Aufgaben d. Stahlkrone
Stabilisierung der belassenen Zahnhartsubstanz
funktioneller Wiederaufbau der Zahnkrone
Schutz vor weiterer Zerstörung
Indikationen im Milchgebiss
stark zerstörte klinische Kronen
mehrflächiger Kariesbefall
hohe Kariesaktivität
Kinder (Eltern) mit geringer Mitarbeit
nach endodontischen Maßnahmen
bei Kontraindikation der plastischen Füllungsmaterialien
Anomalien der Zahnform und –struktur
bei Retentionsproblemen im Rahmen einer kieferorthopädischen oder prothetischen Behandlung
Indikationen Stahlkrone im bleibenden Gebiss
stark zerstörte klinische Kronen -> MIH!
nur befristet bei fraglicher Prognose des Zahnes
nach WKB im frühen Wechselgebiss
bei Vorliegen mehrerer kariöser 6er im frühen WG
bei frühzeitigem Verlust der Milchmolaren und gleichzeitig erheblicher Zerstörung eines oder mehrerer 6er
zur Sicherung der Bisshöhe
um Bisslagenanomalien entgegenzuwirken
bei Strukturanomalien
Kontraindikationen Stahlkrone
Lockerung des Zahnes
fortgeschrittene physiologische Resorption
Materialunverträglichkeit (Nickelallergie, bisher keine Beschreibung in der Literatur)
Konfektionierte Stahlkronen (Überlebenswahrscheinlichkeit, Liegedauer)
1950 von Humphrey auf den Dentalmarkt eingeführt
sehr hohe Überlebenswahrscheinlichkeit (79-95%) nach fünf Jahren
mittlere Liegedauer zwischen 30 und 40 Monaten
Misserfolge lediglich durch Dezementierung oder Extraktion nach Fehlschlagen der endodontischen Behandlung
selten Sekundärkaries, da an glatten Stahloberflächen kaum Plaqueansammlung (Strep. Mutans zwar vorhanden, aber Anzahl sehr gering)
Konfektionierte Stahlkrone - Eigenschaften
rostfreie Chrom-Nickel-Stahl-Legierung
hoher Härtegrad
große Abrasionsfestigkeit
elastischer Federrand
flaches Okklusalrelief
oro-vestibuläre Durchmesser ist breiter als klinische Krone
Jeder Milchmolar (inzwischen auch 6er) in 6 Größen D2-D7 und E2-E7
Zahnschema nach Palmer
Präparation Stahlkrone
Okklusalfläche mit walzenförmigem Diamanten reduzieren (ca. 1,5 mm)
Fissurenrelief erhalten
approximal mit kurzem konischen Diamanten separieren
Tangentialpräparation
Stufenbildung vermeiden
basalen Schmelzwulst bukkal erhalten!
Übergänge abrunden
Anprobe Stahlkrone
Aussuchen und Einprobe der richtigen Kronengröße
Immer die kleinst-mögliche Größe verwenden
Approximal manchmal ohne Kontakt -> Lückiges Milchgebiss
Falls eine falsche Krone ausgesucht wurde, kann sie nach Sterilisation wieder verwendet werden
Messen der mesio-distalen Distanz (z.B. mit Schieblehre)
Konfektionierte Stahlkrone - Anforderung + Materialien zum Einsetzen
-> zervikaler Schnappeffekt
durch elastischen Federrand
gut anliegender Kronenrand
Okklusionskontrolle (Einschleifen nicht möglich) durch festes Zubeißen /Drücken
Einsetzen mit Carboxylatzement/ Zinkphosphatzement, GIZ
Überschüsse sofort nach Einsetzen mit Wasser vollständig entfernen
Konfektionierte Stahlkrone - Tips/Sonderfälle
1. Bei approximaler Aufwanderung (eingebrochene Karies mesial/distal, mesiodistale Distanz verkürzt) ggf. bukkal und oral mitpräpariert -> Ausgliech ungleiches Längen-Breiten Verhältnis
2. Unterkiefermolaren manchmal bukko-lingual sehr breit -> hier Krone des kontralateralen Oberkiefermolaren besser (zB. Krone für 64 statt 84)
3. selten: Stahlkronen zu lang und ragen > 1,5-2mm unter Gingiva.
mit Schere gekürzt
Ränder immer poliert
mit speziellen Kronenrandzange umgebogen und wieder poliert -> Schnappeffekt
Keramikkronen im Milchgebiss
Zirkonoxid oder keramisch modifiziertem Komposit
Vorteil:
Ästhetik (für wen? Fürs Kind oder für die Eltern?)
