Multiaxiales Klassifikationssystem
Mithilfe des MAS wird die bio-psycho-soziale Lebenssituation in 6 diagnostischen Achsen abgebildet
Achse 1: Hauptdiagnose
Achse 2: Teilleistungsstörungen
Achse 3: Intelligenzniveau
Achse 4: begleitende körperliche Erkrankungen
Achse 5: aktuelle abnorme psychosoziale Umstände
Achse 6: Globalbeurteilung des Funktionsniveaus
Bei welchen Störungsbildern sind Antidepressiva (z.B. SSRI) Medikamentenklasse der 1. Wahl?
Depression
Zwangsstörung
Angststörung
Mutismus
Bulimia nervosa
Bei welchen Störungsbildern sind Antipsychotika Medikamentenklasse der 1. Wahl?
Tic-Störung
Schizophrenie
Impulskontrollstörung
Eigen- und Fremdaggressivität
Welche Medikamente sind bei ADHS zugelassen?
Methylphenidat
Atomoxetin
Therapierefraktäre ADHS:
Dexamphetaminsulfat/Lisdexamphetamin
Zulassung ab 6 Jahren
Welche Medikamente sind für Depression zugelassen?
Mittelgradig bis schwere depressive Episode, ab 8 Jahren
Fluoxetin
Welche Medikamente sin dbei Zwangserkrankungen zugelassen?
Sertralin: ab 6 Jahre
Fluvoxamin: ab 6 Jahre
Es muss auf eine ausreichende Dosierung geachtet werden: meist wird das 2-3 fache der üblichen Dosierung bei Depression benötigt
Einnahme mind. 1 Jahr über das Bestehen der Symptome hinaus; bei Absetzwunsch langsames Ausschleichen über Monate (hohe Rückfallgefahr)
Welches Medikament ist zur Kurzzeitbehandlung von Impulskontrollstörung bei Intellignezminderung zugelassen?
Risperidon: ab 5 Jahre
(Behandlungsdauer 6 Wochen)
Für welche Erkankungen ist Aripiprazol zugelassen?
Schizophrenie: ab 15 Jahre
Manische Episode einer bipolaren Störung: 13 Jahre
Welches Medikament ist bei einer akuten Psychose, z.B. im Rahmen einer Schizophrenie zugelassen?
Haloperidol: ab 3 Jahren
Was gibt man bei EPS?
Akineton (Biperiden)
= Dopaminagonist
Phasenprophylaxe Bipolare Störung
Lithium: ab dem 12. LJ
Aripiprazol: ab dem 13. LJ
Antiepileptika (z.B. Carbamazepin, Valproat, Lamotrigin)
Frühkindlicher Autismus
Syn.: Kanner-Autismus
Folgende Symptomtrias vor dem 3. LJ
Beeinträchtigung der wechselseitigen sozialen Interaktion
Beeinträchtigung der Sprachentwicklung und Kommunikation
Eingeschränkte Interessen und stereotype Verhaltensmuster
Frühkindlicher Autismus: Diagnostik
Exakte Fremdanamnese: ausführlches standardisiertes Interview mit den Eltern (z.B. Autistic Diagnostik Interview, ADI)
Verhaltensbeobachtung mit einer standardisierten Spiel-, Sprach- und Reaktionsbeobachtung in vorgegebenen Situationen (Autistic Diagnostic Observation Schedule, ADOS)
internistisch/neurologische Untersuchung
Hör- und Sehtestung
EEG-Untersuchung (bei bis zu 25% kommt es zu epileptischen Anfällen)
Schädel-MRT (z.B. Ausschluss tuberöser Hirnsklerose)
molekulargenetische UNtersuchung (Fragile-X)
Diagnostik von Begleiterkrankungen (ADHS, Tic-Störungen, Auto- und Fremdaggression, Ess- und Schlafstörungen, spezifische Phobien)
Intelligenztestung
Frühkindlicher Autismus: DD
Asperger-Syndrom
Taubheit (weitgehend normaler oder verstärkte Mimik)
Intelligenzminderung
Sprachentwicklungsstörung
ADHS
Soziale Phobie
expressive und rezeptive Sprachstörungen
