Geschichte des römischen Rechts - Überblick
Was sind Vulgarrechte?
Vulgar= vereinfacht, gewöhnlich
Was ist der Unterschied zwischen gelehrtem Recht und dem Partikularrecht?
Gelehrtes Recht <——> Partikularrecht
Anwendung: Partikularrecht (spezieller) geht römischem Recht vor
Römisches Recht in der Antike
Wie und wann ist das Zwölftafelgesetz entstanden?
450 v.Chr.: Zwölftafelgesetz
Haben sich in Griechenland informiert, wie man Gesetze macht (Stadtstaaten hatten Kolonien in Süditalien)
Fing an mit ZPO
z.B. dass man vor Gericht entscheiden kann
zur Zeit der Ständekämpfe zwischen Patriziern und Plebejern: 494 – 287
Plebejer konnten ihre Rechte durch Zwölftafelgesetz durchsetzen und den Rechten der Patriziern gleichsetzen
Zwölftafelgesetz als Ergebnis der Ständekämpfe
Wer ist der praetor peregrinus?
Zweithöchstes Amt
Extra Amt —> „Normaler“ Prätor: praetor urbanus
imperium —> Recht das Heer zu führen
Recht für die Perigrinen (Ausländer)
Rechtsstreitigkeiten zwischen Römern und Nichtrömern
fides —> Treue zum gesprochenen Wort (Rechtsbehelfe)
Edikt für Streitigkeiten zwischen Römern und Nichtrömern (peregrini)
Edikt von 242 v.Chr.
· Hintergrund: Personalitätsprinzip („antikes IPR“)
· Inhalt des Edikts: z.B. formfreie Geschäfte wie Kauf, Miete, Dienst- und
· Werkvertrag, Auftrag, Gesellschaft
· Grundlage: Völkergemeinrecht (ius gentium), Treu und Glauben (fides)
Recht, was allen Völkern gemein ist
Unterschied: Völkerrecht ist Recht zwischen Staaten
o Fides war Teil des Völkergemeinrecht
· Auch Römer untereinander haben sich an den formfreie Geschäften bedient (praktischer)
· In klassischer Zeit nur noch Rechtsgeschäfte nach dem praetor peregrinus
· Prätoren saßen Augustusforum
o Mars ultor —> Rächender Mars (Personifikation) (Für die Rächung des Mordes an Caesar)
Welche Klagen gewährt der praetor?
Prätor gewährt drei verschiedene Klagen
actio quod iussu —> Anweisung
man bekommt den ganzen Umfang des Sklavengeschäftes
Aber nur wenn Anweisung des Herren an Sklaven vorliegt (Vollmacht für Einzelfall)
Herr haftet dann fürs Ganze
Entsprach schließlich seinem Willen
actio de peculio —> Peculiarklage
reicht aus, dass peculium vorliegt
Sehr riskant für Herren
Schutz bestand darin, dass nur beschränkte Haftung —> nur Wert des peculiums
actio de in rem verso —> Klage wegen Vermögenserwerbs
beschränkt sich auf Wert des Erlangten, wenn Sache dann in Vermögen des K fällt, obwohl Sklave es in sein peculium wollte
Mindestens immer Wert des peculiums kann der Verkäufer herausklagen
Gerechtfertigt, weil peculium gewährt wird und somit Einverständnis vorliegt
Nur Wert des peculiums, was drin ist, ist egal, ob genauso oder mittlerweile gemehrt oder gemindert
Form der Haftungsbegrenzung
Schulden werden im Innenverhältnis abgezogen
Diese Schuld besteht rechtlich nicht
Bei der Berechnung des Wertes des peculium werden alle Schulden abgezogen, egal ob gegenüber Dritten oder Herren
Was sind Edikte der Magistrate?
Magistrate = Öffentliche Amtsträger (Oberbegriff)
Magistrate erlassen Edikte kraft ihrer Amtsgewalt
Die Jurisdiktionsedikte (= Regelung der Rechtspflege) der beiden Prätoren (praetor urbanus, praetor peregrinus) sind einander ähnlich
Stadtprätor für Rechte der Menschen in der Stadt Rom zuständig
Beide Prätoren erlassen ein Edikt immer zu Beginn ihrer Amtszeit (also jedes Jahr —> Annulitätsprinzip)
Meistens wurde das Edikt übernommen, teilweise etwas verändert und dann neu erlassen
Katalog von Anspruchsgrundlagen (Edikt), die Bürger untereinander geltend machen können
Gerichtlicher Rechtsschutz
Eröffnung durch Prätor
Leitet Verfahren ein und entscheidet, ob theoretisch ein gerichtlicher Rechtsschutz besteht
Verfahren läuft vor Richter (iudex)
Entscheidet über das Verfahren
Privatleute, keine staatlich eingestellten Beamten
Magistrat verleiht Richter Autorität
Julian hat das prätorische Edikt um 130 n.Chr. (zu Zeit Hadrians) verstetigt (edictum perpetuum)
Dauerhaftes/fortwährendes Edikt
Was ist das Edikt der kurulischen Ädilen zum Sachmängelrecht?
