Forschungsfeld
= Forschung, die sich mit Akteuren, Strukturen, Leistungen des Journalismus befasst
Berufsfeld-, Gatekeeper-, Redaktionsforschung & systemtheoretische Zugänge
Einflussebenen des Journalismus
Wenn Journalismus evaluieren, versch. Einflussebenen berücksichtigen:
Makro: Journalismus & Gesellschaft
Meso: Organisationale Strukturen
Mikro: Akteursbezogene Merkmale
Beispielsfragen:
1. Wie drückt sich Einfluss des Populismus auf Qualität des J. in Ö aus?
=> Makro: gesellsch. Ebene!
=> Druck durch Parteien auf Medien aufgrund Inseratschaltungen
=> Positionierung der Journalisten aufgrund pol. Situation
=> Vorwurf „Lügenpresse“ durch gewisse Parteien an etablierte Medien, alt. Medien können als Chance nutzen
2. Sind Social Media User auch J.?
=> Mikro: einzelne Akteure!
=> normale Bürger haben keine journ. Ausbildung/Arbeitsstandards, aber „Leserreporter“ können interessante unbeleuchtete Aspekte einbringen
=> Ist Facebook Massenmedium? - Frage der Informationshoheit
Zwiebel-Modell (Weischenberg)
Mediensysteme (Normenkontext): gesellsch. Rahmenbedingungen, hist./rechtl. Grundlagen, Kommunikationspolitik, prof./ethische Standards
Medieninstitutionen (Strukturkontext): ökon., pol., org. & technol. Imperative
Medienaussagen (Funktionskontext): Infoquellen, Referenzgruppen, Berichterstattungs-/Darstellungsformen, Konstruktion von Wirklichkeit, (Rück-)Wirkungen
Medienakteure (Rollenkontext): demogr. Merkmale, pol./soz. Einstellungen, Rollenselbstverständnis, Publikumsimage, Professionalisierung/Sozialisation
Schlüsselbegriffe in JOURWA
Gesellschaft, Demokratie
Technologie
Journalistisches Selbstverständnis
Qualität im Journalismus
Professionalisierung des Journalismus
Wissenschaftliche Perspektiven & Methoden
Theoretische vs. Empirische Einblicke
Wichtig: kritischer Blick auf Ursprung
einer Theorie (Disziplin? Datenlage?)
einer Datenquelle (Methode, Stichprobe?)
=> Wir lernen nicht nur Eckpunkte des J., sondern werfen kritisches Auge auf Entwicklung des Forschungsfeldes!
Journalismus in der Krise
Finanzielle Probleme:
=> Journalisten zu wenig Bezahlung, viel Gratis-Arbeit
Pol. Herausforderung:
=> Trumps Tweets über Fake-News-Media vernichten Reputation der Medien
=> rechte Personen stimmen “Medien sind parteiisch” zu, Linke nicht
Medienvertrauen sinkt
Technischer Wandel/Digitalisierung:
=> Klicks etc. abrufbar, in manchen Ländern nach Klicks bezahlt => größerer Wunsch, Inhalt zu produzieren, der Leute interessiert
Komplexes Bild von Journalismus im Wandel
Interdependenzen zw. versch. Einflüssen (z.B. pol. & technol. Wandel)
forschungszentrierte Sicht auf Erforschung neuer Formen des J.
Prognosen zur Zukunft des J.
Ist Wandel gut? Will das Publikum den Wandel?
=> Normative Erwartungen in J-Forschung als wichtiges Gütekriterium
=> führt zu Suche nach Antworten in anderen wiss. Disziplinen
=> Mediennutzung habituell, stabil, abhängig von Familie/soz. Umfeld
=> Legacy-Medien als Konstante in Zeiten pol. Wandels
=> Wandel als innovativ, aber auch bedrohlich empfindbar
Klassische Theorien
Rollentheorie
Gatekeeping
Nachrichtenwerte
Rollentheorie (Hanitzsch & Vos)
6 Rollen: Information provider, Interpreter, Commentator, Entertainer, Advocate, Salesperson
Models of Journalistic Role Performance (Mellado)
Diseminator-Interventionalist
Watchdog
Loyal-Facilitator
Service & Infotainment
Civic
Gatekeeping (Shoemaker, Vos & Reese)
J. in gesamtgesellschaftlicher Ebene
J. wählt Themen aus und gibt an Publikum weiter (N - J - M)
Kritik: durch Internet Js keine Gatekeeper mehr!
Nachrichtenwerte (Galtung & Ruge - Harcup & O’Neill)
best. Nachrichtenattribute erhöhen/senken Wahrscheinlichkeit, dass Nachrichten in Medien kommen
Galtung/Ruge:
=> Kulturunabhängig: Frequenz, Schwellenfaktor, Eindeutigkeit, Bedeutsamkeit, Überraschung, Konsonanz, Kontinuität, Variation
=> Kulturabhängige: Bezug zu Elite-Nationen, zu Elite-Personen, Personalisierung, Negativität
Harcup/ONeill:
=> Machtelite, Celebrities, Unterhaltung, Überraschung
=> gute Nachrichten, schlechte Nachrichten
=> Ausmaß, Relevanz, Weiterverfolgung, Zeitungsagenda
Probleme der Theorienbildung: Wandel der Theorie?
Wandel im J. beeinflusst Anwendbarkeit klass. Theorien:
Multidimensionalität?
Datenquelle?
Up-to-date?
Wieso Interdisziplinarität?
Forscher der PKW nutzen Theorien anderer Felder, um Produktion/Inhalt/Wirkung von Medien & J. zu verstehen
anderer Blickwinkel auf Js als eigenständige Akteure in einem System
z.B. Psychologie, Soziologie, Politikwissenschaft, Informatik
Entwicklung von Theorien in Journalismusforschung
(Meta-Analyse 2000-2013)
Meta-Analyse Längsschnitt 2000-2013
Zunahme an:
Theoriebildung (Objektivität, Citizen J., Framing, Politik, Globalisierung, Practice, Ethics, Discourse)
Diversität theoretischer Zugänge
Paradigmenwechsel von polwiss. zu soziol. Perspektiven
auch philosophische Perspektiven (Ethik, Objektivität) mehr Bedeutung
neue Ansätze aus Technol./Wirtsch.
von Empirismus zu theoretischem Bewusstsein (aber: Grounded Theory immer noch dominierender Ansatz)
Beispiel für Interdisziplinarität 1:
Moralische Panik
soz. Gruppe wird aufgrund Verhaltens als Gefahr für moralische Ordnung der Gesellschaft gesehen
Spirale der sensationszentrierten Medienberichterstattung & Diskurse fördert Panik
Medien/Journalisten…
machen bestimmte Gruppe zum Ziel
identifizieren Gruppe als Merkmal eines allg. soz. Problems
labeln, definieren, interpretieren soz. Probleme
entwickeln “calls for action”, um Problem zu lösen
Das, was Gruppe/Problem für J. interessant macht, bringt auch Risiko moralischer Panik!
Moralische Panik: 6 Stages of Moral Panic
Zustand/Ereignis/Person/Gruppe wird als Bedrohung für gesellsch. Werte/Interessen definiert
von Massenmedien stilisiert & stereotyp dargestellt
Moralische Barrikaden von Herausgebern, Bischöfen, Politikern, anderen wohlmeinenden Menschen besetzt
Experten äußern Diagnosen/Lösungen
Entwicklung/Anwendung von Bewältigungsstrategien
Zustand verschwindet/verschlechtert sich/wird sichtbarer
Forschungsbeispiel für moralische Panik:
Studie zu Berichterstattung über SMS/CMC als neue Kommunikationsform
CMC als Fieber/Manie/Explodierend & “Tod der Sprache”:
Generation Grunt: Teenager verlieren Fähigkeit, zu sprechen oder sich auszudrücken
Bedrohung für englische Sprache/Grammatik
Bedrohung für Gesellschaft/soz. Fortschritt
auch Berichterstattung über Computer-Spiele und Auswirkung auf Teenager
CMC, Prävalenz, Auswirkung oft übertrieben/verzerrt dargestellt:
=> übertriebener Unterschied zu nicht-medialer Komm.
