Maximilian, regierender Graf v. Moor
Ein alter, schwächlicher Mann, der seinen abwesenden Sohn Karl über alles liebt und seinen ehrgeizigen Sohn Franz gewähren lässt.
Karl v. Moor:
Erstgeborener Sohn, ein gutaussehender Heißsporn(hitzig und temperamentvoll), der als Student mit Gleichgesinnten ein ausschweifendes (maßlos )Leben führt und schließlich Räuberhauptmann wird. Man sieht in ihm den typischen Vertreter des Sturm und Drang.
Franz v. Moor:
Zweiter Sohn, hässlich, vernunftbetont, berechnend. Er kämpft mit allen Mitteln darum, Alleinerbe zu werden. Man sieht in ihm einen Vertreter der Aufklärung und des rationalistischen Materialismus.
Amalia von Edelreich:
Sie lebt seit früher Kindheit im Hause ihres Onkels, Maximilian v. Moor, war Karls Jugendliebe und ist ihm in Treue verbunden.
Grimm, Razmann, Schufterle, Schwarz:
Wie ihre Namen verraten: Skrupellose (skrupellos handeln, auf den eigenen Vorteil bedacht sein) Mitglieder der Bande.
Spiegelberg:
Ein machtbesessener Rebell, ein feiges(hinterhältig und böse) Großmaul(Angeber), das Karl um seine
Position als Hauptmann beneidet.
Kosinsky:
Ein böhmischer Edelmann, von seinem Fürsten hintergangen, sucht bei Karl Unterstützung.
Herman, Bastard von einem Edelmann:
Ist zunächst Franz willfährig (Unterwürfigkeit, auch Nachgiebigkeit und Schwäche), distanziert sich dann von dessen
Machenschaften.
Daniel, Hausknecht das Creton v Moor:
Eine ehrliche Haut, versucht, sich Franz zu widersetzen
Das Bewerungsbogen der Klausur
1
benennt in einer Einleitung die Publikationsdaten und die Thematik des Dramas. 3P
2
beschreibt die Vorgeschichte im Hinblick auf den ausgewählten Textauszu• „Handlungszusammenhang." 3P
4
benennt den thematischen Schwerpunkt des Auszuges. 1
5
stellt den Aufbau des Textauszuges dar. 2
6
untersucht die Figurenkonzeption. 6P
7
untersucht die Figurenkonstellation und die Konfliktstrukturen. 6P
8
arbeitet dramaturgische Gestaltungsmittel heraus 4P
9
und erläutert deren Funktion. 4P
10
beschreibt sprachliche Gestaltungsmittel 2P
11
und erläutert deren Funktion. 2P
14
bewertet den Textauszug.
(Alternative: 2. Aufgabe mit Bezug zur Textstelle; kritische Reflexion) 13P
15
Mögliche Sonderpunkte (bis zu 4 Punkte)
Summe Verstehensleistung
bl Darstellun sleistun
Die Schülerin / der Schüler
strukturiert ihren seinen Text schlüssig und gedanklich klar (u. a. Einleitung, gegliederter Hauptteil, Schluss). 5P
formuliert den Text syntaktisch sicher und variabel, hinreichend komplex und in der Tempuswahl stimmig; sie/er kennzeichnet übernommene Aussagen durch den Gebrauch des Konjunktivs. 5P
3
stellt die Sachverhalte präzise und differenziert dar. 2P
benennt Sachverhalte fachsprachlich richtig und begrifflich differenziert. 5P
setzt Teilleistungen sinnvoll zueinander in Beziehung 5P
benennt und erläutert Sachverhalte durch funktionsgerechtes und korrektes Zitieren. 2P
Summe Darstellungsleistung
Inhalt
Maximilian v. Moor ist Vater zweier Söhne. Karl, der ältere, Liebling des Vaters, von gewinnendem Äußeren und freundlichem Wesen, verbündet sich während seines Studiums mit einer Gruppe junger Leute, die gegen enge Bürgerlichkeit aufbegehrt und ein exzessives Leben führt. Er gerät in Schulden und wendet sich mit einem Brief, in dem er um Verzeihung bittet und gelobt, fortan ein ehrbares Leben zu führen, an seinen Vater.
Franz, der jüngere Sohn, vom Vater schon als Kind vernachlässigt, ist hässlich und mürrisch, ein nüchterner, berechnender Denker. Kraft übler Intrigen versucht er, sich Ansehen und Macht zu verschaffen und damit die Ungerechtigkeit der Natur auszugleichen. Er unterschlägt Karls Brief und präsentiert dem kränklichen Vater stattdessen einen gefälschten, in dem ein angeblicher Gewährsmann von ehrenrührigen Untaten Karls berichtet. Maximilian
v. Moor schenkt Franz voreilig Glauben, enterbt Karl, überlässt es aber Franz, an Karl in diesem Sinne zu schreiben.
