A. Webern: Variationen für Klavier, op. 27
Weberns Schaffensphasen:
bis 1908
-frühe Stücke stehen noch deutlich in der Tradition der Spätromantik -seine beiden ersten Werke sind noch tonal komponiert -die tonalen Bindungen werden mehr und mehr abgestreift -Wandlung zur Atonalität
ab 1908/1909
-lange freie atonale Phase (→Webern als eines Vertreters des musikalischen Expressionismus) -bis 1914 entstanden Stücke von aphoristischer Kürze
ab 1924/1925
-greift erstmals das Zwölftonsystem seines Lehrers Schönberg auf -kleine, hochkonzentrierte Formen -Organisation der Struktur: Ordnung der Tonhöhen, de Dauern und der Dynamik
Entstehung op.27:
Wesentliche Punkte der Entstehung:
Entstanden in der letzter Schaffensphase A. Weberns
14.10.1935 Kompositionsbeginn des 3. Satzes, kurz darauf: Stagnation
Fortsetzung der Komposition vermutlich erst im Juni 1936
Fertigstellung des 3. Satzes: 8.7.1936
Komposition des ersten und zweiten Satzes (5.9.1936 beendet)
Drucklegung erfolgte wahrscheinlich ab Januar 1937
Uraufführung am 26.10.1937 in Wien (Pianist: Peter Stadlen)
Mehrmalige Umformung der Zwölftonreihe im Zuge der Entstehung der Komposition
Die Zwölftonmethode:
A. Schönberg: Komposition mit 12 Tönen (1935)
„Die Einheit des musikalischen Raumes erfordert eine absolute und einheitliche Wahrnehmung. In diesem Raum gibt es kein absolutes Unten, kein Rechts oder Links, Vor- oder Rückwärts. Jede musikalische Konfiguration, jede Bewegung von Tönen muss vor allem verstanden werden als wechselseitige Beziehung von Klängen, von oszillierenden Schwingungen, die an verschiedenen Stellen und zu verschiedenen Zeiten auftreten.“ […] „Musik ist nicht bloß eine andere Art von Unterhaltung, sondern die Darstellung musikalischer Gedanken eines Musik-Dichters, eines Musik-Denkers; diese musikalischen Gedanken müssen den Gesetzen der Logik entsprechen; sie sind ein Teil dessen, was der Mensch geistig wahrnehmen, durchdenken und ausdrücken kann.“ „Diese Methode besteht in erster Linie aus der ständigen und ausschließlichen Verwendung einer Reihe von zwölf verschiedenen Tönen. Das bedeutet natürlich, dass kein Ton innerhalb der Reihe wiederholt wird und dass sie alle zwölf Töne der chromatischen Skala benutzt, obwohl in anderer Reihenfolge. Sie ist in keiner Weise mit der chromatischen Reihe identisch. Die Grundreihe funktioniert in der Art eines Motivs. Dies erklärt, warum für jedes Stück eine neue Grundreihe erfunden werden muss. Zwölftonmethode/Zwölftontechnik (auch: Dodekaphonie von griech. dodeka = zwölf, phonos = Ton) meint eine Kompositionstechnik, die um 1920 von Arnold Schönberg entwickelt wurde. Mit ihr wurde eine neue Ordnung des musikalischen Materials möglich und die freie Atonalität abgelöst. Schönberg legte fest, dass kein Ton wiederholt werden darf, bevor nicht alle Töne der chromatischen Tonleiter erklungen sind. Dazu wird zu Beginn eines Kompositionsprozesses eine zwölftölige „Reihe“ aufgestellt. Von dieser Grundreihe werden drei zusätzliche Reihen (1. Umkehrung, 2. der Krebs, 3. der Krebs der Umkehrung) abgeleitet. Von der Grundreihe werden automatisch drei zusätzliche Reihen abgeleitet: 1. die Umkehrung, 2. der Krebs, 3. der Krebs der Umkehrung. Der Gebrauch dieser Spiegelformen entspricht dem Prinzip der absoluten und einheitlichen Wahrnehmung des musikalischen Raumes.“
Der Kontext (historisch und stilistisch)
Fomulierungsvorschlag zur Einordnung des Werkes:
Die Variationen für Klavier op. 27 von Anton Webern wurden im Juli 1936 fertiggestellt und entstammen somit der letzten Schaffensphase des Komponisten, in welcher er nach der Zwölftonmethode seines Lehrers A. Schönberg komponiert. Anders als A. Schönberg und A. Berg (Zweite Wiener Schule), die dieses Technik v.a. für große Formen anwenden, vollendet sich Anton Weberns Kunst in der kleinen, hochkonzentrierten Form teilweise von aphoristischer Kürze mit hoher musikalischer Intensität und Dichte. Die Tendenz zur Kürze führt zu besonders charakteristischen Merkmalen seiner Musik: Kein Schmuck, kein Umweg, keine Wiederholung, keine Grundsubstanz und Zutat (alles ist wesentlich, bestimmt vom persönlichen Charakter, vom Zeitgeist und vom geschichtlichen Stand des musikalischen Materials). Dabei ist Weberns Musik von Klarheit erfüllt, die nicht nur auf rationaler Arbeit sonder besonders auf musikalischer Intuition und Ausdruckskraft beruht. Stets ist er auf der Suche nach Zusammenhang und Bindungskraft. Dabei zielt er mit seiner Kompositionsweise (reihenartig geregelte Dynamik) bereits in Richtung der seriellen Musik. Der ursprünglich als Kopfsatz geplante Satz der Variationen für Klavier op. 27 (heute 3. Satz) rückte im Zuge der Fertigstellung des Werkes an das Ende der mehrsätzigen Komposition und gab dem Klavierwerk schließlich den Namen. Der Satz ist durchgehend in vertikaler Reihentechnik komponiert. Dies hebt ihn aus dem gesamten Spätwerk Weberns hervor. Er lässt sich formal in ein Thema mit 5 Variationen untergliedern. Dabei ist die Reihe bei Webern eine Art komponiertes Thema mit typischen Strukturen. Gleichzeitig sind seine Reihen nicht mehr nur Material für Themen und Motive, sondern haben selbst Motivcharakter und bestimmen das Werk. Die Komposition lässt eine Vorliebe Weberns für Quartklänge und eine besondere Bedeutung des Tritonus erkennen. Man findet ihn in der Mitte der Reihe und auch an Schlüsselstellen des Werks. Webern greift mit diesem Werk auf die von A. Schönberg begründete Zwölftonmethode zurück entwickelt dabei jedoch eine ganz eigene Tonsprache und wendet sich darin bereits der musikalischen Zukunft zu. Es entsteht somit eine ganz eigene ästhetische Aussage, welche nur in der Gesamtbetrachtung nicht aber durch das reine Bestimmen der Reihenzugehörigkeit zum Ausdruck kommt (Webern selbst führte diese nie an). Sein Reihendenken gilt als Vorbild in der Entwicklung der Seriellen Musik. Die Variationen für Klavier op. 27 gelten als marksteinsetzendes Werk für dieses Instrument und wenden sich in ihrer Machart gewiß gegen ein Weltgeschrei, welches die damalige Zeit beherrschte.
Wesentliche Merkmale des Werks:
Grundlage: Zwölftonmethode mit Rückgriff auf traditionelle Formen und Gattungen (hier: Variation)
Einziges Werk für Solo-Klavier
Möglicherweise waren die Variationen zunächst als Einzelsatz geplant
Grundform der Zwölftonreihe in T. 1 bis 5 zu finden
Thema findet sich in T. 1 bis 11 (T. 12, 1. Viertel) des 3. Satzes
3 Sätze: 1. Satz (Andante), 2. Satz (Scherzo), 3. Satz: (Variationen-Reihe)
Expressionismus: Die Situation
die Zeit nach der Jahrhundertwende war durch einen gewaltigen Umbruch in allen Bereichen des gesellschaftlichen, geistigen und kulturellen Lebens gekennzeichnet
die junge Generation lehnte sich gegen die Alten und deren Lebens- und Wertevorstellungen
