Welche Datenquellen gibt es laut Cattel?
T-Daten (Test data)
Daten aus objektiven Verhaltensreaktionen, in der Regel im Leistungsbereich
Beispiele: Intelligenztests, impliziter Assoziationstest (IAT)
Q-Daten (Questionnaire data)
Selbstauskünfte einer Person in Form von Fragebögen oder aus nicht standardisierten psychologisch diagnostischen Gesprächen
Beispiele: Big Five Fragebogen, klinische Interviews
L-Daten (Life record data)
Daten aus der Lebensgeschichte einer Person, aber auch Fremdauskünfte
Beispiele: Zeugnisnoten, Anzahl an Verurteilungen Raymond B. Cattell
Wie Kategorisieren Brähler, Holling, Leutner & Petermann (2002) Tests?
Leistungstests
Intelligenztests
Entwicklungstests
Allgemeine Leistungstests (bspw. Konzentration/Aufmerksamkeit)
Schultests
Spezielle Funktionsprüfungs- und Eignungstests (bspw. Fahreignungstest)
Psychometrische Persönlichkeitstests
Persönlichkeitsstrukturtests
Einstellungstests
Interessentests
Klinische Tests
Persönlichkeitsentfaltungsverfahren
Formdeuteverfahren (bspw. Rohrschachtest)
Verbal-thematische Verfahren (bspw. Picture Story Exercises)
Zeichnerische und Gestaltungsverfahren (bspw. Familie als Tiere zeichnen)
Wie Kategorisieren Schmidt-Atzert & Amelang (2012) Tests?
Persönlichkeitsfragebögen
Nichtsprachliche und objektive Persönlichkeitstests
Projektive Verfahren
Diagnostisches Interview
Gruppendiagnostik
Verhaltensbeobachtung und –beurteilung
Was ist Verhaltensbeobachtung?
Die Verhaltensbeobachtung ist eine Methode zur Gewinnung diagnostisch relevanter Daten, die sich immer dann einsetzen lässt, wenn Verhalten zwar wahrnehmbar ist, spezielle formelle Verfahren aber nicht zu Verfügung stehen.
Was ist der Unterschied zwischen unsystematischer und systematischer Form der Verhaltensbeobachtung?
Nur die systematische Form ist wissenschaftlich
Was sind die Kriterien der systematischen Verhaltensbeobachtung?
Es muss zuvor definiert werden,
was (und bei mehreren Beobachtern auch von wem) zu beobachten ist
was für die Beobachtung unwesentlich ist,
ob bzw. in welcher Weise das Beobachtete gedeutet werden darf,
wann und wo die Beobachtung stattfindet und
wie das Beobachtete zu protokollieren ist
Wie lässt sich der Ort der Beobachtung kategorisieren?
Wie lässt sich der Grad der Teilnahme kategorisieren?
Aktive Teilnahme
Beobachter hat nur in dieser Rolle Zugang zu einer sonst nach Außen geschlossenen Gruppe
Passive Teilnahme
Beobachter ist Anwesend (ggf. Beeinflussung)
sofortiges Protokollieren möglich
Nichtteilnahme
Beobachter bleibt unsichtbar (Keine Beeinflussung)
Sofortiges Protokollieren möglich
Technische Hilfsmittel notwendig
Welchen Ausmaß an technischen Hilfsmitteln gibt es?
Einsatz apparativer Verfahren wie Einwegscheiben, Ton- oder Videoaufzeichnungen
->Notwendig bei der Nichtteilnahme des Beobachters
Vorteil
Nachteil
Wiederholte Betrachtung der Aufzeichnungen/Aufnahmen möglich
Beeinflussung der Probanden durch technische Hilfsmittel
Einsatz mehrerer Beobachter ohne Störung
Welche Arten der Datenregistrierung gibt es?