=> missinterpretieren evolut. Entwicklung von Sprachveränderungen
=> verleugnen kulturelle Verankerung von CMD
Beispiel für Interdisziplinarität 2:
Indexing-Hypothese
Haltung der Regierung wird von Massenmedien übernommen (wenn Elite einig, folgen Js)
andere Stimmen nur einbezogen, wenn zur Debatte passend
Indexing nur gestört, wenn innerhalb Regierung Unstimmigkeiten
Hypothese wurde für Routineperioden der Nachrichtenberichterstattung formuliert
Hypothese in mehreren Kontexten bestätigt (auch EU, ursprünglich Modell der US-Regierung)
Kritik: Passt Modell wirklich zu J. außerhalb USA? Was definiert Unstimmigkeiten in Regierung?
Forschungsbeispiel für Indexing-Hypothese:
Studie zur Klimawandel-Berichterstattung in USA/Schweden
Hypothese: Untersch. in Regierungsdebatte zum Klimawandel sollten zu Unterschieden in Berichterstattung führen
aber: Klimaberichterstattung hat sich parallel entwickelt (1998-2007)
also: Klimawandel = globales Thema, weniger abhängig von nationalen Regierungen
=> Kulturell vernünftig, Regierungsvertretern privilegierte Stimme in Nachrichten zu geben
=> außer offiz. Debattenrahmen zu best. Thema exkludiert oder marginalisiert stabile Mehrheitsmeinungen in Gesellschaft
=> Zweifel an pol. Angemessenheit offiz. Maßnahmen
Beispiel für Interdisziplinarität 3:
Boundary-Work
rhetorische Aushandlungsprozesse, wie J repräsentiert/definiert wird, um Autorität, Legitimation, Reputation, Glaubwürdigkeit, Macht zu erlangen
Bemühung, Grenzen des J festzulegen und zu beeinflussen, indem best. Merkmale, Praktiken, Werte hervorgehoben und andere ausgeschlossen werden
Grenzziehung möglich z.B.:
=> Technologisch: Online-Journalismus, Social Media etc.
=> Ökonomisch: Werbung, PR
=> Kulturell: Unterhaltung, Infotainment, Minderheitenformate
=> Inhaltlich: Information, Kommentar, Unterhaltung
Boundary-Work: Entgrenzung
Entgrenzung = Phänomene, die auf Veränderungen/Wandel des J. hindeuten und sämtliche Kontexte des J. tangieren
Teilbereiche der Entgrenzung auf 3 Ebenen:
Makro => Pressekonzentration, Diktat der Wirtschaft
Meso => zw. Redaktion/Marketingabteilung
Mikro => Kerntätigkeiten/nicht-traditionelle Tätigkeiten
Beispiele für Entrenzungsphänomene im J:
=> J verliert an Konturen, kaum noch Einheit (Scholl & Weischenberg)
=> Haupteinfluss Internet, das entgrenzte Medium (Loosen)
Forschungsbeispiel für Boundary-Work:
Studie zu Instagram Lifestyle-Influencern in deutschsprachigen Ländern
Ergebnisse:
viele sehen sich nicht als Journalisten, aber
ihre Key Values & Functions ähneln traditionellen ideologischen Vorstellungen des J.
ihre Rollenwahrnehmungen ähneln denen von Lifestyle-J.
Beispiel für Interdisziplinarität 4:
Negativity Bias (vs. “Good news”)
pessimistische Wahrheitsverzerrung
journ. Berichterstattung durch Negativitätsbias bestimmt (if it bleeds, it leads)
problematisch mit journ. Werten der Neutralität/Objektivität
Annahme: stärkere menschl. Reaktion auf neg. Stimuli (Negativitätsdominanz)
Negativity Bias im Journalismus:
Nachrichtenpräferenzen stabil
Diskrepanz zw. Präferenz/Interesse (Negativity News vs. Celebrity Scandal)
Forschungsbeispiel für Negativity Bias:
US-Experiment zu Publikumsreaktion auf negative/positive Nachrichten
psycho-physiologische Messungen indiv. Reaktionen auf Nachrichten (Herzfrequenz, Hautleitwert)
Negativität in Medien nicht Schuld zynischer Journalisten oder strategischer Politiker, sondern menschliche Reaktion auf Stimuli (neigen zu Negativem, stärkere Reaktion & Aufmerksamkeit)
=> Also: Negativitätsbias nicht nur Marketingstrategie? Genetische Wurzeln des J?
Klassische Forschungsmethoden
Akteuren- und umfeldorientiert:
Interviews, Befragung & Inhaltsanalyse
Ethnographische Methoden
Fokusgruppen
Visuelle Analyse
Mixed Method Designs
Interviewstudie mit deutschen und australischen Lifestyle-Journalisten zu kommerziellen Einflüssen auf ihre Arbeit
Werbung & PR sind zentraler kommerzieller Einfluss
Lifestyle-J weist Nähe zum wirtsch. Bereich auf
keine Unterschiede zw. dt./austr. Journalisten bzgl. Selbsteinschätzung der Einflüsse
=> beide sehen sich ähnlich stark von Geschäftsnormen herausgefordert, die von Zielgruppe/Werbemarkt ausgehen
Modell der marktbasierten Nachrichtenproduktion (McManus) wird angewandt
Befragung politischer Journalist:innen in DE, DK, UK, ES
Inhaltsanalyse ergibt:
Rollenkonzepte variieren mehr zwischen Ländern als innerhalb
z.B. spanische Js parteiorientierter, UK eher Unterhaltung
Inhaltsanalyse von Online-Nachrichten in US, FR, UK, DE, RU
viele J-Wissenschaftler erwarteten Online-Journalismus als treibende Kraft hinter Revolution im J
basierend auf vorherigen Ergebnissen hat diese Revolution nicht stattgefunden
meisten Newsseiten verlinken zu internen Quellen, statt externe Quellen zu nutzen
Neue Forschungsmethoden
Psychologisch orientiert (schließen auch andere Erklärungsmuster ein, z.B. Nature vs Nurture)
Lab-Experimente (am PC, Big Data, große Datensätze, Vorteil: Vereinfachung/Automatisierung)
Online-Experiment
Feldexperimente
Computergestützte Inhaltsanalysen (Machine-Learning, API-Programm zum Runterladen von Postings)
Netzwerk-Analysen (via Big Data)
neue Messmethoden (Eye-Tracking, psycho-physiologische Messungen)
Neue Forschungsmethoden:
Ergebnisse der Beispiele in VO
Dichotomes Denken zwischen „qualitativen“ und „quantitativen“ Forschungsmethoden simplifiziert zu sehr!
Fact-Checking durch professionelle Werte/Statusbedenken von Journalisten gefördert (durch Publikumsinteresse nur moderat!)
Visuelle Darstellungen werden geschätzt, müssen aber in Nachrichtenstory integriert sein, um leicht verständliche Funktion zu erfüllen
Parlamentarische Fragen oft auf vorherige Medienberichterstattung zurückzuführen
Twitter spielt wichtige Rolle bei schneller Verbreitung/Diskussion von Nachrichten
Visualisierung journ. Praktiken durch Künstler
“Der Tango” als Beziehung zw. Politik & Journalismus
Tango = Journalisten/Politiker voneinander abhängig (symbiotische Beziehung)
beide können im Tanz führen
von Beziehung abhängig: Framing, Agenda-Setting
Wandel des Tangos:
Medialisierung pol. Quellen im Trend (z.B. Trump auf Twitter)
Zitieren von Politikern aber nicht aufschlussreich, wichtiger:
Framing (Politik/J nennt jeweils anderen als Anführer bzw. größere Macht)
Agenda-Setting (abhängig von Größe & Einfluss von Medium/Partei)
Modell der Mediensyteme
Inwiefern unterscheiden sich Mediensysteme?
