Beschreibe das Hierarchische System zur psychologischen Bewertung von Arbeitsgestaltungsmaßnahmen (Hacker & Richter)
Ermöglicht differenzierte Beurteilung psychologischer Aspekte bei der Bewertung von Arbeitsgestaltungsmaßnahmen
Es umfasst vier Kriterien
Ausführbarkeit: Kann die Maßnahme umgesetzt werden?
Schädigungslosigkeit: Hat die Maßnahme negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Mitarbeiter?
Beeinträchtigungsfreiheit: Einschränkt die Maßnahme die Entscheidungsfreiheit der Mitarbeiter?
Persönlichkeitsförderlichkeit: Fördert die Maßnahme die Entwicklung und das Wohlbefinden der Mitarbeiter?
Es gibt verschiedene Analyseansätze von Arbeitsabläufen. Jeder Ansatz legt den Schwerpunkt auf unterschiedliche Aspekte. Diese verschiedenen Ansätze dienen dazu, die Arbeitswelt besser zu verstehen, Arbeitsprozesse zu optimieren und die Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen in den Blick zu nehmen.
Erläutere einmal kurz die fünf Analyseansätze.
Funktionsorientierte Analyseansätze:
Fokus auf Rationalisierung und Standardisierung von Arbeitsabläufen
Untersuchung von repetitivem Verhalten
Betrachtung von Bedingungen (eigenständige Motivation wird außer Betracht gelassen)
Informationstheoretisch orientierte Analyseansätze:
Konzentration auf Informationsverarbeitung des Menschen
Untersuchung der kognitiven Anforderungen
Analyse der Mensch-Technologie-Interaktion
Handlungstheoretisch orientierte Analyseansätze:
Betonung Autonomie und selbstgesteuertes Handeln
Untersuchung von Fragen psychischer Regulation von Handlungen
Berücksichtigung individueller Handlungskompetenz und -flexibilität
Motivationspsychologisch orientierte Arbeitsanalysen:
Untersuchung von Motivation und emotionalen Aspekten
Analyse von Anreizen und Stressoren
Berücksichtigung individueller Bedürfnisse, Interessen und Werthaltungen
Tätigkeitstheoretische Konzepte:
Fokus auf die ganzheitliche Betrachtung der jeweiligen Arbeitstätigkeit
Untersuchung von Tätigkeitsstruktur und -organisation
Analyse stressrelevanter Beziehungen zwischen Motiven, Zielen und Bedingungen des Handelns
Beschreibe den Ablauf einer Arbeitsanalyse (9)
Festlegung der Untersuchungsziele
Klärung von Untersuchungsanliegen und -zielen mit jeweiligem Auftraggeber
Überblick über die Gesamtorganisation und Untersuchungseinheit verschaffen (z. B. Abteilung oder Produktionseinheit)
Überblick über Arbeitstätigkeiten im zu untersuchenden Bereich verschaffen
Auswahl und Anpassung der Erhebungsinstrumente
Bestimmung ausgewählter Analysemethoden und -instrumente zur Arbeitsanalyse (z. B. Fragebogen oder Beobachtungsverfahren)
Anpassung der Analyseinstrumente an Untersuchungskontext bzw. Schulung der Untersucher
Durchführung der Arbeitsanalyse
Durchführung einer psychologischen Aufgaben- und Tätigkeitsanalyse (z. B. zur Ermittlung des Material- oder Informationsflusses, Behinderung im Arbeitsprozess, Aufdeckung von Schwachstellen, etc.)