Isomorphe Deskription
Vollständige Erfassung des zu beobachtenden Verhaltens
i.d.R. mithilfe von Tonband- und Videoaufzeichnungen
Vorteil: Wiederholte Betrachtung möglich
Reduktive Deskription
Reduktion der Daten auf eine zu bewältigende Menge (z.B. weil technische Hilfsmittel nicht zu Verfügung stehen)
Gleichzeitige Beobachtung und Registrierung
Methoden:
Zeichensystem
Kategoriensystem
Ratingverfahren / Einschätzungsverfahren
Was sind Zeichensysteme?
Ausgewähltes Verhalten wird mithilfe definierter Zeichen
registriert (kann durch Strichlisten erfasst/notiert werden)
Die Größe der Beobachtungseinheiten (Hand heben vs. komplette Bewegung) variieren abhängig von der Beobachterkapazität, dem Untersuchungszweck und dem theoretischen Hintergrund
Aus der Häufigkeit des Auftretens wird auf die Intensität geschlossen
Untergliederung in Zeitabschnitten, um Verhaltensverläufe darzustellen möglich (z.B. 10 Sekunden)
Was sind Kategoriensysteme?
Erfassung des gesamten Verhaltensstroms durch Reduzierung auf eine begrenzte Zahl von Kategorien
Anzahl der Kategorien ist abhängig vom Untersuchungszweck und der kognitiven Kapazität des Beobachters, sowie dessen Erfahrungen und Übung
Obergrenze nach Fieguth (1997) bei 30 Kategorien
Was sind Voraussetzungen für Kategoriensysteme?
1. Überschneidungsfreiheit der einzelnen Kategorien
2. Eindeutigkeit sowie Vollständigkeit der Kategorien
3. Vorübungen (auch zur Überprüfung, ob das gewählte Kategoriensystem geeignet ist)
Was sind Rating- / Einschätzverfahren?
Nachträgliche Registrierung des beobachtenden
Verhaltens
V.a. bei komplexen Verhalten und in Situationen, in denen eine sofortige Protokollierung problematisch ist, geeignet
Häufig mithilfe von 5 bis 7-stufige numerische Skalen (auch grafische Skalen möglich)àdirekte Quantifizierung
Höchstes Maß an Datenreduktion
Schluss auf Eigenschaften (das beobachtbare Verhalten ist nicht mehr rekonstruierbar)
Bei welcher Srt der Datenregistrierung ist die höchste/niedrigste Objektivität?
Höchster Grad der Übereinstimmung bei Zeichensystemen Geringster Grad der Übereinstimmung bei Ratingverfahren
Was sind Gründe für den Geringsten Grad der Übereinstimmung bei Ratingverfahren?
Halo- oder Hofeffekt
Das Urteil über ein herausragendes Merkmal „überstrahlt“ die Beurteilung anderer Merkmale
Logische Fehler
Eine implizite Annahme des Beobachters über die Zusammengehörigkeit bestimmter Merkmale bestimmt die restlichen Urteile
Mildefehler
Beobachter gibt insgesamt bessere Urteile ab als andere Beobachter (höhere MW)
Strengefehler
Beobachter gibt insgesamt schlechtere Urteile ab als andere Beobachter (niedrigere MW)
Zentrale Tendenz
Bevorzugung mittlerer Skalenpositionen
Tendenz zu Extremurteilen
Bevorzugung extremer Skalenpositionen
Wo werden Diagnostische Interviews angewendet?
Therapie und Beratung
Personalauswahl und -entwicklung
Berufsberatung
Begutachtung der Glaubhaftigkeit von Zeugenaussagen
Welche Arten von Diagnostischen Interviews gibt es?
Anamnesegespräche (erfassen Krankheitsvorgeschichte)
Exploration (erkunden den subjektiven Lebensraum der Testperson)
Einstellungsinterviews
Etc.
Was ist die Klassifikation nach ihrem Grad der Standardisierung?
Unstandardisiert
Allein der Zweck des Interviews steht fest (bspw. „Diagnose stellen“), Fragen ergeben sich im Verlauf des Gesprächs
Völlig standardisiert
Jede Frage ist vorher festgelegt und im Wortlaut vorzutragen
Halbstandardisiert
Standardisierung ist angestrebt, aber Wortlaut ist nicht vorgegeben
Was ist ein Gesprächsleitfaden?