2. – 3. Jh. v.Chr.
Tempelwächter und Beaufsichtiger des Marktes vor dem Tempel
Fluchtgefahr eines Sklavens = Sachmangel
Rücktritt und Minderung stammen aus dem Sklavenverkaufsgewährleistungsrecht
Welche weiteren Edikte gibt es?
Edikt der kurulischen Ädilen zum Sachmängelrecht
Edikte des Kaisers, z.B. die Constitutio Antoniniana von 212
Constitutio Abtoniniana —> Ausweitung der Bürgerschaft (alle freien Bürger im römischen Reich wurden zu römischen Bürgern erklärt)
Edikt(e) für die Provinz(en)
Nenne römische Juristen aus der Früh-, Hoch- und Spätklassik.
Frühklassik (ca. 27 v. Chr. - 96 n. Chr.)
Serviius Sulpicius Rufus
M. Antistius Labeo
Massurius Sabinus
C. Cassius Longinus
Proculus
P. Alfenus Varus
Q. Aelius Tubero
Hochklassik (ca. 96- 180 n. Chr.)
Gaius
P. Iuventius Celsus
P. Salvius Iulianus
Ulpius Marcellus
Sextus Pomponius
Spätklässik (ca. 180-235 n. Chr.)
Aemilius Papinianus
Domitius Ulpianus
Iulius paulus
Aelius Marcianus
Herennius Modestinus
Welche sind die Rechtsquellen nach Gaius?
—> Gesetze (leges)
Gesetzesbeschlüsse durch die Zenturiatskomitien (comitia centuriata)
193 Zenturien
Reiter und erste Klasse der Fußsoldaten umfassen 98 Zenturien
auch: Wahl der höheren Magistrate (Konsul, Prätor, Zensor)
Gesetzesbeschlüsse durch das concilium plebis
nur Plebejer
Einberufung durch Volkstribun
—> Senatsbeschlüsse (senatus consulta)
Nicht rechtlich, sondern faktisch bindend: Autorität (auctoritas) des Senats
Später bringt der Kaiser diese im Senat ein (oratio principis)
—> Kaiserkonstitutionen (constitutiones principum)
Vorschriften und Erlasse zur Regelung von Rechtsfragen
Entscheidungen von Einzelfällen im Rahmen der Rechtsprechungstätigkeit (Reskripte und Dekrete)
—> Rechtsgutachten (responsa prudentium)
Begutachtung von Einzelfällen durch anerkannte Juristen
seit Augustus wird bestimmten Juristen das ius respondendi verliehen
Nenne die Teile des Corpus Iuris Civilis.
Codex - C. (529/534): Ältere Kaisergesetze vor Justinian
Digesten/Pandekten- D. (533): Sammlung von Texten klaissischer Juristen
Institutionen - I. (533): Anfängerlehrbuch
Novellen- Nov. (ab 535): Neuere Kaisergesetze von Justinian
Wie zitiert man im CIC?
Was bedeutet bspw.:
D. 19, 1, 13 pr. (Ulp. 32 ad ed.)
Statuslehre
status libertatis (Freiheitsstatus)
Freie Personen (liberi)
Freigeborene Personen (ingenui)
Freigelassene Personen (liberti)
Sklaven (servi)
status civitatis (Bürgerrechtsstatus)
Römische Bürger (cives romani)
Ausländer (peregrini)
status familiae (Familienstatus)
Abhängige Kinder (Hauskinder) (liberi qui in potestate sunt)
Unabhängige Kinder (emanzipierte Kinder) (liberi emancipati)
Abhängige Ehefrau (uxor in manu) (manus-Ehe)
Unabhängige Ehefrau (uxor sine manu) (Konsensehe)
Sklavenstatus (Rechtlicher Status, Entstehung und Beendigung)
Rechtlicher Status
Sache und Person (res et persona)
persönlich unfrei
nicht rechtsfähig (Eigentum, sonstige Rechte, Ehe, Familie)
geschäftsfähig!
Entstehung des Sklavenstatus
Kriegsgefangenschaft
Geburt
archaisches Recht: Schuldknechtschaft
Beendigung des Sklavenstatus
Freilassung durch Aufnahme in die Bürgerliste (manumissio censu)
Freilassung durch Testament (manumissio testamento)
Freilassung durch Rechtsgeschäft “mit Stab” (manumissio vindicta)
Römisches Freigelassenenrecht
Dienstleistungen der Freigelassenen (operae libertorum)
Versprechen von Tageswerken vor der Freilassung als Gegenleistung
Anzahl der tagewerke genau bestimmt (z.B. 300)
Bei Nichtleistunng Ersatzanspruch des Patrons aus actio operarum
Nachlass der Freigelassenen (bona libertorum)
Intestaterbrecht des Patrons, wenn Freigelassener kinderlos und testamentslos verstirbt
Pflichtteilsrecht des Patrons (1/2), wenn Freigelassener nicht seine Kinder als Erben einsetzt
Erkläre die Eigentumsbegriffe des römischen Rechts.