Nachteil:
Kronen spannungsfrei auf Zahn sitzen, kein Schnappeffekt
Deutlich invasivere zirkuläre Präparation
Wegfall des bukkalen Schmelzwulsts (Nachträglich keine Versorgung mit konf. Stahlkrone mehr möglich)
Subgingivale Präparation, trotzdem absolute Trockenlegung für adhäsives Einsetzen notwendig
In bisherigen Studien klinisch den Stahlkronen immer unterlegen
Hall Technik - Grundgedanke
Versorgung eines Molaren mit einer konfektionierten Stahlkrone ohne vorherige Kariesexkavation oder Präparation
Grundgedanke:
mikrobielle Keimreduktion durch Unterbrechung der Substratzufuhr Bakterien werden unter der Krone „ausgehungert“, ähnlich der selektiven Kariesexkavation und CP
Hall Technik - Indiaktion
Approximale oder okklusal kavitierte oder nicht kavitierte kariöse Läsionen
Klare Dentinschicht auf dem Röntgenbild von 1 mm zwischen Pulpa und Karies
Keine pulpalen Symptome
keine interradikuläre/apikale Transluzenz
Mäßige Kooperation
Hohes Kariesrisiko
Hall Technik - Kontraindikation
Irreversible Pulpitis/ Abszess
Klinische oder radiologische Zeichen einer Pulpaexposition oder einer periradikulären Pathologie
Nicht-Physiologische Mobilität des Zahns
Nicht restaurierbare Zähne
Hall-Technik - Step-by-step
Klinische und röntgenologische Diagnostik
1-3 Tage vor Behandlung: Separieren der Zähne mittels
kieferorthopädischer Separiergummis approximal
Eingliederung der konfektionierten Stahlkrone mit Zement
Unter Zusammenbeißen aushärten
Zementreste entfernen
Hall-Technik - Probleme
Compliance für Röntgen und Separiergummis? -> wenn ja, dann klappt auch Cex!
Bisshebung, da okklusal nicht reduziert wurde
Hohe Verlustrate aufgrund schlechter Passung
Legitimer Behandlungsansatz in entwicklungsschwachen Regionen mit rudimentärem Equipment („3. Welt Zahnmedizin“)
Hall Technik 26 und 36 (MIH):
Mehrfacher Kronenverlust
Durchbruchshindernis für beide Molaren durch Bisssperrung
Mlichfrontzahnkrone - Indikation im Milchgebiss
ausgedehnte kariöse Läsionen der Milchfrontzähne
zirkuläre Läsionen
Trauma im Milchgebiss
Mineralisationsstörungen
Mlichfrontzahnkrone - Indikation im bleibenden Gebiss
nur als Interimsversorgung bis Abschluss der Gebissentwicklung
Trauma
Strukturanomalien
Milchfrontzahnkronen - Vorbereitung
Anästhesie
defektbezogene Kariesexkavation
ggfls. endodontische Behandlung der Zähne
Stumpfaufbau nach Dentinkonditionierung mit Komposit
Milchfrontzahnkrone - Präparation
Approximalflächen: Kontakte lösen bis Stripkrone passt
Inzisalkanten: ca. 1mm kürzen
labial und palatinal nur prismenlosen Oberflächen- Schmelz entfernen
Kronenhülse anpassen (ggfs. Zurechtschneiden)
Anprobe
(Abflussloch schaffen)
Milchfrontzahnkronen - Auffüllen
(Schmelzätzung (30 sec.))