Ein Gesprächsleitfaden ist ein vollständiger, konkret ausformulierter Plan für die Durchführung des Gesprächs
Konkrete Ausformulierung der notwendigen Fragen
Wonach will man im Gespräch fragen?
(Hauptthemen/Unterfragestellungen festlegen)
An welchem konkreten Verhalten lässt sich der interessierende Inhalt festmachen?
Konkrete Ausformulierung von Einleitung, Überleitungen Abschluss, usw.
Was ist der Grobaufbau des Leitfadens?
Einleitungsteil
Begrüßen und vorstellen
Ziele/Fragestellung sowie Vorgehensweise klären
Einverständnis zur Ton-/Videoaufzeichnung?
Je ein Abschnitt zu ausgewähltem Hauptthema
zu Beginn jedes Abschnitts: Erklären des Zwecks
am Ende des Abschnitts: Zusammenfassung der wichtigsten Informationen
Schlussteil
Möglichkeit der/des Interviewten, etwas zu ergänzen
Rückmeldung der/des Interviewten zum Gespräch
Weiteres Vorgehen erläutern
Kontaktmöglichkeiten zur/zum Interviewer/in
Evtl. Unterhaltung über emotional neutrales Thema
Wie ist die Feinplanung des Leitfadens?
Beispielfragestellung: „Ist ein Chemiestudium das Richtige für mich?“
Für das Hauptthema das relevante Konstrukte benennen (z.B. Interessen), häufig sind auch mehrere Konstrukte relevant (z.B. Intelligenz, Gewissenhaftigkeit)
Für das Konstrukt prüfen, welches der Aspekt ist oder die Aspekte sind, die man getrennt betrachten sollte (z.B. berufliche Interessen, Hobbies).
Für das Konstrukt und die Aspekte relevante Situationsklassen identifizieren, (z.B. Aneignung theoretischen Wissens, Aneignung praktischer Fertigkeiten).
Für jede Situationsklasse typische Situationen identifizieren (z.B. Aneignung praktischer FähigkeitenàArbeit im Labor)
Identifikation der relevanten Facetten der typischen Situationen (z.B. In welchem Kontext fand die Laborarbeit statt? Wurde das regelmäßig getan? Wie war der genaue Ablauf?)
Identifikation der relevanten Verhaltensweisen.
– Verhaltensaspekte: Konkrete Handlungen, aber auch Gefühle, Gedanken in den Situationen
– Systematischer Vergleich: Ist das Verhalten in Situation X ähnlich wie in Situation Y? (Konsistenz des Verhaltens)
– Lernbedingungen: Was war gut oder schlecht in diesen Situationen?
– Zeitliche Stabilität: Wie zeitlich stabil ist das Verhalten?
– Modelle und wichtige Personen: Welche Personen dienen als Modell oder haben einen wichtigen Einfluss in den Situationen gespielt?
– Umgang mit Stress (Bewertung und Coping): Wie wurden die (stressvollen) Situationen bewertet und welche Coping- Strategien wurden gesehen?
Was sind un-/günstige Fragestellungen?
Günstige Fragestellungen:
Bezug zur Fragestellung
Bezug zu konkretem individuellem Verhalten
pro Frage nur ein Sachverhalt
Sparsamkeit: möglichst kurz und die/den Gesprächspartner/in zum erzählen einladend
nicht suggestiv
Ungünstige Fragestellungen:
Fragen nach selbst eingeschätzten Begründungen für bestimmtes Verhalten und allgemeine Eigenschaftszuschreibungen (setzt Selbstreflexionsfähigkeit und Ehrlichkeit voraus); besser beim konkreten Denken, Fühlen und Handeln bleiben
Fragen nach hypothetischem Verhalten; besser nach
Erwartung und Überzeugung zu zukünftigen Situation fragen
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