!Unterschied Differenzierung und Individualisierung!
Differenzierung
= merkmalsbezogene Gruppierung
… Lernangebote richten sich nach der Gruppe und nicht nach dem einzelnen Kind
… Äußere Differenzierung = nach Schulart, Schulzweig, Klassen, Kursgruppen, Alter etc.)
… Innere Differenzierung = Anpassung von Lernangeboten an Gruppen von Lernenden (findet innerhalb eines Klassenverbandes bzw. einer Lerngruppe statt); nach Inhalten, Medien, Methoden, Zeitaufwand und Umfang etc.
Differenzierung bezieht sich auf eine Unterrichtsmethode, bei der der Unterricht auf die verschiedenen Lernbedürfnisse und -voraussetzungen der Schüler:innengruppe abgestimmt wird. Dabei wird versucht, den Unterricht so zu gestalten, dass jede:r Schüler:in auf seinem/ihrem Niveau gefördert wird, ohne dass das Lerntempo der Gruppe beeinträchtigt wird. Der Fokus liegt hier auf der Anpassung des Unterrichts an die Bedürfnisse und Voraussetzungen der gesamten Schüler:innengruppe.
Individualisierung
= Anpassung der unterrichtlichen Lernangebote an die Lernvorausetzungen und Bedürfnisse der einzelnen Schüler:innen
… Es sollen für jede:n Lernende:n je nach Voraussetzung passende Lernangebote zur Verfügung gestellt werden
… hat das einzelne Kind im Blick, erhebt dessen Ausgangslage und stellt entsprechende, individuelle Lernangebote zur Verfügung
Individualisierung bezieht sich auf eine Unterrichtsmethode, bei der der Unterricht auf die individuellen Lernbedürfnisse und Interessen eines jeden Schülers/einer jeden Schülerin zugeschnitten wird. Dabei wird versucht, den Unterricht so zu gestalten, dass jede:r Schüler:in in seinem/ihrem eigenen Tempo und auf seinem/ihrem eigenen Niveau lernen kann. Der Fokus liegt hier auf der Anpassung des Unterrichts an die Bedürfnisse jedes einzelnen Schülers/jeder einzelnen Schülerin.
!Erkläre eine Methode zur Individualisierung bzw. Differenzierung.!
Was sind individualisierende Unterrictsarrangements/Methoden?
Stationenlernen (eigenes Tempo bestimmen, verschiedene Lenrzugänge, verschiedene Methoden, LP kann gezielt unterstützen und beraten)
Flipped Classroom
!Ist Individualisierung und Differenzierung für Lehrpersonen herausfordernd? Wieso?!
Ja, sehr herausfordernd!
Es benötigt eine Veränderung der Lernumgebung
LP muss den Unterricht an die lernrelevanten Unterschiede zwischen den SuS anpassen bzw. sogar die einzelnen Lernenden gezielt fördern durch eine adaptive Gestaltung des Unterrichts
—> Zunahme der Komplexität des Unterrichts durch Individualisierung
Es benötigt viele unterschiedliche Organisations- und Steuerungsprozesse —> die LP hat dann aber keine freien Kapazitäten mehr für eine anspruchsvolle inhaltliche Unterstützung (Cognitive Load Theorie) weshalb dann nur gering positive Effekte der Individualisierung zu merken sind.
Es braucht eine fortlaufende Diagnostik der Lernprozesse der SuS. Das bedarf eines hohen Ausmaßes an diagnostischen Kompetenzen und auch fachdidaktischer Expertise der Lehrperson, denn die LP muss …
… Ziele, Inhalte oder zu erlernende Kompetenzen festlegen
… Lernvoraussetzungen aller SuS in Bezug auf diese festgelegten Ziele überprüfen
… je nach Lernvoraussetzungen und festgelegten Zielen passende Lernangebote zur Verfügung stellen
… SuS während des Arbeitsprozesses unterstützen und kognitiv anregen (Scaffolding bzw. kognitive Strukturierung: Strukturierungshinweise geben, Hilfsfragen stellen, Feedback geben, auf Wichtiges hinweisen etc.)
… überprüfen, welche Ergebnisse die SuS erzielt haben und ob sie die gesetzten Ziele erreicht haben
!Ebenen der Differenzierung nach Bräu!