Konditionierung
Formhilfe mit Komposit füllen
kompositgefüllte Kronenhülse LANGSAM über den Stumpf schieben
Überschüsse mit Sonde entfernen
Milchfrontzahnkronen - Polymerisation und Hülsenentfernung
Kompositkrone von allen Seiten belichten
Schlitzen und Entfernen der Kronenhülse
Milchfrontzahnkronen - Ausarbeitung
Entfernung der zervikalen Überschüsse
Ausarbeitung im Bereich der Abflusslöcher
Politur
Okklusionskontrolle
Milchfrontzahnkronen - Alternativen
vorgefertigte Kronen (z.B. mit Komposit verblendete Stahlkronen)
Kunststoffkronen (verbindet sich dank Primer mit Einsetzkomposit)
laborgefertigte Verblendungen (bei geringer Compliance, aber erhöhte Kosten)
Konfektionierte Keramikkronen
Definition frühzeitiger Milchzahnverlust
Nach DGZMK 2011
ein Zahn der ersten Dentition mehr als ein Jahr vor Durchbruch seines Nachfolgers verloren geht und die Dicke des Alveolarknochens über dem Zahnkeim mehr als einen Millimeter beträgt
oder
die Wurzellänge des bleibenden Zahns zu weniger als 75% ausgebildet ist.
Lückenerhalt und Zahnersatz nach vorzeitigem Zahnverlust
Ersatz der seitlichen und mittleren Schneidezähne aus ästhetischen und funktionellen Gründen
multipler Zahnverlust
prothetische Versorgung
Ersatz des Eckzahnes und der Prämolaren
festsitzender oder abnehmbarer Lückenhalter
Physiologie von Kieferwachstum und Dentition
Wachstum des knöchernen Alveolarfortsatzes und Dentitionsvorgänge sind eng miteinander verbunden
keine Wachstumsvorgänge während Funktionszeitraumes des Milchgebisses:
Frontzahngebiet: transversal und sagittal stabil
Seitenzahnbereich: unwesentliche Veränderung
Zahnbogenbreite nimmt erst kurz vor und während des Durchbruchs der Inzisivi zu
Risiko für eine rasche und ausgeprägte Lückeneinengung
Milchzahnverlust vor Durchbruch des ersten Molaren und der Schneidezähne
vorzeitigem Verlust des zweiten Milchmolaren
Ausstoßung des Milcheckzahnes mit Durchbruch des lateralen Schneidezahnes
Verlust von zwei oder drei Milchzähnen in einem Quadranten, besonders im Oberkiefer
Faktoren, die eine geringere Lückeneinengung mit zeitlicher Verzögerung erwarten lassen
stabile Neutralverzahnung der ersten Molaren
Verlust des ersten Milchmolaren nach Okklusionseinstellung der ersten Molaren
Anforderungen an Gestaltung von Lückenhalter
Kinder mit vorzeitigem MZ-Verlust – meist hohe Kariesaktivität → möglichst keine Plaqueakkumulation
keine Behinderung der Dentition und des Kieferwachstums → wenige Halteelemente, frühzeitiges Freischleifen/Entfernen bei beginnendem Durchbruch
bei festsitzenden Lückenhaltern zementierte Bänder/Kronen verwenden, eher keine Klebebrackets/ Teilbögen → Gefahr des Verschluckens/ der Aspiration bei Ablösen
röntgenologischer Wurzelbefund der Ankerzähne (Resorption, Ankylose) im Vorfeld
Vorzeitiger Verlust d. ersten Milchmolaren (Lückengröße)
Lückeneinengung ≥ 1 mm nach 6 Monaten: Indikation für Lückenhalter (festsitzend/abnehmbar)
bei vorzeitigem Verlust in beiden Quadranten: abnehmbar
Vorzeitiger Verlust des zweiten Milchmolaren
Verlust vor Durchbruch des ersten bleibenden Molaren: Durchbruch abwarten – dann isolierte Aufrichtung und Distalisierung
Verlust nach Durchbruch des ersten Molaren
labile Verzahnung: festsitzender LH am ersten Milchmolaren
stabile Verzahnung: zunächst abwarten
Vorzeitiger Verlust von Milchschneidezähnen
Platzsicherung in der Regel nicht erforderlich
ggflls. aus ästhetischen und funktionellen Gründen
Vorzeitiger Verlust des Milcheckzahnes
bei einseitigem Verlust ggffls. Extraktion der Gegenseite (Mittellinie!) → Zusammenarbeit mit KFO wichtig!
