Hyperthyreose: Ätiologie
Morbus Basedow: genetische Prädisposition
Funktionelle Schilddrüsenautonomie: Unfifokal, multifokal, disseminiert
Hyperthyreosis factitia: iatrogen durch exogene Zufuhr von Schilddrüsenhormonen bzw. Iod (KM)
Medikamentös, z.B. durch Amiodaron
Entzündlich, passager bei subaktuer Thyreoiditis de Quervain oder Hashimoto-Thyreoiditis
Neoplasie
Schilddrüsenkarzinome
Gesteigerte TSH-Produktion bei Hypophysenadenom
Meseburger Trias
= Symptomtrias bei Morbus Basedow
Struma
Tachykardie
Exophthalmus
Hyperthyreose: Symptome
Vegetativ
Indirekte sympathomimetische Wirkung durch gesteigerte Sensibilität auf Katecholamine
Tachykarde HRST, AP, arterieller Hypertonus, Wärmeintoleranz, Hyperreflexie, Tremor und Schwitzen
Diffuser Haarausfall
Neuropsychiatrisch
Psychomotorische Unruhe und Reizbarkeit, aber auch Apathie
Schlafstörungen und rasche Ermüdbarkeit
Gastrointestinal: evtl. erhöhte Stuhlfrequenz/Diarrhö
Metabolisch: Gewichtsabnahme, pathologische Glucosetoleranz
Muskuloskelettal: Myopathie oder Osteopathie
Hyperthyreose: Klassische Befunde in der sonografischen Untersuchung
= Bildgebung mittels Dopplersonografie
Typische Befunde
Vergrößerte Schilddrüse (w > 18 ml bzw. m > 25 ml)
Vermehrte Vaskularisation des Schilddrüsengewebes
echoarme Areale (diffus oder lokalisiert) in Kombination mit vermehrter Perfusion bzw. erhöhter Gefäßanzahl
bei Morbus Basedow typischerweise sog. “Vaskuläres Inferno”
homogenes, echoarmes Muster
Hyperthyreose: Szintigrafie
Technetium-Uptake erhöht (> 5%; normal 0,5-2%)
Morbus Basedow: gleichmäßige, intensive Anreicherung
Funktionelle Schilddrüsenautonomie: zur Definition passender Befund
Endokrinologische Differenzialdiagnosen bei Hyperhidrosis
Hyperthyreose
Klimakterium, Schwangerschaft
Phäochromozytom
Hypercortisolismus
Akromegalie
Karzinoid-Syndrom
Hyperthyreose: Therapieprinzipien
Thyreostatika-Therapie
Thiamazol, Carbimazol, Propylthiouracil
bei allen Formen der Hyperthyreose zur Einstellung einer euthyreoten Stoffwechsellage
Symptomatisch
Unselektive beta-Blocker, z.B. Propranolol (Startdosis 10 mg 1-1-1, Steigerung um jeweils 10 mg, Zieldosis 80-160 mg/d)
Hemmung der Konversion von T4 zu T3
Kausal
Indikationsstellung richtet sich nach Grunderkrankung
Radioiodtherapie: Totale oder subtotale Ablation des Schilddrüsengewebes nach Applikation von radioaktivem Iod
Schilddrüsenchirurgie: Resektion der Schilddrüse
Iod-Plummerung
= alternatives und eskalatives Konzept zur Blockierung der Schilddrüsenhormonproduktion, hierbei Gabe von hohen Dosierungen (> 5 mg/Tag) Iod zur Unterbindung der Iodaufnahme und der Hormonproduktion der Schilddrüse (Wolff-Chaikoff-Effekt)
Indikation
zstl. zur thyreostatischen Therapie zur präoperativen Erzielung einer Euthyreose, wenn Thyreostatika alleine nicht ausreichen
! Anwendung nur bei nicht iod-induzierten Formen einer Hyperthyreose
Als Schutzmaßnahme bei einem schweren nuklearen Zwischenfall
Therapie bei Morbus Basedow
Thyreostatische Therapie über 12-18 Monate, i.d.R. mit Thionamiden (Hemmung der Thyreoperoxidase)
Initialdosis je nach klinischem Bild
Remission unter der Therapie in 50% der Fälle
Dosisreduktion bei Erreichen der Euthyreose, sonst Verschlimmerung der endokrinen Orbitopathie
Verlaufskontrolle: Kontrolle der TRAK-Spiegel nach 6 Monaten: Bei Werten > 10 IU/L -> Remission unwahrscheinlich, Operation bzw. Radioiodtherapie
Anschließend: Auslassversuch (CAVE: Gefahr einer Hyperthyreose)
Bei Rezidiv/persistierender Erkrankung: Definitive Behandlung mit
OP -> eine totale Thyreoidektomie ist der subtotalen Thyreoidektomie bzgl. der Hyperthyreose-Kontrolle überlegen
Radioiodtherapie -> hoher Behandlungserfolg bei Morbus Basedow, jedoch hohe Hypothyreoserate mit lebenslanger L-Thyroxin-Substitution
Therapie bei Schilddrüsenautonomie