sie protestierten gegen das satte, selbstzufriedene Bürgertum und dessen gesellschaftlichen und kulturellen Normen → Warnung vor der Gefahr der Technik und Zivilisation und deren Auswirkungen auf die Menschen (Maschienenwelt; soziales Elend breiter Schichten, die Vermassung in Städten und Vereinsamung des Einzelnen
wichtige eruop. Zentren de Umwälzung: Paris, Berlin und Wien
die expressionistisch geltende Kunst ist Ausdruck eines gesteigerten Lebensgefühls im Gegensatz zum als materialistisch empfundenen leben (geprägt von Ökonomie und Konvention)
dabei gilt Hässlichkeit als wahr, Schönheit mindestens als unwahr, konventionell, wenn nicht gar verlogen
der (musikalische) Expressionismus (Ausdruckskunst, Kunst des Ausdrucks) des ( eigenen) Inneren kann las letztmögliche Steigerung des subjektiven Ausdruckswillen gesehen werden, aber auch als Gegenströmung und Reaktion auf den Impressionismus → somit stehen sich Expressionismus und Impressionismus polar gegenüber
Begriff Expressionismus beschreibt eine Norm des Erlebens, des Handelns, der Weltanschauung: Grundlegend ist das Streben nach freiem, spontanen Ausdruck innerlich-subjektiver Zustände
Expressionismus: Die Musik
Dynamik
Schreien im fff, bebendes Zittern im ppp
Tonlage
Extreme Höhen- und Tiefenlagen
Metrum, Takt
Wechsel der Taktarten
Tempo
Extreme Tempi
Rhythmik
Rhythmen erstarren oft in gleichförmiger Weiderholung (Ostinato), schockartige Akzentbildung
Harmonik
Schroffe Dissonanzen, unvermitteltes Nebeneinander der Harmonien , polytonale Überlagerungen, Tendenz zu funktionslosen Klängen
Melodik
Melodieführung schwer zu erkennen
in expressionistische Musik erfolgt die Reduktion auf das Elementare. Das musikalische Geschehen wird in nahezu allen Merkmalen in die Extremweite getrieben, somit die ausgleichende Mitte verlassen → musik. Parameter beginnen autonom zu werden
« Methode der Komposition mit wölf nur aufeinander bezogenen Tönen»
Im Umbruchprozess zum früheren Expressionismus war Arnold Schönberg eine de wichtigsten Persönlichkeiten
Er löste sich mit seinem neuen Schaffen ab 1907/1908 von der Beziehung aller Töne auf einen Grundton, die bisher gültige Trennung von Konsonanz und Dissonanz, vom harmonischen Zentrum und damit den tonalen Beziehungen, also auch von der Tonart
⇒ diese Weise von Atonalität und Emanzipation der Dissonanz markeierte einen de tiefsten Einschnitte der Geschichte und wurde von den Zeitgenossen als Schock erlebt → Beginn der “Neuen Musik”
Tonsprache der “Zweiten Wiener Schule” ist noch radikaler verwirklicht; Hauotvertreter: A. Schönberg, A. Webern, und A. Berg
A. Schönberg wurde sich schon bald der Notwendigkeit bewusst, dass „mit dem Entfall der tonalen Gliederungsbehelfe ein Ersatz gefunden werden“ muss, der das „emanzipierte dissonanten Material“ innerlich bindet und zusammenhält. Auf der Suche nach Ordnungsprinzipien innerhalb des atonalen Tonraumes gelangte A. Schönberg zur „Methode der Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen“
Das Werk
Mögliche Fragestellungen:
Gliedern Sie den 3. Satz der Variationen für Klavier von A. Webern und benennen Sie die Formteile.
Analysieren Sie das Thema der Variationen für Klavier op. 27 (3. Satz) von A. Webern.
Benennen Sie wesentliche kompositorische Gestaltungsmerkmale der 2. Variation.
Vergleichen Sie die 3. Variation mit der 4. Variation hinsichtlich ihrer rhythmischen Struktur und benennen Sie den jeweiligen Ausdrucksgehalt.
Beschreiben Sie die Dramaturgie des gesamten 3. Satzes der Variationen für Klavier op. 27 von Anton Webern.
Erörtern Sie inwiefern das Thema an sich bereits Variation ist.
