Definition Spekulationsblase
langfristige Übertreibung von WP-Kursen bzw. Asset-Preisen und/oder der Wirtschaftsaktivität eines Landes
Spezialform der Kapitalmarktanomalie
Entstehung furch Grenzen der Arbitrage und Herden verhalten begünstigt
Arten von Spekulationsblasen
Rationale/fast rationale Blase
Intrinsische Blase
Launen und Moden
Informationsbedingte Blasen
Rationale Erwartungen: Preis als Funktion des Wiederverkaufswerts.
Marktteilnehmer wissen, dass die Blase platzt, aber nicht wann.
Theorie des „größeren Narren“.
Oftmals zu beobachten bei „Anlagenotstand“.
Übertriebene Reaktion auf Fundamentaldaten.
Sehr starke Medienberichterstattung.
Historische Wachstumsraten werden auf die Zukunft projiziert.
Bsp.: Entwicklung der Rohstoffpreise (insb. Öl) nach der Jahrtausendwende.
Werden i. d. R. durch sozialpsychologische Faktoren verursacht.
Übertriebener Optimismus: z. B. bzgl. langfristiger Wachstums- und Renditeaussichten.
Bsp.: Erwerb von Technologie-Aktien in der Euphorie-Phase der Dotcom-Blase zur Altersvorsorge.
Unzureichende Informationsverarbeitung in WP-Kursen.
Preis der Anlage spiegelt den fundamentalen Wert nicht wider.
Bsp.: Kursanstiege bei deutschen Medien-Unternehmen im Rahmen der Dotcom-Blase nach Einkauf von Spielfilmlizenzen in Hollywood.
Merkmale Arbitrage
Ausnutzen von Preisunterschieden identischer Güter an unterschiedlichen Handelsplätzen
Ausnutzung von systematischen Abweichungen von WP-Kursen von ihren fundamentalen Bewertungen (z.B. verursacht durch Noise Trader)
Arbitrageur = Homo oeconomicus
Wenn Arbitrage jederzeit möglich wäre, müsste jedes Mispricing an den Märkten schnell verschwinden. Dauerhaftes Mispricing wäre unmöglich. Bei limitierter Arbitrage können Noise Trader den Kurs eines Wertpapiers von seinem wahren Wert entfernen. Begrenzte Arbitrage begünstigt damit auch das Entstehen von Spekulationsblasen
Beispiel Arbitrage
Ford hat einen fairen Wert von 20 USD je Aktie. Unterstellt sei, dass Noise Trader den Kurs von seinem wahren Wert entfernen, sodass er auf 15 USD fällt
Der Arbitrageur kauft nun die Ford-Aktie und verkauft gleichzeitig z. B. die GM-Aktie (annähernd identischer Beta-Faktor)
Risiken bzw. Grenzen der Arbitrage
Fundamentales Risiko
Noise-Trader-Risiko
Implementierungskosten
Grenzen der Arbitrage - Fundamentalrisiko
Arbitrageur ist der Gefahr ausgesetzt, dass nach Erwerb weitere negative Infos an den Markt gelangen
Ursprüngliche Bewertung nicht mehr zutreffent
Absicherung durch Leerverkäufe vergleichbarer Aktien
Absicherung gegen Markt- / Branchenrisiken
firmenspezifische Risiken verbleiben
5 Anlegergruppen
1. Informierte Anleger
2. Uninformierte Anleger
3. Arbitrageure
4. Intermediäre
5. Noise Trader
Anlegergruppe - Informierte Anleger
Liquiditätsnachfrage, da Informationsvorsprung
ansonsten „verfällt“
Anlegergruppe - Uninformierte Anleger
Handelsmotive:
Reallokation aufgrund geänderter Risikoeinstellung
Verschiebung der Konsumpräferenz
Ziel einer kostengünstigen Transaktionsausführung dominiert. Folge:
limitierte Order
Liquiditätsangebot
Anlegergruppe - Arbitrageure
Liquiditätsnachfrage
Anlegergruppe - Intermediäre
bietet Liquidität an (Sofortigkeitsservice)
Anlegergruppe - Noise Trader
trifft Anlageentscheidungen unter begrenzter Rationalität und Einfluss von Gefühlen.
Beeinflusst werden diese Akteure vor allem durch Gerüchte („Noise“)
Noise Trader können die Fehlbewertung eines WPs erhöhen
Für den Arbitrageur entsteht damit ein höheres Risiko selbst dann, wenn das Markt- bzw. Branchen eliminiert werden kann, sofern ein perfektes Substitut existiert.
