredient (Otitis media)
Kontinuum von Hörend zu Taub/ Gehörlos (Hörbeeinträchtigt, Hörbehinderung)
Unterscheidung zwischen peripheren und zentralen Hörstörungen
peripher: Hörschädigung (Schallleitungsstörungen (konduktiv), Schallempfindungsstörungen (sensorineural)
zentral: Hörstörung (AVWS)
Erscheinungsformen Peripher (= Hörstörung)
= Aufnahme und Weiterleitung von Schallereignissen
Schallleitungsstörung (SLS) (konduktive Schwerhörigkeit):
• (Ohschmuschel, Gehörgang, Trommelfell, Mittelohr) -> (Schallleitung)
• Verlust der Quantität; leiser, da die „Leitung blockiert ist“
• U.a. verstopfter äußerer Gehörgang, eingeschränkte Schwingfähigkeit des Trommelfells, Fehlbildungen
Schallempfindungsstörung (SES) (sensorineurale Schwerhörigkeit):
• Innenohr (cochlea) -> Schallumwandlung
• Verlust der Quantität und Qualität: leiser wegen ggf. defektem
Verstärker, schlechter wegen eingeschränkter differenzierter Analyse des eingehenden Frequenzspektrums
• Oftmals defekte äußere und/oder innere HSZ (u.a. Durch Hörsturz, Lärm, Krankheit, Gene, ototoxische Substanzen,
„Altersschwerhörigkeit“ durch Verschleiß
Neurale Schwerhörigkeit:
• Primärer Hörnerv (primäre Neuronen) -> Neurale Weiterleitung
• Verlust v.a. der Qualität, gestörte Weiterleitung in zentrale Bereiche
• Defekte im Bereich zw. Cochlea und Hörnerv (auditorische
Synaptopathie/Neuropathie (AS/AN)
Zentral (= Hörschädigungen)
Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS)
• Verlust der Qualität: gestörte Wahrnehmung und Verarbeitung auf
zentraler Ebene
• Geschädigte Bereiche: Speicherung, Verarbeitung, Identifikation,
Interpretation (Hörnerv, neurale Vorverarbeitung, Hirnrinde
(auditorischer Kortex), auditive Wahrehmung und komplexe
Verarbeitung
• Peripheres Hören ist bei isolierter AVWS in Ordnung
• Symptome:
- auffällig schlechtes Hören bei Störschall
- Hyperakusis (= empfindlich für laute Geräusche)
- scheinbare Unaufmerksamkeit bei verbaler Ansprache
- Desinteresse bei Aufgaben, die mit Zuhören assoziiert sind
- verbale Aufträge werden nicht aufgenommen/schnell vergessen
- Leistungsverlust im Laufe des Tages wegen Höranstrengung
- Schwierigkeiten im Bereich phonologischer Bewusstheit (z. B.
Laute aus Wörter heraushören
—> Lese-Rechtschreib-Erwerb erschwert
Prinzipien eines guten Unterrichts im FSP Hören
• Kommunikation sichern (zum Schüler zugewandt sprechen)
• Lehrersprache optimieren (Übertragungsanlagen, wiederholen
lassen)
• Veranschaulichen (Hausaufgaben und Termine haben einen festen
Platz)
• Visualisieren (wichtige Infos visualisieren
• Strukturieren
• Differenzieren
• Wissensrahmen herstellen
• hörfreundliche Sitzordnung (U-Form)
• Hörgeräte und CI einsetzen
• Teppichböden/ Stühle mit Filz für weniger Lärm
• Paneele/Vorhänge um Störgeräusche zu dämpfen
• Ein Fenster im Rücken erleichtert den SuS das Absehen
Lehrersprache
• gezielte Akzentuierung: Wichtigkeit bestimmter Wörter, Satzteile, Sätze wird besonders hervorgehoben
• Klarheit und Deutlichkeit
• Variationsreichtum (laut/leise, hoch/tief, langsam/schnell, betont/ unbetont)
• Gezielter Einsatz von Pausen: Zeit zum Nachdenken geben,
Phrasengrenzen markieren und dadurch wichtige Wörter und Zielstrukturen markieren
• Antlitzgerichtetheit, Blickkontakt halten: Sicherung der
Aufmerksamkeit, Signalisierung aktiven Zuhörens
• Gesprächsregeln für die gesamte Klasse, um
Umgebungsgeräusche zu minimieren
• Medellierungstechniken: Lehrer-Echo („Lisa, kannst du es bitte noch einmal wiederholen“)
Unterstützungsmöglichkeiten
Sächliche Ressourcen
• technische Hilfsmittel (Hörsystemversorgung, Übertragunganlagen,
Zusatzmikrofone)
• Räumliche Ausstattung: Bauliche Gegebenheiten (Distanz, Raumgröße,
Störschall, Nachhall) und Pädagogisches Schallmangagement
Personelle Ressourcen
• Beratung
• Fachliche Begleitung
Nachteilsausgleich
• Aufgabenpräsentation (schriftlich statt mündlich, Einzel- statt
Gruppenprüfung, Grafiken, mündlich statt schriftlich)
• Prüfungsdurchführung (1/3, Gebärdensprach-/Schriftdolmetscher (nur zur Übersetzung, mündlich statt schriftlich, Duden, Lexikon,…)
• Prüfungsbewertung Sprachliche Fehler werden anders gewertet,
Hausarbeiten statt Diktat, Aussprache in Fremdsprache berücksichtigt)
-> Anforderungen bleiben gleich, es darf kein Vorteil entstehen
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