Wie bewerten Sie die nachfolgenden Aussagen?
Forschungsmethoden und Statistik sind ein notwendiges Übel. Die psychologischen Inhalte sind wesentlich wichtiger.
Aussage 1: Forschungsmethoden (und Statistik ) sind ein notwendiges Übel. Die psychologischen Inhalte sind viel wichtiger.
Antwort: Inhalt (besser: Theorie) und Methode stehen in einem komplexen Wechselverhältnis. Sie bedingen einander!
• Ohne Forschungsmethoden kein Gegenstand und keine Erkenntnis.
• Ein konkreter Gegenstand erfordert eine spezifische Methode. • Methoden sollten geeignet sein, einen bestimmten Gegenstand zu
erfassen.
Bewerte die Aussage 2: Ich brauche später keine Forschungsmethoden, da ich praktisch tätig sein werde.
Aussage 2: Ich brauche später keine Forschungsmethoden. Ich will praktisch tätig sein.
Antwort: „Durch Aneignung der Methoden zur wissenschaftlichenErkenntnisgewinnung soll es Universitätsabsolventen möglich sein, auch Probleme zu lösen und Aufgaben zu erfüllen, die erst während ihres Berufslebens auftreten und zur Zeit ihres Studium noch unbekannt waren.
– Die Beschäftigung mit der Forschungsmethodik versetzt Sie in die Lage, fachliche Befunde, Auffassungen und Theorien kritisch zu bewerten,
– ... sie auf ihre wissenschaftliche Fundierung hin zu prüfen
– ...und sich der Vorläufigkeit und Unvollkommenheit aller wissenschaftlicher Erkenntnisse bewusst zu sein.“ (Westermann,2000, S. 19)
Nenne die Merkmale des scientific pracitioner Modells.
• Der Scientific practioner als Modell in der Ausbildung von Psychotherapeut*innen als Kombination von:
– klinischer Praxis/Erfahrung
– Humanistische Perspektive auf Patient:innen, ihre Biographie und Lebenssituation inkl. der ethischen Dimension psychologischen Handelns
– Wissen um und Anwendung von psychologischen Theorien unter Berücksichtigung von deren Evidenz
– Kritische, hinterfragende Haltung des Wissenschaftlers
– Kompetenz zum eigenständigen wissenschaftlichen Arbeiten
Bewerte Aussage 3: Wissenschaftliche Aussagen sind nur eine Meinung unter vielen.
Aussage 3: Wissenschaftliche Aussagen sind nur eine Meinung unter vielen.
Antwort: „Gegenüber dem unabgesicherten, häufig subjektiven Meinen muss das wissenschaftliche Wissen - seinem Anspruch nach - begründet werden, es muss in jeder kompetent und rational geführten ArgumentationZustimmung finden können“. (Meyers großesTaschenlexikon , 1983, zitiert nach Westermann, 2000, S.17)
Was ist das Problem des “Populismus”?
Gesellschaftlicher Hintergrund: Populismus
Populistische Bewegungen relativieren wissenschaftliche Erkenntnis, indem sie Meinungen zu alternativen Fakten aufwerten oder wissenschaftliche Aussagen zu einer Meinung umdeuten (z.B. mit dem Hinweis auf die Widersprüchlichkeit wissenschaftlicher Befunde), ohne dabei Geltungsansprüche zu berücksichtigen.
Schon in der antiken Philosophie wird zwischen epistemé(Wissen, Erkenntnis) und doxa (Meinung) unterschieden
Kant (1781, S. 822) definiert Meinen als ein sowohl subjektiv als auch objektiv unzureichendes Fürwahrhalten
Wozu werden Geltungsansprüche benötigt? und welche 4 gibt es nach Habermas?
Geltungsansprüche verständigungsorientierten sprachlichen Handelns
Geltungsanspruch bedeutet, dass mit einer Aussage implizit immer auch die unausgesprochene Behauptung verknüpft ist, dass die Bedingungen für die Gültigkeit der betreffenden Aussage erfüllt sind.
Vier Geltungsansprüche eines verständigungsorientierten sprachlichen Handelns nach Habermas (1981):
Verständlichkeit
Objektive Wahrheit
Wahrhaftigkeit. Der Sprecher muss seine Intentionen wahrhaftig (= ohne Täuschungsabsicht über die eigene Intention) äußern wollen, damit der Hörer begründet davon ausgehen kann, dass er als Sprecher an ihn als Hörer tatsächlich eine Äußerung richten will und damit er ihm vertrauen kann)
Normative Richtigkeit (Übereinstimmung des Gesagten mit Werten und Normen, z.B. methodologischen Regeln/Normen einer Wissenschaft)
Der Sprecher muss diese Geltungsansprüche im Bedarfsfalle einlösen, indem er Gründe für ihre Geltung anführt.
Nenne die 5 MAGIC-Kriterien nach Abelson, 1995 (Für die Überzeugung von Fachkolleg*innen von meiner Interpretation der Daten)
Forschungsmethoden und Statistik dienen zwei Funktionen, einer erkenntnistheoretischen Funktion (a) und einer sozial- kommunikativen Funktion (b):
a) Was sagen die Daten zu meiner Hypothese/Theorie? (=erkenntnistheoretisch)
b) Wie überzeuge ich Fachkolleg*innen von meiner Interpretation der Daten? (MAGIC-Kriterien nach Abelson, 1995)
Magnitude (Größe von Effekten, z.B. Effektgrößen, bayesianische Hypothesenwahrscheinlichkeit)
Articulation (Detailgenauigkeit, z.B. Meßniveau, Schärfe von Hypothesen)
Generality (externe Validität, Geltungsbereich der Theorie, z.B. Metaanalyse)
Interestingness (Potential für Meinungsänderung, z.B. kontraintuitiv)
Credibility (Validität der Methodik, theoretische Kohärenz)
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