Was sind Persönlichkeitsstörungen? (PS) (einige Definitionsversuche)
Persönlichkeit ist „die mehr oder weniger stabile und dauerhafte Organisation des Charakters, Temperaments, Intellekts und Körperbaus eines Menschen, die seine einzigartige Anpassung an die Umwelt bestimmt“
Charakter = konatives Verhalten (Wille)
Temperament = affektives Verhalten (Emotionen)
Intellekt = kognitives Verhalten
Körperbau = physische Gestalt und neuroendokrine Ausstattung
„Abnorme Persönlichkeiten sind Abweichungen von einer uns vorschwebenden Durchschnittsbreite von Persönlichkeiten“
Menschen mit Persönlichkeitsstörungen sind diejenigen, die unter ihren Symptomen leiden oder unter deren Symptomen die Gesellschaft leidet
Wie sieht das Grundmodell der PS aus?
Persönlichkeitsstörungen sind Beziehungsstörungen - Was ist damit gemeint, warum? Beschreibe.
PS sind im Kern Störungen der Interaktion, der Beziehung oder Beziehungsgestaltung
Personen mit PS haben ungünstige Überzeugungen (Schemata) im Hinblick auf
Beziehungen
Aufgrund Schemata entwickeln Personen dysfunktionale Strategien der Beziehungsgestaltung Verhaltensweisen, die andere Menschen dazu veranlassen, sich in bestimmter Weise ihnen gegenüber zu verhalten
Beziehungsstörung hat weitreichende Konsequenzen für Denken, Aufmerksamkeit, Art der Informationsverarbeitung, Fühlen und Handeln
Was meint die Aussage von Sachse (2013) “Persönlichkeitsstörungen sind nicht pathologisch”?
PS entstehen in der Biographie einer Person als „Lösungen“ für schwierige Interaktionssituationen -> führen zu problematischem Interaktionsverhalten,
Entstehung meist rekonstruierbar und nachvollziehbar
Beispiel Histrionische Persönlichkeitsstörung: Bedürfnis nach Wichtigkeit („Du bereicherst uns“, „Wir nehmen Dich ernst“)
Falls Bedürfnis erfüllt->Entwicklung funktionaler Schemata->authentisches Verhalten->befriedigte Bedürfnisse verlieren motivationstheoretisch mit der Zeit an Bedeutung
Falls Bedürfnis nicht erfüllt -> (Botschaften wie: „Du störst uns“, „Was Du tust, interessiert uns nicht“) -> Entwicklung dysfunktionaler Annahmen (Selbstschemata und Beziehungsschemata)
Personen mit unbefriedigten Bedürfnissen reagiert sensibel auf alle Signale in Richtung Schemata->suchen „Lösungen“
Jede:r Interaktionspartner:in aktiviert unwillentlich höchstwahrscheinlich dysfunktionale Schemata
Das Modell der doppelten Handlungsregulation nach Sachse (2013) : Welche Grundannahmen beschreibt dieses Modell? Erkläre somit auch den Kern von PS.
Grundannahme: PS sind Beziehungs- oder Interaktionsstörungen
Kern der PS:
dysfunktionale Überzeugungen über Beziehungen (in Beziehungen wird man nicht respektiert)
dysfunktionale interaktionelle Intentionen (der Versuch möglichst gesehen zu werden in einer Beziehung)
dysfunktionale Beziehungsgestaltung (Art und Weise wie beziehung gestaltet ist - dramatische Beziehungsgestaltung)
Das Modell der doppelten Handlungsregulation: Wie viele Ebenen beschreibt dieses Modell? Nenne diese.
Motivebene / Ebene der authentischen Handlungsregulation
Ebene der Schmeata oder Annahmen
Spielebene
Das Modell der doppelten Handlungsregulation: Beschreibe das Modell in grafischer Darstellung,
Das Modell der doppelten Handlungsregulation: Erkläre und Beschreibe die 1. Motivebene genauer. Welche Grundanahme besteht hier und was sind die Grundbedürfnisse?
