Hyperkalzämie: Ursachen
Endokrine Erkrankungen
Primärer Hyperparathyreoidismus (80% der Hyperkalzämien, im ambulanten Patientenkollektiv handelt es sich um die häufigste Ursache)
Hyperthyreose
Hyperkortisolismus
Phäochromozytom
Granulomatöse Erkrankungen
Sarkoidose
Tuberkulose
Berylliose (Stimulation von Kalzitriol)
Medikamente
Vitamin-D-Intoxikation
Thiazide
Lithium
Malignome
Bronchial-Ca
Plasmozytom
Nieren-, Prostata-, Mammakarzinom (durch osteolytische Knochenmetastasen)
Symptome der Hypokalzämie
Leitsymptom: Tetanie (bei Hyperventilation = Hyperventilationstetanie) bei gesteigerter neuromuskulärer Erregbarkeit
Kribbelparästhesien (typischerweise perioral)
Karpopedalspasmend: Pfötchenstellung der Hände und Spitzfußstellung
generalisierte Hyperreflexie
Kardiale Symptom
QT-Zeit-Verlängerungen -> HRST (z.B. Torsaden)
Abnahme der kardialen Pumpfunktion (“Low-output-Syndrom”) mit Hypotonie
Neurologisch: Epileptischer Anfall
Gastrointestinal: Diarrhö
Bei chronischer Hypokalzämie
Störungen von Haar- und Nagelwuchs, schlechter Zahnstatus
Psychische Veränderungen (Depression, Angst(
Symptome der Hyperkalzämie
Leichte Hyperkalzämien sind oft asymptomatisch; Symptome treten meist ab höheren Werten (> 3 mmol/l) und bei raschem Anstieg der Calciumkonzentration auf
Sehr variable Symptomatik, teilweise auch asymptomatisch
Verringerte neuromuskuläre Erregbarkeit: Muskelschwäche, Obstipation, Paresen
Kardiovaskulär
Akut: HRST
Chronisch: Gefäßkalzifizierungen
Renal:
Polyurie
Erhöhte Anfälligkeit für HWIs
Urolithiasis, Nephrokalzinose
Neurologisch bzw. Psychiatrisch
Lethargie, Verwirrtheit, kognitive Beeinträchtigungen
Angststörung, Depression, Psychose
Bewusstseinsstörungen: Somnolenz, Koma (hyperkalzämische Krise)
Gastronintestinal
Übelkeit, Erbrechen
Gastroduodenale Ulzera
Pankreatitis
Paradoxe intrazerebrale Kalzifikationen
= Kalzifikationen der Basalganglien und anderen prädisponierten Lokalisationen (z.B. an der Augenlinse) bei Hypokalzämie
Hypoparathyreodismus -> Hypophosphatämie durch reduzierte renale Ausscheidung—> Passage Überschreitung von Calciumphosphat(z.B. nach Aufnahme von phosphatreichen Nahrungsmitteln) —> Ausfall von Calciumphosphatkristallen in Basalganglien und anderen prädisponierten Lokalisationen
Hyperkalzämische Krise
= Lebensgefährliche Entgleisung, die bei raschem Anstieg oder hohen Calciumwerten > 3,5 mmol/l zu befürchten ist
Symptome
schwere Exsikkose (ADH-Resistenz, Erbrechen)
Fieber
Psychose
Koma
Letal in bis zu 50% der Fälle
Provokation von Tetaniezeichen bei Hypokalzämie
Chvostek-Zeichen: Mundwinkelzucken bei Beklopfen des N. facialis (im Wangenbereich, ca. 2 cm ventral des Ohrläppchens)
Trousseau-Zeichen: Nach Anlegen einer Blutdruckmanschette mit einem Druck oberhalb des systolischen Drucks kommt es nach mehreren Minuten zu einer Pfötchenstellung der Hand
Fibularis-Zeichen: Beklopfen des Fibularandes führt zu Pronation
Therapie der Hyperkalzämie
Kausale Therapie: Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung
Substitution von Calcium:
Calcium i.v., bei:
klinisch symptomatischer Hypokalzämie
Notfall, z.B. Tetanie, HRST
z.B. Calciumchlorid 5,5% (20 ml entspricht einer Zufuhr von 400 mg Calcium) 20-80 ml i.v.
