Warum ist es wichtig, zwischen Lern- und Leistungsaufgaben zu unterscheiden?
"„Der Erwerb von Wissen und Können folgt anderen Gesetzen als deren Überprüfung.“ (Köster 2016, 32)
—> Aufgaben können für Lernsituation geeignet und für Leistungsaufgabe ungünstig sein
Laut Weinert 1999 braucht erfolgreicher Unterricht beides und in der Wahrnehmung der SuS möglihst getrennt
Lern- und Leistungsaufgaben (vgl.)
Lernen
Leisten
Funktion
Erwerb von Neuem (Kompetenzen, Wissen), Wissenslücken schließen, Unklares verständlich machen
Überprüfung des Lernerfolgs
Kennzeichen
Anleitung, Unterstützung[1] —> bieten unterschiedlich gestüfte Unterstützungsangebote , Kooperation Fehler als Erkenntnismedium,
Selbstständigkeit, Vermeiden von Misserfolg (Fehlern)
Weitere Aspekte
ª Berücksichtigen explizit den kommunikativen Kontext[2]
ª Entfalten ihr Potential erst in der Debatte unterschiedlicher Erträge
ª Wahl eines geeigneten Gegenstands = Voraussetzung
· Lernaufgaben schaffen die Voraussetzung für die Bewältigung von Leistungsaufgaben.
· Der zentrale Unterschied zwischen beiden besteht im Umgang mit den Erträgen.
[1] bieten unterschiedlich gestufte Unterstützungsangebote beim Wissens- und Kompetenzerwerb
[2] Köster 2008: z.B. Vergleicht eure Ergebnisse oder Stellt eure Texte vor und sprecht darüber
Typen von Lernaufgaben (vgl. Köster 2016)
Lernaufgaben können hinsichtlich ihrer Funktion unterschieden werden:
Erarbeitungsaufgaben: Erarbeitung von etwas Neuem
Dekontextualisierungsaufgaben: Formulierung dessen, was am Gelernten übertragbar ist/ Formulierung von Regeln/Gesetzmäßigkeiten
Übungsaufgaben: Festigung fachlichen Wissens, Einübung von Strategien
Transferaufgaben: Anpassung des Gelernten (Wissen/Strategien) auf neue Zusammenhänge
Evaluationsaufgaben: Reflexion von Lernprozessen und Lernergebnissen
Selbstdifferenzierende Aufgaben: offene, lebensweltbezogene und mehrdimensionale Aufgaben, die unterschiedliche Interessen ansprechen und zu einer natürlichen Differenzierung (Raum für individuelle Lernwege) führen sollen
Erarbeitungsaufgabe
= Erarbeitung von etwas Neuem[1]
Klar fokussiert
Konfrontation mit neuem Wissen oder Verfahren
Lerner dürfen auch mit komplexeren Problemen konfrontieren werden, für deren Lösung Wege zu finden sind[2]
—>Bsp.: Wann schreibt man s und wann ß? Was sind Metapher? Welche Formen von Indirektheit in lit. Texten kommt häufig vor?