1. Motivebene / Ebene der authentischen Handlungsregulation
Annahme: Personen haben interaktionelle
Grundbedürfnisse (=Motive):
Anerkennung, Wertschätzung
Wichtigkeit
Verlässliche Beziehung
Solidarische Beziehung
Autonomie
Unverletzlichkeit eigener Grenzen
Menschen versuchen, zentrale Beziehungsmotive in ihren Beziehungen zu befriedigen
Handeln auf Motivebene reflektiert Motive
->Merke: Nicht befriedigte Motive bleiben hoch in der Bedürfnis-Hierarchie!
Das Modell der doppelten Handlungsregulation: Beschreibe und erkläre die 2. Ebene der Schemata oder Annahmen. Was ist die Grundlage, was passiert bei Nichterfüllung zentraler Motive?
2. Ebene der Schemata oder Annahmen
Grundlage: aus Biographie stammende Grundannahmen / Schemata in zwei zentralen Bereichen:
Beziehungsschemata: Annahmen über Beziehungen
Selbstschemata: Annahmen über das Selbst
Bei Nichterfüllung zentraler Motive -> Diskrepanz zwischen Wichtigkeit des Bedürfnis und Schemata
Das Modell der doppelten Handlungsregulation: Beschreibe und erkläre die 3. Ebene “Spielebene”. Was ist die Annahme?
3. Spielebene
Annahme: Menschen versuchen aktiv, sich Motive in Beziehungen zu erfüllen
Durch bestimmte Handlungsstrategien lassen sich interaktionelle Ziele erreichen
Strategien sind intransparente „Lösungen“ der Motivbefriedigung, die Gegenüber zur Erfüllung der Bedürfnisse veranlassen sollen
->Verhalten ist „manipulativ“ (nicht wertend gemeint!) (auch als „Spiel“ bezeichnet)
Funktioniert nur kurzfristig, bewirkt jedoch keine echte Motiverfüllung ->„more of the same“
Beziehung (v.a. auch in Therapie) wird durch Tests auf Probe gestellt!; werden getestet
unbewusste Prozesse
Charakteristika von Persönlichkeitsstörungen: Stelle diese kurz vor!
Ich-Syntonie
Repräsentation:
Personen mit PS haben keine Repräsentation davon, Teil des Problems zu sein
Patient:innen mit PS senden in Therapie Doppelbotschaft („Wasch mich, aber mach mich nicht nass“)
Geringe Änderungsmotivation als logische Konsequenz
Patient:innen mit PS kommen meist nicht wegen der PS in die Therapie
Personen mit PS sind beziehungsmotiviert
Komplementäres Handeln zur Motivebene reduziert Verhalten auf Spielebene
Verwicklung in „Spiele“
Therapeuten sollten sich zur Motivebene komplementär verhalten, nicht aber zur Spielebene
Charakteristika von Persönlichkeitsstörungen: Beschreibe die Ich-Syntonie genauer, was bedeutet dem gegenüber noch mal Ich-Dystonie? Was ist da das Ziel der Psychotherapie?
Persönlichkeitsstörungen sind in der Regel: Ich-Synton
Zustand, bei dem ein Person ihre Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen als zu ihrem Ich
gehörend erlebt
Werden nicht als fremd oder störend empfunden
Bis auf Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung und Borderline Störung gelten Persönlichkeitsstörungen als Ich-Synton
Ich-Dystonie
Zustand, bei dem eine Person ihre Gedanken, Impulse oder Emotionen als nicht zu ihrem Ich
gehörend, sondern als fremd und störend erlebt
Störungen der Achse – I gelten als Ich-Dyston (Ausnahme: Psychotische Störungen, teils bipolare Störungen)
—>Ziel der Psychotherapie: Entwicklung von Ich-Dystonie bzgl. der Persönlichkeitsstörung; als Diskrepanz erleben!
Klassifikation, Diagnostik und Differanzialdiagnostik: Beschreibe Persönlichkeitsstörung vs Persönlichkeitsstil!