Nach Erreichen einer Euthyreose ist aufgrund der hohen Rezidivrate eine definitive Therapie mittels Radioiodtherapie oder Operation indiziert
ein Wirkungseintritt der Radioiodtherapie ist binnen 2-3 Monaten zu erwarten
Indikationen eher zugunsten einer operativen Therapie
Malignomverdacht (kalte Knoten; i.d.R. als totale Thyreoidektomie)
Kompressionssymptome, große Struma
Sofortige Therapienotwendigkeit (thyreotoxische Krise, schwere NW einer thyreotoxischen Medikation, Hyperthyreose in der Schwangerschaft mit hohem Thyreostatikabedarf)
Postoperativ: fast immer L-Thyroxin-Substitution notwendig
Thyreotoxische Krise
= akute lebensbedrohliche Exazerabtion einer Hyperthyreose
besonders gefährdet sind Patienten mit nicht oder nur unzureichend behandelter Hyperthyreose; spontanes Auftreten möglich oder ausgelöst durch folgende Faktoren
Schwere Erkrankungen (Infektionen, kardiale Notfälle)
Iodexposition
i.v. KM (Prophylasxe durch Perchlorat und Thiamazol)
Medikamente, z.B. Amiodaron
Absetzen thyreostatischer Medikamente
Schilddüsen-OP in hyperthyreotem Zustand
Letalität liegt bei > 20%
Thyreotoxische Krise: Klinik
Stadieneinteilung nach Hermann
Stadium I
Tachykardie, oft absolute Arryhthmie
Fieber, Erbrechen, Durchfälle -> Exsikkose
Adynamie, Muskelschwäche
Tremor, Agitation
Stadium II
Symptome aus Stadium I
Bewusstseinsstörungen (Somnolenz, Stupor)
Desorientiertheit
psychotische Zustände
Stadium III
Symptome aus Stadium I+II
Koma, Kreislaufversagen mit NNRI (relativer Mangel an Steroidhormonen)
NW Thionamide
Knochenmarksdepression bis hin zur Agranulozytose
Hepatotoxizität
Thyreotoxische Krise: Therapie
Thyreostatische Therapie
Thiamazol hochdosiert 80 mg i.v. 1-1-1
Natrium-Perchlorat hochdosiert 20 Tropfen 1-1-1-1
bei bedrohlicher thyreotoxischer Krise: Plasmapherese oder Notfall-Thyreoidektomie
intensivstationäre Überwachung
Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution, parenterale bzw. enterale Ernährung
beta-Blocker: Propranolol oder kardioselektive beta-Blocker
Glucocorticoide, z.B. Prednisolon
Fiebersenkende Medikamente, z.B. Ibuprofen oder Paracetamol
Thromboseprophylaxe
Hyperthyreose in der Schwangerschaft
Leichte Formen der Hyperthyreose
Mögliche Ursache: HCG-induzierte Stimulierung der TSH-Rezeptoren
Symptomatische Therapie (niedrig dosierte Betablocker) i.d.R. ausreichend
Bei Schilddrüsenautonomie oder Morbus Basedow (vorbestehend oder Neumanifestation): thyreostatische Therapie
im 1. Trimenon: Propylthiouracil, danach Thiamazol (im 1. Trimenon Gefahr der Thiamazol-induzierten Embryopathie)
bei Therapieversagen einer thyreostatischen Therapie: Thyreoidektomie
Radioiodtherapie kontraindiziert
Endokrine Orbitopathie: Therapie
künstliche Tränenflüssigkeit
Schutz der Augen vor hellem Licht und Staub
Schlafen mit erhöhtem Oberkörper
Nikotinabstinenz
Schwere Fälle & kein Ansprechen auf konservative Therapie
Glukortikoidstoßbehandung
Bestrahlung des Retrobulbärraums
chirurgische Dekompression
Stufenschema für Typ-2-Diabetiker
Stufe I
Basistherapie: Gewichtsnormalisierung, körperliche Akitvität, Ernährungstherapie, “Lifestyle-Schulung”
Stufe II
Monotherapie: 1. Wahl Metformin
Stufe III
Zweifachtherapie: Antidiabetische Kombinationstherapie oder Antidiabetikum in Kombination mit Insulin
Stufe IV
Dreifachtherapie: Zwei Antidiabetika + Insulin oder drei Antidiabetika
Stufe V
Intensivierte Insulintherapie, ggf. in Kombination mit Antidiabetika (insb. Metformin)
Initiale Kombinationstherpapie
bei klinisch relevanter kardiovaskuläer Erkrankung. Kombination aus Metformin + SGLT2-Inhibitoren oder GLP-1-Analoga
Basal-Insulin zur Nacht
= Erweiterung der oralen antidiabetischen Therapie um ein langwirksames Insulinpräparat
täglich einmalige Gabe eines Verzögerungsinsulins zur jeweils gleichen Tageszeit (z.B. Insulin glargin abends) unter Fortführung einer oralen antidiabetischen Therapie