Nicht alle Mediensysteme sind gleich:
Unterschiede in normativen Erwartungen, Zwängen, Einflüssen
Unterschiede v.a. zwischen Ländern
diese sind geprägt von Mediengeschichte/pol. System (welche zu untersch. Medienstrukturen führen)
4 Dimensionen, um Mediensysteme zu vergleichen (Hallin & Macini)
Entwicklung von Medien-Märkten (z.B. Zeitungsrolle, Auflage, Boulevardisierung)
Politischer Parallelismus (z.B. pol. Orientierung von Medien vs Objektivität)
Journ. Professionalisierungsgrad (z.B. Autonomie, prof. Normen, Ethik-Kodizes, Public-Service-Orientierung)
Grad & Art der staatl. Intervention (z.B. öff.-rechtl. Rundfunk, Staatseigentum von Medien, Regulierung)
=> führt zu 3 Modellen der Mediensysteme (für Westeuropa & Nordamerika)
3 Modelle der Mediensyteme (für Westeuropa/Nordamerika)
Polarisiert-Pluralistisch (mediterran)
Demokratisch-Korporatistisch (nordeuropäisch)
Liberal (nordatalantisch)
3 Modelle der Mediensyteme:
1. Polarisiert-Pluralistisch (Mediterranes System)
hoher pol. Parallelismus (Medien sind best. Parteien zuzuordnen)
niedriger Professionalisierungsgrad
starke Staatskontrolle (Subvention: ITA, F - Deregulierung: alle außer F)
externer Pluralismus
=> ITA, F, ES, Portugal, Griechenland
2. Demokratisch-korporatistisch (Nordeuropäisches System)
historische Parteipresse, Entwicklung zum Neutralismus
hoher Professionalisierungsgrad
starke Staatskontrolle (funder & protector)
interner Pluralismus
Länder: DACH, NL, Belgien, Skandinavien
3. Liberal (Nordatlantisches System)
neutrale, hochkommerzialisierte Presse
schwache Staatskontrolle => Marktdominanz (außer strong public broadcasting in UK/IR)
Länder: USA, Kanada, UK, Irland
Wandel zur Konvergenz
Hallin & Mancini: Mediensysteme nähern sich amerikanisierten liberalen System (Amerikanisierung/Kommerzialisierung der Presse)
Amerikanisierung:
Multiplikation von Kommunikationskanälen
Professionalisierung der Js zum Watergate-Ideal
gesellsch. Wandel zu globalisierter, amerikanisierter Gesellschaft (z.B. Individualismus)
Dramatisierung/Personalisierung der Politik
Argument der Konvergenz
simultaner, beinaher globaler Wandel zeigt, Amerikanisierung ist keine Einbahnstraße
Veränderung des amerik. Marktes (z.B. polarisierte Meinungspresse)
Catch-all-Argumente sind in emp. Sozialforschung nicht hilfreich (differenzierter Blick ist wichtig!)
kulturelle Unterschiede: nicht alle Veränderungen in allen Kulturen angenommen
Stärken & Schwächen vom “Comparing Media Systems”-Modell (Hallin & Mancini)
Stärken:
klare Struktur, macht Vergleiche möglich
Schwächen:
konzeptuell, nicht empirisch
Länder werden in Kategorien gequetscht (z.B. UK)
nicht dynamisch, was Wandel der Politik/Medien angeht
Neue Aspekte des Modells: Ereuerung
Brüggemann et al. schlagen erneuertes empirisch entwickeltes Modellkonzept vor (mit 4 Modellen nach Richtungen: Norden, Zentral, Westen, Süden)
v.a. Rolle des Staates wurde ausgebaut (z.B. Rolle des öff.-rechtl. Rundfunks, Fördermittel, Inhaberrecht)
Neue Aspekte des Modells: Ereuerung eine Verbesserung?
Pros & Contras
Pro: Grundlage für emp. Vergleiche!
hilft Fälle identifizieren für Forschung
variablenfokussiert
emp. Blick auf Politik-J.-Beziehung
Contra: nicht nuanciert & Aber-West-Verzerrung!
wieder deskriptive, nicht dynamische Modelle
ist ein Modell wirklich in seiner Gänze testbar?
westlicher Bias sichtbar durch Ausschließen von Variablen wie Pressefreiheit, Digitale Freiheit, nicht-demokratische Kontexte
Four Models of Journalistic Cultures (Hanitzsch et al.)
Monitorial
Advocative
Developmental
Collaborative
Politische Ökonomie im Journalismus
journ. Arbeit steht nicht nur im Einfluss der Politik, sondern auch anderer Akteure
befasst sich mit Wechselwirkungen zw. pol./wirtsch. Strukturen
untersucht Strukturen von Macht, aber aus ökon. Perspektive (wie Machtverhältnisse, Institutionen, ökon. Bedingungen pol. Entscheidungen & wirtsch. Prozesse beeinflussen)
Forschung aus USA, inspiriert durch Medienkonzentration
Idee systematischer Verzerrung in Medien im Sinne dominanter pol./ökon. Ideologie
Politische Ökonomie im Journalismus:
Welche Probleme gibt es?
im Liberalismus: Mächtige kaufen Medien auf => immer weniger Medienhäuser, hohe Medienkonzentration
Meinungsvielfalt kann geschwächt werden
pol. Einflussnahme
Hierarchy of Influences (Shoemaker & Reese)
5 levels of influence on media content from macro to micro:
Marktorientierung im Journalismus
bei Rollenverständnis 2 große Orientierungen:
Bürgerorientierung: Publikum = Bürger, in deren Interesse und Wünschen berichtet wird
Marktorientierung: Publikum = Konsumenten/Markt, der journ. Arbeit beeinflusst
bringt Vorteile, aber Nachteile für Qualität von J.
dysfunktionale Marktorientierung führt zu neuen Finanzierungsformen von Qualitäts-J.
Market-Based Model of News Production
Stellt finanzielle Märkte (gelb/kursiv) + Auswirkungen auf J. dar (oder: Redaktionen und deren Entscheidungen):
redaktionelle Aufmerksamkeit an Nachrichtenquellen => Infos/Inhalte für Journalisten
Inhalte ans Publikum => Aufmerksamkeit monetarisierbar ($)
Aufmerksamkeit an Werbekunden => Finanzierung zurück ($)
höhere Reichweite => mehr verlangbar ($)
Profite an Unternehmen/Investoren => Kapital für Medienunternehmen ($)
=> Aufkaufen von Medienunternehmen als Trend (Twitter?)
=> SM-Journalisten können eigenen Markt in soz. Netzwerken aufbauen
Vorteile der Marktorientierung
Weniger Staatskontrolle
Weniger Medienkosten für Konsumenten (durch Werbeeinahmen)
Kundenorientierung: Js müssen sich an Bedürfnisse der Konsumenten orientieren
Vorteile der Marktorientierung:
1. Weniger Staatskontrolle?
=> Ja, unter Umständen!
Pressefreiheit & Bürgerrecht/-freiheiten (eingeschränkt durch hohe Medienkonzentration, förderbar durch Pluralismus)
Menschenrechte (fördern Pressefreiheit & Medienunabhängigkeit)
keine emp. Nachweise für Vorteile staatlichen Eigentums
2. Werbeeinnahmen halten Kosten niedrig?
=> Ja, aber Werbeeinnahmen zunehmend unwichtiger!
Vorteil: nicht alle Kosten bei Publikum (“dual product market”: selling news to audiences and audiences to advertisers)
Nachteil: Werbung immer weniger transparent (z.B. Native Advertising)
3. Kundenorientierung?
Im Prinzip könnte kundenorientierter J. zu besseren Produkt führen, aber:
mit Fragmentierung des Publikums nimmt Konkurrenzdenken zu, was zu Kostenreduktion in Nachrichtenproduktion führt
kurzfristiges Profitdenken führt zu Qualitätsverlust
Wissen die Kunden nur was sie wollen oder auch brauchen?
Publikum sieht gerne Emotionen, Drama, Entertainment, Strategisches Framing, Human-Interest-Inhalte
geht es bei Qualität im J. also nicht um Verfall des J., sondern wird dieser einfach kundenorientierter?
