Wofür ist das Auge ein wichtiges Organ?
Warum behandeln wir das Auge hier in der Vorlesung?
Augenaktivität als möglicher Indikator für höhere kognitive Prozesse und mentale Beanspruchung : Lidschlussfrequenz, Pupillenweite, Augenbewegungen (Sakkaden)
Was sind endogene Lidschlüsse?
Als endogen bezeichnet man alle Lidschlüsse, die nicht reflexhaft oder willentlich ausgelöst werden (kontrolliert durch Zentrales Nervensystem – noch relativ unklare Verschaltung)
Worüber kann man endogene Lidschlüsse erfassen?
Präzise erfassbar über Elektrookulogramm (EOG); je eine Elektrode über und unter dem Auge
Alternativ inzwischen auch über herkömmlich Anlage zur Registrierung und Analyse von Blickbewegungen
Welche erfassbaren Parameter gibt es?
Frequenz (Lidschlüsse pro Minute)
Dauer (msec)
Latenzzeit nach einem bestehendem Ereignis (msec)
Konsistente Befunde nur für Aufgaben, die…
… mit visueller Informationsaufnahme verbunden sind
Frequenz und Dauer endogener Lidschlüsse sinken mit…
… steigender (visueller) Beanspruchung (Kramer, 1991)
Kein Effekt unterschiedlicher Aufgabenschwierigkeit bei fehlenden oder gleichbleibenden visuellen Anforderungen
spezifisch sensitiv für visuell-perzeptive Anforderungen?
Endogene Lidschlüsse und mentale Beanspruchung:
Störfaktoren
Lange anhaltende Beanspruchung führt mit zunehmender Ermüdung zu einer Zunahme der Lidschlussfrequenz („time-on-task“ Effekt)
Sprechen (erhöht Lidschlussfrequenz)
Große Augenbewegungen (Lidschluss oft am Ende größerer Sakkaden)
Endogene Lidschlüsse und mentale Beanspruchung: Wie würdest du das bewerten?
Aufgrund vieler z.T. gegensätzlich wirkender Einflussfaktoren kein einfach zu interpretierender Indikator
Betrifft sowohl Sensitivität als auch Diagnostizität Bei Kontrolle von möglichen Störeinflüssen Frequenz offenbar spezifisch sensitiv für Beanspruchung visueller Aufmerksamkeitsprozesse
Praktische Vorteile: weitgehend interferenzfrei erfassbar & Einsatz unter Feldbedingungen prinzipiell möglich
Interpretation setzt in jedem Fall genaue Aufgaben- und Situationsanalyse voraus sowie Kontrolle von time-on-task Effekten
Hau mal Biology-Facts über Iris und Pupille
Ereigniskorrelierte Pupillenreaktion und mentale Beanspruchung: Was ist damit gemeint?
Phasische Pupillenerweiterung nach aufgabenrelevantem Reiz (Latenzzeit: 200-500 msec) in Zusammenhang mit kognitiven Verarbeitungsprozessen
Amplitude der Veränderungen: 0,1–0,6 mm
-> Deutlich kleiner als Pupillenreaktionen auf Helligkeitsänderungen
Ausgelöst überwiegend durch Hemmung der parasympathischen Aktivierung
Erfassbar über video-basierte Techniken zur Pupillenmessung (z.B. als Teil einer Apparatur zur Blickbewegungserfassung, eye-tracking)
Beispielexperiment: Pupillenreaktion als Indikator mentaler Beanspruchung beim sprachlichen Schlussfolgern („Grammatical reasoning“; Ahern, 1978)
Was können wir daraus schlussfolgern?
Phasische Pupillenreaktionen vergleichsweise sensitiver Beanspruchungsindikator
Bei länger dauernden Aufgaben (keine diskreten Ereignisse) auch über mittleren Pupillendurchmesser oder aber Anzahl von diskontinuierlichen Pupillenveränderungen (cognitive activity index, Marshall, 2002) operationalisierbar
Keine Diagnostizität im engeren Sinne
Indikator für allgemeinen „effort“ sensu Kahnemann(1973)
Weitgehend interferenzfreie Registrierung mittels kommerziell verfügbarer Blickbewegungsanlagen
Einsatz vermutlich überwiegend im Labor (z.B. Helligkeitskontrolle) und bei spezifischen Aufgaben (diskrete Aufgaben mit eindeutigem Anfangspunkt)
Anwendungsbeispiel Benedetto et al. (2011): Was wurde gemacht und was kam raus?
Anwendungsbeispiel Benedetto et al. (2011): Was kann man daraus schlussfolgern?
Mittlere Pupillenweite differenziert zwischen den verschiedenen Beanspruchungszuständen (ohne dass jeweils die einzelnen phasischen Veränderungen auf diskrete Ereignisse erfasst werden)
Anzahl relativ kurzer Lidschlüsse (hier: 71-100ms) unterscheidet gut zw. unterschiedl. hoher Beanspruchung
-> je höher Beanspruchung desto höher der Anteil kurzer Lidschlüsse
Anzahl relativ langer Lidschlüsse differenziert Ermüdungseffekte -> Anzahl steigt mit time-on-task
Sonstige psychophysiologische Indikatoren
Indikatoren des Hormonsystems
besonders Cortisol-Konzentration im Speichel
kein spezifischer Indikator mentaler Beanspruchung, vielmehr allgemeiner Stressindikator
Problem: ausgeprägte circadiane Rhythmik & stark zeitlich verzögert Indikatoren der elektrodermalen Aktivität
tonische und phasische Änderungen der Hautleitfähigkeit
eher üblich als Indikator emotionaler Reaktionen Indikatoren der Muskelaktivität (EMG)
Anstieg der tonischen Aktivität mit steigender mentaler Beanspruchung
abgeleitet von Muskelgruppen, die nicht aktiv beansprucht werden (z.B. Gesicht)
heute kaum noch verwendet
Konklusion physiologische Indikatoren: Beispielstudie von Wilson
konklusion physiologische Indikatoren: Ganz final Ergebnis
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