Franz erprobt sein intrigantes Verhalten auch Amalia gegenüber, der Jugendliebe Karls, denn er möchte sie für sich gewinnen. Aber Amalia, Inbegriff des Edelmuts, durchschaut Franz und hält Karl die Treue.
Karl verzweifelt wegen der Verstoßung durch seinen Vater an der gerechten Weltordnung, lässt sich zum Räuberhauptmann wählen, versucht, Reiche und Korrupte zu schädigen und Armen zu helfen, aber er kann nicht verhindern, dass durch räuberische Übergriffe auch Unschuldige ins Unglück gerissen werden und dass seine Banditen Freude an Grausamkeiten haben. Obwohl er großen Zulauf hat und sich wie ein militärischer Stratege als Hauptmann seiner Bande bewährt, sich sogar durch Schwüre für immer an sie bindet, leidet er unter seiner Position und beschließt aus einer sentimentalen Regung heraus, seinen Vater und
Amalia aufzusuchen.
Franz besticht Herman, sich als Boten zu verkleiden und die Nachricht vom Tode Karls zu überbringen; sie bedingt den Zusammenbruch Maximilians. Franz lässt seinen als tot geltenden Vater zum Schein beerdigen und in ein verborgenes Verlies werfen. Er selbst tritt die Herrschaft an. Nur Amalia wagt es, sich zu widersetzen.
Karl, im Schloss derer v. Moor angekommen, gibt sich als Graf von Brand aus. Im Unterschied zu Amalia, die ihn nicht erkennt, aber eine tiefe Neigung verspürt, ahnt Franz alsbald, wen er vor sich hat, und beschließt, Karl mit Daniels Hilfe zu töten. Dieser Plan misslingt. Als die Räuber das Schloss stürmen und in Brand setzen, erdrosselt sich Franz, von Angst und Gewissensbissen gebeutelt, selbst.
Durch Daniel, der Karl wiedererkennt, erfährt dieser von den Intrigen seines Bruders und entdeckt den fast verhungerten Vater im Verlies. Ihm und der von den Räubern vorgeführten Amalia gesteht er, dass er Räuberhauptmann und an seine Bande für immer gebunden ist.
Das Geständnis führt zum Tod des Vaters. In dieser aussichtslosen Situation tötet Karl Amalia auf deren Verlangen hin und stellt sich der Justiz.
benennt in einer Einleitung die Publikationsdaten und die Thematik des Dramas
benennt einleitend die Publikationsdaten (Autor, Titel, Entstehungszeit) und die Thematik des Dramas, wie etwa:
Konflikt zwischen Verstand und Gefühl sowie das Verhältnis von Gesetz und Freiheit
(Aufbegehren der Jugend gegen die wellliche und kirchliche Ordnungsmacht, Streben hach Glück und Freiheit)
ordnet den Szenenauszug in den Handlungszusammenhang des Dramas ein, z. B.:
Vorgeschichte
Thematik
Vorgeschichte (3 Punkle):
Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Brüder Karl und Franz Moor, und deren Rivalität. Der hässliche Franz ist der zweitgeborene Sohn und hat sich zeitlebens ungeliebt gefühlt, im Gegensatz zu seinem Bruder Karl, der in Leipzig seiner Studium nachgehl. Franz versucht durch Intrigen und Lügen seinen Bruder zu hintergehen, um an das Erbe des Vaters, des Grafen Maximilian von Moor, zu gelangen.
Franz fälscht einen Brief an den Vater, in welchem von den angeblichen Verbrechen Karls berichtet wird. Der Vater enterbt Karl daraufhin und lässt Franz eine Antwort verfassen, die entgegen den Wünschen des Vaters sehr hart ausfällt. Karl ist nach der Antwort seines Vaters so verzweifelt, dass er eine Räuberbande gründet und ihr Anführer wird.
Im Schloss der Familie Moor wirbt Franz um die Gunst von Karls Geliebter Amalia und versucht, auch diese von den angeblich schlechten Absichten seines Bruders zu überzeugen. Sie misstraut ihm jedoch und weist ihn ab.