Manufacturing Consent (Propaganda-Modell)
(Herman & Chomsky)
Medien filtern, um zu entscheiden, welche Infos wie veröffentlicht => Medienberichterstattung unterliegt 5 Filtern:
Eigentümer (Besitzkonzentration)
Einnahmequellen (Werbekunden)
Journalistische Quellen (Quellenabhängigkeit)
“Flak” (neg. Reaktion/Widerstand)
Antikommunismus / Antiideologie
Manufacturing Consent:
1. Eigentümer (Besitzkonzentration)
Besitzkonzentration von Medien
Medien = Unternehmen/Teil großer Konzerne mit Interesse an Bereichen außerhalb Medien (z.B. General Electric)
Gefahr der Selbstzensur bei Nachrichten, die Unternehmensinteressen neg. beeinflussen
2. Einnahmequellen (Werbekunden)
private Medien stark von Werbeeinahmen abhängig => Werbekunden sind Hauptfinanzierer => können Einfluss auf Berichterstattung/Inhalte nehmen, um ihre Interessen zu schützen
We sell news to readers and readers to advertisers!
Nachrichten als Raum zw. Werbung
3. Journalistische Quellen (Quellenabhängigkeit)
Medien stark auf Infos/Quellen angewiesen, brauchen anständigen, zuverlässigen Nachrichtenfluss
ökon. Umstände = Ressourcen dort, wo wichtige Nachrichten/Pressekonferenzen am häufigsten
damit machen sich Medien von pol. Eliten abhängig für Nachrichten
=> Beispiele: Weißes Haus, Pentagon, Außenministerium, große Konzerne & Wirtschaftsgruppierungen
4. “Flak” (neg. Reaktion/Widerstand)
neg. Reaktionen auf einzelne Nachrichten (Widerstand, wenn sich Medien/J. gegen pol./wirtsch. Interessen stellen)
gezielte Rückmeldungen, um Nachrichten-Org./Journalisten zu diskreditieren
z.B. Anrufe vom Weißen Haus an Chefredakteur, Anrufe verärgerter Werbekunden
indirekt: Massenbeschwerden von Aktionären, Angestellten etc., Beschwerden von Think Tanks, Stiftungen
5. Antikommunismus/Antiideologie
ursprünglich: Ausnutzen von Bevölkerungsängsten vor potenziellen Gefahren (insb. Kommunismus)
benutzt, um Kritiker verstummen zu lassen
Antikommunismus als dominante Religion, indem best. Agenda unterstützt und alternative Ideen, Ansätze, Kritik unterdrückt werden (= Antiideologie)
=> Kommunismus heute nicht mehr große Angst, nun eher Terrorismus, Flüchtlinge etc.
Kritik an These zur politischen Ökonomie
befasst sich hauptsächlich mit Strukturen, erlaubt kaum Einfluss Einzelner auf Nachrichtenprozesse
Gefahr der Verschwörungstheorie, wenn einfachere Gründe für Nachrichtenentscheidungen vorliegen
Theorie entwickelt/vorwiegend angewandt in USA (wenige Studien in anderen Ländern)
Was ist mit öff. Rundfunk, der in USA eher unterentwickelt ist?
Einfluss von Medienkonzentration auf Marktorientierung
Probleme der Marktorientierung durch Medienkonzentration verstärkt:
Diversität der Medien bedroht (kein “Marketplace of Ideas”)
auch indirekten Einfluss auf journ. Produktion (Personal, Organisationsstruktur, Selbstzensur)
große Medienunternehmen haben spez. ökon./pol. Ziele
Medienkonzentration in Österreich
Wie kann man schädlichen Folgen von Medienkonzentration sowie einer starken Marktorientierung entgegenwirken?
mehr staatl. Eingriffe (z.B. durch Fördermittel)
rechtliche Entwicklung (EU/national) zu Medienkonglomeraten (z.B. Presseförderung)
“Public Journalism”-Bewegungen
Medienkompetenz bei Bürgern fördern
Finanzierungsmodelle im Journalismus
Wodurch entstehen sie?
Welche neuen Modelle gibt es?
Was sind Beispiele?
Neue Modelle entstehen durch: Veränderung der Märkte, abnehmende Werbeeinnahmen, Digitalisierung, dysfunktionale Marktorientierung
Free Media
Pay-Walls (Abo, Bundles, Einzelkauf - wie “Presse”)
Native Advertising
Freelancing
Stiftungsjournalismus
Staatl. Förderung
Crowd-Funding
Beispiele, bei denen Mitglieder für Infos zahlen:
de Correspondet (F), Mediapart (F), Krautreporter (D), Yournalism (NL)
Kriegs-/Krisenberichterstattung
bedeteunde Rolle im J.:
Unabhängigkeitsannahme, Objektivität & Professionalisierung des J. werden herausgefordert
Journalisten begeben sich in gefährliche Situation (Kriegsgebiet)
Journalisten in Krisengebieten
Journalisten werden selbst Opfer von Krise/Konflikt/Krieg:
zufällig in bewaffneter Konfliktzone
zufällig in gefährlichen/unsicheren Regionen
gezielt während Recherche in solchen Regionen oder in anderer investigativer Arbeit
Warum sollten sich Journalisten in gefährliche Berufssituationen bringen?
Augenzeugenberichte, Vor-Ort-Berichterstattung
menschlicher Blick auf Gewalt/Terror/Krieg
Aktivismus
Karrieredenken
Adrenalin-Junkies
Wandel
mehr Freelancer, die sich in Gefahr bringen
(gefangene) J. werden als pol. Druckmittel verwendet
technol. & Medienwandel erhöhen Nachfrage nach visueller Information aus Krisengebieten
journ. Berichterstattung schneller & kompetitiver
Strategien zur Sicherheit
Embedded Journalism
Internationale Organisationen (UN, CPJ)
Nachrichtenunternehmen übernehmen Verantwortung
Training der J. (z.B. International News Safety Institute)
Technologischer Fortschritt (z.B. Drohnen, Satelliten)
= Journalisten werden in Organisation etc. eingebettet
z.B. Expeditionskrise, Krieg: Kooperation mit Militär
Vorteil: direkter Zugriff auf Soldaten & vorderste Front, lebensnaher Einblick/Exklusion
Material des Journalisten vorher überprüft (Zensur! Pressefreiheit gefährdet?)
Objektivität teils unbewusst aufgegeben, aufgrund Nähe mit Kontaktperson solcher Reisen & gemeinsames Durchleben der Kriegssituationen
Journalismus & Trauma
“Dart Center for Journalism & Trauma” hilft J. mit Krisensituationen umzugehen
Psychologisches Trauma wachsendes Problem im J.:
Post-Traumatic Stress Disorder (PTSD)
Secondary Traumatic Stress Disorder (STSD)
Folgen: Schlafstörungen, Taubheit, Depris, Alkoholism
Friedensjournalismus (Peace Journalism)
J als Werkzeug, das zu Frieden statt Krieg beitragen kann
Ursprung: Johan Galtung (Nachrichtenwerttheorie)
unterscheidet: Peace/Conflict- vs War/Violence-Journalism
starkes Interesse an Praxis & Forschung
Etablierung fokussierter Fachzeitschriften
Kriegs-/Gewaltjournalismus vs Friedens-/Konfliktjournalismus
Unterscheidungskriterien
Kritik an Peace Journalism (Hanitzsch)
noble Intentionen, aber lädt zu viel Verantwortung auf Js
Diskussion größtenteils normativ
Risiko einer zu subjektiven Berichterstattung
überschätzt Medieneffekte
Fokus auf einzelne Js, vergisst Meso-/Makro-Strukturen
Veränderungen im J schwer von Außen zu erreichen
Gesellschaftlicher Wandel
Modernisierung kreiert multi-optionale Gesellschaft durch:
Individualisierung (Individuumzentriert, Lösung von Familie)
Werteveränderung (Hedonismus wird wichtiger)
Identitätszentrierung (Suche nach Identität & Lebenssinn)
Globaler Wertewandel (World Value Survey)
sprachliche, regionale, religiöse Unterschiede/Gemeinsamk.
Überleben vs Selbstausdruck (auch finanz. Ressourcen)
Traditionelle vs offene Werte
Distanzen zw. Ländern bleiben ähnlich => auf lange Sicht werden Offenheit & Selbstausdruck in allen Ländern stärker
Soft News als globales Phänomen (hohe Korrelation zw. ökonom. Entwicklung & Anteil Soft-News-Journalisten)
Medienwandel
= Mediatisierung (media logic) wird zentraler Teil unseres Lebens
Berichterstattung zunehmend Entertainment-fokussiert
Lifestyle-Berichterstattung sehr sichtbar in Medien: Themen wie Gesundheit, Reisen, Essen, Mode, Beauty etc. werden wichtiger
Ersetzt wird in Identitätsbildung z.B. Kirche, Schulsystem, Familie
=> Aber: bislang relativ wenig Forschung zu diesem Thema!
