Canadian-CT-Head-Rule
—> Indikationsstellung CT-Bildgebung nach Trauma wenn:
2 h nach Trauma GCS < 15
mehrmaliges Erbrechen
Verdacht auf offene Fraktur oder SHT (Monokelhämatom, Rhinoliquorrhö, Hämatotympanon)
Alter > 65
Klassische Anamnese Epiduralhämatom
Epiduralhämatom = arterielle Blutung aus Ästen der meningealen Arterien
Klassische Anamnese und Klinik:
Trauma mit Bewusstseinsverlust
symptomfreies Intervall nach dem Wiedererwachen
nach 3-6h epidurale Einblutung mit Bewusstseinseintrübung, Hemiparese oder Hirndruck-Zeichen (Kopfschmerzen, Anisokorie, Erbrechen)
Epiduralhämatom: Indikation zur operativen Entlastung
GCS < 9 und Anisokorie (als Notfall)
Volumen > 30 cm3 unabhängig von der Vigilanz
Chronisches Subduralhämatom
mittleres Intervall zwischen Trauma und klinischer Manifestation: ca. 50 Tage
Klinik:
Kopfschmerzen
psychische Veränderungen (v.a. psychomotorische Verlangsamung)
Pupillomotorik-Störungen
epileptische Anfälle
Hemisymptomatiken (sensorisch oder motorisch)
Bei langsam progredienten Verlauf und nur unspezifischen Symptomen wird ein subdurales Hämatom (v.a bei älteren Patienten) häufig übersehen
Diagnostik
cCT, hierbei Nachweis von älteren hypodensen und frischen hyperdensen Anteilen
Therapieoptionen
konservativ: wenn das Hämatom weniger breit als die Schädelkalotte ist
operativ: Hämatom breiter als 12 mm, progrediente fokal-neurologische Defizite —> Bohrloch-Trepanation mit Drainage
DDs Vernichtungskopfschmerz
Subarachnoidalblutung
Intrazerebrale Blutung
Ischämischer Hirninfarkt
Migräne
Dissektion
Sinusthrombose
Spontaner Dura-Einriss
Reversibles zerebrales Vasokonstriktionssyndrom
Primärer Donnerschlag-Kopfschmerz
Lokalisation Aneurysmata
Vordere Zirkulation 90%
A. communicans anterior 30%
distale A. carotis interna 30%
A. cerebri med.& ant. 30%
Hintere Zirkulation 10%
häufigste Lokalisation: Basilariskopf
Perimesenzephale SAB
= SAB mit Betonung der basalen Zisternen
diskutiert wird eine venöse Blutungsquelle
meist milderer Spontanverlauf und weniger komplikativ als Aneurysma-Blutungen
SAB durch Aneurysmaruptur: Therapie
Neurochirurgisches Clipping
abhängig von operativer Zugänglichkeit
erschwerte Zugänglichkeit bei Aneurysmen im petrösen ACI-Abschnitt und erhöhtes Risiko in der hinteren Schädelgrube
Erfolgsrate: 85-90%
Endovaskuläres Coiling
per Katheter wird über die A. femoralis das Aneurysma mit Drahtschlingen (Coils) ausgestopft —> kann somit nicht mehr rupturieren
abhängig von Konfiguration des Aneurysmas (Hals), von der endovaskulären Zugänglichkeit (proximale Lage) sowie vom peripheren Gefäßstatus (erschwert bei schwerer pAVK)
Erfolgsrate 75-80%
Kontroll-Angiografie vorzugsweise als MR-Angiografie nach 6-12 Monaten
nach stentgestütztem Coiling: Duale Thrombozytenaggregationshemmung mit ASS und Clopidogrel für mindestens vier Wochen, danach Fortführung ASS als Monotherapie
SAB: Komplikationen
Re-Ruptur:
bei unbehandelten Aneurysmen in den ersten 2 Wochen ca. 20-25%, innerhalb der ersten 6 Monate 50 %
Risiko sinkt, je früher Ausschaltung des Aneurysmas
Vasospasmen
30-40%
induziert durch perivaskuläres Blut
Beginn frühestens Tag 3 nach SAB, Maximum Tag 8-10, Dauer meist 21-28 Tage
in dieser Phase tägliche transkranielle Doppler-Kontrollen
bei Auftreten neurologischer Defizite —> Angiografie + Nimodipin-Gabe
Prophylaxe: Nimodipin oral 6x60mg oder Tripel-H (Hypervolämie, Hämodilution, Hypertonie)
Hydrozephalus
10%
