VL 5 - Systemische Therapie

• ein psychotherapeutisches Verfahren, dessen Fokus auf dem sozialen Kontext psychischer Störungen liegt

• Dabei werden zusätzlich zu einem oder mehreren Patienten („Indexpatienten“) weitere Mitglieder des für die Patientin oder den Patienten bedeutsamen sozialen Systems einbezogen

• Fokus auf Interaktionen zwischen Mitgliedern der Familie oder des Systems und deren weiterer sozialer Umwelt

• Ursprung in den USA in den 50er und 60er Jahren

• Wurzeln:

  • Forschungsarbeiten zur Schizophrenie

  • Psychoanalyse: Freud, Jung und Adler betonten die Familie als wichtigen Unterstützungsfaktor in der Psychotherapie

  • wesentliche Erkenntnisse über wechselseitige Abhängigkeiten stammen aus Physik, Biologie, Mathematik, Kybernetik, Informatik, Semantik und Anthropologie (Bateson, Varela, Maturana)

• Virginia Satir mit starkem Fokus auf der humanistischen Perspektive (Wachstum)

• Satir war bedeutsame „Lehrerin“ auch für Ausbildungsprogramme in Europa in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts

• Mental Research Institute (MRI):

• Satir, Watzlawick, Haley, Weakland, Bateson

• Enge Verbindung zu Milton Erickson

• Schizophrenogene Mutter, Pathogene Familienmuster und Double-Bind-Theory als frühe Erklärungsversuche

• Psychodynamischen Therapien

  • Psychoanalyse

  • Sigmund S. Freud (1856 – 1939)

  • Carl G. Jung (1875 – 1961)

• Behaviorismus

  • John B. Watson (1878 – 1958)

  • Burrhus F. Skinner (1904 – 1990)

  • „Herkömmliche“ Psychiatrie

1. Systemisches Denken

2. Fokus auf sozialen Interaktionsstrukturen

3. Fokus auf Selbstorganisation

4. Lösungs- und Ressourcenorientierung

5. Konstruktivistische Perspektive

• Betrachtung von Systemen anstelle von Individuen

• Konzept der Zirkularität

  • Das Verhalten jedes Systemmitglieds ist gleichzeitig Ursache und Wirkung des Verhaltens anderer Mitglieder

• Ablehnung einseitiger lineare Ursache-Wirkungs-Beschreibungen (z.B. Er trinkt, weil sie sich ihm verweigert / Sie verweigert sich, weil er trinkt)

Jeder definiert sein Verhalten als Reaktion auf das Verhalten des anderen. Das führt zu sehr stabilen Verhältnissen. Alle leiden, trotzdem verändert sich nichts, weil man ja meint, dass das nur geht, wenn der andere sich verändert

Alkim kritisiert Dina „......!“

Dina wehrt sich, zieht sich zurück.

Alkim setzt nach „Du hörst mir nicht zu“, wird massiver „Verdammt nochmal, immer....“!

Dina zieht sich noch mehr zurück.

Alkim gibt frustriert auf, geht aus dem Kontakt.

Beide entfernen sich resigniert voneinander

Fokus auf der Veränderung sozial-interaktiver Strukturen (anstelle von Symptomen), die Symptome aufrechterhalten und eine eigenständige Lösung blockieren

• Prinzipien der Selbstorganisation

• Veränderung von innen

• nterstützung der vorhandenen Potenziale

• Annahme: Probleme und Symptome sind keine Defizite oder Fehlverhalten, sondern fehlgeleitete Lösungsversuche für eine schwierige Situation

• Jedes Individuum und System trägt die Lösung in sich auch wenn der Zugang dazu aktuell versperrt ist („Klemmender Werkzeugkasten“)

• Menschen besitzen selbst die Stärke, Kraft, Klugheit und die Erfahrung, um eine Veränderung zu bewirken

• Weniger Erforschung der möglichen Ursachen, sondern Fokus auf aufrechterhaltenden Bedingungen und Lösungen

“Der eine sieht nur Bäume, Probleme dicht an dicht. Der andre Zwischenräume und das Licht.”