Auswertung der gewonnenen Daten
Erhobene Daten werden ausgewertet, die Ergebnisse werden dokumentiert und grafisch aufbereitet
Rückmeldung der Ergebnisse an die Organisation
Rückmeldung der Ergebnisse an die Auftraggeber bzw. an betroffene Mitarbeiter evtl. unter Einbezug der Verantwortlichen (z. B. Management)
Diskussion der Ergebnisse
Ableitung von Gestaltungsmaßnahmen für die Organisation
Entwicklung von betrieblichen Gestaltungsmaßnahmen auf Grundlage der gewonnenen Ergebnisse und idealerweise Zusammenarbeit mit den betrieblichen Instanzen, die diese später umsetzen wollen
Schriftliche Fixierung der Maßnahmen, um deren Umsetzung sicherzustellen
Einführung und Umsetzung der Gestaltungsmaßnahmen in die Organisation
Entwickelte Gestaltungsmaßnahmen werden in die Organisationseinheit/en eingeführt und umgesetzt
Evaluation der Gestaltungsmaßnahmen
Evaluation der Arbeitsgestaltungsmaßnahmen nach deren Einführung; dies kann durch eine erneute Arbeitsanalyse geschehen
Erkläre was Befragungsmethoden als Methode der Arbeitsanalyse sind
Befragungen werden genutzt, um Informationen über Arbeitsinhalte, Arbeitsabläufe oder soziale Beziehungen am Arbeitsplatz zu erhalten
Mündliche Befragungen werden in Form von Interviews durchgeführt
Schriftliche Befragungen werden in Form von Fragebögen durchgeführt
Möglichkeit subjektive Einschätzungen über Arbeitstätigkeit zu erheben
kostengünstig und zeitsparend, da eine größere Anzahl von Mitarbeitern gleichzeitig befragt werden kann
grundlegendes Problem: Ist die Beeinflussung der Ergebnisse durch sozial erwünschte Antworten und verschiedene Antworttendenzen
Umfassende Arbeitsanalyse: erfordert oft zusätzlich auch eine Beobachtung
Erkläre was Beobachtungsmethoden (als Teil der Arbeitsanalyse) sind.
Systematischen und gezielte Untersuchung von Arbeitsprozessen und -abläufen
Beobachtungen können direkt (durch unmittelbares Beobachten), indirekt (z. B. durch Auswertung von Arbeitsprotokollen) oder vermittelt (z. B. durch Videobeobachtung) erfolgen
Beobachtungen können z. B. bei der Bewertung der ergonomischen Gestaltungsgüte, der Aufdeckung von Unfallursachen, der Analyse des Arbeitsablaufs oder der Kommunikationsstruktur eingesetzt werden
Es gibt drei Selektionsprozessen:
primären Selektion (nur bestimmte Reize können wahrgenommen werden)
sekundären Selektion (je nach Interesse werden nur bestimmte Reize wahrgenommen)
tertiären Selektion (Erfahrungen und Erinnerungen beeinflussen die Beobachtung)
Nenne Vor- und Nachteile von Befragungs- und Beobachtungsmethoden
Mit dem Beobachtungsinterview können Nachteile von Befragungen und Beobachtungen umgangen werden.
Erkläre was physikalische Messmethoden der Arbeitsanalyse sind.
Werden verwendet, um objektive Daten über die Arbeitsbedingungen zu sammeln.
Physikalische Parameter wie Lärm, Temperatur, Beleuchtung, Vibrationen und Luftqualität werden gemessen.
Messungen helfen dabei, potenzielle Gefahren/Belastungen am Arbeitsplatz zu erkennen.
Beispiele: Messen von Lärm, Beleuchtung oder Temperatur.
Erkläre den Unterschied zwischen der Aufgabenbezogenen Analysemethode und der Personenbezogenen Analysemethode.
Aufgabenbezogene Analysemethode
Erfasst Anforderungen und Ausführungsbedingungen der Arbeit unabhängig von der konkreten Person.
Betrachtet Regulationserfordernisse, Motivationspotenziale und Bewältigungsmöglichkeiten bei der Arbeit.
Verwendet Beobachtungsinterviews, die von geschulten Personen durchgeführt werden.
Dient zur Bewertung der Arbeitsaufgaben und -bedingungen.
Personenbezogene Analysemethode
Fokussiert auf die subjektive Wahrnehmung und Einschätzung der Arbeitstätigkeit und ihrer Ausführungsbedingungen durch die Arbeitenden.
Nutzt standardisierte Fragebögen, um die Einschätzung spezifischer Arbeitsmerkmale, -aufgaben und -bedingungen zu erfassen.
Betrachtet die Perspektive der Arbeitenden.
Erkläre den Unterschied zwischen unstandartisierten Verfahren, halbstandartisierten Verfahren und standartisierten Verfahren bei der Arbeitsanalyse.