Persönlichkeitsstil
Reaktionen und deren Interpretation auf eine bestimmten Weise in bestimmten Situationen
Sich auf bestimmte Weise verhalten
Häufigste Persönlichkeitsstile in der Psychotherapie: narzisstische, histrionische und dependente Stile
Persönlichkeitsstörungen
Ähnliche Merkmale mit dem entsprechenden Persönlichkeitsstil, jedoch in deutlich stärkerer
Ausprägung
Weniger Ressourcen, mehr Leidensdruck
Stelle das Dimensionale Modell der Persönlichkeitsstörungen kurz vor!
Kategoriale Diagnostik - Persönlichkeitsstörungen: Beschreibe die Diskontinuitätsannahme. Was ist die Kritik daran?
IDEE: Cut ab wann jmd eine PS hat!
Was ist die dimensionale Diagnostik bei PS? Und welche Krtik könnte man hier äußern?
• Beschreibung von übergeordneten prominenten Persönlichkeitsmerkmalen und Schweregraden von Funktionsbeeinträchtigungen
• Kritik:
Eindeutige Kommunikation zwischen dem
Psychotherapeuten und dem Patienten fehlt
Reliabilitätsgrad dimensionaler Diagnostik im Vergleich zu kategorialer Diagnostik noch unklar
Was erlaubt das Stellen einer Diagnose von Patienten mit PS? (Wofür sind Diagnosen wichtig?)
Stellen einer Diagnose erlaubt Verständnis der Schemata und Strategien eines/einer Patient:in (als eine Art „Heuristik“)
Erleichtert den Beziehungsaufbau und Beziehungsgestaltung
Ermöglicht die Antizipation und die Klärung therapeutischer Krisen
Hilft realistische Ziele bzgl. Ausmaß und Dauer angestrebter Veränderungen zu verfolgen
Diagnosen dienen Verständnis und sollten als veränderbare Hypothesen verstanden und stets überprüft werden!
Persönlichkeitsstörungen in der ICD-10 und DSM 5:
Wie charakterisieren sich PS in den Klassifikationssystemen allgemein?
Die charakteristischen und dauerhaften inneren Erfahrungs- und Verhaltensmuster des Betroffenen weichen insgesamt deutlich von kulturell erwarteten und akzeptierten Vorgaben (»Normen«) ab
Diese Abweichung äußert sich in mehr als einem der folgenden Bereiche:
Kognition
Affektivität
Impulskontrolle und Bedürfnisbefriedigung
Zwischenmenschliche Beziehungen und die Art des Umganges mit ihnen
Die Abweichung ist so ausgeprägt, dass das daraus resultierende Verhalten in vielen persönlichen und sozialen Situationen unflexibel, unangepasst oder auch auf andere Weise unzweckmäßig ist
Persönlicher Leidensdruck, nachteiliger Einfluss auf die soziale Umwelt oder beides sind deutlich dem oben beschriebenen Verhalten zuzuschreiben
Stelle die Diagnostische Klassifikation der Persönlichkeitsstörungen nach ICD-10 auf. (Zahlen und Nummerierungen sind nicht so wichig für Klausur)
Stelle die Diagnostische Klassifikation der Persönlichkeitsstörungen nach DSM-5 auf. Nenne die 3 Cluster dazu.
Nenne bitte die Allgemeinen Kriterien der Persönlichkeitsstörung nach DSM-5.
A. Ein überdauerndes Muster von innerem Erleben und Verhalten, das merklich von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht. Dieses Muster manifestiert sich in mindestens zwei der folgenden Bereiche:
Kognition (d.h. die Art, sich selbst, andere Menschen und Ereignisse wahrzunehmen und zu interpretieren)
Affektivität (d.h. die Variationsbreite, Intensität, Labilität und Angemessenheit emotionaler Reaktionen)
Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen
4. Impulskontrolle
Das überdauernde Muster...
ist unflexibel und tiefgreifend in einem weiten Bereich persönlicher und sozialer Situationen
führt in klinisch bedeutsamer Weise zu Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder
anderen wichtigen Funktionsbereichen
ist stabil und lang andauernd, und sein Beginn ist mindestens bis in die Adoleszenz oder ins frühe Erwachsenenalter zurückzuverfolgen
lässt sich nicht besser als Manifestation oder Folge einer anderen psychischen Störung erklären
ist nicht Folge von Substanzwirkung oder eines medizinischen Krankheitsfaktors
Persönlichkeitsstörungen nach DSM-5: Nenne die 3 Cluster und ordne die 3 Cluster (A,B,C) dazu.
