Kognitive Beschränkungen und Heuristiken
Kapazität des menschlichen Gehirns, komplexe Zusammenhänge zu verarbeiten, sinkt nach kurzer Zeit rapide
Intensiver Energieverbrauch bei der Informationswahrnehmung und -verarbeitung
Begrenzt rationale Mensch bedient sich daher sog. Heuristiken
Anwendung von Heuristiken - Folgen
Anwendung von Heuristiken => Verringerung an Alternativen
Heuristiken erhöhen die Wahrscheinlichkeit eine Entscheidung zu treffen
Beschleunigen die Entscheidungsfindung
Entscheidungen unter Umständen systematisch verzerrt
Kategorisierung von Heuristiken
Eintrittswahrscheinlichkeiten (z. B. Verfügbarkeitsheuristik)
Informationen (z. B. selektive Wahrnehmung)
objektive Realitäten (Emotionen; z. B. Mental Accounting, Herdenverhalten)
die eigenen Fähigkeiten (z. B. Overconfidence) fehlerhaft eingeschätzt werden
Dreistufiges Prüfverfahren
Aktivierung einer Wahrnehmungshypothese
Eingabe von Information über den Wahrnehmungsgegenstand
Falls Hypothese „bestätigt“, dann Ende, ansonsten noch mal von vorne mit 1
und einer anderen Hypothese beginnen
Die Hypothesenstärke hängt hierbei ab von:
1. Häufigkeit früherer Bestätigungen.
2. Anzahl verfügbarer Alternativhypothesen.
3. Vorliegen von Dissonanzen (s. Kap. 6)
Selektive Wahrnehmung
Fehleinschätzung von Informationen: Bewusste oder unbewusste Vernachlässigung von Informationen
Grundlage: kognitive Dissonanz
Informationen, die im Widerspruch zu der zu treffenden Entscheidung stehen, werden ignoriert
Stellt sich die Entscheidung im Nachhinein als unvorteilhaft heraus, werden die Informationen ausgeblendet, die der getroffenen Entscheidung widersprechen
Verfügbarkeitsheuristik
Fehleinschätzung: Eintrittswahrscheinlichkeit
Menschen überbewerten besonders verfügbare Informationen
Szenarien, die auf leicht abrufbaren Erinnerungen basieren, werden als
wahrscheinlicher erachtet, als solche, die schwerer vorstellbar sind
Priming-Effekt
Experimente zeigen, dass Menschen sich bereits in einer frühen Phase der Entscheidungsfindung eine Meinung bilden
Informationen, die am Anfang des Analyseprozesses stehen, werden tendenziell höher gewichtet
Recency-Effekt
Die zuletzt aufgenommene Information prägt das Urteil am stärksten
Erklärung durch mangelnde Gedächtnisleistung
Kontext-Effekt
Information hat eine hohe Verfügbarkeit, falls diese vorher in einem ähnlichen Kontext gelernt oder erfragt wurde
Framing Bias
Die Anschaulichkeit von Informationen leitet zum sog. Framing Bias über. Fehleinschätzung: Informationen
Präsentation desselben Sachverhalts auf unterschiedliche Art und Weise kann zu unterschiedlichen Entscheidungen führen
Positive Effekte von Framing
Einsatz von Frames, um dem Entscheider zu helfen.
Beispiele: Ernährung, Gesundheit, Altersvorsorge („Nudging“).
Verantwortung liegt bei fürsorgenden Person/Institution (Staat, Lehrer, …).
Negative Effekte von Framing
Einsatz von Frames, um den Gegenüber zu übervorteilen
Beispiele: Rabattierungseffekte, Kontrasteffekt in Werbung, …
Ziel des Kunden: Entlarven der Frames, relevante Informationen isolieren und rational entscheiden.
Nudging
Framing-Effekte nutzen, um Menschen auf den richtigen Weg zu lenken und/oder im besten Fall auch der Allgemeinheit einen Nutzen zu stiften
Mental Accounting
Fehleinschätzung: objektive Realitäten (Emotionen)
Verbuchung von Vermögen in Abhängigkeit von bestimmten Kategorien in Mentale Konten
Folgen von Mental Accounting
Isoliertes Bewerten jedes einzelnen Engagements
Relatives Bewerten innerhalb jedes Kontos
Mental Accounting – Hedonic Framing
Konstruktion von mentalen Konten, so dass die Gesamtzufriedenheit maximiert wird
Integration (Konten zusammenfassen)
Segregation (Konten trennen)
Gewinne werden segregiert: „größere Freude“
Verluste werden integriert: „Geringeres Bedauern“
Ein großer Gewinn und ein kleiner Verlust werden integriert: Verlust wird weniger spürbar
Ein kleiner Gewinn und ein großer Verlust werden segregiert: Freude über Gewinn
Ankereffekte
Fehleinschätzung: Wahrscheinlichkeit
Verwendung von Richtwerten (Anker), zur Einschätzung von Sachverhalten
Anker wird bei Verarbeitung neuer Informationen nicht ausreichend modifiziert
Besitztumseffekt
Besitztumseffekt beschreibt das Phänomen, dass bei der Bewertung eines (insb.
langlebigen) Gutes der Verkaufspreis meist höher liegt als der Kaufpreis
Konservativismus
Fehleinschätzung: Eintrittswahrscheinlichkeiten
Einstellung, bestehende Erwartungen bei Eintreffen neuer Informationen nicht anzupassen
Leicht zu verarbeitende Informationen werden übergewichtet
Unterschied zu Ankerheuristik: Nicht ein vorher festgelegtes Kursniveau wird beibehalten, sondern die Meinung zu einer Investitionsalternative
Repräsentativitätsheuristik
Annahme: Objekte mit ähnlichen Merkmalen entsprechen einander und müssen daher nicht analysiert werden
Repräsentativität = Beurteilung von Wahrscheinlichkeiten auf Basis von Stereotypen
Repräsentativitätsheuristik - Conjunction fallacy
Menschen halten etwas für wahrscheinlich, wenn es in ein Schema passt
(„Repräsentativitätsheuristik“).
Schubladendenken
Repräsentativitätsheuristik - Verdrehen von Zusammenhängen
Mehr als die Hälfte aller Verkehrsunfälle passieren in einem Radius von 30 km vom Wohnort! (Sollte man deshalb zuhause vorsichtiger fahren?)
Repräsentativitätsheuristik - Scheinkorrelationen und Überschätzung von Kausalbeziehungen
Empirische Zusammenhänge werden gerne als Kausalbeziehungen interpretiert, soweit dies in ein vorgefertigtes Schema gut hineinpasst.
Beispiel: In vielen Ländern, in denen Störche beheimatet sind, sind die Geburtenraten
höher
Gründe für die Überschätzung von Kausalbeziehungen
Beobachtung empirischer Zusammenhänge in der Vergangenheit führt zur Repräsentativität und wird in die Zukunft fortgeschrieben
Aus mangelnder Verfügbarkeit erfolgt eine Vernachlässigung der relevanten zufälligen Faktoren
Kontrollmotiv: Durch den Glauben, eine Kausalbeziehung zu erkennen, erhöht sich das subjektive Kontrollgefühl des Menschen
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