Unstandardisierte Verfahren
Keine festen Vorgaben oder Strukturen
Flexibilität und Freiheit in der Datenerhebung
Verwendung vorhandener Arbeitsplatzbeschreibungen oder freier Berichte der Stelleninhaber
Arbeitsanalytiker führt die Analyse nach eigenem Ermessen durch
Halbstandardisierte Verfahren
Gewisse Struktur und Vorgaben vorhanden, aber auch Raum für individuelle Anpassungen
Beinhaltet beispielsweise Arbeitstagebücher, Beobachtungsverfahren oder die Methode der kritischen Ereignisse
Ermöglicht eine gewisse Standardisierung, aber erlaubt auch Flexibilität bei der Datenerhebung
Standardisierte Verfahren
Klare Vorgaben und festgelegte Protokolle für die Datenerhebung
Verwendung von Checklisten, standardisierten Beobachtungsinterviews oder Fragebögen
Ziel ist eine einheitliche und vergleichbare Erfassung von Daten
Erleichtert den Vergleich zwischen verschiedenen Arbeitsplätzen und die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse
Erkläre das Verfahren zur Ermittlung von Regulationserfordernissen (VERA) (bzgl. Arbeitsanalysemethoden).
Arbeitsanalysemethode → Produktionstätigkeiten untersuchen und bewerten.
Ziel: Anforderungen von Arbeitsprozessen identifizieren.
hierarchischen Struktur mit fünf Ebenen
Jede Stufe steht für Komplexitätsstufe der Handlungskoordination.
Die Ebenen und Stufen von VERA sind:
sensumotorische Regulation (Stufe 1 und 1R),
Handlungsplanung (Stufe 2 und 2R),
Teilzielplanung (Stufe 3 und 3R),
Koordination mehrerer Handlungsbereiche (Stufe 4 und 4R),
Erschließung neuer Handlungsbereiche (Stufe 5 und 5R).
VERA hilft dabei, Probleme in Arbeitsprozessen zu identifizieren, um diese zu optimieren.
Ermöglicht detaillierte Analyse der Handlungsplanung und -koordination
Grundlage für die gezielte Weiterentwicklung von Produktionsprozessen.
Nenne die Kurz-Definitionen der Vera-Stufen zur Analyse von Produktionstätigkeiten (5 Ebenen)
Ebene 1: Sensumotorische Regulation
Stufe 1: Für den Entwurf der zu regulierenden Abfolge von Arbeitsbewegungen bedarf es keiner bewussten Planung, obwohl mitunter ein anderes Werkzeug verwendet werden muss.
Stufe 1R: Für den Entwurf der zu regulierenden Abfolge von Arbeitsbewegungen bedarf es keiner bewussten Planung. Es werden stets die gleichen Werkzeuge verwendet.
Ebene 2: Handlungsplanung
Stufe 2: Die Abfolge der Arbeitsschritte muss vorab geplant werden, die Planung reicht jedoch bis hin zum Arbeitsergebnis.
Stufe 2R: Die Abfolge der Arbeitsschritte ist festgelegt. Sie ist jedoch immer wieder so unterschiedlich, dass sie vorab gedanklich vergegenwärtigt werden muss.
Ebene 3: Teilzielplanung
Stufe 3: Es kann vorab nur eine grob bestimmte Abfolge von Teiltätigkeiten geplant werden. Jede Tätigkeit erfordert eine eigene Planung (im Sinne der Stufe 2). Nach Abschluss einer Teiltätigkeit muss erneut das weitere Vorgehen durchdacht werden.
Stufe 3R: Vorab liegt eine Abfolge von Teiltätigkeiten fest. Jede Teiltätigkeit erfordert eine eigene Planung.
Ebene 4: Koordination mehrerer Handlungsbereiche
Stufe 4: Mehrere Teilzielplanungen (im Sinne der Stufe 3) von sich gegenseitig bedingenden Teilen des Arbeitsprozesses sind miteinander zu koordinieren.
Stufe 4R: Zwar ist nur eine Teilzielplanung erforderlich, hierbei sind jedoch Bedingungen für andere (nicht selbst zu leistende) Teilzielplanungen zu beachten.