Cluster A: „Sonderbar, exzentrisch“: Welche spezifischen PS werden hier eingeordnet? Beschreibe kurz.
Paranoide Persönlichkeitsstörung (F60.0)
• Muster von Misstrauen und Argwohn in dem die Motive von anderen Personen als böswillig wahrgenommen werden
Schizoide Persönlichkeitsstörung (F60.1)
• Muster von Distanziertheit in sozialen Beziehungen und von eingeschränkter Bandbreite emotionaler Ausdruckmöglichkeiten
Schizotypische Persönlichkeitsstörung (F21) (im ICD-10 Schizotype Störung) • Muster von starkem Unbehagen in nahen Beziehungen, von Verzerrungen des Denkens und
des Wahrnehmung und von Eigentümlichkeiten des Verhaltens
Cluster B „Dramatisch, emotional, launisch“: Welche spezifischen PS werden hier eingeordnet? Beschreibe kurz.
Antisoziale Persönlichkeitsstörung (F60.2)
• Muster von Missachtung und Verletzung der Rechte anderer Personen
Borderline-Persönlichkeitsstörung (F60.3/60.31)
(in ICD-10 emotional instabile Persönlichkeitsstörung mit 2 Subtypen (impulsiver Typ und Borderline-Typ)
• Muster von deutlicher Impulsivität und Instabilität in den zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten
Histrionische Persönlichkeitsstörung (F60.4)
• Muster von übermäßiger Emotionalität und von Heischen nach Aufmerksamkeit
Narzisstische Persönlichkeitsstörung (F60.81) (in ICD-10 unter sonstige PS)
• Muster von Großartigkeitsgefühlen, mangelnder Empathie und Bedürfnis danach bewundert zu werden
Cluster C „Ängstlich & furchtsam“: Welche spezifischen PS werden hier eingeordnet? Beschreibe kurz.
Vermeidend-selbstunsichere Persönlichkeitsstörung (F60.6)
• Muster von sozialer Hemmung, Unzulänglichkeitsgefühlen und Überempfindlichkeit gegenüber negativer Bewertung
Dependente Persönlichkeitsstörung (F60.7)
• Muster von unterwürfigem und anklammernden Verhalten, das in Beziehung zu einem übermäßigen Bedürfnis nach Umsorgt werden steht
Zwanghafte Persönlichkeitsstörung (F60.5)
• Muster von Perfektionismus und Kontrolle, sowie ständiger Beschäftigung mit Ordnen
Hinweise auf Persönlichkeitsstörungen F. 30
Dysfunktionale Interaktionsgestaltung
Patient:innen mit PS lösen oft Ärger oder Antipathie aus
Es fällt schwer, relevante Informationen zu erhalten
Es entsteht das Gefühl manipuliert zu werden
Antizipation der Therapie als anstrengend und schwierig
Unklare Problemdefinition durch den Pat.
Oft Induktion starker Emotionen
Biographische Daten
Schwierige Sozialisationsbedingungen
Außenseiter und/oder Mobbing-Erfahrungen
Fehlender, wechselnde oder unbefriedigende Partnerschaften
Das eher niedrige psychosoziale Funktionsniveau wird nicht durch Schwere der „Achse-I-Störung“ erklärt
Unklare Achse-I-Diagnosen
Diagnose des Vorbehandelnden
Persönlichkeitsstörungen diagnostizieren: Sequentielle Strategie: Wie gehe ich diagnostisch vor bei PS? Stelle kurbdazu eine Übersicht auf.