Thematik der vorliegenden Szene (1 Punkt):
Instrumentalisierung des ehemaligen Soldaten Hermann für die Intrige von Franz Moor gegen seinen Bruder und Vater
stellt Inhalt und Aufbau des Textauszuges dar, z. B.:
Franz Moor trifft den ehemaligen Soldaten Hermann. erklärt ihm. dass er Rache am alten Moor für erduldete Demütigungen nehmen könne (vgl. Z. 1-34), und verspricht ihm Amalia als Belohnung (vgl. Z. 35-56).
Hermann willigt enfschlossen und voller Zorn in den Plan ein, dass er sich als Kamerad Karls ausgeben und dem alten Moor die Nachricht vom angeblichen Tod Karls überbringen soll (vgl. Z. 57-76).
Nachdem Hermann gegangen ist. offenbart Franz seine wahre Absicht. Amalia für sich alleine zu beanspruchen und Hermann somit nur für seine Zwecke auszunutzen (val. Z. 77-791.
untersucht die Figurenkonzeption:
Franz Moor, z. B.:
Er offenbart sich durch seine intrigen und Lügen als boshafter und manipulativer Charakter. indem er seine Mitmenschen (hier Hermann) als Werkzeuge für seine Pläne einzusetzen versucht.
Sein hässliches äußeres Erscheinungsbild und die infolgedessen erlittener Demütigungen kompensiert er mit krimineller Energie und skrupelloser Machistreben.
Als Nihilist verachtet er Traditionen und bestehende Auffassungen von Moral.
Hermann. z. B.:
Er ist der uneheliche Sohn eines Edelmannes und ein ehemaliger Soldat.
Seine Lebensumstände scheinen schwierig, denn er spekuliert auf eine Belohnung. Wegen seiner unehelichen Herkunft sowie der erduldeten Beleidigungen und Zurückweisungen fühlt er sich minderwertig.
Als leicht manipulierbarer Charakter lässt er sich von Franz Moor instrumentalisieren und unterstützt ihn damit bei dessen Intrige.
untersucht die Figurenkonstellationen und die Konfliktstrukturen:
Franz Moor gegenüber Hermann. z. B:
Er tritt gegenüber Hermann zuvarkommend auf und schmeichelt ihm (vgl. Z. 9). zudem stellt er ihm eine Belohnung in Aussicht (vol. Z. 8-11).
Als Meister der psychologischen Manipulation instrumentalisiert er Hermann, indem er ihn an seine unerwiderte Liebe zu Amalia (val 7 11-161 und die (angeblichen) Schmähungen durch Karl Moor (vgl. Z. 16-23) erinnert.
Er provoziert Hermann mit dem Verweis auf die scheinbare Aussichtslosigkeit
seines Wunsches (vgl. Z. 25-27)
Berechnend steigert er Hermanns Wut und Hass, indern er mögliche demütigende Zukunftsszenarion bildlich ausmalt Karl als Alleinerbe. Hochzeit Karls mi Amalia (vgl. Z. 38-52).
Er vergewissert sich provokativ der Hille Hermanns (vgl. Z. 53) und präsentiert sich durch das Streicheln von dessen Wange als Beschützer (vgl. Z. 68). Schließlich weiht er ihn in seinen Plan ein (vol. Z. 58-74).
Hermann gegenüber Franz Moor, z. B.:
Er tritt gegenüber Franz Moor unterwürfig und willfährig auf (vgl. Z. 3]. Seine emotionalen Ausbrüche zeigen Abhangigkeit, Passivitat und Hiflosigkeit in Bezug auf Franz Moors Äußerungen (vgl. Z. 13).
Seine Naivität und Einfalt werden erkennbar, als er sich von Franz die .Backen (Z. 69) streicheln und schmeicheln lässt.
Im Verlauf des Dialogs steigert sich seine Wut und mündet in einer freudigen und entschlossonen Zusage zur Hilfe bei der Intrige (vgl. Z. 15-70).
beschreibt dramaturgische Gestaltungsmittel, z. B.:
knappe Regieanweisungen, die Hinweise auf die Emotionen der Figuren geben (vgl. Z. 21. Z. 51. Z. 68. Z. 75)
Dialogstrukturen. Gedankenstriche und Unterbrechungen (vgl. Z. 50).
hervorhebender Sperrdruck einzelner Werter (vgl. Z. 34, Z. 53)
Vertelung der Redeantole m' einem deutl ch großeron Redenntes von Franz
Erläutert deren Funktionen. z. B.