“Guter” Journalismus
Prinzipien des “guten” Journalismus zentrieren oft auf pol./investig. Journalismus:
Objektivität
Unabhängigkeit
Kritische Berichterstattung (z.B. Reisejournalisten)
Ethische Berichterstattung (Ethikkodex)
Lifestyle
vereint Werte/Art/Weise sein Leben zu gestalten
abhängig von Zugang zu ökon./soz./kult. Kapital, daher stark konsumbezogen
3 Dimensionen:
Formative: orientation & identification
Reflexive: consistency, authenticity can be manufactured
Articulative: lifestyle as articulation of identity
Lifestyle-Journalismus
"Die journ. Berichterstattung über Ausdruckswerte/Praktiken, die zur Schaffung/Verkörperung von Identität im Bereich des Konsums und des Alltagslebens beitragen." (Hanusch & Hanitzsch)
kundenorientiert => Publikum als Konsumenten (nicht Bürger)
Fokus mehr auf private Themen als öff. Angelegenheit (zB Politik)
eigenes Genre => als “soft news” klassifiziert
Druck des Marktes: Spannungsfelder ggü Werbung/PR/Unternehmen/Investoren
=> Einfache Klassifizierung als “schlechte” oder “weniger wertvolle” Inhalte entspreche einer falschen Dichotomie!
Entwicklung von Lifestyle-Journalismus
im 19. Jh. mit Entstehung der Massenpresse
zunehmende Publikationen, die sich an Frauen wenden (home pages)
nicht nur Schmalzthemen, auch progressive pol. Debatten (z.B. Abtreibung, Verhütung)
ab 60er zunehmend eigene lifestyle sections
Australische Studie zu Lifestyle-J:
=> Plattformen: v.a. Online > Themen-Magazine > Zeitungen;
=> Themen: Reisen > Kulinarik > Gesundheit > Fashion
Forschungsthematiken im Feld
Repräsentanz & Identität (Inhaltsanalysen von Identitätskonstruktion)
Politische & kritische Dimensionen (Politisierung des Lifestyle-J)
Kommerz & Marktorientierung (finanzieller Druck/Einfluss auf Berichterstattung)
Demokratisierende Elemente (technol. Entwicklung, altern. Medien)
Rollenverständnisse
Kommerzielle Einflüsse des Lifestyle-Journalismus
LJ im Spannungsfeld zw. Werbung/PR
ohne externe Finanzierung kein LJ?
Abhängigkeit untersch. stark: Reise/Mode besonders betroffen, weniger bei Personal Finance
Freebies: kostenlose Produkte/Dienstleistungen (weit verbreitet, aber wie stark beeinflussen sie die Arbeit?)
Emotionalisierte Lifestyle-Journalisten: Warum?
Journalisten müssen:
Geld verdienen
nicht nur schreiben, auch produzieren, publizieren, analysieren
sich um Psychologie des Publikums kümmern
Es geht darum: wie viel Emotion in Berichte & wie mit Emotionen des Publikums gearbeitet werden darf (auch: um Emotionen der Js)
Emotionen als strategisches Ritual
“strategisches Ritual” = Norm journ. Arbeit, die vom Journalisten bewusst eingesetzt wird
Begriff aus Studie (Tuchman), wie Js Objektivität einsetzen
Emotionalisierung als institutionalisierte/systematische Praxis:
Berichterstattung voll emotionalisiert
Js outsourcen Emotionalisierung (übertragen sie an Gesprächspartner, die emotional sein dürfen)
Protagonisten/Quellen dürfen emotional sein => gibt Journalisten Chance, sich als unbeteiligte Beobachter eines Ereignisses zu positionieren
Studie zu Artikeln mit Pulitzer-Preisen, in denen Emotionen eine Rolle spielen (Wahl-Jorgensen)
Ergebnisse
Js diskutieren nie eigene Emotionen, sondern „outsourcen“ ihren emotionalen Ballast
Js beschreiben häufig Emotionen von Protagonisten, Individuen, Gruppen/Kollektiven
Emotionsbeschreibungen basieren selten auf Beweisen in Form direkter/indirekter Zitate
“Sources“ diskutieren häufig Emotionen, meistens ihre eigenen
Emotionaler Ausdruck ist vorwiegend negativ, egal ob von Journalisten oder Source
Journ. Erzählungen beruhen hauptsächlich auf Anekdoten und persönlichem Storytelling, um Leser einzubeziehen
Js setzen Erzählungstechniken ein (z.B. Nebeneinanderstellung „Normales“ ggü unerwartete Ereignisse), um emot. Engagement mit Publikum zu erzeugen
Emotionale Intelligenz wird geschätzt/zelebriert
=> Aber: Emotionalisierung trotzdem vereinbar mit Objektivität!
Emotionalisierung als Chance?
Emotionen erklären menschl. Verhalten & prägen unser Verhältnis mit digitaler Technologie
Emotionalisierung als neue Chance für engeren Kontakt zw. Medium/Publikum (z.B. Intimität zw. User/Berichterstattung)
Emotionalisierung nicht als Manipulation der Massen, sondern Re-Konzeptualisierung des Human Interest Framing im J.
J. als positive lösungsorientierte Kraft in Gesellschaft
weniger Fokus auf pol. Eliten & rationale Diskussion
kontextuelle Berichterstattung, die falsche Dichotomien zw. Qualität/Popkultur abschafft
Normalisierung von Emotionen in Berichterstattung (affektiver J.)
Emotionalisierung als Chance,
um bekannte Schwächen des politischen Journalismus zu bekämpfen
informelle/persönliche Berichterstattung
visuelle Sprache, virtuelle Realität
Transparenz mittels neuer Technologien
Emotionalisierung als Chance
Falsche Dichotomie?
Objektivität ist auch Emotionalisierung (“being cool")
im Grunde gibts kein journ. Rollenverständnis ohne Emotionen
Theorie über “Emotionen im journ. Arbeiten” eher unterentwickelt (wird nur mit Angstmacherei gleichgesetzt)
soziologische Forschung spricht von “Cultural Importance“ nicht-traditioneller Nachrichtenformen (z.B. Lifestyle)
Emotionalisierung => soziale Kohäsion
widerspricht Tabloidierungshypothese
=> die besagt, dass Inhalte von Nachrichtenmedien immer sensationslüsterner/trivialer werden, während Anforderungen an journ. Qualität sinkt (à la Yellow Journalism)
Experience of Involvement (Peters)
Peters: Eine der bedeutsamsten Veränderungen in letzten Jahrzehnten ist nicht, dass Nachrichten emotionaler (waren sie schon immer), sondern, dass die Vielfalt der emotionalen Stile, die Akzeptanz persönlichen Engagements seitens Journalisten und die Bemühungen, Publikum einzubeziehen, expliziter geworden sind.
traditionell waren Js als Beobachter nicht emotionslos, sondern “cool”
neue Formen der Berichterstattung normalisieren emotionale Sprache und enge Bindung zw. Publikum/Journalist
Beispiele: The Daily Show, The O’Reilly Factor
Jetzt: Journ. Kommunikation durch Vielfalt emot. Sprache & Ausdruck gekennzeichnet
Empathische Journalisten
Empathie ist Teil des Jobprofils für Js, erlaubt es Emotionen von Quellen/anderen Akteuren zu verstehen/übersetzen
und hat Wirkung auf Emotionsregulation der Js während Produktion
Filterbubbles & Echo Chambers
Filterbubbles: Informationsumgebung, in der nur Inhalte, die eigenen Interessen/Vorlieben entsprechen (=> altern. Perspektiven/Meinungen ausgeblendet)
Echo Chamber: soz. Umgebung, in der nur Meinungen/Ansichten, die eigene bereits bestehende Überzeugungen verstärken (=> Bestätigung eigener Meinung => altern. Standpunkte kaum beachtet => verstärkte Polarisierung)
Annahme Filterbubbles/Echochambers durch SM verursacht
=> austral./dt. Studie: bei Google ähnliche Ergebnisse unabhängig Demographie (widerlegt Idee der Filterblasen in Suchmaschinen)
Filterbubbles empirisch durch Forschung nicht belegbar!