Phenylketonurie, Fragiles-X-Syndrom, tuberöse Hirnsklerose -> “syndromaler Autismus”
Asperger-Syndrom: Klinisches Bild
Interaktionsstörung
mangelnde Theory of mind
Kein Verständnis von Ironie und Sarkasmus
nonverbales Kommunikationsdefizit
Sprache
wortschatzreich und hoch entwickelt -> elaborierte Sprache
Patienten sprechen gerne und viel auf andere Menschen ein, aber selten in Dialogform -> little professor syndrome
Sonderinteressen
lexikalisches Wissen auf einem eng definierten Gebiet (z.B. Eisenbahnfahrpläne)
Veränderungsänste
zwanghaftes Festhalten an bestimmten Alltagsritualen
Die ersten 3 Lebensjahre sind i.d.R. klinisch unauffällig
Alkoholabhängigkeit
Drei der nachfolgenden Kritieren in den letzten 12 Monaten waren wiederholt erfüllt
Craving
Kontrollverlust
Körperliche Entzugssymptomatik
Toleranzentwicklung
Gedankliche Einengung, Vernachlässigung anderer Interessen
Fortgesetzter Konsum trotz eingetretener Folgen und Kenntnis der Schädigung
Schizophrenie: Klinisches Bild
Positivsymptome
Wahn, Halluzinationen, Denkstörungen
typische Erstsymptome im Jugendalter, die zur Diagnose führen
Leibhalluzination (Zonästhesien)
Verfolgungs-, Beziehungs-, Beeinflussungs- und Vergiftungsideen
im Jugendalter überwiegen akustische, im Kindesalter optische Halluzinationen
Negativsymptome
Emotionale Verflachung, verminderter Antrieb, Interessenverlust, Konzentrationsstörungen, Sprachverarmung, sozialer Rückzug
fallen oft erst im Verlauf der Erkrankung auf
Frühsymptome
bei genauer Anamnse findet man im Nachhinein oft eine Monate andauernde Phase von unspezifischen Frühsymptomen vor dem eigentlichen Ausbruch der Erkrankung
z.B. Leistungsknick in der Schlule, verflachte oder inadäquate Gefühlsäußerungen, sozialer Rückzug, Interessenverarmung, Austritte aus Vereinen
Krankheit verläuft meist in Schüben
Wichtiges Diagnosekriterium ist das Vorliegen von psychotischer Symptomatik für mindestens vier Wochen
Wie lange sollte eine antipsychotische Therapie eingenommen werden?
Erste Krankheitsepisode: mind. 2 Jahre
Rezidiv: mind. 5 Jahre
Absetzen sollte unter 2-4 wöchiger Dosisreduktion über ca. 6 Monate erfolgen; nach dem Absetzen sollten Kontrolluntersuchungen vereinbart werden
Anorexia nervosa: wichtigste Diagnosekriterien
selbst herbeigeführtes Untergewicht
15% unterhalb der zehnten BMI-Altersperzentile
ab 16 Jahren: BMI ≤ 17,5 kg/m2
Körperschemastörung
Endokrine Störung
auf der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse
Körperliche Symptome und Komplikationen der Anorexia nervosa
Bradykardie, Hypotonie
Hypothermie
Hypercholesterinämie, Leukopenie (ggf. Panzytopenie)
Obstipation
sekundäre Osteoporose
Hirnatrophie
Trockene Haut, Haarverlust, Lanugo-Behaarung, Akrozyanose
Elektrolytverschiebungen (z.B. Hypokaliämie)
Endokrinologische Veränderungen
Gestörte Glucosetoleranz
Cortisol ↑
STH ↑
Leptin ↓
Low-T3-Syndrom
LH/FSH ↓
Amenorrhö
Libidoverlust, Potenzstörung
Komplikationen bei wiederholtem Erbrechen und Diuretika- bzw. Laxanzienabusus
Elektrolytmangel: U.a. Hyponatriämie, Hypokaliämie (CAVE: HRST, Niereninsuffizienz)
Störungen des Säure-Base-Haushalts
bei häufigem Erbrechen ggf.