Die Regieanweisungen dienen einerseits der Fokussierung auf die immer stärker werdende Aggression (vgl. Z. 21. 51), die Entschlossenheit und schlussendiche Vorfreude Hermanns (vol. Z. 75): andererseits werden Franz' List und seine rational-analysch Herangchensweise durch sein Bestreben nach korperlicher Nahe und Vertrautheit (vgl. Z. 68) akzentuert
Die Gedankenstriche, Unterbrechungen und der Sperrdruck zeigen die Dynamik des Dialogs, sawohl die Wut auf Seiten Hermanns (vgl. Z. 34), die sich auf Vater und Sohn Karl gleichermaßen erstreckl, als auch die Manipulation durch Franz, der ihn provoziert (vgl. Z. 53).
Die ungleiche Verteilung der Redeanteilo hebt die dominante Rolle von Franz Moor hervor und zeigt deutlich, dass dieser das Gespräch lenkt und auf jede Auserung Hermanns vorbereitet scheint und damit sein Stratege der Manipulation erfolgreich umsetzt.
beschreibt sprachliche Gestaltungsmittel, z. B.:
Umgangssprache (z. B. weggefischt, Z. 14; „Sie gab dir einen Korb.", Z 16), zum Teil mit Kraftausdrücken und Ausrufen (z. B. Wetter Element!'. Z. 13; „Blitz, Donner und Hagel, seid still, Z. 21: Alle Teufel!. Z. 24: Plur. Z. 30; Hagel und Wetter!. Z. 32; _Ich will ihn am Kruzifix erwürgen!*, Z. 48: _Hohol, Z. 63)
unterschiedliche Anredetermen und-pronomen (z. B. .gnädiger Junker. Z. 3; Hermann [...] du', Z. 4; _Ihr (...] Euer', Z. 6: „der neue Herr', Z. 67)
Klimax in Form von Fragen (Was? du wirst bose? was kannst du böse auf ihn sein? Was kannst du ihm Böses tun?'. Z. 25-26) und Parallelismus (.Das muss ich. trutz dem Teufel! das muss ich!". Z. 36)
Anspielungen (z. B. man raune sich einander ins Ohr. du seist zwischen dem Rindfleisch und Meerrettich gemacht worden. Z. 18-19). Ironie und Zynismus
(z. B. Wie schlau du bistl*, Z. 68: „Die Ernte ist dein, lieber Hermann!*, Z. 77)
Metaphern (z. B. aber mein Vater hat das Mark eines Löwen", Z. 4-5; wie er dich aus diesem unedlen Staub, der sich so wenig mit deinem Geist und Adel verträgt, ans Licht emporheben wolltet. Z. 8-9: Was kann so eine Ratze gegen eirien Löwen?, Z. 26; Wenn der Ochse den Kornwagen in die Scheune gezogen hat so muss er mit dem Heu vorlieb nehmen.", Z. 77-78)
erläutert deren Funktionen, z. B.:
Die Umgangssprache mit ihren Kraftausdrücken zeigt zum einen Hermanns Emotionalität, zum anderen stellt Franz mit Umgangssprache und Ausrufen eine gowisse Nähe und Vertraulichkeit her.
Das Machtverhältnis zwischen beiden Dialogpartner wird durch die unterschiedliche Anrede deutlich: Herinann zeigt sich unterwürfig und lässt sich vor scanz aor duzen
Die Klimax in Franz' Fragetechnik zeichnet die stufenweise Stationen bis hin zu Hermanns Einwilligung in die Intrige nach, der Parallelismus verstärkt den Eindruck von Hermanns Entschlossenheit und Wut.
Franz Anspielungen auf Hermanns Herkunft, seine Ironie und sein Zynismus zeigen Franz' Gefühl der Uberlegenheit gegenüber Hermann und legen seine wirklichen Absichten offen.
Die Melaphern dienen als bildliche Darstellung der Verführung und Manipulation Hermanns und zeigen Franz Freude über die gelungene Instrumentalisierung.
bewertet den Textauszug, z. B. mit Bezug auf:
die Handlungsweisen und Wertorientierungen der Figuren mit Blick auf ihre gesellschaflliche Stellung, beispielsweise die Stellung Hermanns als Bastard und das Auftreten von Franz als möglicher Erbe und zukünftiger Herrscher
die dramaturgischen und sprachlichen Gestaltungsmittel sowie das Kommunikationsverhalten der Figuren, beispielsweise die Verwendung der Umgangssprache und der Gedankenstriche zur temporeichen und lebendigen Gestaltung des Dialogs
die Textintentionen mit Blick auf Herrschafts- und Familienstrukturen, familiäre und berufliche Verantwortung und den Umgang mit Eifersucht, Zurückweisung, Aggression und erfahrenen Ungerechtigkeiten
die Aktualität der Themalik hinsichtlich der Wertekultur unserer Gesellschaft, insbesondere mit Blick auf Hetze und Manipulation in der globalen Medienlandschaft.
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