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[1] Erarbeitung neuer Reimschemata
[2] Köster 2008
Gruppen von Leistungsaufgaben (vgl. Köster 2016)
Aufgaben für Klassenarbeiten und Klausuren (Überprüfung des Unterrichtserfolgs)
Art der Aufgabe hängt vom Kompetenzbereich ab, auf den die Aufgabe zielt
Problematik: Überprüfung der Textverstehenskompetenz ist i.d.R. an Schreibleistung gebunden
Alternative Aufgaben zur Überprüfung des Textverstehens im geschlossenen Format (ohne Textproduktion): hier muss darauf geachtet werden, dass nicht nur die lokale Informationsentnahme überprüft wird, sondern auch komplexere Fähigkeiten wie globale Kohärenzbildung, Interpretation und Bewertung (Vgl. Köster 2010)
Aufgaben für zentrale Prüfungen
normierte Testaufgaben
—>Gütekriterien:
Objektivität („Eine Messung ist dann objektiv, wenn intersubjektive Einflüsse der Untersucher möglichst ausgeschaltet werden können.“ (52))
Reliabilität („Unter Zuverlässigkeit oder Reliabilität einer Messung versteht man den Grad der Sicherheit oder Genauigkeit, mit dem ein bestimmtes Merkmal gemessen werden kann.“ (54))
Validität („Die Gültigkeit oder Validität eines Verfahrens sagt aus, ob tatsächlich das gemessen wird, was man messen will, und nicht irgendetwas anderes.“ (57))
Dekontextualisierungsaufgaben
= Formulierung dessen, was am Gelernten übertragbar ist/ Formulierung von Regeln/Gesetzmäßigkeiten (induktiv) [ anspruchsvoll
Im induktiven Grammatikunterricht: Formulierung von Gesetzmäßigkeiten oder Regeln
Z.B. wenn Arbeit auf einen individuellen Text gerichtet war und das Übertragbare des Gelernten ermittelt werden soll
—> Bsp.: Formuliere in wenigen Punkten, was beim Lösen der Aufgabe gelernt wurde; Ausfüllen eines Lückentextes
Übungsaufgaben
=Festigung fachlichen Wissens, Prozeduralisierung/Automatisierung/Einüben von Strategien
Nicht klar fokussiert " können vielgestaltig + eröffnen Möglichkeit zur Differenzierung[1]
—>Bsp.: Ermitteln und erklären, welche Art von Indirektheit im Text vorliegt und inwieweit unmittelbare Verständnis erschwert wird[2]
[1] Freiraum für Entdeckungs- und Überprüfungsprozeduren " z.B. durch Texte, auf denen das Gelernte gut/gar nicht anwendbar ist
[2] Umgang mit Abstraktionen und Sensibilität für Relationen zw. Konkretem und Abstraktem
Transferaufgaben
= Anpassung des Gelernten (Wissen/Strategien) auf neue Zusammenhänge (deduktiv " Übertragung auf weniger identische Aufgaben)
Großes Spektrum an Differenzierungsmöglichkeiten[1]
Schwierigkeitsgrad zeichnet sich an dem Grad der Veränderung des Gelernten aus[2]
Je formaler das Wissen, desto höher das Transferpotenzial
[1] Bzg. Des Grads der geförderten Selbstständigkeit als auch der Komplexität der jeweiligen Aufgabe
[2] Z.B. Wiedergabe eines Erzähltextes mit einem einzigen Handlungsstrang vs. mit mehreren Handlungssträngen
Evaluationsaufgaben
= Provozieren Reflexion von Lernprozessen und Lernergebnissen (metakognitiver Charakter)
Affinität zum selbstregulierten Lernen
Fließender Übergang v. Evaluation zu Erarbeitungsaufgaben " Diskussion von SuS-Lösungen = vertiefende Auseinandersetzung mit Ausgangstext als Erkenntnisobjekt[1]
—>Bsp.: Wie ist der Stand d. eig. Kompetenzentwicklung einzuschätzen? (Selbstevaluation); Inwieweit kann ein Ziel als erreicht gelten? (Fremdevaluation)
[1] Winkler 2011
Selbstdifferenzierende Aufgaben
= offene, lebensweltbezogene und mehrdimensionale Aufgaben, die unterschiedliche Interessen ansprechen und zu einer natürlichen Differenzierung (Raum für individuelle Lernwege) führen sollen
Kann zu unterschiedlichen Zielen oder Kompetenzen führen [ erschwert die Kommunikation über entstandenen Lösungen
Tipp:
Zur Erschließung gewählter Texte bieten sich Prozeduren an, die die Wahrnehmung der SuS auf das zu erwerbende Wissen/Strategien richten
—>z.B. Zusammenfassen v. Textabschnitten: Kennen und Nutzen von Reduktionsstrategien
=> Strategien zunächst an einem geeigneten Beispiel vorstellen und Übertragbarkeit anschließend erproben
task as plan
task in process
Aufgabe als Angebot: Aufgaben in Lehrwerken, U-Materialien etc.
Aufgabenstellungen und deren Merkmale
Tatsächliche Nutzung der Aufgabe durch SuS: Veränderung der Aufgabe durch Lehrkräfte bzw. durch Unterrichtssituation (vgl. TIMS-Studie)
Forschungszugriff: Deskriptiv-analytische Untersuchungen von Aufgaben (Aufgabenanalysen anhand bestimmter Kriterien)
Forschungszugriff: Empirische Unterrichts- und Aufgabenforschung (Überprüfung der Wirkung von Aufgaben, Erforschung beteiligter Lehr- und Lernprozesse)
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