Ebene 5: Erschließung neuer Handlungsbereiche
Stufe 5: Neu einzuführende, ineinandergreifende Arbeitsprozesse, ihre Koordination und materiellen Bedingungen sind zu planen.
Stufe 5R: Wie Stufe 5. Die neuen Arbeitsprozesse sind Ergänzungen zu bestehenden Arbeitsprozessen, welche möglichst wenig verändert werden sollen.
Erkläre was die Arbeitsanalysemethode „Instrument zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse“ (ISTA) ist.
Ziel: Welche Arbeitsbedingungen beeinflussen das Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen?
Es untersucht Aspekte wie Aufgabenbewältigung, Handlungsspielräume und Stressoren bei der Tätigkeitsausübung.
Ergebnisse helfen bei der Ableitung von Maßnahmen zur Arbeitsgestaltung, um Belastungen zu reduzieren.
Kann mithilfe von Fragebögen für die Mitarbeiter oder durch Bewertungen von Arbeitsanalytikern durchgeführt werden.
Erkläre kurz das Ziel des Job Diagnostic Survey (JDS) und wo es eingesetzt wird.
Ziel: Motivierenden Aspekte von Arbeitsplätzen untersuchen und die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter*innen zu messen.
Untersuchung: Kernmerkmale von Arbeitsplätzen wie Aufgabenvielfalt, Aufgabengestaltung, Autonomie, Feedback und Bedeutsamkeit der Arbeit.
Einsatzgebiet: Nicht auf eine Branche oder Tätigkeit beschränkt.
Erkläre kurz was das „Copenhagen Psychosocial Questionnaire“ (COPSOQ) ist.
Ziel: Erfassung psychosozialer Arbeitsbedingungen und deren Auswirkungen.
Untersuchung: Arbeitssituation, Arbeitsorganisation, soziale Unterstützung, Konflikte, Anerkennung, Sicherheit am Arbeitsplatz usw.
Erkläre die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung (GPB)
Methode, um herauszufinden, welche Dinge am Arbeitsplatz stressen könnten.
Ziel: Probleme erkennen, die die psychische Gesundheit der Mitarbeiter*innen beeinträchtigen.
Analyse von: Arbeitsaufgaben, Arbeitsorganisation, Arbeitsumgebung, soziale Beziehungen am Arbeitsplatz.
Nachdem man alles analysiert hat, entscheidet man, ob es Risiken für die psychische Gesundheit gibt.
Wenn Risiken gefunden werden, können Maßnahmen ergriffen werden, um sie zu verringern oder zu beseitigen.
Es ist wichtig, die GPB regelmäßig zu wiederholen, um sicherzustellen, dass Veränderungen berücksichtigt werden.
Erkläre die soziotechnische Systemanalyse
betrachtet Arbeitsplätze als Zusammenspiel von Menschen und Technologie.
Ziel: Verbesserung der Effizienz und Arbeitsbedingungen.
Identifizierung von Wechselwirkungen zwischen Menschen, Technologie und Organisation.
Schafft eine Balance zwischen menschlichen Anforderungen und technologischen Möglichkeiten.
Das flexible Bearbeitungssystem besteht aus zwei Teilsystemen: dem technischen Teilsystem und dem sozialen Teilsystem (Schüpbach)
Erkläre die beiden Teilsysteme.
Technisches Teilsystem
Umfasst Maschinen, Werkzeuge und Technologien
Ziel: Effiziente und flexible Bearbeitung von Materialien
Kann automatisierte und computergesteuerte Prozesse beinhalten
Ermöglicht schnelle Anpassung an unterschiedliche Anforderungen
Grundlage für Arbeitsorganisation und Prozessveränderungen
Soziales Teilsystem
Bezieht sich auf Menschen, ihre Beziehungen und Interaktionen
Umfasst Arbeitsorganisation, Kommunikation und Zusammenarbeit
Berücksichtigt Qualifikationen, Fähigkeiten und Bedürfnisse der Mitarbeiter
Fördert Akzeptanz und Beteiligung der Mitarbeiter bei Veränderungen
Beeinflusst Arbeitsweise, Zufriedenheit, Engagement und Gesamtleistung
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