Stellen Sie an exemplarisch ausgewählten Stellen dar, inwiefern die Komposition Ihrem Titel „Variationen“ gerecht wird
Def. Zwölftonmethode:
💡 Zwölftonmethode/Zwölftontechnik (auch: Dodekaphonie von griech. dodeka = zwölf, phonos = Ton) meint eine Kompositionstechnik, die um 1920 von Arnold Schönberg entwickelt wurde. Mit ihr wurde eine neue Ordnung des musikalischen Materials möglich und die freie Atonalität abgelöst. Schönberg legte fest, dass kein Ton wiederholt werden darf, bevor nicht alle Töne der chromatischen Tonleiter erklungen sind. Dazu wird zu Beginn eines Kompositionsprozesses eine zwölftölige „Reihe“ aufgestellt. Von dieser Grundreihe werden drei zusätzliche Reihen (1. Umkehrung, 2. der Krebs, 3. der Krebs der Umkehrung) abgeleitet
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Kompositionsprinzipien der Zwölftonmethode
Der Komponist bildet aus den 12 chromatischen Tönen eine Reihe;
Kein Ton darf wiederkehren, bevor nicht die übrigen 11 erklungen sind;
Jede Reihe kann in der Originalgestalt (R) bzw. Grundgestalt (G) bzw. Originalreihe (O), im Krebs (K), in der Umkehrung (U) und in der Umkehrung des Krebses (UK) bzw. Krebsumkehrung (KU) verwendet werden (Modi);
Die Reihenformen (Modi) können auf jeden Ton der chromatischen Tonleiter transponiert werden ( t steht für Transposition);
Die einzelnen Töne können nach oben bzw. nach unten oktavversetzt werden;
Die Rhythmisierung der Reihe und ihrer Modi ist frei;
Die Reihe und ihre Modi können sowohl horizontal ablaufen als auch vertikal (z.B. zu Akkorden) zusammengefasst werden;
Aus der Reihe wird durch Rhythmisieren, Instrumentation (Klangfarbe), Lage (hoch/tief), Dynamik etc. ein Thema.
Stichpunktartige Analyse
Das Thema:
Besteht aus 3 hinsichtlich ihrer Dauer etwa gleicher Teile (Teil 1: Beginn T. 1; Teil 2: Beginn T. 5 (4. Viertel); Teil 3: Beginn T. 9 (5. Viertel)
1.Teil: Originalreihe es (Töne: es, h, b, d, cis, c, fis, e, g, f, a, gis)
2.Teil: Umkehrung es (Töne: es, g, gis, e, f, fis, c, d, h, cis, a, b)
3.Teil: Krebs es (Töne: gis, a, f, g, e, fis, c, cis, d, b, h, es) - Die einzelnen Teile können wieder in Abschnitte unterteilt werden:
Teil: Abschnitt a (Beginn T. 1); Abschnitt b (Beginn T. 2, 6. Viertel); Abschnitt c (Beginn T. 4, Viertel)
Teil: Abschnitt a (Beginn T. 5, 4. Viertel), Abschnitt b (Beginn T. 7, 2. Viertel), Abschnitt c (Beginn T. 8, 6. Viertel)
3.Teil: Abschnitt a (Beginn T. 9, 5. Viertel), Abschnitt b (Beginn T. 11, 1. Viertel)
Formteil:
Wirkung:
Kompositorische Gestaltungsmerkmale:
1. Teil:
T. 1 bis T. 5
(1. Viertel)
In sich
ruhend
-Struktur: Reihe in Originalgestalt
-Dynamik: piano zu Beginn und zum Abschluss
Spannungsmaximum kurz nach Mitte T. 3
-Ambitus: C
2. Teil:
T. 5 (4. Viertel) bis
T. 9 (3. Viertel)
Aufgeregt,
gepresst,
gequält
-Struktur: Reihe in Umkehrung - Dynamik: forte zu Beginn, piano zum Abschluss
Ambitus: Fis - f´´´
Rhythmus: rhythmische Struktur entspricht Teil 1 allerdings mit Verzögerung von einer Halben Note | | 3. Teil: T. 9 (5. Viertel) bis T. 12 (1. Viertel) | Variierter Gestus des
Teils | -Struktur: Reihe im Krebs
Dynamik: forte, dann piano mit decrescendo (vgl. eher 2. Teil); Höhepunkt zu Beginn
Ambitus: d - f´´´
Rhythmus: die Notenwerte der einzelnen Töne werden im Vergleich zur Originalreihe größtenteils beibehalten |
➜ Die selbe Lage wird im Übergang der einzelnen Teile als roter Faden beibehalten ➜ Innerhalb des Themas lassen sich verschiedene Bezüge finden ➜ Bereits hier wird mit variierter Technik gearbeitet (Verwendung von Reihe, Umkehrung, Krebs; Dreiteiligkeit des Themas und seiner Abschnitte; Motivgestaltung/Intervallstruktur; Rhythmus)