Konnektivität, nicht Fragmentierung
Problem, dass wir zu stark verbunden & mit Informationen überladen sind
=> schwierig, Quellen auf Glaubhaftigkeit zu überprüfen
=> leichter Zugang zu Infos => Verbreitung von Fake News, Hyperpartisian Ship (extreme Parteilichkeit), Polarisierung => aber auch: soz. Bindungen, gemeinsch. Unterstützung)
Hate-Reading
bewusstes Konsumieren von Inhalten, die Hass, Wut oder negative Emotionen auslösen
gezielte Suche nach kontroversen, provokativen oder beleidigenden Inhalten, um sich daran zu erregen/empören
Personen, die am Rand der Gesellschaft stehen & extreme Ansichten haben, sind oft stark mit Mitte der Gesellschaft verbunden (wollen wissen, was Gegner über sie schreibt)
Dimensionen von Polarisierung
Grad: über Zeit, länder-/plattformübergreifend, zw. Gruppen
Art: ideologisch, affektiv, themen-/identitätsbezogen
Multidisciplinary Approaches für Polarisierung:
Forschungsbedürfnisse
Entwicklung robuster Polarisierungsmaße für versch. Dimensionen
Unterscheidung Polarisierung bei versch. Themen, nicht nur links vs rechts
Untersuchung der Verbindungen zw. antagonistischen Gruppen über versch. Themen hinweg
Bewertung der Polarisierungstendenzen über Zeit
Vergleich versch. pol./medialer Systeme
Forschungsfelder
Medien- & Kommunikationswiss: Theorien zu Öff. & Plattformöff.
Computational Communication Studies: Beobachtung/Analyse der Nachrichtennutzung
Psychologische Forschung: Motivated Reasoning & Geisteshaltung der Hyperpartisianship
Politikwiss: Gefahren/Nutzen der Polarisierung in pol. Debatten
Historische Studien: Längerfristige Entwicklungen & historische Parallelen
Konstituenten & Hauptdimensionen von Journalismuskultur:
Aktivismus im Journalismus
Konstituenten & Hauptdimensionen:
Institutional Roles: Interventionismus, Machtdistanz, Marktorientierung
Epistemologien: Objektivismus, Empirismus
Ethische Ideologien: Relativismus, Idealismus
Weitere Einordnung:
Informational-Instructive
Analytical-Deliberative
Critical-Monitorial
Advocative-Radical
Developmental-Educative
Collaborative-Facilitative
Advocacy Journalism
J. mit offenem/transparentem Ziel, nicht objektiv zu berichten:
Js treten offen und aktiv für best. pol., soz., kult. Agenda ein
anstatt neutral/objektiv zu berichten, nehmen Advocacy-Js eine klar definierte Position ein und verwenden Berichterstattung, um ihre Ansichten/Überzeugungen zu fördern
Risiken:
Aktivisten versuchen, Debatte zu ihren Gunsten zu beeinflussen
dadurch evtl. Folgen für journ. Qualitätsmerkmale (Unabhängigkeit, Wahrheitsfindung)
Public Journalism
Neue Bewegung, die Verbindung zw, J/Publikum vorschlägt:
Civic Journalism: adressiert Bürger zur Konversation & Zusammenarbeit, um gemeinsam öff. Probleme anzugehen
Citizen Journalism: Bürgerjournalismus, Bürger erstellen journ. Inhalt selbst
Public Journalism erstrebt:
=> Js als verantwortungsbewusste Mitglieder pol. Gemeinschaft mit aktiver Rolle im öff. Leben
=> Unterschied zw. J/anderen Akteuren wie pol. Führern, Interessensgruppen, Bürgern
=> Funktionieren öff. Lebens (auch wenn Neutralität büßt)
=> Gemeinschaft geht ihre Probleme an, pol. Engagement verdient Aufmerksamkeit
Civic Journalism
1993 durch Jay Rosen & Davis Merritt entwickelt => erste Integration von J. in demokratischen Prozess:
Konversation & Zusammenarbeit zw. J./Bürgern, um öff. Probleme anzugehen & Gemeinwohl zu fördern
aktive Rolle/Verantwortung der Js, Interessen/Bedürfnisse der Gemeinschaft zu berücksichtigen & öff. Dialog zu fördern
erstrebt Integration von Bürgerstimmen/perspektiven in J., um breitere, vielfältigere Berichterstattung zu bieten
hört Geschichten/Ideen der Bürger zu, mit freiem Entscheid, worüber berichtet wird
untersucht Möglichkeiten zur Gestaltung von Geschichten über wichtige gesellsch. Themen
wählt Rahmenbedingungen mit bester Chance, Bürgerdiskussion/Verständnis für Themen zu fördern
kontinuierliche systematische Aufmerksamkeit darauf, wie gut/glaubwürdig Kommunikation mit Öff. erfolgt
Konsument ≠ Bürger
Jay Rosen unterscheidet zw. Bürger/Citizen, Konsument & Klient
Menschen als Bürger zu positionieren bedeutet, sie als:
Beitragende zum öff. Leben zu behandeln
potenzielle Teilnehmer an öff. Angelegenheiten
Bürger des Ganzen, mit gemeinsamen Interessen
eine deliberative Gemeinschaft, d.h. eine Öff. mit Themen zum Diskutieren
“Auswähler” & Entscheidungsträger
Lernende, die Fähigkeiten entwickeln können
mit Bezug zu einem Ort und verantwortlich für diesen
Quellen im Civic Journalism
Kann eine vermehrte Orientierung am Publikum zu einer Verbindung des Eliten-Fokus im Journalismus führen?
CJ verändert Berichterstattung positiv: fördert Zugang/Äußerung von in News zuvor unterrepräsentierten Gruppen
=> Minderheiten öfter als Quelle
Ideale des CJ haben viele Medienbereiche infiltriert (evtl. nur Show/Lippenbkenntnis/oberflächlich?)
traditionelle J-Kultur mit minimaler Beteiligung der Öff. & großer journ. Autorität steht im Widerspruch zur Rechenschaftspflicht & Responsivität ggü Öff.
=> aber: Angst vor Verlust professioneller Autorität größer als Wille, ggü Öff. rechenschaftspflichtig/responsiv zu sein
obwohl Js Instrumente zu Beziehungspflege mit Öff. anerkennen, in Praxis Widerstandshaltung
Citizen Journalism
Weiterentwicklung des Civic J. durch:
aktive Einbindung von Bürgern in Nachrichtenproduktion + als Quellen in Berichterstattung (kollaborative Berichterstattung zw. Bürger/Journalist)
Auflösung des Publikum-Begriffs
Bürger nehmen aktiv an Nachrichten teil, indem sie eigene Inhalte erstellen/veröffentlichen
aber: mehr als “user generated-content” (UGC), da mit journ. Idealen und Bürgerpflicht verbunden
Herausforderung: Qualität/Objektivität der Berichterstattung
Development Journalism
Interventionistische journ. Arbeit zur Erfüllung von Entwicklungszielen:
Vermittlung von Infos, die ökon., soz., infrastr. Wandel (Entwicklung) ihrer Gesellschaften fördern
Herausforderung: Objektivität, Presse-Staat-Beziehungen, Unabhängigkeit
Vorteil: “grassroots”-Journalismus, der Genesen/Wachsen einer Gesellsch. fördert
Wichtige Rollen der Journalisten im Development Journalism
Educating the audience
Supporting national development
Advocating for social change
Asiatische Werbedebatte: Bangkok Declaration 1993
Prämisse: moderne wirtsch. starke asiatische Gesellschaft auf traditionell östlichen (nicht westlichen!) Glaubenssätzen aufgebaut
Bangkok Declaration 1993: J soll in grundlegenden Überzeugungen asiatischer Gesellschaft fundieren, Respekt für Autorität/Gruppendynamik zeigen & Wert auf Kollektiv statt Indivdiualisierung legen
Konstruktiver Journalismus
neue Entwicklung basierend auf positiver Psychologie, die gegen einseitig neg. Berichterstattung & Verzerrung angeht (z.B. journ. Negativitäts-Bias verzerrt Weltbild)
geprägt in DK (durch Js wie U. Haagerup, C. Glydensted)
zukunftsorientierter J, Berichterstattung an reale Welt gebunden, aber Lösungsvorschläge anbietend und zum Positiven wendend
J bleibt 4. Gewalt, aber Js müssen Auswirkungen ihres Handelns bewusster werden
Das heißt:
=> Non-Elite-Quellen nicht automatisch Opfer (oder passiv)
=> Community-orientierter J, an denen sich Eliten/Politiker anpassen müssen
=> emotionaler/publikumsnaher J
Was ist Kultur?