Differenzierung …
… im Lernstoff-Umfang und bezüglich des kognitiven Niveaus (Lernstoff einteilen in Fundamentum - ist von allen zu erreichen - und in Additum - das sind zusätzliche Aufgaben, wenn das Fundamentum erledigt ist, es ist eine inhaltliche Erweiterung, zusätzliche Lernziele oder Sonderaufgaben nach den Interessen der SuS)
… der Bearbeitungshilfen (Angebot und Menge an Hilfsmitteln variieren)
… der Inhalte bzw. Gegenstände nach individuellen Interessen (individuelle ENtscheidungsmöglichkeiten der SuS —> Motivation steigt, z.B. Roman selbst auswählen beim Schreiben einer Rezension)
Reaktionsformen von Lehrpersonen auf Heterogenität (Weinert, 1997)
passive RF: Ignorieren der Lern- und Leistungsunterschiede
substitutive RF: Anpassung der Lernenden an den Anforderungen des Unterrichts
aktive RF: Anpassung des Unterrichts an die lernrelevanten Unterschiede zwischen den SuS
proaktive RF: gezielte Förderung der einzelnen Lernenden durch adaptive Gestaltung des Unterrichts
Strategien im Umgang mit der Heterogenität (bzw. verschiedene Weisen der aktiven und proaktiven RF)
innere Differenzierung
adaptives Unterrichten
entdeckendes Lernen
offene Unterrichtsformen
Was bedeutet innere Differenzierung?
= Anpassung der Lernangebote an Gruppen von Lernenden
findet innerhalb eines Klassenverbandes bzw. einer Lerngruppe statt
nach Methode, Medien, Ziele, Zeit, Sozialform, Thema
Innere Differenzierung = Anpassung von Lernangeboten an Gruppen von Lernenden (findet innerhalb eines Klassenverbandes bzw. einer Lerngruppe statt); nach Inhalten, Medien, Methoden, Zeitaufwand und Umfang etc.
Was bedeutet Individualisierung?
Fünf Handlungsbereiche zur Verwirklichung von Individualisierung
Was bedeutet adaptives Unterrichten?
= Anpassung des Lernangebots an die individuellen SuS-Voraussetzungen
unterrichtlicher Umgang mit interindividuellen Differenzen
Verschiedene operationalisierbare Dimensionen der Öffnung von Unterricht (Peschel, 2009)
organisatorische Offenheit (Rahmenbedingungen, wie etwa Sozialform und Zeit)
methodische Offenheit (Lernweg)
inhaltliche Offenheit (Stoff und Inhalte)
soziale Offenheit (soziales Miteinander, z.B. Kommunikationsregeln)
persönliche Offenheit (SuS sind gleichberechtigt gegenüber der LP)
SuS entscheiden also über all diese Aspekte selbst
Wie wirksam ist ein individualisierter und binnendifferenzierter Unterricht wirklich?
Was sind Gründe für geringere Effekte von Individualisierung und Differenzierung?
Es erfüllt die Erwartungen nicht.
Hattie zeigte auch nur einen schwachen Effekt individualisierten Unterrichts
Effektstärken variieren zwischen den Unterrichtsfächern (Mathe niedriger, Natwi und andere Fächer höher)
—> weil es an der Qualität der Umsetzung mangelt und die Maßnahmen häufig nicht vertiefte Lernprozesse bei den SuS anstoßen können
Gründe:
geringe Qualität auf der Mikroebene des Unterrichts
LP geben selten Impulse/regt kognitiv an, es geht der LP eher um die Erfüllung von Arbeitsplänen als um inhaltliche Unterstützung und Anregung, nicht die SuS sondern die Materialien und Pläne übernehmen die Steuerung des Lernprozesses, geringe kognitive Anforderung, Langeweile
Überforderung der Lehrperson
fehlender produktiver Austausch der SuS untereinander
ein Neben- statt Miteinander, Potential kooperativen Lernens wird nicht ausgenutzt
Bildung von leistungshomogenen oder -heterogenen Gruppen?
positiver und wirksamer, wenn leistungshomogene Gruppen mit der Zuteilung differenzierter Materialien
aber —> unterschiedliche Effekte für schwächere (leistungsheterogene Gruppen besser), durchschnittliche (leistungshomogene Gruppen besser) und stärkere SuS (spielt keine Rolle)
Was bedeutet kognitive Strukturierung?