vergrößerte Speicheldrüsen
Zahnschmelzdefekte, Karies
Wunden/Schwielen an Fingerrückseite (“Russel-Zeichen”)
Mundwinkelrhagaden
Hyperamylasämie
Anorexia nervosa: Indikationen stationäre Behandlung
extremes Untergewicht (BMI < 14)
ernsthafte körperliche Komplikationen (z.B. Elektrolytverschiebungen)
Schwere depressive Verstimmung (ggf. mit Suizidrisiko)
mangelnde Gewichtszunahme trotz ambulanter Behandlung
handlungsunfähige Familien
Welches Medikament ist für die Behandlung der Bulimia nervosa zugelassen?
Fluoxetin: ab 17. Lebensjahr
Einschätzung einer drohenden Suizidalität bei Äußerung von Suizidgedanken
Bestehen bereits Suizidversuche in der Vorgeschichte?
Liegt eine psychiatrische Störung vor?
Konkretheit der Suizidgedanken?
Fehlen von Zukunftsplänen oder Bestehen von Hoffnungslosigkeit?
Fortbestehen eines ursächlichen Konflikt?
Soziale Isolation vorhanden?
Distanzierung im Gespräch möglich?
Kontraindikationen für die Verschreibung von Methylphenidat
Absolute Kontraindikationen
Tachykarde HRST
Schwangerschaft/Stillzeit
Unbehandelter AH
KHK, AVK, zerebrale Ischämien
Schizophrenie und schwere Depression
Hyperthyreose
Glaukom (pathologisch erhöhter Augeninnendruck)
Relative Kontraindikationen
Tic-Störungen und Tourette-Syndrom (Verschlechterung möglich)
Starke Angststörungen (Verschlechterung möglich)
Epilepsien (Verschreibung nur unter zuverlässigen antikonvulsivem Schutz)
Anorexia nervosa (Appetitverlust)
Bipolare Störung (Verschreibung nur unter zuverlässiger Phasenprophylaxe)
Medikamenten- oder Drogenabhängigkeit
Suizidalität in der Vorgeschichte
Tics
Plötzlich eischießende, nicht rhythmische, weitgehend unwillkürliche Muskelbewegungen oder Lautäußerungen, die einzeln oder in Serie auftreten
Zeitlicher Ablauf eines Tics
Unangenehmes Vorgefühl (sensomotorisches Phänomen, z.B. starker Juckreiz)
-> Gefühl der Anspannung
-> Tic
-> Abnahme der Spannung
-> Gefühl der Entspannung (Sekunden bis Minuten)
-> Zunahme des unangenehmen Gefühls und der Anspannung
-> evtl. serienförmige Wiederholung
Tic-Störungen: Diagnostik
Eigen- und Fremdanamnese: Art der Tics, Intensität, Häufigkeit, Verlauf, Unterdrückbarkeit, psychosoziale Belastungssituatin bzw. subjektiver Leidensdruck
strukturierte Verhaltensbeobachtung und Baseline-Erfassung über mehrere Tage
EEG-Kontrolle
Medikamentenanamnese
Diagnostik auf Begleiterkrankungen
50% ADHS
1/3 entwickelt Zwangsstörung
Tic-Störungen: DD
andere neuropsychiatrische Bewegungsstörungen, z.B. Stereotypien, Manierismen, Myoklonien, Jakationen
Zwangshandlungen (besonders bei komplex motorischen Tics; oft auch Komorbidität)
Epilepsien (EEG zum Ausschluss, z.B. Absence-Epilepsie als DD für Augenroll-Tics)
Chorea minor (Antisteptolysin-Titer)
Arzneimittelnebenwirkung
Beim Auftreten von Tics nach dem 18. LJ sollte an seltene Ursachen gedacht werden (z.B. Morbus Wilson, Neuroakanthozytose)