Cultura - Bearbeitung, Ackerbau, etwas pflegen
Kultur als menschl. Bedeutungsgewebe
unmöglich, sich Kultur zu entziehen
teils große Unterschiede zw. versch. nationalen Kulturen
Sozialwissenschaftliche Defintion von Kultur
Mustern von Denken, Fühlen, Handeln
durch Symbole übertragen, die charakteristische Errungenschaften bestimmter Gruppen bilden (Verkörperung in Artefakten)
wesentlicher Kern aus traditionellen, geschichtlich begründeteten Ideen & zugehörigen Wertehaltungen
Kultur als Eisberg
Perceptas (Wahrnehmbares): Sprache, Bräuche, Kleidung, Essen
Conceptas (Denk-/Handlungskonzepte): Normen, Werte, Glaube, Philosophie
Definition von Kultur (nach Hofstede)
Geert Hofstede: nl. Sozialpsychologie, Begründer der vergleichenden interkulturellen Forschung
Kultur = mentale Software, die in Sozialisationsprozess kulturell programmiert wird
im Laufe der Sozialisation & Kindheit (Primärsozialisation) erwirbt Individuum best. Muster des Denkens, Fühlens, Handelns, die als Werte/Haltungen umschrieben werden
Hofstede’s Kulturdimensionen
Befragungs-Studie mit 116.000 IBM-Mitarbeiter weltweit:
Machtdistanz
Individualismus vs Kollektivismus
Maskulinität vs Feminismus
Ungewissenheitsvermeidung
Kurzzeit- vs Langzeitorientierung
Hofstede’s Kulturdimensionen:
1. Machtdistanz
Verteilung der Macht innerhalb einer Gesellschaft
Hoch: Akzeptanz ungleicher Machtausübung (Philippinen, Indien, Mexiko, Venezuela)
Niedrig: Geringe Akzeptanz von Hierarchie (Ö, DK, Israel, Neuseeland)
2. Individualismus vs Kollektivismus
Grad der Abhängigkeit zw. Mitgliedern einer Gesellschaft
Hoch: Betonung der Unabhängigkeit (USA, UK, NL, Australien)
Niedrig: Betonung der Gemeinschaft (Guatemala, Panama, Venezuela, Ecuador)
3. Maskulinität vs Feminismus
Ausmaß des Wettbewerbs/Erfolgsstreben in Gesellschaft
Hoch: Betonung von Leistung/Erfolg (Österreich, Ungarn, Japan, Venezuela)
Niedrig: Betonung von Gleichberechtigung (Skandinavien, NL)
4. Ungewissheitsvermeidung
Grad der Ungewissheitsbewältigung in Gesellschaft
Hoch: Gefühl der Bedrohung durch Ungewissheit (Belgien, Portugal, Griechenland, Japan)
Niedrig: Geringe Bedrohungsgefühle bei Ungewissheit (Dänemark, Schweden, Singapur, Hong Kong)
5. Kurzzeit- vs Langzeitorientierung
Perspektive auf Zukunft einer Gesellschaft
Hoch: Pragmatisch & zukunftsorientiert (China, Hong Kong, Taiwan, Japan)
Niedrig: Konventionell & kurzfristig (Philippinen, Kanada, West-/Ostafrika)
Kritik an Hofstede’s Kulturdimensionen
Mitarbeiter von Unternehmenswerten geprägt
nicht repräsentativ, nur IBM-Mitarbeiter
ignoriert Unterschiede innerhalb Nation
Theorieschwächen => Items nicht begründet
=> aber: Folgestudien haben Dimensionen weitgehend validiert!
Theoretische Zugänge in Journalismusforschung
auf Makro-Ebene wird J-Forschung von pol./ökonom.-orientierten Herangehensweisen dominiert:
Four Theories of the Press
Hallin & Mancini
hilfreich, um Unterschiede zw. nationalen Mediensystemen / in journ. Praktiken zu erklären
kulturelle Unterschiede auf Makro-Ebene jedoch weniger miteinbezogen, obwohl in anderen Fachbereichen wichtig!
Zwei dominante Herangehensweisen
Journalismus als Kultur:
Kultur wird durch J transportiert & beeinflusst kult. Werte des Publikums
Ursprung in Kulturwissenschaft/Cultural Studies
Kulturelle Einflüsse auf Journalismus:
Js arbeiten in Kultur & werden von ihr beeinflusst
Ursprung in Anthropologie/Sozialpsychologie
Case Study: Indigener Journalismus
Produktion/Verbreitung von Infos über zeitgenössische Angelegenheiten öff. Interesses durch indigene Völker (zum Nutzen indigener sowie nicht-indigener Gemeinschaften)
Kultur spielt wichtige Rolle & beinhaltet Entwicklungsideale
wirkt Stereotypen in Mainstream-Medien entgegen
Ziel: Bewahrung von Kultur & journ. Praxis, die mit kulturellen Werten vereinbar ist
Tikanga Māori im Journalismus
Glaubenssystem/Praktiken zur Leitung von Angelegenheiten einer Gruppe/Einzelperson:
Anwendung zur Wahrung von Māori-Werten
Respektierung persönlicher Werte und Verwendung von Māori-Werten bei Arbeit als J
Einbeziehung im journ. Kontext, um Interesse/Teilnahme der Māori-Gemeinschaft zu fördern
Māori-Journalisten behandeln ihre Quellen mit Respekt und Würde, auch wenn sie nicht mit ihnen übereinstimmen
Betonung der Pflege von Beziehungen, Fürsorge für Menschen, respektvoller Umgang mit anderen
Māori-Journalisten erlangen oft leichteren Zugang zu ihren Quellen, da diese sich sicher und verstanden fühlen
Einfluss von Sprache
Verwendung der Māori-Sprache (Te reo), um Ereignisse poetischer und samt Emotionen zu vermitteln
Māori enthält viele sprichwörtliche Ausdrücke und metaphorische Sprachbilder, die genutzt werden können
Beispiel: Jahrestag des Vulkanausbruchs des Mt Tarawera bietet Gelegenheit, Māori-Sprache kreativ einzusetzen
Grenzen des kulturellen Vorgehens
das kult. Vorgehen, insb. der Kollektivismus in der Māori-Gesellschaft, kann Arbeit des Journalismus einschränken
Js, die Stammesmitglieder sind, haben privilegierten Zugang und Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft
kann zu Interessenskonflikten führen, insb. bei schwierigen Nachrichten, bei denen Loyalität zur Gemeinschaft im Konflikt mit objektiver Berichterstattung stehen kann
Alternative: andere Js einsetzen, die nicht über gleichen Zugang und gleiches Verständnis wie Stammesmitglieder verfügen
Was ist Big Data?
sozialwiss. Phänomen mit starkem Einfluss auf J.
große Mengen an Daten, die mit herkömmlichen/manuellen Methoden der Datenbewältigung nicht oder nur schwer zu bearbeiten sind
Digitalisierung unterstützt Big Data (z.B. zu Kommunikationsverhalten, Gesundheit, Klimawandel, Reiseverhalten, Kaufverhalten)
Warum ist Big Data wichtig?
neue Einblicke in Leben & Funktionieren in unserer Gesells.