DM Typ 2 Stufe III oder IV, insb. bei morgendlich erhöhten BZ-Werten
Konventionelle Insulintherapie
= feste Insulindosierungen morgens und abends, entsprechend auch feste Vorgaben zur Nahrungsaufnahme
2xtgl Insulinapplikation (Kombinationsinsulin aus Normalinsulin und NPH-Insulin) mit jeweiliger BZ-Selbstmessung
einfachere Durchführung, nicht so zeitaufwendig
nur bei festem Ernährungsplan erfolgsversprechen; Ggf. ZWischenmalhzeiten erforderlich, um Hypoglykämien zu vermeiden
Intesivierte konventionelle Insulintherapie (Basis-Bolus-Prinzip, ICT)
Durchführung
langwirksame Basalinsuline (z.B. Insulin Glargin/Detemir) 1-2xtgl
Mahlzeitbezogene Insuline (z.B. Normalinsulin, Insulin lispro, Insulin Aspart): zstl. zu Basalinsulin je nach gemessenem BZ, Tageszeit, Größe der Mahlzeit
Für alle Typ-1-DM, gut schulbare Typ-2-DM
leichtere Einstellung des BZ möglich, kein fester Ernährungsplan
bei guter Compliance optimale Einstellung möglich
zeitaufwendig, häufiger Hypoglykämien, gute Compliance und aufwendige Schulung nötig
Hypothyreose: Klinik
Allgemeinsymptome
Gesteigerte Ermüdbarkeit, schnelle Erschöpfung, Verlangsamung
Antriebsarmut, Teilnahmslosigkeit, Depressivität
Kälteintoleranz
Gewichtszunahme
Obstipation
Haut, Haar und Gesicht
Kühle, trockene Haut
Brüchiges, trockenes Haar
Haarausfall
Hypohidrose
Hertoghe-Zeichen
Myxödem
Kardiologisch
Bradykardie, ggf. Herzinsuffizienz
Neurologisch: Neuromuskuläre Erregbarkeit erniedrigt
Hyporeflexie und verlangsamte Erholung der Reflexe -> gut zu prüfen anhand des ASR
Gynäkologisch
Sekundäre Amenorrhö bzw. Zyklusanomalien
Osteoporose Diagnostik
Goldstandard: Dual x-ray Absorptiometry (DXA): Messung der Knochenflächendichte in g/cm2
Durchführung: LWS, Femur(gesamt) und Femurhals
Ergebnis: Ermittlung des T-Scores -> Abweichung in Standardabweichugen der mittels DXA gemessenen Knochenflächendichte von der Referenzknochflächendichte (gesunde Kohorte um das 30. LJ)
-> Vorliegen einer Osteoporose bei T-Score ≤ - 2,5
Osteoporosetypische Befunde:
Verringerung der Körpergröße, Tannenbaumphänomen, Rippen-Becken-Abstand < 2cm
Fischwirbel, Keilwirbel, Plattwirbel
vermehrte Strahlentransparenz (ab Verlust von 30% der Knochenmasse)
Osteoporose: Medikamentöse Therapie
Bisphosphonate
z.B. Alendronat
antiresorptiv
Biologicals
Denosumab: antiresorptiv
Romosozumab: osteoanabol und antiresorptiv
SERM
Raloxifen
Therapie der 2. Wahl bei postmenopausalen Frauen; ! erhöhtes Thromboembolie- und Thromboserisiko
Parathormon-Analoga
Teriparatid
Osteoanabol
Anwendungsdauer max. 24 Monate
Östrogene
nur bei Kontraindikation/Unverträglichkeit gegenüber anderen Medikamenten
i.d.R. kombiniert mit Gestagenen
Glucose Nierenschwelle
150-180 mg/dl
Therapie des hyperglykämischen Komas
Intensivmedizinische Behandlung
Flüssigkeitstherapie
1000 ml NaCL 0,9% in der 1. Stunde
Nachfolgend Infusionslösung anpassen an Alter, Größe, Körpergewicht und mögliche Begleiterkrankungen
Kontrolle der Flüssigkeitsbilanz
Insulingabe (unter engmaschigen Blutzuckerkontrollen)
Low-Dose-Schema mit Normalinsulin: Der Blutzucker sollte pro Stunde maximal um ca. 50 mg/dl gesenkt werden und vorerst nicht unter 250 mg/dl fallen
Engmaschige Elektrolytkontrollen ggf- ausgleich
Bicarbonatgabe (unter Kontrolle des Säure-Basen-Status): in Ausnahmesituationen bei pH-Werten < 6,9
Symptome des hyperglykämischen Komas
Gemeinsame Symptome
Polyurie
Polydipsie
Übelkeit, Erbrechen
Exsikkose, Hypotonie, Kollapsneigung
Bewusstseinseintrübung
Besondere Symptome des ketoazidotischen Komas
Zügiger Beginn (< 24h) im Vergleich zum hyperosmolaren Koma
Bauchschmerzen (Pseudoperitonitis diabetica/Pseudoappendizitis diabetica)
Nach Azeton riechender Atem
Kußmaul-Atmung: Tiefe Atemzüge bei normaler Frequenz
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