Diagnostik der Persönlichkeitsstörungen: Welche Diagnostischen verfahren und Mehoden werden angewendet?
• SCID-5-SPQ
• Persönlichkeitsstörung-Screeningfragebogen
• Selbstbeurteilungsbogen vor der Durchführung des Interviews
• SKID-5-PD
• Halbstrukturiertes diagnostisches Interview, mit dem die zehn im DSM-5 enthaltenen Persönlichkeitsstörungen der Cluster A, B und C
• Selbstbeurteilungsverfahren
• Persönlichkeits-Stil und Störungs-Inventar (PSSI) (Kuhl & Kazén, 1997, 2009)
• orientiert sich an ICD/DSM, als Screening-Verfahren gut geeignet
• Persönlichkeitsinventar für DSM-5 (PID-5)
• Dimensionale Erfassung von Persönlichkeit mit 220 Items auf 25 Merkmalsfacetten, Kurzversion mit 100 bzw. 25 Items
Das alternative DSM-5-Modell für Persönlichkeitsstörungen: Was sind Allgemeine Kriterien für eine PS nach dem alternativem Modell?
Allgemeine Kriterien für eine PS nach alternativem Modell:
Charakterisierung einer PS anhand von zwei Hauptmerkmalen:
Mindestens mittelgradige Beeinträchtigungen im Funktionsniveau der Persönlichkeit (d.h. des Selbst und der interpersonellen Beziehungen)
Eines oder mehrere problematische Persönlichkeitsmerkmale
C. und D.: relativ unflexibel, relativ stabil, Beginn in Adoleszenz / frühem Erwachsenenalter
E,F,G: Keine alternativen Erklärungen für Auffälligkeiten der Persönlichkeit (Differenzialdiagnose, Substanzwirkung, Krankheitsfaktor, normale Entwicklung)
• Hybrid-Modell: Weiter Diagnose folgender spezifischer PS möglich: Antisoziale, Vermeidend-Selbstunsichere, Borderline-, Narzisstische, Zwanghafte und Schizotype Persönlichkeitsstörung
Nenne Weitere spezifisch diagnostizierbare Persönlichkeitsstörungen nach alternativem DSM-5-Modell ; stelle sie grafisch auf.
Das alternative DSM-5-Modell für Persönlichkeitsstörungen: Beschreibe “Kriterium A: Funktionsniveau der Persönlichkeit”. Wie wird das Funktionsnievau differenziert? Auf welchen 2 Ebenen ist das Niveau zu beobachten?
Das alternative DSM-5-Modell für Persönlichkeitsstörungen: Beschreibe “Kriterium B: Problematische Persönlichkeitsmerkmale”. Welche 5 Domänen werden untergliedert?
Das alternative DSM-5-Modell für Persönlichkeitsstörungen
Beispiel Borderline-PS: diagnostische Kriterien (Auszug): Nenne hier kurz ein paar Beispiele für diagnostische Kriterien!
Persönlichkeitsstörungen in der ICD-11: Was ist anders? Wie erfolgt hier die Diagnostik?
Beschreibe den ersten Schritt der DIagnostik bei PS nach ICD-11 genauer! (1. Prüfung der allg. Diagnosekriterien einer PS)
Emotionale, kognitive und Verhaltensmanifestationen der Persönlichkeitsdysfunktion: Beschreibe diese 3 Bereiche, erkläre sie kurz.
Emotionale Manifestationen
Bandbreite und Angemessenheit emotionaler Erfahrungen und des emotionalen Ausdrucks.
Tendenz, emotional über- oder unterreagibel zu sein.
Fähigkeit, unerwünschte Emotionen zu erkennen und einzugestehen.
Kognitive Manifestationen
Richtigkeit situativer und zwischenmenschlicher Bewertungen, v. a. unter Stress.
Fähigkeit, angemessene Entscheidungen in ungewissen Situationen zu treffen.
Angemessene Stabilität und Flexibilität von Ansichten und Überzeugungen.