Möglichkeit der Vorausberechnung, Simulationen, prognostischem Denken (z.B. Klimawandel)
Erstellung von Rastern, die Abweichungen/Muster erkennen lassen (z.B. Verbrechensbekämpfung)
Kritikpunkte an Big Data
Herausforderung an Datenschutz & Persönlichkeitsrechten
Verknüpfung unproblematischer Infos kann zu problematischen Erkenntnissen führen (z.B. Reisemuster = Identifizierung Verdächtiger)
Ethische Herausforderungen (z.B. handelt es sich um digitale Bevormundung - Big Brother)
Quantifizierung via Big Data
führt zu Herausbildung neuer journ. Teilgebiete wie Daten-/Automatisierter Journalismus
Zahlen & Digitaliserung zunehmend wichtige Rolle in allen Aspekten unserer Gesellschaft (Öff., Privatleben, Arbeit) => ermöglicht einfachen Zugriff auf Daten
Idee der Accountability & Transparenz von Daten
The Quantified Self
Trend: Self-knowledge through numbers
Verwendung von health/education/performance trackers, step counts, sleep pattern evaluations nimmt zu
Big Data ist nicht nur eine technologisch, sondern auch soziologisch und politisch relevante Entwicklung
Technologie: Maximierung der Rechenleistung & algorithm. Genauigkeit zur Sammlung, Analyse, Verknüpfung, Vergleich großer Datensätze
Analyse: Nutzung großer Datensätze, um Muster zu identifizieren & wirtsch., soz., techn., rechtliche Aussagen zu treffen
Mythologie: verbreitetet Glaube, dass große Datensätze höhere Form von Intelligenz/Wissen & Erkenntnissen bieten können, die zuvor mit Anspruch auf Wahrheit, Objektivität, Genauigkeit unmöglich waren
Auswirkungen von Big Data auf Journalismus
Epistemologisch (erkenntnistheoretisch)
Praktisch
Ökonomisch
Ethisch
1. Epistemologischer Wandel
Prozess der Wissens-/Wahrheitsfindung im J. (how journalists know what they know)
neue Formen der Wissensfindung und Wahrheitskonstruktion durch Daten:
Wissensfindung z.B. Algorithmen zur Beobachtung problem. Phänomene
Wahrheitskonstruktion z.B. Infographiken
2. Praktischer Wandel
Big Data verändert gesellsch. Blick auf J als Beruf/Expertise
Js lernen mehr über ihr Publikum
Js interagieren mit anderen Berufsgruppen und bilden Expertise (z.B. Designer, Data Scientists)
Bilden neuer Fähigkeiten im Berufsfeld (z.B. Programmieren)
Js werden für manche Aspekte der Nachrichtenprod. obsolet
3. Ökonomischer Wandel
Big Data verändert gesellsch. Blick auf J als Beruf
neue Chancen methoden-basierter Medienunternehmen
neue Chancen publikumszentrierter Nachrichtenproduktion (z.B. personalisierte Nachrichten)
4. Ethischer Wandel
Big Data als Herausforderung an ethische Grundprinzipien des J
Open-Source-Mentalität evtl. problematisch?
Forschungsbasierter J evtl. strengere ethische Regelungen nötig (ähnlich wissensch. Forschung)
Nachrichtendiät auf Basis von Maschinen/Algorithmen ethisch?
Digitalisierung des Journalismus
Herausforderung an: Quellenauswahl/-verifizierung
Neu: Daten-J, Automatisierter & Vernetzter Investigativer J
Datenjournalismus
basiert auf Datenverarbeitung & Präsentation daten-basierter Einsichten
Hybrid aus Informatik, Web Design, Visualisierung & traditioneller journ. Routine
Open-Source Mentalität
Automatisierter Journalismus
mittels Software automatisch generierte menschliche (natürliche) Sprachzusammenhänge/Texte (z.B. AI)
motiviert durch: Kostenreduktion & schnelle technol. Entwicklung in Medienunternehmen (z.B. simultane Nachrichtenproduktion in vielen Sprachen)
auch: “Algorithmic Journalism”
(Vernetzter) Investigativer Journalismus
Enthüllungs-/Aufdeckungsjournalismus: Ziel, geheime Infos, Ungerechtigkeiten/Missstände, Korruption, Skandale aufdecken
Verwendung verdeckter Recherchemethoden, Interviewtechniken & Datenanalyse
erfordert Zeit, längere Recherche/Vorbereitung, Mut, Ausdauer
Auswirkungen auf Gesellsch, trägt zur Rechenschaftspflicht bei => wichtig für Demokratie & Kontrolle der Macht
Herausbilden globaler/internat. investigativer journ. Netzwerke, die „Big Data“ Analysen & weitgehende Investigationen zulassen (z.B. Panama Papers)
durch Globalisierung/Vernetzung internationaler Js vereinfachte Infosuche, gegenseitige Unterstützung & reduzierte Kosten
Boundary-Work (Grenzarbeit)
Konzept
=> zunehmend beliebte Theorie, um zu verstehen, wie J definiert wird und wer es wert ist, als Journalist betrachtet zu werden
Abgrenzung best. intellekt. Aktivitäten als nicht-wissenschaftlich:
=> Frage nach Legitimation/Autorität von Journalismus
narrativer Prozess, bei dem versch. Akteure um Autorität von Definitionen von Wissensbereichen kämpfen:
=> besseres Verständnis von Diskussionen um Definitionen & Kampf um Legitimität/Autorität
untersucht, wie soz. Akteure Legitimität erlangen, andere ausschließen & welches Wissen als korrekt angesehen wird
Verwendung symbol. Ressourcen zur Schaffung, Aufrechterhaltung, Auflösung soz. Unterschiede:
=> z.B. konzept. Untersch., interpret. Strategien, kult. Traditionen
konstruktivistische Perspektive => soz. Akteure ziehen mittels diskursiver Strategien Grenzen, die soz. Welt strukturieren
Typische Grenzen im Journalismus
Nachrichten vs Unterhaltung
Redaktioneller vs Werbeteil
Boulevard vs Qualität
Text vs Bild
Entgrenzung im Journalismus
Phänomene, die auf Veränderungen/Wandel des J hindeuten & sämtliche Kontexte des J tangieren
Entgrenzungsphänomene als Beispiel:
Scholl/Weischenberg: J verliert Konturen, kaum noch als Einheit betrachtbar
Loosen: Internet = entgrenzte Medium par excellence
Boundary Work nach Carlson
Boundary Work kann auf 3 Arten erfolgen:
Expansion
Expulsion
Protection of Autonomy (eigene Hoheit, journ. Praktiken selbst zu definieren)
Dimensions of Peripherality
Neue Formate als Bereiche in Periphere die Feldes definiert:
Identitites (Values, Experience, Belongingness)
Practices (Professionalism, Competencies, Formats)
Structures (Transformativity, Autonomy, Audience-Centricity, Organization)
Boundary Disclosure
Selbstbeschreibung: Blogger, Content Creator, Instagrammer, Role Model, Influencer (v.a. Reise-Instagrammer/Fotografen)
Blogger/Influencer sehen sich als Teil des Journalismus & sind sich ihrer gesellsch. Rolle und ethischen Verantwortung bewusst
Publikum als wichtiger Teil des Selbstverständnisses
=> enges Verhältnis wichtig, um Publikum aufzubauen
Schwierigkeit bei Abgrenzung von Journalismus
=> Schreiben von Artikeln & Verfassen von Instagram-Beiträgen journalistisch?
5 Definitionsmarken für Grenzen
Verortung von Instagrammern im journalistischen Feld
Text:
Spannung zw. visuellen/textuellen Merkmalen
Abgrenzung von Influencern, die sich über Bilder, kurze Texte, Emojis ausdrücken
Praktiken: erweitertes Fähigkeiten-Set “Verleger und Verbreiter unseres Magazins”
Beruf:
Mangelnde Objektivität & Autonomie
ethische Verantwortung
Dienst am Publikum
Berufung
Rollenverständnis von Influencern
Darstellung best. Lebensstil: Bewusstsein & Zugänglichkeit fördern, Menschen ermutigen, neue Dinge zuprobieren
Inspiration: Menschen motivieren, Schönheit der Natur zu erkunden, aktiv zu werden
Bildung & Orientierung: Wissensvermittlung, Aufklärung über nachhaltigen Konsum, Aktivismus
Service & Ratschläge: Mehrwert für Follower schaffen
Unterhaltung & Entspannung: angenehme, ästhetische Inhalte teilen, die Follower erfreuen/entspannen
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