Tic-Störungen: Therapie
Aufklärung der Betroffenen und der Angehörigen
vokale/motorische Gegenregulation (Reaktionsumkehr, “habit reversal”)
Medikation
Haloperidol als einziges Medikament zugelassen; allerdings einige NW
1.Wahl: Tiaprid
2. Wahl: Risperdal
3. Wahl: Aripiprazol
bei gemeinsamen Auftreten von Zwangsstörungen oder Depression: Sulpirid
mind. 12 Monate Behandlungsdauer, da phasenhafter Krankheitsverlauf Einschätzen vonn Medikamenteneffekten am Therapieerfolg erschweren kann
völliges Verschwinden der Tics ist nicht anzustreben, da dies mit meist unnötig hohen Dosierungen mit erheblichen unerwünschten Nebenwirkungen einhergeht
Zeitkriterium Angsstörungen
Symptome mind. 4 Wochen
Ausnahme: generalisierte Angststörung -> mind. 6 Monate
Bausteine der Angsttherapie
Identifikation von Angstauslösern, Angstgedanken und körperliche Angstreaktionen
Individuelle Angsthierarchie:
Aufstellung gemeinsam mit Patienten
therapeutischer Stufenplan
Zur Bewältigung Entspannungsverfahren, Selbstinstruktionsmethoden
Systematische Desensibilisierung: graduell zunehmende Reizkonfrontation mit Verhinderung des Vermeidungsverhalten und operanter Verstärkung
In-vivo-Exposition: effektivste Form der Therapie
Entscheidender Therapiebaustein ist die wiederholte Exposition mit dem angstauslösenden Reiz, kombiniert mit einer Verhinderung des Vermeidungsverhaltens
Medikamentöse Therapie der Angsstörung
SSRI = Mittel der Wahl
verzögerter Wirkungseintritt nach 2-4 Wochen
nicht zugelassen im Kinder- und Jugendalter -> off-label
langsames Absetzen, nachdem Symptomatik 1 Jahr stabil gebessert ist
Immer Kombination mit Psychotherapie
Akutsituation: Benzodiazepine
Komorbid ADHS: Atomoxetin
= chronisches Auftreten von sich aufdrängenden Gedanken, Impulsen oder Handlungen mit folgenden Eigenschaften:
gleichförmige Wiederholung
werden als unangenehm empfunden
dauern länger als 2 Wochen an
schränken den Alltag ein
werden als zur Person gehörig erlebt = ich-synton (möglicherweise im Kindesalter je nach Entwicklungsstand eingeschränkt -> “poor insight type”)
PANS
= pediatric acute-onset neuropschiatric syndrome
durch Basalganglienantikörper (Anti-Streptolysin-Ak positiv)
kann z.B. ursächlich für neu aufgetretene Zwangs- oder Ticstörung sein
Klinisches Bild der PTBS
Inneres Wiedererleben (Intrusionen)
Vermeidungsverhalten oder emotionale Taubheit
vegetative Übererregung
Dissoziative Störungen
= Krankheitsbilder, bei denen bestimmte Erlebnisinhalte aus dem Bewusstsein abgespalten werden
Kriterien Störung des Sozialverhaltens
- Deutliches Maß an Ungehorsam, Streiten oder Tyrannisieren
- Ungewöhnlich häufige oder schwere Wutausbrüche
- Grausamkeit gegenüber Menschen oder Tieren
- Erhebliche Destruktivität gegenüber Eigentum
- Zündeln
- Stehlen
- Häufiges Lügen
- Schuleschwänzen
- Weglaufen von Zuhause
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