Verhaltensmanifestationen
Flexibilität im Kontrollieren von Impulsen und in der Modulation von Verhalten abhängig von der
Situation und in Abwägung möglicher Konsequenzen.
Angemessenheit von Verhaltensreaktionen auf intensive Emotionen und stressvolle Umstände (z. B. Neigung zur Selbstschädigung und Gewalt).
Beschreibe den zweiten Schritt der Diagnostik “ Einordnung des Schweregrades” (ICD-11).
Stelle die Diagnostische Klassifikation der Persönlichkeitsstörungen nach ICD-11 auf!
Beschreibe den dritten Schritt der Diagnostik von PS nach ICD-11: Einordnung auf fünf Merkmalsausprägungen. Welche prominenten Persönlichkeitsmerkmale sind hier wichtg zu nennen und was bedeutet sie?
Nenne ein Beispiel für das prominente Persönlichkeitsmerkmal “Distanziertheit”. Was meint “soziale Distanziertheit” was “emotionale Distanziertheit”?
Geschlechtsspezifische Unterschiede und Komorbidität: Was ist hier zu nennen? Wie ist der geschlechtsspezifische Unterschied und was sind Komobiditäten von PS? c
• Geschlechtsspezifische Unterschiede
Frauen > Männer: Borderline-, histrionische und dependente Persönlichkeitsstörungen
Männer > Frauen: schizoide, schizotypische, narzisstische, paranoide, antisoziale und zwanghafte Persönlichkeitsstörungen
• Komorbidität
6-fach erhöhtes Risiko für eine andere psychische Störung
Bei Cluster-B-Störungen ist die Komorbidität insgesamt höher als bei Cluster A und C
Cluster B: besonders häufig Dysthymie, bipolare Störungen und ADHS
Cluster A und C: kaum Differenzierung
Antisoziale, dependente und histrionische Persönlichkeitsstörung: höchste Komorbidität mit Substanzkonsumstörungen
Verlauf und Prognose: Wie ist der Verlauf von PS?
Prävalenz von PS am höchsten im jungen Erwachsenenalter, dann abnehmend
85-90% erfüllen nach 10 Jahren das Kriterium eine PS nicht mehr
Schätzung der Remissionsrate bei aktiver Psychotherapie: ca. 26% / Jahr
¡Persönlichkeitsstörungen sind nicht annähernd so stabil, wie ihre Bezeichnung es vermuten lässt!
Was sind typische Stigma der Persönlichkeitsstörungen?
Menschen mit Persönlichkeitsstörungen...
verändern sich nicht.
sind schwierig zu behandeln.
wollen sich nicht verändern.
spalten.
könnten sich zusammen nehmen,wenn sie nur wollten.
ärgern mich persönlich.
sind grenzüberschreitend und gefährlich.
Was sind Risikofaktoren der Persönlichkeitsstörungen? Nenne auf verschiedenen Ebenen!
Das Heidelberger Modell zur Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen (HEID-PS): Was sind 2 Annahmen dieses Modells?
Annahme 1: PS liegt eine Art genereller Faktor (p) zugrunde, der durch das Ausmaß an Problemen der Selbstregulation, Emotionsdysregulation und interpersonelle Probleme charakterisiert ist.
Annahme 2: Interaktion biopsychosozialer Faktoren im Sinne eines Teufelskreises. Je höher die Ladung auf p (PS), desto größer die Wahrscheinlichkeit, eine PS zu entwickeln.
im Grunde auch ein Vulnerabilitäts Stress Modell sagte sie!
Wie sieht die psychodynamische Perspektive auf PS aus? Im psychodynamischen Verständnis sind Persönlichkeitsstörungen…?
Im psychodynamischen Verständnis sind Persönlichkeitsstörungen
Basale Störungen im Selbst- und Objektbezug
Resultat von Entwicklungspathologien
• Triebtheorie: ungünstige Lösung zentraler Entwicklungsaufgaben in oraler, analer und/oder phallischer Phase
Unbewusste Selbst- und Objektrepräsentanzen
Zentral für die Repräsentanzen der Affekte
Innere Realität ist keine reine Abbildung der äußeren Realität
Frühe Beziehungserfahrungen sind von hoher Relevanz und prägen den Erwachsenen unbewusst
Wie sieht die Verhaltenstherapeutische Perspektive auf PS aus? Welche Grundannahme besteht hier? Was ist das Ziel der Therapie?