Calcium-Gaben sollten langsam über 5-10 Minuten erfolgen, ggf. als Zusatz zu einer Infusionslösung, z.B. G5
zur längerfristigen Substitution Calcium p.o. (1000 mg/1-2xtgl.), ggf. zstl. Vitamin D (1000 IE/D, oder 25.000 IE alle 14 Tage)
Bei Hyperventilation: Beruhigen, Tütenatmung unter ärtzlicher Kontrolle
Bei Behandlung mit Digitalis-Präparaten niemals Calcium i.v. verabreichen, da dies ein Kammerflimmern auslösen könnte
Kausal: Behandlung einer zugrundeliegenden Erkrankung, Absetzen ggf. auslösender Medikamente
Zufuhr ↓
Viel Trinken, Vermeidung von Milch, Zielurinvolumen: 2-2,5 L/Tag
Calciumarme, ansonsten salzreiche Ernähung
Elimination ↑
Volumengabe
Forcierte Diurese mit Schleifendiuretikum (CAVE: Hypokaliämie)
ggf. Dialyse
Medikamente (Reduzieren Resorption im Darm bzw. Freisetzung aus dem Knochen)
Calcitonin
Bisphosphonate
Glucocorticoide
Notfalltherapie der Hyperkalzämie und der hyperkalzämischen Krise
Volumengabe (unter intensivmedizinsichem Monitoring): Isotone NaCl-Lösung i.v.
Forcierte Diurese mit Furosemid i.v. (Falls Volumengabe nicht ausreichend; sollte immer nach Volumengabe erfolgen)
regelmäßige Kontrollen und ggf. Substitution eines Elektrolytmangels
Calcitonin s.c.
Zoledronat i.v.
Vorraussetzung: ausreichende Volumengabe zur Vermeidung renaler Komplikationen und Kreatininclearance > 35 ml/min
Einsetzen der Wirkung erst nach 24h
Glucocorticoid
Dialyse mit calciumfreien Dialysat: Ultima ratio bei Anurie/Nierenversagen oder Misserfolg der bisherigen Therapie
Kausale Therapie
Hypokalzämie
Gesamtcalcium < 2,2 mmol/l
bzw.
ionisiertes Calcium < 1,15 mmol/l
Hyperkalzämie
Gesamtalcium > 2,65 mmol/l
ionisiertes Calcium > 1,35 mmol/l
Hypokalzämie: Ursachen
Echte Hypokalzämie: Ionisiertes Calcium ↓
Endokrine und metabole Ursachen
Hypoparathyreoidismus bzw. Pseudohypoparathyreoidismus
Vitamin-D-Mangel
Schleifendiuretika
Cisplatin
Denosumab, Bisphosphonate
Weitere Ursachen
Nekrotisierende Pankreatits
Hyperventilation (-> Aufgrund einer Umverteilung)
Citratzufuhr bei Massentransfusion bzw. Formen der Hämodialyse
Hyperphosphatämie (Tumorlyse, Rhabdomyolyse, massiv vermehrte Aufnahme)
Renal-tubuläre Azidosee
Pseudohypokalzämie: Gesamtkalzium ↓, ionisiertes Calcium ↔︎, i.d.R. asymptomatisch
Hypoalbuminämie jeglicher Ursache, z.B. bei Leberzirrhose
Grenzwerte Natrium
Hyponatriäme: < 135 mmol/l
Hypernatriämie: > 145 mmol/l
Hyponatriämie: Ätiologie
Hypervolämische Formen mit Verdünnungseffekt ohne Natriumverlust
Herzinsuffizienz, Leberzirrhose, nephrotisches Syndrom
chronischer Alkoholismus
psychogene Polydipsie
Hypovolämische Formen mit Natrium- und Wasserverlust
Renal
Diuretika, insb. Thiazide
NNRI
Zerebrales Salzverlust-Syndrom
Renal-tubuläre Azidose
Extrarenal
Erbrechen
Diarrhö
Peritonitis
Normovolämische bzw. Mischformen
SIADH
Hypernatriämie: Ätiologie
Häufig: Wasserverlust mit Konzentrierung, ohne Natriumüberschuss = Hypovolämisch
Exsikkose (z.B. Fieber/Schwitzen, Verbrennungen)
Diabetes insipidus
osmotische Diurese (z.B. bei Hyperglykämie, Mannitol)
wässrige Diarrhöen
Iso- oder hypervolämisch: Echter Natriumüberschuss
gesteigerte orale Natriumzufuhr
Iatrogen: übermäßige Gabe on NaCl oder Natriumbicarbonat
Primärer Hyperaldosteronismus
Funktionsstörungen des Hypothalamus jeglicher Ursache
Symptome Elektrolytsörungen Natrium
Hypo- und Hypernatriämie äußern sich beide in zahlreichen neurologischen Symptomen, wobei leichte Formen durchaus asymptomatisch bzw. subklinisch verlaufen können
Leichte Symptome
Übelkeit, Cephalgien, kognitive Funktionsstörungen, Verwirrtheit
Schwere Symptome
(wiederholtes) Erbrechen
Koma bzw. schwere Vigilanzsstörung (MER meist erhöht)
