Expressionismus
Die Vertreter des Expressionismus propagierten eine Erneuerung der Kunst und vertraten folgende Interessen und Überzeugungen:
Kunst ist nicht Nachahmung der Natur, sondern Neuschöpfung
Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar (Paul Klee)
Kunst soll das Seelische, Geistige und Lebendige des Menschen und der Natur zum Ausdruck bringen
Impressionismus und Naturalismus müssen überwunden werden, da diese nur die oberflächliche Erscheinungsformen der Natur abbilden - nicht den äußeren Eindruck der Dinge, sondern das emotionale Erlebnis, die innere Empfindung gegenüber dem Motiv müsse der Künstler mitteilen
Kunst soll den Betrachter emotional berühren, anregen, aufwühlen, seine Seele in Vibration versetzten (Kandinsky)
um Wesenhaftes und Wahrhaftes deutlich zum Ausdruck zu bringen, muss das Erscheinungsbild vereinfacht und abstrahiert werden - Farben, Farbklänge, Formen und Linien haben eine eigene psychische Kraft, die direkt und unmittelbar auf den Betrachter wirkt
das Bild ist eine Realität für sich, die unabhängig von der sichtbaren Welt existiert
Vorbilder und Einflüsse
Werke von Van Gogh, Gauguin, Cezanne und Munch
Zeichnungen von Kindern, Geisteskranken, Bäuerliche Volkskunst und Hinterglasmalereien, afrikanische Holzmasken und Ahnenfiguren Philosophische Schriften von Henri Bergson und Friedrich Nietzsche
Gestaltungsmerkmale
Verzicht auf Details
Abstraktion: Reduzierung und Vereinfachung der Gegenstandsformen auf wesentliche Merkmale verzerrte Proportionen und deformierte Körperformen zur Ausdruckssteigerung
markante, kraftvolle Formensprache
intensive, oft rein-bunte Farbigkeit, starke Kontraste
Farbe als eigenständiges Ausdrucksmittel
Abkehr von tiefenillusionistischen Mitteln- wie einer einheitlichen Perspektive und Luftperspektive Farbflächen, farbige oder dunkle Umrisslinien
spontane, direkte Ausführung, schnelles, betont ungekünsteltes Arbeiten
Kirchner Selbstporträt als Trinker
die eigene Verzweiflung wird direkt zum Ausdruck gebracht Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Gesichtsfarbe uneinheitliche Perspektive
verzerrte Proportionen
viele kantige, spitze Formen unharmonische Komposition
Das Bild zeigt Kirchner nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst
aufgrund eines Nervenzusammenbruchs.
Komposition Hauptrichtungen Einteilung der Bildfläche
= afrikanische Holz Masken und Figuren
Kirchner bildthemen/motive
Modernes Großstadtleben(Berlin) –Straßenszenen, Variete, Zirkus, Tanzcafes- Aktdarstellungen, Künstler und Freunde im Atelier, Porträts, Selbstbildnisse, Landschaften, Badende
Kirchner - formen
einfache, schroffe, kantige Formen (Vorbild: Afrikanische Holzmasken, Mittelalterliche Holzschnitte), später spitz, splittrig
Harte Abgrenzung durch schwarze, scharfe Konturlinien, schemenhaft, deformiert
Komposition
spannungsgeladen, dynamisch, unharmonisch, ineinander verzahnte Flächenformen
Räumlichkeit
Überschneidungen und Größenkontraste, eher flächige Wirkung durch große, dominierende Farbflächen, mehrdeutige Perspektive, verzerrte Proportionen, geringfügige Andeutung von Körpervolumen
Farbe
Verwendung rein-bunter Farben, starke Kontrastwirkung( Farbe-an sich, Hell/Dunkel, Komplementärfarben, Rein/Getrübt)
ausdrucksstarke Farbgebung, weitgehend unabhängig von der abbildender Funktion
fahrige, nervöse Pinselschrift, deckender, matter oder lasierender Farbauftrag
Gestaltungsprinzip
Kirchner setzt erlebte Situationen aus seiner Lebenswirklichkeit direkt, schnell und spontan um. Alle eingesetzten Bildmittel sind ausschließlich auf Ausdruck angelegt. Seine Bilder vermitteln oft nervöse Anspannung, Unruhe und innere Konflikte.
In den zwanziger Jahren war der Potsdamer Platz Drehscheibe für Verkehr, Großstadtleben, Vergnügen. Hier kreuzten sich fünf der belebtesten Straßen Berlins. Vergnügungspalast mit dem damals bekannten Treffpunkt Café Piccadilly ehemaliger Potsdamer Bahnhof
Skizzen
schnelle und spontane Zeichnungen auf der Straße entstanden
geben den unmittelbaren Eindruck der erlebten Situation wieder
Meine Form entsteht so, dass ich in der Ekstase des Erlebens in der Skizze neue Formgestalt finde, die im Bild kristallisiert und fest wird,
notierte Kirchner 1928 in sein Davoser Tagebuch. Diese feste Form nannte er „Hieroglyphen“, von der Naturform abstrahierte Kunstformen. Während vorher die Ekstase vor dem Objekt das auslösende Moment für das Zeichnen war, sollte jetzt die aus der Fantasie gezeichnete Linie nachträglich mit Ekstase aufgeladen werden.
Last changed2 years ago