Öffnung der Eckzahnlücke durch Aufrichtung retrudierter Inzisivi möglich (Lingualbogen mit Molarenband)
Festsitzender Lückenhalter - Möglichkeiten
Molarenband mit Steg
konfektionierte Milchzahnkrone mit Steg
konfektionierte Sofortplatzhalter (Denovo)
geklebte Lückenhalter
Festsitzender Lückenhalter bei Verlust eines einzelnen ersten Milchmolars
Band-and Loop Lückenhalter
Ein Molarenband passender Größe und mit angelöteten Hülsen wird auf den endständigen Milchmolar aufgesetzt und das Drahtgegenstück auf die Länge der Lücke angepasst und arretiert. Der Lückenhalter wird einzementiert.
Verschweißte Lückenhalter
Zweizeitiges Vorgehen mit Alginatabdruck (vor oder länger nach Extraktion). Molarenband wird im Labor mit Steg verschweißt.
Vorteil: Stabilität, Passung. Nachteil: zweitzeitiges Vorgehen
Festsitzender Lückenhalter bei Verlust eines einzelnen zweiten Milchmolaren
Distal Shoe-Lückenhalter
Direkt nach der Extraktion wird ein Band auf den ersten Milchmolaren aufgepasst und eine Führungsschlaufe an die mesiale Alveolenwand oder den Zahnkeim des 6- Jahresmolaren gesetzt um dessen Mesialwanderung zu verhindern.
Herausnehmbare Lückenhalter - Vorteile
bessere Reinigung (geringeres Kariesrisiko)
Verhinderung von Antagonistenelongation
Einarbeitung von KFO-Elementen möglich
Verhinderung von konsekutiven Okklusionsstörungen durch Einarbeitung eines Aufbisses
Herausnehmbare Lückenhalter - Nachteile
auch hier ist eine gute Compliance notwendig
höhere Verlustrate
aufwendige Herstellung im Labor (und Abdrücke notwendig)
Lückenhalter - Alternativen (Vorteile + Nachteile)
Lücke messen (bei fortgeschrittenem Alter, eingestellten 6ern in neutraler Okklusion etc.)
Engmaschige Kontrolle
erster Prämolar hat ca. 8mm Breite
Vorteile:
Kein Materialaufwand (außer einem Lineal)
Kein zusätzlicher Termin zum Entfernen bei festsitzenden LH
Kein potenzielles Durchbruchshindernis bei verpasstem Kontrolltermin
Nachteile:
auch hier ist eine gute Compliance -> Kontrolltermine notwendig
Wenn Lücke wider erwarten schnell zu, ist der Platz verloren
Kinderprothesen - Indikationen und Ziele
Indikationen:
Vorzeitiger Milchzahnverlust
Nichtanlagen
Ziel: Vermeidung von
Dysfunktionen
Störungen des Kieferwachstums
Störungen der Beiß- und Kaufunktion
ästhetischen und psychosozialen Problemen
Störungen der Phonetik
Verlust der Stützzone durch Mesialwanderungen /-kippungen
Teilprothesen - Indikationen
Herstellung ähnlich der einer Erwachsenenprothese → gute Kooperation des Kindes
mukodynamische Abformung bei Kindern nicht möglich
Nutzung gebogener Halteelemente aus der Kieferorthopädie (Problem: kaum Unterschnitte an den Milchzähnen)
Lösung: Anbringung von Komposit an den Bukkalflächen oder konfektionierte Stahlkronen als Klammerretention
Teilprothesen - Recall
vor dem sechsten Lebensjahr finden keine nennenswerten metrischen Wachstumsvorgänge in der Sagittalen und Transversalen statt
im 4. und 5. LJ kaum Änderungen der Prothese notwendig
Recall 1⁄4-jährlich
ab dem 6. Lebensjahr Maßnahmen wie Ausschleifen der Basis oder Unterfütterung notwendig
regelmäßige Kontrolle alle 6-10 Wochen
bei Durchbruch von bleibenden Zähnen korrespondierendes Prothesensegment entfernen
Totalprothesen
bei Verlust aller Zähne in einem Kiefer
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