Auftreten von Krampfanfällen
kardiopulmonale Dekompensation (z.B. respiratorische Insuffizienz)
Symptome der zugrundeliegenden Erkrankung
Elektrolytstörungen Natrium: Therapie
Serumnatriumwerte < 120 mmol/l oder > 160 mmol/l bedürfen einer intensivmedizinischen Behandlung
Vorsichtiger Ausgleich: max. 6-8 mmol/l je 24h
Kausale Therapie anstreben
Hyponatriämie
Hypovolämisch: Infusion isotoner Kochsalzlösung
Normovolämisch: Trinkmengenbeschränkung (500-800ml/24h), Ursache beseitigen, ggf. isotonische Kochsalzlösung
Hypervolämisch: Trinkmengenbeschränkung 500 ml/24h, Furosemid zur Wasserausscheidung (!Hypokaliämie)
Notfall: vorsichtige Gabe hypertoner Hochsalzlösung (NaCl 3%)
Hypernatriämie
Hypo- oder normovolämisch: halbisotone Lösungen (z.B. NaCl 0,45%)
Hypervolämisch: Furosemid mit 5%iger Glucoselösung
Osmotische Myelinolyse
= Zerstörung der Myelinscheiden bei zu schneller Korrektur einer Hyponaträmie, insb. in der zentralen Region des Pons (zentrale pontine Myelinolyse)
Schädigung durch Ausstrom von Wasser aus dem Gewebe
Stadienhafter Verlauf
Bewusstseinseintrübung und Koma
Nach einigen Tagen: zunehmende Tetraparese
Störung der Hirnstammfunktion mit Ausfall der Hirnnerven
Die Symptomatik der pontinen Myelinolyse beginnt erst Tage nach Ausgleich der Hyponatriämie
Kalium Grenzwerte
Hypokaliämie: < 3,6 mmol/l
Hyperkaliämie: > 5,2 mmol/l
Notfall: < 3 mmol/l und > 6 mmol/l
Hypokaliämie: Ätiologie
Kaliumverluste
Endokrin: Hyperaldosteronismus, Hypercortisolismus
Medikamentös
Diuretika
Clindamycin
Aminoglykoside
Rental-tubuläre Azidose
Erbrechen, Diarrhö
Laxanzien
Schwitzen
Geringe Zufuhr
Essstörung
Fehlernährung und Mangelernährung
Umverteilung
Alkalose
Insulintherapie
Hyperkaliämie: Ätiologie
Bilanzstörung
Renal: akute Nierenschädigung, chronische Niereninsuffizienz
Endokrin
Hypocortisolismus
Hypoaldosteronismus
Insulinmangel
Heparin
kaliumsparende Diuretika
ACE-Hemmer und AT-Antagonisten
NSAID
Digitalis
übermäßige Zufuhr (z.B. Bananen, Trockenfrüchte)
Erhöhte Freisetzung: Rhabdomyolyse, Hämolyse, Tumorlyse; Verbrennung, Traumata; Massentransfusion
Azidose
Symptome Hypokaliämie
Hyperpolarisation -> verringerte Erregbarkeit von Nervenzellen
Ermüdung
Muskelschwäche, gesenkte MER, Paresen aber auch Krämpfe möglich
Obstipation
HRST: Extasystolen, Neigung zu Rhythmusinstabilität bis hin zu Kammerflimmern
Symptome Hyperkaliämie
Hypopolarisation -> Erregbarkeit gesteigert
Muskelschwäche, Muskelzuckungen
Langfristig: Paresen (durch gestörte Repolarisation)
Parästhesien
HRST: typischerweise Bradykardien bis hin zum Sinusarrest, bei schweren Hyperkaliämien auch Kammerflimmern und Herzstillstand möglich
Hypokaliämie: Therapie
Kausal: Absetzen auslösender Medikation, bei diuretischer Therapie Ergänzung von Spironolacton
Substitution durch Ernährung
Orale Substitution: Kaliumchlorid, Kaliumcitrat
Kalium-Chlorid i.v.
Kalium ist venentoxisch und kann HRST auslösen, deshalb sollte es bei i.v. Applikation stets langsam (max. 20 mmol/h) verabreicht werden; wenn möglich orale Gabe bevorzugen
Hyperkaliämie: Therapie
Leichte Hyperkaliämie
ausreichende Hydratation gewährleisten
kaliumarme Ernährung
Medikation bzgl. Hyperkaliämie-Risiko prüfen
Kationenaustauscherharze
Mittelgradige und schwere Hyperkaliämie
Calciumgluconat i.v. (Kardioprotektion -> Membranstabilisierung, Schutz vor HRST)
Glucose-Insulin-Infusion, beta2-Sympatomimetika inh., Natriumbicarbonat i.v. (Verschiebung nach intrazellulär -> Zeitgewinn)
Furosemid und isotone Kochsalzlösung, Polystyrol (Kationenaustauscher) p.o. oder rektal), Hämodialyse (Elimination -> eigentliche Therapie)
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