Eigentum nach ius civile = dominium ex iure Quiritium
nur für römische Bürger
nur an beweglichen Sachen und italischen Grundstücken
Eigentum nach ius honorarium = in bonis habere
auch für Ausländer (peregrini)
in allen Fällen, in denen der Prätor eine Rechtsposition stärker schützen wollte als nach ius civile
—> verschiedene Rechtsschichten (vgl. heutzutage nat. R und EuropaR)
Nenne die Übertragungsgeschäfte des römischen Rechts.
mancipatio
Formalakt
Kaufgeschäft und Übertragung
in iure cessio
“Abtretung vor Gericht”
abstrakte Übereignung
traditio
formfreie Eigentumsübertragung durch Übergabe ex iusta causa
kausale Übereignung
mancipatio und in iure cessio: Notwendig zur Übertragung des quiritischen Eigentums an res mancipi: Sklaven, Großvieh, italische Grundstücke, Feldservituten
Wie läuft eine mancipatio ab? Wer muss dabei sein?
Verkäufer (und Kaufgut: bspw. Sklave)
Käufer: “Hiermit behaupte ich, dass dieser Mensch nach quiritischem Recht mir gehört, und er soll von mir gekauft sein mit diesem Geldstück und dieser bronzenen Waage.”
Waagehalter
5 Zeugen
Wie wird eine res mancipi übergeben?
Wie werden Verträge (contractus) nach Gaius geschlossen?
durch Sachhingabe (re)
z.B. Darlehen
durch Worte (verbis)
z.B. Stipulation
Beispiele für Stipulationen
Garantie für Rechtsmängel
Versprechen eines Darlehens und von Zinsen
Bürgschaft
Vertragsstrafe
Versprechen einer Mitgift
durch Schriftstück (litteris)
z.B. Eintragung einer Schuld im Hausbuch
durch Konsens (consensu)
z.B. Kauf, Miete, Dienstvertrag, Werkvertrag, Gesellschaft
Beachte: contractus <—> pacta
Wie war die ursprüngliche Form der Eheschließung?
conventio in manum
G. 1, 110: Früher erwarb man die Manus-Gewalt auf 3 Arten: Durch Ausübung, durch Dinkelbrot und durch Kauf
—> Ehemann erwirbt Gewalt über seine Ehefrau
Usus
(vgl. usucapio: Eigentumserwerb durch Ersitzung)
Confarreatio
rituelle Opferung von Dinkelbrot und Beteiligung von Priestern
Coemptio
vgl. Mancipatio: förmliche Eigentumsübertragung mit Zeugen und Waagehalter
Wie war die spätere Form der Eheschließung?
Konsensuale Ehe
D. 50, 17, 30 (Ulp. 36 ad Sab.): Die Ehe wird nicht durch Beischlaf, sondern durch Konsens geschlossen.
—> Vater behält Gewalt über seine Tochter
—> Bei Tod des Vaters oder Emanzipation: Tochter wird gewaltfrei (sui iuris), hat aber einen Vormund (tutor mulieris)
Eheverbote nach römischem Recht, nach BGB 1900 und nach BGB 2021
Römisches Recht: Man durfte nur die Tochter des Bruders heiraten.
BGB 1900: Man durfte die Tochter des Bruders und der Schwester heiraten.
BGB 2021: Man darf die Tochter der Geschwister und die Geschwister der Eltern heiraten.
Die väterliche Gewalt (patria potestas)
Emanzipation
Annahme als Kind
Vermögensverteilung in der römischen Familie
Das peculium
Mittelbare und direkte Stellvertretung (BGB)
Stellvertretung durch Gewaltunterworfene
Wie war die gesetzliche Erbfolge der sui nach ius civile?
1/3 der Digesten Erbrecht —> Erbrecht damals Stellung wie heute Schuldrecht
Gesetzliche Erben: alle, die durch den Tod gewaltfrei werden (sui)
Ansonsten Agnaten (über einen Mann mit Erblasser verwandt)
Hilfsweise Gentilen
Unverheiratete/manus-freie Töchter erben
Tochter in Manusehe erbt nicht
Kind der Tochter in Gewalt würde nicht erben, wenn Tochter stirbt —> sui iuris
Welche Formen der Ersatzerbschaft gibt es?
Vulgarsubstitution
„Titus soll Erbe sein. Wenn Titus nicht Erbe wird, soll Seius Erbe sein.“
Pupillarsubstitution
„Mein Sohn Marcus soll Erbe sein. Wenn er vor Erreichen der Volljährigkeit stirbt, soll Seius Erbe sein.“
Vulgar- und Pupillarsubstitution
„Mein Sohn Marcus soll Erbe sein. Wenn er nicht Erbe wird oder vor Erreichen der Volljährigkeit stirbt, soll Seius Erbe sein.“
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