Ist Sprachunterricht ohne explizite Grammatikvermittlung denkbar?
Denkbar ja, aber nur begrenzt effektiv:
WEIL: Natürlicher Spracherwerb funktioniert auch nicht über das Erlernen von Regeln (Argument der direkten oder Reformmethode)
ABER: Tertiärsprache SN in der Schule, hier kein natürlicher Spracherwerb
Welchen Stellenwert hat Grammatik im modernen Fremdsprachenunterricht?
dienende Funktion für die kommunikative Kompetenz
Nicht Kenntnis der Regeln und Fachtermini ist zentral, sondern die richtige Anwendung
Anwenden/Üben solle mehr Zeit in Anspruch nehmen als die Reflexion/kognitive Beschäftigung mit dem Phänomen (ca. 80%-20%)
Was ist beim Grammatikunterricht in Spanisch zu beachten?
Im Idealfall integriert und bezogen kommunikative Aufgaben.
Ergebnis: unbewusst richtiger Gebrauch des Phänomens
Bezug zu anderen Fremdsprachen wenn möglich
Regeln sollten wahr, einfach, klar, einleuchtend und relevant sein.
Gute und anschauliche Beispielsätze
Nachhaltigkeit durch Eigenständigkeit und Selbstlernerkompetenz der SuS
Sinnvoller Wechsel zwischen induktiver und deduktiver Grammatikeinführung
Welche Methodem der Vermittlung gibt es im aktuellen GU?
Die deduktive Vorgehensweise: Regel wird vorgegeben, die SuS üben
Die induktive Vorgehensweise: SuS sammeln, analysieren, vergleichen, ordnen, finden und formulieren selbst die Regel, üben
Die erwerbsorientierte Methode: Struktur wird zunächst nachgeahmt und angewandt, Bewusstmachung erst später, nur falls notwendig
Eigenverantwortliche Verfahren, z.B. mit Lernzirkel, Lernen durch Lehren, häusliche Vorbereitung: SuS erarbeiten sich die Struktur selbst anhand von Material
Welche Vor- und Nachteile hat die deduktive Methode im GU? Wann wird sie gewählt?
Vorteile:
Sie kommt schwachen SuS entgegen, die sonst nur herumraten würden
Zeitökonomisch: es bleibt viel Zeit fürs Üben
Gut planbar
Nachteile:
Wenig schüleraktivierend
Gängelung der SuS
Gut einsetzbar bei Wiederholungen, bei Strukturen, die nicht logisch sind, schwer erschließbar, z.B. Adverbios en –mente
Welche Vor- und Nachteile hat die induktive Methode? Wann wird sie gewählt? Wie umzusetzen?
Sehr schüleraktivierend und damit auch motivierend (Aha-Erlebnis) und nachhaltig
Das Entdecken und Formulieren der Regel ist bereits erste Festigung
Bietet Möglichkeiten der Binnendifferenzierung, jeder/e findet eigenen Zugang zum Phänomen
Evtl. Überforderung der SuS
Bei komplexen Strukturen verwirrend und demotivierend für die Lernenden
Wichtig:
gut planen und an schwer zu bewältigenden Stellen Hilfen geben
Tafelanschrieb gut planen als Visualisierungshilfe
Ergebnisse der SuS immer wieder sichern
Welche Vor- und Nachteile hat die erwerbsorientierte Methode? Wann wird sie gewählt?
Niedrige Hemmschwelle, da imitierend richtig angewandt
Viel Raum fürs Üben, Automatisieren
Wenig Sicherung , hier ein spätes Bewusstmachen, schriftliches Fixieren sinnvoll
Nur bei bestimmten Phänomenen sinnvoll
Grammatisches Phänomen wird als Vokabel, als Struktur gelernt, z.B. comparativo, Possessivpronomen
Welche Vor- und Nachteile haben eigenverantwortliche Vorgehensweisen? Wann werden sie gewählt?
Sehr motivierend und nachhaltig
Binnendifferenzierung
Lernkompetenz
Zeit- und Arbeitsaufwand kann sehr groß sein
Präzises Vorarbeiten ist notwendig
Gestaltung der Nachkontrolle
Gut in der Oberstufe, bei sehr heterogenen Gruppen (z.B. der Lernzirkel)
Themen: Gebrauch der Vergangenheitsformen, subjuntivo, etc.
