Was ist das Prinzip einer Spinalanästhesie?
Zentrale Nervenblockade durch Injektion des Lokalanästhetikums in den lumbalen Subarachnoidalraum (intrathekal)
Nahezu unmittelbare Unterbrechung der Erregungsleitung an den Wurzeln der Spinalnerven
Typischerweise ausgeprägte sensible, motorische und sympathische Blockade
Ausbreitungsgebiet insb. abhängig von der Dosierung des Lokalanästhetikums
Anwendung typischerweise in Single-Shot-Technik
Was sind die Vor- und Nachteile der SPA?
Vorteile
Relativ einfache Technik
Zuverlässige Unterdrückung von Sensibilität und Motorik
Ausbreitung durch Wahl des Lokalanästhetikums und Lagerungsmanöver beeinflussbar
Nachteile
Häufig ausgeprägte Vasodilatation mit Blutdruckabfall durch Sympathikolyse (ggf. Gabe eines Vasopressors erforderlich )
In der typischen Anwendung (Single-Shot-Technik) eingeschränkt zur postoperativen Analgesie geeignet
Was sind typische Indikationen für eine Spinalanästhesie?
Hüft- bzw. Kniegelenkersatz
Arthroskopien im Bereich der unteren Extremität
Transurethrale Eingriffe an Prostata oder Blase
Offene Herniotomie oder Appendektomie
Elektive Sectio caesarea
Was sind Kontraindikationen der Regionalanästhesie?
Ablehnung
Allergie gegen Lokalanästhetika
lokale Infektionen oder Tumorerkrankungen
Zeitkritische Notfallsituationen (Sectio caesarea, akute Extremitätenblutung)
Störung der Blutgerinnung
cave: Normwertige Laborparameter in der routinemäßig durchgeführten laborchemischen Gerinnungsdiagnostik (INR, aPTT, Thrombozytenzahl) schließen eine klinisch relevante Gerinnungsstörung nicht sicher aus!
SPA und PDA: erhöhter Hirndruck, höhergradige Herzvitien (AKS), ausgeprägte Hypovolämie oder Schock, Deformitäten bzw. Voroperationen der Wirbelsäule
Wie funktioniert eine unilaterale Spinalanästhesie?
Verwendung eines hyperbaren Lokalanästhetikums in niedriger Dosierung und
Punktion in Seitenlagerung (auf die zu betäubende Seite) und
Ausrichtung der Öffnung der Spinalkanüle nach bodenwärts und
Beibehaltung der Lagerung für ca. 20 min nach der Injektion
Was ist ein Sattelblock?
Prinzip: Isolierte Blockade der sakralen Segmente durch
Beibehaltung einer sitzenden Position (nach Möglichkeit mit angezogenen Beinen) für ca. 10 min nach der Injektion
Ziel: Erzeugung einer Reithosenanästhesie bei erhaltener Motorik der Beine
Typischerweise keine Beeinflussung der Hämodynamik (keine Sympathikolyse)
Schnelle Erholung (gut für den ambulanten Bereich geeignet)
Typische Indikation: Operationen im Analbereich
Welche Strukturen werden der Reihenfolge nach durchstochen?
Haut
Subkutanes Fettgewebe
Lig. supraspinale
Lig. interspinale
Lig. flavum
Periduralraum
Dura mater
Arachnoidea mater
Subarachnoidalraum —> Spinalraum
Welche Wirkhöhen werden für die jeweiligen Eingriffe benötigt?
Welche Kanülen werden verwendet?
Spinalkanüle mit Mandrin
25-27G, ca. 8-10 cm
Atraumatische Hohlnadel: Pencil-Point-Kanüle wie Sprotte-Kanüle (seitliche Öffnung)
Führungskanüle (Introducer)
Alternativ: traumatische Kanüle wie Quincke-Kanüle mit Schliff, dann longitudinal, damit Cauda equina Fasern nicht verletzt werden
Welche Punktionshöhe wird bevorzugt? Was wäre sonst gefährdet?
L4/5
—> Conus medullaris bis L2, daher auch bei L3/4 Gefahr diesend zu verletzen
Wie wird eine Spinalanästhesie durchgeführt?
Einbringen der Führungskanüle (dient als Leitstruktur für die dünnere Spinalkanüle)
Punktionsrichtung: Ca. 90°-Winkel zur Haut
Punktionstiefe: Durchstechen des Lig. supraspinale und vorsichtiges Vorschieben bis ins Lig. interspinale (ca. 3 cm Tiefe)
Einbringen der Spinalkanüle
Punktionsrichtung: Innerhalb der Führungskanüle, ca. 90°-Winkel zur Haut
Langsamer Vorschub, ggf. Korrektur der Stichrichtung (ca. 10–30° nach kranial) bei Knochenkontakt
Durchstechen des Lig. flavum
Schwierigkeiten beim Vorschub, siehe: Spinalanästhesie - Problemmanagement
Punktion der Dura (ggf. spürbares Klicken nach ca. 3–6 cm) [20]
Bei Verwendung von Spinalkanülen mit seitlicher Öffnung: Vorschub um weitere 3 mm
Prüfen der korrekten Lage der Punktionskanüle im Subarachnoidalraum
Rückfluss von Liquor über die Kanüle nach Herausziehen des Mandrins
Blutige Punktion oder kein Rückfluss von Liquor, siehe: Spinalanästhesie - Problemmanagement
Aufsetzen der Spritze mit Lokalanästhetikum
Vorsichtiges Arretieren, ohne Position der Spinalkanüle zu verändern
Erneute Lagekontrolle: Aspiration von Liquor
Injektion des Lokalanästhetikums: Siehe Wirkstoffe zur Spinalanästhesie
Langsam und stetig injizieren, alternativ Barbotage
Reaktion der behandelten Person beobachten
Entfernung der Kanülen: Führungskanüle und Spinalkanüle nach erfolgreicher Injektion zusammen zurückziehen
Abkleben der Punktionsstelle mit sterilem Pflaster
Umlagerung in Rückenlage
Überwachung der Vitalparameter und der Ausbreitungshöhe
Freigabe: Umlagerung zur OP und weitere Vorbereitungen bei suffizienter Ausbreitungshöhe
Dosierungsvorschläge Spinalanästhesie
Bupivacain 0,5%: 10-25mg (2-4ml)
Wirkbeginn: 5-8 Min.
Fixierungszeit: 15-30 Min.
Wirkdauer: 240-480 Min.
isobar und hyperbar
Bsp.
Unterbauch: 10-20mg
UEX inkl. Hüfte 10-20mg
Urologisch: 7,5-15mg
Sattelblock: 5mg (längere Eingriffe)
Wie sind die Mindestabstände zwischen Regionalanästhesie und Antikoagulation?
UFH: 4-6h
NMH (Prophylaktisch): 12h
NMH (Therapeutisch): 24h
ASS: keinen
ADP-rezeptor-Antagonisten: 7-10d
NSAIDs: keinen
VKA: INR <1,4
OAKs: 1-3d je nach Dosierung
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