Situationismus

• Bisher: nur Ontogenese/persönliche Entwicklungsgeschichte

• Situationismus: Entestehung einer V durch aktuelle Situation (Umwelt)

  • Radikaler (nur Situation)

  • gemäßigter (Situation als ein zentraler Faktor)

• Milgram-Experiment von Milgram (1965)

• Standort-Prison-Experiment von Zimbardo (1971)

➔ Beide Experimente weisen den starken Einfluss von Situationen auf Personen auf ohne wirklichen Einfluss derer Persönlichkeiten!

➔ Die Frage der Macht von Situationen v.a. von Druck

• Lehrer (VP) muss Fehler eines „SuS“ bestrafen (Wortpaare merken)

  • Gedächtnisleistung verbessern durch Belohnung und Bestrafung Elektroschock nach jedem Fehler erhöhen

• Versuchsleiter: Autorität

• VP hat fast bis zur letzten Stufe geschockt; v.a. Bei den en letzten 5 Stufen war der Wiederstand meist gebrochen

• Keine ersichtlichen Persönlichkeitsunterschiede zw. denen die weitermachen und denen die sich verweigert haben

• Neben dem Nationalsozialismus ein weiterer Anstoß zur Gehorsamsdebatte

• Kritik:

  • Ethisch sehr umstritten (Elektroschocks waren gang und gebe)

  • Künstliche Situation: wussten Probanden das?

  • Wiedersprechenden Forschungsergebnisse (aber größter Teil gefolgt)

➔ Jerry Burger (Replicating Milgram, 2009): kam zu ähnlichen Ergebnissen

➔ Menschen würden auch heute gehorchen (Autoritärer- und sozialer Druck)

Standford-Prison-Experiment“ (P. Zimbardo, 1971)

• 70 männliche Studenten (Persönlichkeitstests) → Zufällige Gruppeneinteilung:

  • Gefangene und Wärter – gebauter Gefängnistrakt (im Keller der Uni)

  • Gefangene werden fiktiv festgenommen (echte Polizei)

  • spezielle Kleidung für beide Gruppen

  • Wärter: Gefangene bewachen – relativ frei in Gestaltung

• Nach 6 Tagen abgebrochen weil:

  • Wärter haben Gefangene unterdrückt (Machtdemonstrationen)

  • Aufstand der Gefangenen wird brutal niedergeschlagen

  • Starke Demütigungen der Gefangenen → psy. Zusammenbrüche

  • Forscher: Experiment aus ethischen Gründen nicht weiterführen

• Gründe?

  • Aspekt der Deindividuierung: Individualität geht verloren

  • Bedeutung: Wirkungsmacht auf Personen solcher Situationen

• Kritik:

  • Teilnehmer: als real Situation oder eher als Theater wahrgenommen?

  • Aktive Beeinflussung durch Versuchsleiter (Ergebnisse verfälscht?)

  • Ethische Aspekte

  • Es gab nur dieses eine Setting (keine Replikation)

Persönlichkeitspsychologie/Diffenezielle Psychologie

• Stellt Frage nach Wirkmacht der Persönlichkeit in Zentrum

• Persönlichkeitstypen und deren Diemensionen (z.B. Big 5)

Walter Mischel

• Gibt es menschliche Persönlichkeit überhaupt?-> Kritischer Blick auf die Stabilität der menschlichen Persönlichkeit

• Persönlichkeit ist über Zeit stabil, aber nicht über Situation

  • Wirkung von Situationen lange unterschätzt

  • Situation hat Macht, dass das Individuum hervortritt oder sie bestimmt das Verhalten

  • Konsistenz bei versch. Situationen als Persönlichkeitsmerkmal

• Schwache Situationen

  • Offen und mehrdeutig strukturiert

  • Bietet jeder Person eine andere Verhaltensoption/Interpretation

  • Angebotene Reize können verschieden interpretiert werden

  • Ruft verschieden Lernmuster ab

  • V.a. im Privaten z.B. Partysituation

• Starke Situationen („powerful situations“)