Grundannahme: Persönlichkeitsstörungen beruhen auf der Entwicklung von dysfunktionalen Grundannahmen und Schemata über das Selbst und Beziehungen
->Entstehung der Grundannahmen in der Kindheit
Nichtbewusste, verinnerlichte (gelernte), meist abwertende Bemerkungen der Eltern oder anderer naher Bezugspersonen
Aus diesen internalisierten Aussagen oder Erfahrungen entwickeln sich das Selbstbild sowie das Bild über andere und die Beziehungserwartungen
Aktivierung der Grundannahme als Erwachsener
Betroffene vermeidet die Gefühle
Lösung: Vermeidungs- und Bewältigungsstrategien
Problem: Leiden und Einschränkungen im psychosozialen Funktionsniveau
—> Ziel Therapie: Identifizierung und Modifikation dysfunktionaler Schemata
Verhaltenstherapeutische Perspektive: Beschreibe das Konsistenztheoretische Modell (Grawe)!
4 evolutionär entwickelte Grundbedürfnisse von Menschen
• Bindung, Orientierung/Kontrolle, Selbstwerterhöhung und Lustgewinn/Unlustvermeidung
Nichtbefriedigung dieser Grundbedürfnisse->unangenehme Emotionen
Entwicklung motivationaler Schemata
Annährungs- und Vermeidungsschemata
Funktion: die Bedürfnisse zu befriedigen bzw. eine Bedürfnisfrustration zu vermeiden
Als „Pläne“ gespeichert
Führen zu Problemen in der Beziehungsgestaltung
Interventionen bei PS: Welche zwei zentrale Prinzipien der Therapeutische Beziehungsgestaltung sind zu nennen? Was ist wichtig?
Interventionen: Was ist Validierung und warum ist es wichtig bei PS?
Validierung: Vermittlung dem Gegenüber, dass dessen subjektive Sichtweise der Dinge nachvollziehbar und verstehbar sind
• Validierung heißt nicht gutzuheißen oder die Meinung des anderen zu teilen
Auswirkung der Validierung
Aufbau von Vertrauen
Stärkung der Selbstachtung
Unterstützung der Beziehungen in schwierigen Situationen
Was kann man validieren
Eine andere Person
Sich selbst
Eine Beziehung
Eine Situation
Wie kann man validieren?
Versetzen Sie ich in die Position des Gegenübers
Hören Sie aufmerksam zu
Fragen Sie nach
Geben Sie Rückmeldung
Angemessene Körpersprache
Unterstützende Handlungen
Welches Fazit ist aus dieser Vorlesung zu PS zu ziehen? Was sind die wichtigsten Aussagen?
Persönlichkeitsstörungen sind Beziehungsstörungen.
Menschen mit PS verfügen über negative Schemata über sich selbst und Beziehungen.
PS entwickeln sich biographisch als Lösungen für schwierige Interaktionssituationen, die zu einem späteren Zeitpunkt im Leben vorrangig dysfunktionale Konsequenzen haben.
Im Modell der doppelten Handlungsregulation wird ein authentisches Handeln auf der Motivebene von einem strategischen Handeln auf Spielebene unterschieden. Strategien auf Spielebene basiert auf negativen Selbst- und Beziehungsschemata, die sich durch die Nichterfüllung zentraler Beziehungsmotive entwickelt haben.
Im ICD-10 und DSM-5 werden PS kategorial verstanden; dem ICD-11 und dem alternativen DSM- 5-Modell liegt ein dimensionales Verständnis zugrunde.
Persönlichkeitsstörungen sind nicht annähernd so stabil, wie ihre Bezeichnung es vermuten lässt.
Es gibt wirksame psychotherapeutische Ansätze zur Behandlung der PS.
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