Variation 1:
O e: T. 12 (4. Viertel) - T. 14 (1. Viertel) KU es: T. 14 (1. Viertel) - T. 15 (6. Viertel) O es: T. 15 (6. Viertel) - T. 17 (Ende) KU e: T. 18 (Anfang) - T. 19 (4. Viertel) KU b: T. 19 (4. Viertel) - T. 20 (6. Viertel) KU e: T. 20 (6. Viertel) - T. 22 (1. Viertel) KU a: T. 22 (1. Viertel) - T. 23 (3. Viertel; a´´= Beginn Variation 2 ist noch der letzte Ton der Reihe)
Merkmale allgemein:
Grundlegendes rhythmisches Element: Viertelnote - Viertelpause - Viertelnote (auch als Synkope z.B. T. 18/19)
Tonwiederholungen spielen wichtige Rolle (auch als falsche Oktaven: f/fis T. 13 & 16, gis T. 19, d T. 20/21): Endtöne einer Reihe werden als Anfangstöne der nächsten aufgegriffen (z.B. T. 14, 1. Viertel)
Viertelnoten und Halbe Noten und entsprechende Pausen
Differenzierte Vortragsbezeichnungen (staccato, portato, legato, sforzato, f, ff, p, decrescendo)
Alle Töne gleich wichtig (v.a. durch rhythmische Struktur)
Sekundstrukturierung, keine Akkorde
Ritardandi zum Ende hin
Gegensatz zum Thema, obwohl ihr Beginn die Atmosphäre vom Ende des Themas aufnimmt
Variation 2:
KU d: T. 23 (4. Viertel) - T. 25 (6. Viertel) K a: T. 25 (6. Viertel) - T. 28 (2. Viertel) K e: T. 28 (2. Viertel) - T. 30 (4. Viertel) KU a: T. 30 (5. Viertel) - T. 32 (5. Viertel) K e: T. 32 (5. Viertel) - T. 33 (5. Viertel)
Zarter im Ausdruck
Starke Schwankungen des Tempoverlaufs
Anwendung von Akkorden (bestehend oft aus Quarten und Tritoni)
Vortragsbezeichnungen noch differenzierter
Art „lyrisches Intermezzo“
Rhythmische Hauptfigur: Viertelnote - Viertelnote
Reihen: KU und
Variation 3:
U c: T. 33 (6,5. Viertel) - T. 35 (Schluss) KU c: T. 36 - T. 38 (1. Achtel) U h: T. 38 (2. Achtel) - T. 40 (2. Viertel) KU h: T. 40 (3. Viertel) - T. 42 (2. Viertel) O dis: T. 41 (letztes Achtel) bzw. T. 42 (2. Viertel) - T. 44
Zart im Ausdruck
Starke Schwankungen des Tempoverlaufs („molto rit.“ sehr markant)
Zum ersten Mal Achtelnoten
Ständiger Lautstärkewechsel
Reihen oft im direkten Anschluss z.B. T. 35/36, T. 40
Achtelgruppen an strukturierendes Element
Spiegelungsachsen Taktstrich Beginn T. 36 und T. 40 zwischen dem 2. und 3. Viertel
Überlappung am Reihenende z.B. T. 41/42 („Art Engführung“)
Reihen: symmetrische Gestaltung (Uc|KUc; Uh|KUh)
Variation 4:
KU d: T. 45 - T. 47 (2. Viertel) O fis: T. 46 (12. Achtel) - T. 48 (8. Achtel) KU f: T. 48 (8. Achtel) - T. 50 (2. Viertel) O a: T. 50 (1. Viertel) - T. 52 ( 1. Viertel) KU as: T. 51 (12. Achtel) - T. 53 (3. Viertel) O c: T. 53 (6. Achtel) - T. 54 (5. Viertel) KU h: T. 54 (5. Viertel) - T. 55
Im Spannungsverlauf des ganzen Satzes: Höhepunkt
Achtel mit synkopischer Wirkung
Sekundmotive
Keine Akkorde, nur Zusammenklang von 2 Noten (oft verminderte Oktave)
Klangliche Intensität durch das Gefühl „herabprasselnder Töne“
Dynamik bis molto ff, Häufung von Akzenten
Ständige Überlappungen am Reihenende
Nur Viertel- und Achtelnoten
Reihen: abwechselnd KU und O
Variation 5:
O es: T. 56 (Anfang) - T. 58 (2. Viertel) K es: T. 58 (2. Viertel) - T. 59 (4. Viertel) Ue: T. 59 (6. Viertel) - T. 61 (4. Viertel) KU e: T. 61 (4. Viertel) - T. 63 (2. Viertel) K es: T. 62 (6. Viertel) - T. 64 (4. Viertel) U es: T. 64 (4. Viertel) - T. 66 Merkmale allgemein:
„Wieder ruhiger“: friedich, ruhig wirkender Schussteil
Dynamik im Pianobereich (pp, p, ppp)
Größere Notenwerte (keine Achtelnoten mehr)
Legato und Portato überwiegen
Wiederaufnahme des „es“ vom Beginn des Satzes
Schwebende Synkopen, keine Schwerpunktsetzung
Akkordbildungen
Abschließender Duktus