Koagulation von Blut in den Liquorräumen + Abflussstörung/Beeinträchtigung der Liquorresorption
Nachweis im CT
externe Ventrikeldrainage
Elektrolytstörung: SIADH mit Hyponatriämie
Epileptische Anfälle
Terson-Syndrom
Zusätzliche Glaskörperblutung bei SAB
—> bei Vorliegen Letalität von 90%
SAB: Stadieneinteilung nach Hunt und Hess
I: Starke Kopfschmerzen, keine FND
II: Stärkste Kopfschmerzen, mögliche Hirnnervenausfälle
III: Somnolenz, FND
IV: Sopor, FND
V: Koma, FND
SVT: Diagnostik
Anamnese: in 90% Kopfschmerzen, in 70% Kopfschmerz als alleiniges Symptom
Funduskopie: Stauungspapille
Labor: D-Dimere
MRT und MR-Angiografie: Methode der Wahl zur Darstellung der Thrombose in einer venösen MR-Angiografie. Daneben auch sekundäre Folgezustände wie Stauungsblutungen nachweisbar
CT und CT-Angiografie: bei Kontraindikation gegen MRT auch möglich. Darstellung des Thrombus als “Empty-Triangle-Sign”, Nachweis von Staaungsödem oder -blutung
Intraarterielle Angiografie: bei weiterhin bestehender Unklarheit nach nicht-invasiver Bildgebung
Liquordiagnostik: erhöhter Liquoreröffnungsdruck in 60% der Fälle, milde Pleozytose oder Eiweißerhöhung möglich
EEG: Allgemeinveränderungen oder epilepsietypische Potenziale bei strukturellen Läsionen (z.B. Stauungsblutung)
SVT: Symptome
Leitsymptom: Kopfschmerzen
meist täglicher Kopfschmerz, aber auch episodische Verläufe
Variable Intensität und Lokalisation
Weitere Symptome
Paresen
Qualitative und quantitative Bewusstseinsstörungen
Stauungspapille, Sehstörungen
Aphasie
Doppelbilder
Übelkeit, Erbrechen
Nackensteifigkeit möglich
Sensibilitätsstörungen
Chemosis, Exophthalmus, Augenmuskelparesen: Diese Symptome können mit Kopfschmerz bei der seltenen und dann meist septischen Sinus-cavernosus-Thrombose auftreten
SVT: Therapie
Ziel: Verhinderung Ausdehnung der Thrombose bzw. erneuter Verschluss eines bereits durch körpereigene Thrombolyse wiedereröffneten Gefäßabschnittes
Akutphase: Heparin in therapeutischer Dosierung
UFH: 5000 I.E. als Bolus, danach PTT-gesteuert mit Zielwert von 60-80s als Perfusor; gute Steuerbarkeit bei Blutungskomplikationen
NMH: unkompliziertere Applikation; keine Antagonisierbarkeit, schlechte Steuerung; Mittel der Wahl in Schwangerschaft
Nach klinischer Stabilisierung: Umstellung auf orale Antikoagulation
Vitamin-K-Antagonisten, Ziel-INR: 2-3
Überlappende Umstellung von Heparin
Dauer i.d.R. 3-12 Monate
NOAKs aktuell nicht zugelassen
ICP - Werte
Normwert Erwachsene im Liegen: ≤ 15 mmHg
Pathologisch erhöhter Hirndruck ab Werten ≥ 20 mmHg
Ursachen einer intrakraniellen Volumenzahme
ZNS-Inflammation, -Infektion oder -Abszess
Raumfordende ZNS-Läsionen
Blutungen oder Hämatome
Aneurysmen
Intrakranielle Tumoren
Erhöhter venöser Druck (z.B. bei dekompensierter Herzinsuffizienz)
Erhöhter Liquordruck
Pseudotumor cerebri
Metabolische Störungen (z.B. Hyponatriämie, hepatische Enzephalopathie)
Zerebraler Perfursionsdruck (CPP)
= Differenz des mittleren arteriellen und des intrakraniellen Drucks
CPP = MAP - ICP
Cushing-Reflex
= Kardiovaskulärer Reflex zur Aufrechterhaltung einer ausreichenden intrakraniellen Perfusion durch Steigerung des systolischen Blutdruck
ICP steigt -> CPP sinkt -> zerebrale Ischämie und Hypoxie -> systemische Sympathikusaktivierung -> Steigerung des systolischen Blutdrucks
Pathophysiologie: Kardiale Komplikationen durch extreme hypertensive Krisen
Cushing-Triade
Systolischer Blutdruckanstieg (mit breitem Pulsdruck)