• Es gibt viele Wahrheiten

• Wissen über uns selbst und unsere Welt ist das Resultat von Konstruktionen und weniger von objektiven Fakten

• Flache Hierarchien

• Der Klient ist der Experte für sein Leben.

• Der Therapeut trägt eine Prozessverantwortung

• „Blockaden“ in der Therapie:

  • Schutzmechanismus oder realistischer Wunsch des Klienten, vorsichtig und/oder behutsam vorzugehen

  • Es kann sich allerdings auch um einen TherapeutInnenfehler handeln (z.B. Intervention passte nicht zum Patienten)

• Allparteilichkeit (für alle Familienmitglieder gleichermaßen Partei ergreifen)

• Neutralität (auf keiner Seite stehen)

  • gegenüber Personen

  • gegenüber Problemen / Symptomen

  • gegenüber Ideen

• Aufbau einer warmen, empathischen Beziehung

• Respektvolle Neugier, keine vorschnellen Erkenntnisse

• Salvador Minuchin

• Jay Haley

• Cloe Madanes

• Mara Selvini-Palzolli

• Klinische Probleme als Ausdruck dysfunktionaler nicht mehr entwicklungsgerechter familiärer Familienstrukturen

• Familien als regelgesteuerte Systeme, deren Struktur von außen erkennbar und therapeutisch gezielt beeinflussbar ist

• Betrachtung der Grenzen familiärer Subsysteme, deren Herstellung und Erhaltung

• klare Regelung der Hierarchie (elterliche Verantwortung und • Entscheidungskompetenz)

• „family map“ oder „Beziehungslandkarte“

  • diagnostisches Instrument zur Hypothesenbildung

  • Allianzen und Rollen, Subsysteme, Grenzen, Koalitionen und Triangulation

• Joining (Beziehungsaufnahme und -gestaltung)

• Enactments (Inszenierungen alltäglicher Interaktionsprobleme)

• Analyse struktureller Merkmale von Familien

• Aufgaben und Verschreibungen

• Fokus auf Koalitionen und Familiengeheimnissen

• Hypothesenbilden und paradoxe Interventionen

• Zirkuläre / triadische Fragen

• Ich mache mit allen Kontakt, höre jedem wohlwollend und interessiert zu.

  • Induktion von neuen Informationen in das System („alle sind wichtig“) in machtbetonten Systemen („einer hat das Sagen“).

• Ich benenne Unterschiede, frage gelassen nach.

  • Neu für Familien, die in ihrer Kultur viel Gleichheit herstellen.

• Ich coache die Eltern im Umgang mit einem störenden Kind

  • Regt neue Handlungsmuster in dem System an

• Ziel: neue Informationen über die Vernetzung des Symptoms mit dem familiären System

• Was denkst Du, wie deine Schwester sich fühlt? Ein Gefühl ist eine Botschaft an einen anderen.

• Wir fragen den, der die Botschaft empfängt, nicht den, der sie sendet

Beispiel:

• John Bowlby

• Murray Bowen

• Ivan Boszormenyi-Nagy

• Helm Stierlin

• Eia Asen & Peter Fonagy

• David Schnarch

• Verknüpfung psychodynamischer, bindungstheoretischer, psychotraumatologischer und systemischer Konzepte.