Kognitive Strukturierung heißt, dass
LP durch Fragen, Hinweise oder Verweise die Aufmerksamkeit der SuS auf ausgewählte Aspekte lenkt
LP auf Wichtiges hinweist
LP Zusammenhänge zwischen Gelerntem und Neuem erkennt und bei den SuS eine kognitive Einordnung ermöglicht
Phasen expliziter Strategievermittlung
1) Erklärung durch die Lehrkraft
2) Demonstration durch die Lehrkraft
3) Gemeinsamer Strategieansatz
4) Angeleitetes Üben
5) Selbstständiger Strategieeinsatz
Phasen reziproken Lehrens im Programm “Reciprocal Teaching” (Philipp, 2010)
Definiere Reciprocal teaching!
Das "Reciprocal teaching" ist eine Unterrichtsmethode, bei der Schülerinnen und Schüler gemeinsam lernen und dabei Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess übernehmen. Die Schüler arbeiten in kleinen Gruppen zusammen und übernehmen abwechselnd die Rolle des Lehrers, indem sie ihren Mitschüler:innen Texte vorlesen und erklären. Dabei werden bestimmte Lese- und Verständnisstrategien vermittelt, die die Schüler:innen anwenden, um den Text besser zu verstehen.
Hattie: Wie stuft er Individualisierung, Differenzierung, Lernen in Kleingruppen und Direkte Instruktion ein?
Individualisierung hat einen kleinen positiven Effekt
äußere Differenzierung und Binnendifferenzierung haben keinen Effekt
Lernen in Kleingruppen hat einen positiven Effekt (kommt jedoch darauf an, wie es umgesetzt wird, es kommt auch auf die Gruppengröße darauf an)
Direkte Instruktion hat den wirksamsten positiven Effekt —> LP als Regisseur und nicht als Moderator!
wichtig: Oberflächenstrukturen sind nicht prädiktiv für Lernen sondern die Tiefenstrukturen (= Unterrichtsqualität, kognitive Aktivierung, Feedback, herausfordernde Ziele, kooperative Lernformen, LP-SuS-Beziehung etc.)
Was ist selbstreguliertes Lernen?
Was bedeutet Selbstregulation?
Beim selbstregulierten Lernen nehmen die Lernenden die aktive Rolle ein, sie planen und überwachen und kontrollieren ihren Lernrpozess selbstständig
Selbstreguliertes Lernen = das vom SuS aktiv initiierte Vorgehen, das eigene Lernverhalten unter Einsatz von verschiedenen Strategien zu steuern und zu regulieren
Selbstregulation = Fähigkeit, die eigenen Gedanken, Emotionen und Handlungen zielgerichtet zu steuern
Die Selbstregulation bezieht sich auf die Fähigkeit einer Person, ihr eigenes Verhalten, ihre Gedanken und Emotionen aktiv zu steuern, um ihre Ziele zu erreichen. Im Bildungskontext bezieht sich die Selbstregulation auf die Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler, ihre eigenen Lernprozesse zu steuern, indem sie beispielsweise ihre Aufmerksamkeit, ihr Arbeitsverhalten und ihre Lernstrategien regulieren.
3 Komponenten selbstregulierten Lernens bzw. 3 Arten von Lernstrategien
1) Kognitive Lernstrategien (werden am ehesten im Unterricht vermittelt)
Wiederholungsstrategien (auswendig lernen, wiederholen)
Elaborationsstrategien (Verbindung von Vorwissen und neu Gelerntem)
Organisationsstrategien (Skizze machen, Liste erstellen etc.)
2) Metakognitive Lernstrategien
Planungsstrategien
Überwachungsstrategien (Lernerfolg immer selbst kontrollieren)
Kontrollstrategien
3) Ressourcenbezogene Lernstrategien (= motivationale-volitionale Lernstrategien)
Interne ressourcenbezogene Lernstrategien (Regulation der eigenen Motivation und Konzentration)
Externe ressourcenbezogene Lernstrategien (z.B. Arbeitsplatzgestaltung, Fähigkeit zur angemessenen Internetrecherche)
Individuelle Förderung des selbstregulierten Lernens
zwei Maßnahmen der Lernstrategieförderung sind …
direkte Förderung: Strategiewissen wird den SuS direkt vermittelt
indirekte Förderung: Lehrperson sorgt für lernstrategieförderliches Szenario (im Fernunterricht: Reflexionsbögen oder Lerntagebücher)
—> diese beiden Maßnahmen zur individuellen Förderung sollen bestenfalls kombiniert werden
Weshalb war das Vermitteln von Lernstrategien während der Corona-Pandemie so wichtig?