Bradykardie durch Reizung aortaler Barorezeptoren im Sinus caroticus
Atemdepression (irreguläre Atmung bis Apnoe)
Zerebrale Herniation
= Verschiebung von Hirnparenchym innerhalb der Schädelkompartimente durch steigenden ICP, mit Schädigung durch
direkte mechanische Einklemmug von Hirngewebe
Komprimierung zerebraler Gefäße mit nachfolgender Ischämie
Obere Einklemmung
auch: transtentorielle Herniation
supratentorielle Druckentwicklung mit Entlastung durch den Tentoriumschlitz und resultierender Kompression des Zwischen- und Mittelhirns im Tentoriumschlitz
Untere Einklemmung
auch: Tonsilläre Herniation
Herniation der Kleinhirntonsillen im Foramen magnum mit Kompression der Medulla oblongata im Foramen magnum
Störungen von ARAS, Atem- und Kreislaufzentrum —> Atem- und Bewusstseunsstörungen
Hochakut lebensgefährliches Krankheitsbild
Klinische Hirndruckzeichen
Häufige Befunde
Übelkeit/Erbrechen
Psychiatrische Auffälligkeiten
Antriebsstörung, Verlangsamung insb. bei chronicshem Hirndruck
ggf. Befund einer Stauungspapille
Quantitative Bewusstseinsstörungen (Somnolenz, Sopor, Koma)
Cushin-Triade
Einseitige Mydriasis (Anisokorie, durch Ausfall des N. oculomotorius) und zunehmende Abschwächung bis hin zum Ausfall des Pupillenreflexes)
Diplopie (Ausfall N. VI)
Terminale Symptome
Cheyne-Stokes-Atmung
Verlust der Pupillenreaktion
Streckstellung der Extremitäten
Atemlähmung bis hin zum Tod
Intrakranielle Druckerhöhung - Therapie
Indikation:
ab ICP ≥ 23 mmHg
bei klinischen Hirndruckzeichen
Zielwerte: ICP < 23 mmHg, CPP > 60 mmHg
Allgemein
Oberkörperhochlagerung
Atemswegssicherung, Intubation bei GCS ≤ 8
Osmotherapeutika
Mannitol, Hypertone Kochsalzlösung
Kontrolle d. Serumosmolarität 2x/Tag (Zielwert: 300-320 mOsm)
mangelnde Evidenzlage
Operative und interventionelle Hirndrucksenung
Entlastungstrepanation, dekompressive Kraniektomie (Evidenz für malignen Mediainfarkt und schwerem SHT)
Entfernung akut raumfordender Läsionen (z.B. Hämatomevakuation)
Liquordrainage (bei Hydrocephalus occlusivus und malresorptivus)
Gründe zum Verzicht auf eine Bildgebung nach leichtem SHT
Alle Kriterien müssen erfüllt sein
GCS von 15
Patientin nicht > 60 Jahre
Unfallhergang ohne starke Gewalteinwirkung
Kein/e
Erbrechen
posttraumatischer epileptischer Anfall
Hinweis auf eine Drogen- oder Alkoholintoxikation
anterograde Amnesie
Bewusstlosigkeit
äußeren Traumazeichen oberhalb der Claviculae
klinischen Hinweise auf eine intrakranielle Verletzung
zusätzlichen Risikofaktoren
ICB - Ätiologie
Nicht-traumatisch
Hypertensive ICB (häufigste Ursache mit ca. 35%)
Zerebrale Amyloidangipathie
Iatrogen durch Antikoagulation und Thrombozytenaggregationshemmung
Gefäßfehlbildungen (Kaverome, AV-Malformation)
sekundäre Einblutung (Tumor, Ischämie)
kryptogen/idiopathisch (ca. 20%)
Traumatisch
ICB durch SHT
ICB loco typico
= tiefe intrazerebrale Blutung in einer der für die hypertensive Blutungsätiologie typischen, da häufigsten Lokalisationen
Basalganglien (Stammganglienblutung)
Thalamus
meist Blutung aus Aa. centrales anterolaterales (= Aa. leintucolstriatae)
Infratentoriell (Kleinhirn, Pons)
ICB - Zielwert systolischer Druck
< 140 mmHg
Komplikationen ICB
Hydrocephalus occlusus durch Ventrikeltamponade
Hydrocephalus malresorptivus bei Arachnoiditis
Beides bedingt durch eine sekundäre intraventrikuläre Blutung
Pneumonie
Epileptische Anfälle (allerdings keine medikamentöse Prophylaxe empfohlen)