Reihen: auf e (2x) und gehäuft auf es (4x)
Das Thema und seine Variationen
Fachsprache:
O es bedeutet: Originalreihe von es aus
U es bedeutet: Umkehrung von es aus
K es bedeutet: Krebs der Reihe, die im Original es beginnt
KU es bedeutet: Krebs der Umkehrungsreihe (Krebsumkehrung), die mit es beginnt
Das Variieren vom Barock bis in die Moderne: Anknüpfungspunkte
Die strenge Zwölftonmusik ist ein Spiel mit den 48 Reihenformen. Wenn man dieses polyphone Spiel als Variation beschreiben will, ist jede Zwölftonmusik Variation. Allerdings ist diese Bezeichnung nicht ganz unproblematisch. Bei den Variationen für Klavier op. 27 von A. Webern handelt es sich vielmehr um eine Verbindung von Zwölftontechnik und Variation, auch wenn die Durchgestaltung eines Stücks auf Basis einer Reihe in sich variativ ist. Um dem Variationsgedanken in diesem Werk auf die Spur zu kommen, sind folgende Fragen zu stellen:
Wie lautet die verwendete Reihe und welche Spielarten derselben sind zu erkennen?
Was wird innerhalb der Reihe, im Thema, in seinen Variationen und im Gesamtzusammenhang variiert?
Welche musikalische Parameter zeichnen die einzelnen Variationen im Vergleich zum Thema und zueinander aus?
Inwiefern knüpft Anton Webern in diesem Werk - trotz der äußerlichen Neuartigkeit - an den klassisch-romantischen Variationsbegriff und dessen Ausdrucksästhetik an?
Wie gestaltet Anton Webern das Zwölftonwerk so, dass trotz des theoretischen Konstrukts ästhetische Freiheit entsteht und ein sinnliches Erfassen seiner Musik möglich wird?
Jede Variation der Variationen für Klavier op. 27 von Anton Webern weist eine einheitliche motivische Durchgestalten und gleichbleibende Strukturierung auf, aus welcher sich ein spezifischer Ausdrucksgehalt ergibt. Als eine Art Variationsprinzip lässt sich eine Verdichtung in Tempo, rhythmischer Gestaltung, Tonhöhe, Intervallstruktur u.a. (mit abschließender Beruhigung in Variation 5) nachweisen. Dabei könnte man im Sinne Schönbergs von einer Entwickelnden Variation sprechen. Anton Webern variiert indem er verdichtet, verengt, mit der Dynamik, dem Rhythmus, den Zusammenklängen und hauptsächlich mit der Kombination der Reihe und ihrer Modi spielt. Im scheinbar Neuen zeigt sich auf vielfältige Weise der Bezug zur Grundreihe, auf welcher der gesamte dritte Satz der Variationen für Klavier op. 27 von Anton Webern aufgebaut ist.
Formale Gliederung
Formteil
Takte
Thema
T. 1-T-12 (drittes Viertel)
Variation 1
T.12 (viertes Viertel) - T.23 (drittes Viertel
Variation 2
T.23 (viertes Viertel) - T.33 (fünftes Viertel)
Variation 3
T.33 (sechstes Viertel) - T.44
Variation 4
T.45 - T.55
Variation 5
T.56 - T.66
→ Im Notentext zeigt sich die Einteilung meist durch die Angaben “rit.” und “tempo” als formgebendes Prinzip.
Aufbau
Klaviersonaten umfassen 66 Takte und gliedern sich in 6 (annähernd) gleichlange zu je ca. 11 Takte: Ein Thema mit 5 Variationen. Jeden der 6 Formteile zeichnet eine einheitliche motivische Durchgestaltung und ein spezifischer Ausdrucksgehalt aus.
Entstehung
Komposition des 3. Satzes der Variationen hat im Oktober 1935 begonnen
der ursprünglich als Kopfsatz geplante Satz rückt im Zuge de Fertigstellung im September 1936 an das Ende der mehrsätzigen Komposition
die formale Gestaltung als Variationensatz hat dem ganzen Klavierwerk schließlich den Namen gegeben
Satz hat eine besondere Eigenschaft: ist durchgehend in vertikaler Reihentechnik komponiert, d.h., dass immer nur eine Reihe das gesamte kompositorische Geschehen reguliert
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