Welche Rolle hat die Muttersprache in den Grammatikerklärungen?
Generell: wo immer möglich FS einsetzen (Input), bei einfachen Erklärungen gut machbar; von Anfang an
Im Rahmen der aufgeklärten Einsprachigkeit kann im Grammatikunterricht die Muttersprache zum Einsatz kommen: grammatikalische Fachbegriffe werden eher in der Muttersprache verwendet, zentral: Verständnis der SuS , hier keine genuin kommunikative Situation; Zeitgewinn für Üben nutzen
Aber: zentrale grammatikalische Begriffe sollten in FS bekannt sein, auch für die Kommunikation wichtig (¿hay un verbo para decir…?)
Kommunikativer Grammatikunterricht: Was versteht man darunter?
Priorität hat das angemessene Reagieren in einer kommunikativen Situation, nicht die Kenntnis einer Grammatikregel.
Prinzipien:
- Einbettung in kommunikative Kontexte
- Affektive Komponente
- Lange Übungsphasen
- Transfer
- Relevante Inhalte
Was sind Kriterien für eine gute Grammatikübung?
Progression vorhanden: von leicht zu schwer, von geschlossen zu offen, von Eindeutigem zu Freiem
Motivation: abwechslungsreich sein, Lebenswelt der SuS berücksichtigen
Im Kontext stattfinden, keine Einzelsätze
Verschiedene Übungsformen, verschiedene Ziele
Wie gelingt der Transfer von Grammatik hin zur unbewussten Anwendung?
Automatisieren des grammatikalischen Phänomens durch Übungen
intensives Üben in verschiedenen Kontexten, wechselnden Sozialformen
kontinuierliches Wiederholen
Welche Schwächen weist der Grammatikunterricht an Schulen häufig auf?
Regelfokus: SuS lernen die Regeln, schaffen aber den Transfer bei der Anwendung nicht, keine aktive Beherrschung der Struktur
Kontextlos: Übungssätze wirken oft sehr konstruiert und ohne Sinn Zusammenhang
Muttersprache: Grammatikunterricht erfolgt oft in der Muttersprache
Komplexität: Fachtermini müssen gebraucht werden (zusätzlicher Lernstoff) und erschweren das Verständnis
Abstraktion: Einige SuS lernen besser über Hören und Imitieren als über die abstrakte Regel
Varietät: SuS lesen später Texte und hören SprecherInnen, bei denen gegen die erlernten Regeln verstoßen wird (Beispiel: Zeiten, leísmo, laísmo)
Welche Prinzipien des Grammatikerwerbs sind zielführend?
kommunikativ-authentisch (Grammatik überwindet Kommunikationsdefizit)
Vor allem am Anfang ist ein holistischer Zugriff (Chunks) einem analytischem vorzuziehen.
Bewusstmachung von Strukturen (auch mehrsprachlich)
Welche Phasen hat eine Grammatikstunde?
Einführung. Die Art ist abhängig vom Lerner, Text und der Grammatik. Folgende Frage:
Chunks oder Bewusstmachung?
vor oder nach der Textarbeit
deduktiv oder induktiv
Mutter- oder Fremdsprache
Übung/Festigung: Sie erfolgt …
mündlich und schriftlich
rezeptiv und produktiv
Gebrauch: Integration in die Fertigkeiten.
Was ist bei einer deduktiven Stunde zu beachten?
Prozess: Präsentation - Kognitivierung/Bewusstmachung - Übung - Transfer - Kontrolle
Erklärungsphäsen müssen klar und zeitökonomisch sind (Anfangsunterricht: deutsch)
Unterstützung durch Visualisierung
Was ist bei einer induktiven Stunde zu beachten?
Prozess
Darbietung des Phänomens
kleinschrittiger Instruktionen mit denen die Lernenden die Regel selbst erschließen/formulieren.
L verdeutlicht die neue Sprachhandlung durch die Grammatik (Gebrauch)
Anwendung
Differenzierung kann durch offene Aufgaben (W-Fragen) oder halb-offene (Lückentext) und geschlossene Aufgaben (richtige Regel auswählen) erfolgen
Vorteil: Nachhaltige Memorisierung, Strategienerwerb
Was macht ein guter Tandembogen aus?
hat eine inhaltsbezogene Überschrift
hat eine thematische Situierung
hat eine Verfahrensanleitung
hat eine progressive und differenzierte angelegte Struktur
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