Warum wird so viel in der Schule gelesen?
Neues Wissen wird generiert > Befähigung zur eigenen Meinungsbildung
Förderung von Leseverstehen
Texte dienen als Vorbilder für eigene Textproduktionen (Vorbereitung aufs Abi)
Wann und wie lesen wir in der Muttersprache?
Wir lesen, wenn der Text signifikant erschein (wichtige Informationen besitzt oder Interessant ist)
Wir lesen quer, wiederholen, überspringen Textteile gemäß unserer Intention/Interesse
Was passiert beim Lesen? Wie funktioniert Leseverstehen?
Lesen heißt nicht übersetzen. Um einen Text zu verstehen, muss man nicht alle Wörter kennen. Es gilt Verstehenshilfen zu benutzen, wie z. B. Vorwissen, Gattung, Abbildungen, Gestaltung, Kontext, Partikel. Somit erfolgt Leseverstehen durch textinterne wie auch textexterne Informationen. Der kognitive Prozess wird durch folgende Fachtermine beschrieben:
Bottom-up processing (Dekodierung von Daten)
Top-down processing (Anwendung von Vorwissen/Vorerwartungen)
Wie unterscheidet sich die LV-Kompetenz zwischen Mittel- und Oberstufe?
Didaktisierte vs. Authentischen Texten
Allgemeine Themen vs. Literarische Texte/abstrakte Themen
Erschließung von Textinformationen vs. Analyse und Bewertung von Textinformationen
Grundlegende Texterschließungsstrategien vs. Umfassend Texterschließungsstrategien
Welche Lesestile gibt es und welche Aufgaben sind dazu möglich?
1. Globales Lesen (Skimming): Bsp. Zuordnung von Bildern/Überschriften zu Textabschnitten > Leseintention: erster Eindruck verschaffen (wichtig für den Top-Down Prozess)
2. Selektives Lesen (Scanning): Bsp. Informationen (Namen, Orte, Zahlen, Zeitangaben,…) aus dem Text in eine Tabelle/Grafik einfügen > Leseintention: eine bestimmte Information finden
3. Detalliertes Lesen (Careful Reading): Mindmap, Pro-Kontra-Liste, Lückentext füllen, Textinhalt mit einem dazugehörigen Bild abgleichen > Leseintention: etwas genau wissen wollen (wichtig für den bottom-up Prozess)
4. Analytisches Lesen (Inferring): Interpretation von Liedtexten (Emotionen notieren), Leerstellen in literarischen Texten ergänzen, Stilmittel heraussuchen. > Leseintention: Text umfassend verstehen wollen
Sollte im Unterricht laut gelesen werden?
Wichtige Gründe dafür: Schulung von Aussprache und Intonation, SuS lesen gerne laut
Wichtige Gründe dagegen: Zeitaufwand, keine Konzentration auf den Inhalt
Fazit: Nur Texte vorlesen lassen, die bereits erschlossen wurden. Geeignet sind Dialoge und Gedichte
Welche Erschließungsstrategien gibt es?
Vor dem Lesen
- Vorwissen zur Textsorte aktivieren
- Hypothesen auf Basis der Darstellungsform aufstellen
- Voraussagen zum Inhalt treffen (durch Bilder, Titel)
- zentrale Informationen ermitteln
Während des Lesens
- Verstehensinseln ermitteln und markieren
- Stolpersteine überlesen lernen
- Herleitung durch den Kontext
- Vorhandenes Sprachwissen anderer Sprachen nutzen
- Wortbildungsregeln nutzen
- lektüre-begleitende Hilfen (correcto-falso, Fragen, etc.)
Welche Probleme können bei der Textaufbereitung und Aufgabenstellung auftreten?
Authentische Texte frustrieren die SuS > Man muss Erschließungstechniken und den entsprechenden Lesestil auswählen.
Informationsdichte des Textes
Überfordernde Grammatik wie auch Lexik
Textlänge für zur Ermüdung
Text ist für die SuS nicht signifikant
Passung zwischen Text und Lesestil/Aufgabenstellung stimmt nicht.
Wie ist das Leseverstehen im Abitur ab 2024 gestaltet?
Es handelt sich um eine aspektgeleitete Zusammenfassung (früher: Zusammenfassung des gesamten Textes). Ebenso findet eine Analyse des Textes hinsichtlich seiner Aussageabsicht und Wirkung (gelenkt) statt.
Wie wird man ein guter Leser? / Wie erreiche ich ein besseres Textverstehen?
Indem man im Leseprozess viel Verarbeitungskapazität für den Inhalt hat und die Prozesse auf der Sprachebene automatisiert werden. D. h. Wiedererkennung von Wörtern und Abrufen von Wortbedeutungen laufen unbewusst/automatisch ab. Dadurch gelingt ein inhaltliches Verstehen (=die Konstruktion von Bedeutung)
> Fazit: Ein guter Leser bleibt nicht an der sprachlichen Oberfläche „kleben“
Warum sollten literarische Texte im Unterricht behandelt werden?
Bieten eine Vielzahl von Sprech- und Schreibanlässe
Lesende werden affektiv angesprochen
Stärkung der Lesemotivation
Wie kann man mit literarischen Texten arbeiten?
1. Strategiebetonter Ansatz: Es werden Erschließungsmechanismen geübt
2. Kreativer Ansatz: Man begegnet Texte kreativ. So findet eine Schülerorientierung statt. (Bsp. Vorgeschichte schreiben lassen)
3. Unterrichtsöffnenden Ansatz: Es findet eine Form des offenen Unterrichts statt (Bsp. Lektürewerkstatt, Stationenlernen)
4. Interkultureller Ansatz: Es findet eine kulturelle Auseinandersetzung mit der fiktiv-literarischen Wirklichkeit statt.
5. Projektorientierter Ansatz: Es findet ein selbstständiges und kooperatives Arbeiten statt (Bsp. Umschreibung des Werkes in ein Theaterstück oder eine fotonovela)
Was sind typische Fehler bei der Schulung des LV?
1. Fokussierung auf das, was man nicht versteht.
> falsch, weil Toleranz entwickelt werden muss, etwas nicht zu verstehen.
2. Text wird im erst Kontakt laut von SuS gelesen.
> falsch, weil inhaltlich nichts vom Text aufgenommen wird.
3. Konzentration auf unbekannte Wörter.
4. Keine Progression wird gestaltet.
> falsch, da ein Verstehensprozess vom globalen zum detaillierten gestaltet werden muss, um alle SuS mitzunehmen
Was sind Hypotexte?
Es handelt sich um nicht-lineare Texte, die durch Hyperlinks miteinander verknüpft sind. Deshalb zeichnen sie sich durch eine „Unendlichkeit“ aus. Dadurch entsteht das Problem des Informations-Overload. Zum Erschließen bedarf es zwei Strategien:
1. Kognitive Strategien: Erschließung des Inhalts (Worterkennung, Vorwissen, Navigation)
2. Metakognitive Strategien: Dienen der Planung, Überwachung und Steuerung der kognitiven Strategien.
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