  • Starke und deutliche Hinweisreize für angemessenes Verhalten

  • Spricht Fertigkeiten an, die jeder besitzt und durchführen kann

  • z.B. Experimente, rote Ampel

➔ Übergänge dieser Situationen – es gibt ein Spektrum

• Situationen mit hohem Aufforderungscharakter

  • Verhalten ist durch Situation vorgegeben (ich tue, was von mir gefordert ist)

  • Z.B. Milgram, offene Veraufsauslage, aggressive Atmosphäre bei Fußball

• Belastende Situationen

  • Führen zu verschiedenen, oft auffälligen abe sich unterscheidenden Reaktionen

  • Situationen, die auf fast alle Menschen belastend wirken

Arten der belastenden Situationen:

• Emotional belastende Situationen: ist sehr übergeordnet, kann aber v.a. EMOTIONAL auftreten (Todesfall, Krankheit, Misshandlung)

• Neuartige: fehlende Standards für V, Wissen um richtige Passung (Umzug, Schulwechsel)

• Komplexe und mehrdeutige: nicht klare aber schnelle Einschätzung (Bewerbung, mündl. Prüfung)

• Situationen mit hohem Zeitdruck (Test mit erheblichen Konsequenzen)

• Überfordernde: starker Druck

• Unterfordernde: Offenheit, Leistungserbringung vs. Unterforderung, Leerlauf

• Situationen, die ein Vorhaben vereiteln: Frustration, Provokation (Absage)

• Situationen, die den Selbstwert beeinträchtigen: Beleidigung, Blamage

➔ Nicht trennscharf

• Situationsdiagnose: Nicht nur Ki, sondern Beiträge der Situation für V

  • Situation möglichst genau und exakt beschreiben

  • Beobachtung und Wahrnehmung des V in best Situationen

  • Befragungen

    • Auffälliger Ki

    • Kontaktpersonen

  • Situationen vergleichen

  • Variation von Situationen

Gewaltforschung: Aspekte für Gewalt (Schubarth, 2019)

• Schulform: durch höhere Gewaltraten auffallen (Haupt-/ Förderschule (V, L))

• Klassenstufen: 7. Bis 9. Jahrgangsstufe (Pubertät)

• Schulkultur: Lehrer-Schüler-Verhältnis

• Soziale Problemlagen

• Peergroups (Gruppendruck)

➔ SuS mit Gewalterfahrungen treffen sich hier auch eher: Kultur der Gewalt

➔ Gewalt → Ballung → Gewalt

Die zerstörerische und heilende Macht des „Milieus“

• Milieus einer pädagogischen Einrichtung: „therapeutisches Milieu“ (Bettelheim)

• Milieu als situative Umgebung: belastend (KZ) vs. entlastend

• Vgl. Psychoanalyse

• Milieu schaffen, so dass Störungen weniger Platz haben -> SItuation gestalten -> Angstfreie Atmosphäre

• Stark präventiv nicht nur als Intervention

Schulklima-Forschung: Somersalo (2002)

• Zusammenhänge: Klassenklima vs. Psychische Gesundheit (v.a. Mädchen mit depressiven Zügen beobachtet)

• Schlechtes Klassenklima: negative Zusammenhänge für alle

• Brennpunkt: 6. Klasse

➔ Gesundes Klassenklima ist von hoher Bedeutung

Achermann (2006): positives Schulklima durch...

• (niedrige) Konkurrenz zwischen SuS

• Anerkennung durch Gleichaltrige (niedrige ist schlecht)

• Kontrolle durch Lehrperson (aber nicht zu stark, sonst zu viel Druck)

• Mitbestimmungsmöglichkeiten der SuS (dürfen nicht zu gering sein)

• (niedrigen) Leistungsdruck (darf nicht zu hoch sein)

➔ Ballungen von Problemen, die auch in den SuS stecken können (massive

Belastungen wirken natürlich auch auf andere)

- Kritik: Befunde wurden v.a. über subjektives Erleben der SuS gewonnen

• Gestaltung von situativen Bedingungen, so dass sie V nicht provozieren

• Personen nicht bestimmten Situationen aussetzten, wenn man diese nicht in den Griff bekommt (z.B. Scholhöfe)

• Präparation für bestimmten Situationen (wie reagiere ich auf Provokation)

• Primärpräventiv:

  • Schulklima

  • Haltung der LK (Erkennen von Belastungen)