Mit welcher Methode kann dies geschehen?
Vor allem im Fernunterricht wird Strategiewissen bei den SuS dringend benötigt (vor allem metakognitive und ressourcenbezogene Strategien)
daher sollte die Präsenz-Zeit in der Schule genutzt werden, um solche Strategien zu vermitteln
und während des Fernunterrichts die SuS immer wieder an die Verwendung dieser Strategien erinnern (z.B. mit Icons/Symbolen auf den Arbeitszetteln, durch Scaffolding bzw. Feedback der LP)
Projektarbeit! —> eigenständige Forschungsarbeiten der SuS nach ihren individuellen Interessen (Initiative —> Skizze —> Plan —> Durchführung —> Abschluss —> Fixpunkte —> Metainteraktionen)
Sollten Lernstrategien stets alleine gelehrt werden?
Nein! Immer in der Kombination mit dem Lehren fachlicher Inhalte bzw. von Fachwissen
Also die Hauptaufgaben der Bildung und Erziehung von SuS sind:
Entwicklung der Fähigkeit zum eigenverantwortlichen und selbstregulierten Lernen
Vermittlung von Fachwissen
Wie kann eine indirekte Förderung von Lernstrategien im Fernunterricht geschehen?
durch Reflexionsbögen oder Lerntagebücher
die SuS und die LP können so ihren Lernprozess überwachen und auch Feedback geben
Prozessmodell der Selbstregulation im Kontext Lernen von Schmitz und Schmid 2007
Welche drei Phasen gibt es?
Wie hängen diese zusammen?
Phasen und Bereiche der Selbstregulation nach Pintrich, 2000
Schichtenmodell der Selbstregulation nach Boekaerts (1999)
Hierarchiemodell von Landmann und Schmitz 2007
Diagnostik von Selbstregulation
Welche verschiedenen Verfahren zur Erfassung von Selbstregulation im Kontext des Lernens gibt es?
Fragebögen (Problem: Gefahr von Verzerrungen)
Lerntagebücher (momentaner Zustand bzw. aktueller Strategieeinsatz wird abgefragt)
Interviews (besser für jüngere SuS, detailliertere Antworten, Gefahr von Verzerrungen)
Beobachtungsverfahren (besser für jüngere SuS, Gefahr einer geringen Objektivität)
Strategiewissenstests
Denkprotokolle und Mikroanalysen (SuS denken laut bei der AUfgabenbearbeitung)
!Methoden und Werkzeuge für selbstgesteuertes Lernen —> Wie würde ich das im Unterricht einsetzen!
Förderung von Selbstregulation
Wie kann man Selbstregulation also nun fördern/optimieren?
direkte Förderung: Strategiewissen wird den SuS direkt vermittelt; Schülertrainings
Kombination der selbstregulativen Strategien mit fachspezifischen Inhalten
Selbstbeobachtung, u.a. auch der Einsatz von Lerntagebüchern
Transfersicherung
indirekte Förderung: Lehrperson/Eltern sorgen für lernstrategieförderliches Szenario (im Fernunterricht: Reflexionsbögen oder Lerntagebücher) bzw. gezielte Umgestaltung der Lenrumgebung, um selbstreguliertes Lernen zu ermöglichen/anzuregen; Training der Eltern/LP
Schaffung günstiger Lernbedingungen (an Interessen der SuS orientieren, Autonomie- und Kompetenzunterstützung)
Kombination mit direkter Strategievermittlung
Modellverhalten (SuS beobachten Verhalten der LP/Eltern etc. und imitieren es später; regelmäßige Angabe von Lernzielen, Reflexionen)
computer- bzw. webbasierte Trainings helfen beim selbstregulierten Lernen (digitales Lernen ermöglichen durch technologische Werkzeuge und Methoden!)
LP/Eltern etc. sollten den SuS regelmäßig informatives Feedback geben
SuS machen regelmäßig Selbstreflexionen
fachliche Strategien mit fachspezifschen Inhalten koppeln
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