• Fokus auf Bindungsmuster, Desorganisation und Differenzierung

• Fokus auf transgenerationaler Transmission von Traumatisierungen und Ressourcen

• Familiäre Delegationen, Vermächtnisse und Loyalitäten Familiäre „Schuld- und Verdienstkonten“

• Genogrammarbeit

• Mehrgenerations-Familiengespräche

• „Familienrekonstruktion“

• Paar- und individualtherapeutische Interventionen mit Fokus auf Bindungssicherheit

• „Differenzierung“

• Mentalisierungsorientierte Familientherapie

• Dient der Informationsgewinnung über die Familienstruktur und die Beziehung zu Verwandten

• Gibt Hinweise auf „weiße Flecke“, wenn Informationen gehäuft fehlen (z.B. das Nichtwissen über einen bestimmten Teil der Familie)

• Betrachtung des Beziehungsgefüges eines Menschen à Ressource

• Name, Vorname, Alter bzw. Geburtsjahr, Todesdaten, Berufe, Religion

• Daten von Heirat, Kennenlernen, Trennung, Scheidung

• Wohnorte, Herkunftsorte, Ortswechsel

• Krankheiten, schwere Verläufe, Todesursachen

• Gründung/ Verlust von Unternehmen, Hausbau usw

• Weiche Informationen wie Eigenschaften, die einer Person/einer Familie zugeschrieben werden

• Familienatmosphäre (z.B. in drei Stichworten), auch für Subsysteme

• Bestimmte Streitfragen/ Tabus/ Familiengeheimnisse

• Besondere Konflikte/ besondere Nähe (vgl. Family Map)

• Historische Informationen (Kontext), z.B. Kriegsgeschichte

• Verschleierungen, mysteriöse Todesursachen

• Tradierte Regeln

• Tabuisierte Personen/ Beziehungen

• Bedeutsame Personen außerhalb der Kernfamilie

• Ausgebübte und nicht ausgeübte Berufe

• Interkulturelle Einflüsse

• Wichtige lange Beziehungen, z.B. vor der Ehe

• Ein- und Auszüge in Haushalte

• Straftaten, Sucht, Gewalt

• Sexualität

• Welchen Herausforderungen sind Sie in Ihrem Leben begegnet?

• Haben andere Familienmitglieder mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen?

• Gibt es traumatische Ereignisse in Ihrem Leben oder im Leben von anderen? Was haben Sie daraus gelernt?

• Welche Muster, Verbindungen oder Konflikte gibt es über die über die Generationen hinweg, die Sie zu dem gemacht haben, was Sie heute sind?

• Gibt es neue oder andere Lebensentscheidungen, die Sie auf der Basis der neu gewonnen Erkenntnisse treffen?

Virginia Satir

Carl Whitacker

• Verknüpft humanistische und systemische Konzepte

• Emotionsaustausch in Partnerschaften / Familien

• Selbstwertregulation

• Nähe-Distanz Wünsche

• Familienskulptur

• Emotionsfokussierte Therapie (EFT)

• Steve de Shazer

• Insoo Kirn Berg

• Fokus auf Ressourcen und Lösungen, statt auf Problemen und Symptomen

• Abstimmung der Interventions-Intensität auf die Therapiemotivation

• “Solution talk“

• Lösungsorientierte Fragen und positive Umdeutungen

• Diagnostisches Raster zur Einschätzung der Therapiemotivation

• Fokus auf Selbststeuerung

• Selbstorganisation

• Strukturelle Autonomie

• Verzicht auf normative Vorstellungen über Familien und Gesundheit

• Wertschätzende Neutralität

• Infragestellen von Grundüberzeugungen

Fokus darauf, wie durch Sprache Realität und Identität mitkonstruiert wird

• „Dekonstruktion“ dominanter Erzählungen und Entwicklung bzw. Entdeckung von Alternativerzählungen

• „Reflektierendes Team“

• In Deutschland seit Ende 2008 anerkanntes wissenschaftlich fundiertes Therapieverfahren

• https://www.wbpsychotherapie.de/gutachten/abgeschlossene-gutachten/systemische-therapie

• häufige Zusatzausbildung bei approbierten Psychotherapeuten (12% der Therapeuten in NRW; 2004)

• als Richtlinienverfahren anerkannt