Kardiale Komplikationen: Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkte
ICB - Prognostisch ungünstige Faktoren
großes Blutvolumen
Zunahme des Hämatoms innerhalb der ersten 24 Stunden
Hohes Alter
Blutung unter antikoagulativer Therapie bzw. bei Hepatopathie
begleitende intraventrikuläre Blutung
Obstruktiver Hydrozephalus
SAB: Diagnostik
Nachweis der SAB: CT = Methode der 1. Wahl
LP: wenn cCT nicht eindeutig und keiner Zeichen einer hIrndrucksteigerung vorliegen
ca. 8-12h nach Symptombeginn, um eine Xantochromie (Folge des Hb-Abbaus) von einer iatrogenen Blutung (frisches Blut) abzugrenzen
Drei-Gläser-Probe, Zentrifugation oder mikroskopische Zelldifferenzierung
Aneurysmadartstellung mithilfe einer Digitalen Subtraktionsangiografie
innerhalb von 72 h nach Symptombeginn, möglich früh
-> Darstellung der Blutungsquelle und zusätzlicher inzidenteller Aneurysmen, Entscheidung über Therapie (Coiling kann ggf. in gleicher Sitzung erfolgen)
SAB: Prognostische Faktoren
Initiale Bewusstseinsstörung
Lokailsation und Größe des Aneurysmas
Alter
Ausmaß der Blutung (Blutmenge)
Vorliegen eines Terson-Syndroms (Glaskörperblutung)
Aneurysma-Screening Indikation
Familiäre Häufung von SABs oder Aneurysmen ( ≥ zwei Verwandte ersten Grades)
Betroffene Zwillingsgeschwister (eineiig)
autosomal-dominant vererbte polyzystische Nierenerkrankung
Methode: MR-Angiografie
Therapieempfehlung unrupturierte Aneurysmen
Asymptomatische Aneurysmen ≥ 7 mm
Asymptomatische Aneurysmen des hinteren Stromgebiets
Asymptomatische Zweitaneurysmen nach SAB
Kompressiv symptomatische Aneurysmen
Subdurales Hämatom
= akute, subakute oder chronische Blutung zwischen Dura mater und Arachnoidea nach Riss einer Brückenvene
Klinik
Akuter Verlauf
Symptome lassen sich zu denen eines epiduralen Hämatoms nicht unterscheiden
Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Beeinträchtigung der Vigilanz
häufig ipsilaterale Mydriasis und kontralaterale Herdsymptomatik/Hemiparese
cCT oder MRT: Suturen überschreitende, glatt begrenzte, sichelförmige Blutung
Subdurales Hämatom: Therapie
Allgemeine Maßnahmen
Normalisierung der Gerinnung
Hirndrucksenkung
Operative Therapie
Indiziert bei:
klinische Zeichen einer Hernation oder Erhöhung des intrakraniellen Drucks
Verschlechterung des neurologsichen Status
Mittellinien-Verlagerung von > 5 mm
Größe der Raumforderung > 10 mm
Therapie: Bohrlochtrepanation mit Einlage einer Drainage, Kraniotomie
Konservative Therapie
Indiziert, wenn Kriterien für operative Therapie nicht erfüllt
engmaschige klinische Kontrollen (insb. neurologischer Status)
intrakranielle Druckmessung
regelmäßiges Überprüfen der Hämatomausdehnung mittels CT
Epidurales Hämatom
= akute Blutung meist aus A. meningea media zwischen Schädelknochen und Dura mater
meist nach SHT oder postoperativ nach intrakraniellen Eingriffen
typisch ist “symptomfreies Intervall” nach Bewusstseinsverlust: Bewusstseinsverlust -> kurzzeitige Wiedererlangung des Bewusstseins -> erneute Eintrübung (durch steigenden intrakraniellen Druck)
Kopfschmerzen/Erbrechen, Unruhe Beeinträchtigung der Vigilanz
ipsilaterale Mydriasis
kontralaterale Herdsymptomatik/Hemiparese: bedingt durch Druckläsion der Großhirnrinde
cCT: bikonvexe, hyperdense Raumdforderung, scharf abgegrenzt, ggf. begletiende Kalottenfraktur
Epidurales Hämatom: Therapie
Sofortige Entlastung
Operative Trepanation (meist temporal nach Krönlein)
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