Wie wird Suizid klassifiziert?
Suizididee:
Nachdenken über Tod, Todeswünsche, suizidale Idee im engeren Sinne
Suizidalität:
Es besteht latente oder manifeste Absicht, aktiv das eigene Leben zu beenden
Suizidversuch:
selbstinitiertes, gewolltes Verhalten, indem man sich verletzt oder eine Substanz in einer Menge nimmt, die die therapeutische Dosis oder ein gewöhnliches Konsumniveau übersteigt
Suizid:
Suizidversuch, der zum Tod geführt hat
Erweiterter Suizid:
Einbezug anderer Personen gegen ihren Willen (F32.3; F20)
Gemeinsamer Suizid:
Zwei oder mehr Personen begehen einvernehmlich Suizid
Parasuizidalität:
Übergangsbereich von Suizidalität zu Selbstverletzung
Wie sieht die Diagnostik des Suizids aus?
Suizidalität an sich: Symptom, nicht psychische Störung
ICD-10 bietet Möglichkeit der SpezifikaEon der Art (des Versuchs) der Selbsttötung als Zusatzsymptom (X60-X84 Vorsätzliche Selbstbeschädigung)
Abklärung von Suizidalität: verbindlicher Bestandteil des diagnostischen Erstgesprächs
Zudem: Abklärung von Suizidalität als Symptom im Rahmen der Diagnostik psychischer Störungen
Wiederholte Abklärung im Falle von Krisen, Befindensverschlechterung usw.
Problematik:
Fehlen eindeutiger Kriterien zur Risikoabschätzung
Stattdessen eher Kontinuum, innerhalb dessen der Behandler das individuelle Risiko subjektiv (i.S. v. Kurzzeitprognose) bestimmen muss
Möglichkeit der validen Risikoeinschätzung stark abhängig von Kooperationsbereitschaft und Offenheit des Patienten
Was sind allgemeine Risikomerkmale für ein Suizid?
Männlich und 35-54 Jahre (10 x höher als bei Frauen)
Ende einer Partnerschao
Arbeitslosigkeit
Alleinlebend (einsam, isoliert, kontaktgehemmt)
Körperliche Krankheit
Psychische Krankheit
v.a. Depression, Sucht, Essstörung, Zwangsstörung, Psychosen, z.T. Ängste
Persönlichkeitsfaktoren
leichte kränkbar, geringe Frustrationstoleranz
Trauma mit dem Charakter des Ausgeliefertseins
Alte Menschen
Frühere Suizidversuche
Hoffnungslosigkeit, mangelnde Problemlösefähigkeit
Was sind Schutzfaktoren für einen Suizid?
Zukunftsorientierung
Faktoren, die im Leben halten
Behandlungsmotivation
Absprachefähigkeit („Anti-Suizid-Pakt“)
Wie sieht die Epidemiologie aus?
40% der Betroffenen unternehmen mehr als einen Suizidversuch (WHO)
Bei ca. 50% dieser Personen weniger als 1 Jahr zwischen aufeinanderfolgenden Versuchen
Früheres suizidales Verhalten als starker Prädiktor für weiteres suizidales Verhalten -> Abklärung im Erstgespräch unbedingt notwendig
Suizidversuche meist Kurzschlussreaktionen:
Ca. 80% der Überlebenden sind im Nachhinein froh über ReUung
Ansteigende Suizidgefährdung mit zunehmendem Lebensalter (gilt für Männer und Frauen)
Wie sieht das Vorgehen aus?
Wie sieht die Ätiologie des Suizid aus?
Suizidalität als mangelhafte Problemlösestrategie:
Suizid als Lösungsmöglichkeit für Problem, das starkes Leid verursacht -> Eingeengte Wahrnehmung von Handlungs- alternativen bedingt Einschätzung von Suizid als einzige Möglichkeit
Voraussetzung von 3 notwendigen Bedingungen für Suizid eines Individuums:
Erfüllung aller Bedingungen -> stark erhöhtes Suizidrisiko
Erworbene Fähigkeit zur Ausführung letaler Selbstverletzung
Annahme, Belastung für andere darzustellen
Annahme, zu keiner wertvollen sozialen Gruppe zu gehören
Verfügbarkeit:
Sind Mittel zum Suizid weniger leicht verfügbar, sinkt die Zahl der Suizide!!!
Wie sieht die Behandlung aus?
Suizidprävention:
Ziel: Verhinderung der Umsetzung von Suizidgedanken in –handlungen
Zeitgewinn für Durchführung therapeutischer Interventionen
Maßnahmen z.B. struktureller Art (Beeinflussung ungünstiger gesellschaftlicher Bedingungen, Aufklärungskampagnen)
Stabilisierung:
Schaffung von sicherer Umgebung und Beziehungsauzau
Exploration und Diagnosestellung
offene Ansprache von Suizidplänen
Maßnahmen:
Einleitung von Entscheidungsprozess bzgl. Problematik und Suizidalität
Perspektivenaufbau
Erarbeitung und Umsetzung von Lösungsmöglichkeiten
Wichtig dabei:
Kritisches Abwägen und Diskutieren der Vor- und Nachteile von Suizid
Validierung des emotionalen Erlebens des Patienten
Wenn Distanzierung nicht eintritt:
gesetzliche Verpflichtung des Behandlers , Patienten (auch gegen dessen Willen) in psychiatrischer Klinik unterzubringen
Behandlung zugrundeliegender psychischer Störungen
Was sind Phasen der Krisenintervention?
Beziehung herstellen
Risikoabschätzung
Zeit gewinnen – Reflexion anregen
Selbstkontrolle fördern
Entscheidung über das Behandlungssetting treffen
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