Grenzen der Arbitrage - Implementation Costs
Transaktionskosten und Leerverkaufsbeschränkungen
Transaktionskosten machen Arbitrage-Strategien weniger attraktiv
Transaktionskosten am Kapitalmarkt
Explizite Transaktionskosten: Gebühren, Maklerprovision, Spesen.
Geld-Brief-Spanne bzw. Bid-Ask-Spread.
Preiseinwirkung der Transaktion (auch: Price Impact oder Marktbeeinflussungskosten).
Opportunitätskosten des Wartens.
Gedeckte Leerverkäufe - Ablauf
1. Leihe des Wertpapiers.
2. Verkauf des Wertpapiers zum aktuellen Kassakurs.
3. Rückkauf des Wertpapiers vor Ende der Leihdauer.
4. Rücklieferung des Wertpapiers
Leerverkaufsbeschränkungen
Identifikation Wertpapierverleiher etc.
Bereitstellung von Sicherheiten bei negativer Kursentwicklung aus Sicht des Leerverkäufers
Wertpapierleihgeschäfte können i. d. R. kurzfristig fällig gestellt werden
Zudem Gesetzliche Leerverkaufsbeschränkungen möglich
Herdenverhalten
ist insbesondere aber nicht nur bei der Informationsaufnahme zu beobachten
Fehleinschätzung objektiver Realitäten (Emotionen)
Gewohnheit der Marktteilnehmer, die Handlungen anderer Investoren zu beobachten und zu folgen. Bewegt sich die „Masse“ in die gleiche Richtung,
liegt Herdenverhalten vor
Fehlentscheidungen werden nicht „alleine“ getroffen
Zyklische Verhalten wird auch durch Kontrollillusion bedingt
Folgen des Herdenverhaltens
Schlecht diversifizierte Portfolios: Übergewichtung der blasenbildenden Assets
Dispositionseffekt: Fehlinterpretation der medialen Berichterstattung. Bspw.: Anleger, die erst relativ spät auf die Preisentwicklungen aufmerksam werden, sind beim Platzen der Blase nicht bereit, entstehende Verluste zu begrenzen
Kategorien des Herdenverhaltens
Informationskaskaden
Herdenverhalten auf Basis von Informationsquellen
Herdenverhalten aufgrund von Reputationsinteressen
Herdenverhalten auf Basis historischer Marktbewegungen
Marktteilnehmer ignorieren eigene Informationen und schließen sich der Meinung der Masse an
Marktteilnehmer verwenden Informationsquellen, von denen sie glauben, dass auch andere Marktteilnehmer diese nutzen
Eigene Informationen werden vernachlässigt. Stattdessen schließen sich Marktteilnehmer aus Sorge um den eigenen Ruf der Mehrheit an (z. B. Finanz-Analysten oder Fonds-Manager).
Marktteilnehmer analysieren historische Marktbewegungen (z. B. Chart-Analyse) und handeln in der Annahme, dass dies auch andere Marktteilnehmer tun
Identifikation des Herdenverhaltens
Identifikation des Herdenverhaltens (2)
5 Phasen-Modell nach Kindleberger & Minsky
Phase Verlagerung
Kreditschaffung
Euphorie
Kritische Phase
Abscheu
5 Phasen-Modell - Verlagerung
Oftmals exogener Schock
Gesetzesänderung
expansive Geldpolitik
Verlagerung der Profitchancen von einem Sektor zum anderen => Dort deutlicher Anstieg der Investitionen
5 Phasen-Modell - Kreditschaffung
Verstärkung des Booms.
Geldmengenausweitung und/oder verstärkte Kreditaufnahme.
Deutlicher Preisanstieg innerhalb der Assetklasse.
Positive Feedback-Schleife: Verstärkte Berichterstattung, weiter steigende Kurse, Boom erscheint glaubwürdig, weiter steigende Kurse und Vermögenssteigerungen.
5 Phasen-Modell - Euphorie
Zusätzliche Investitionen als Spekulation auf weitere Preissteigerungen
Marktteilnehmer überschätzen die zu erwartenden Renditen
Unternehmen finanzieren sich verstärkt durch Fremdkapital, um die EK-Renditeansprüche zu erfüllen
Einsatz neuer Bewertungstechniken, um steigende Aktienkurse zu rechtfertigen. Bisherige Techniken (DCF etc.) seien nicht mehr aussagefähig
Hoher Optimismus und überhöhte Selbsteinschätzung der Marktteilnehmer
5 Phasen-Modell - Kritische Phase
Signifikante Insider-Verkäufe.
Finanzielle Not aufgrund hoher Verschuldung.
Krisenauslösendes Ereignis: Insolvenz eines UN oder einer Bank,Bilanzskandal, geldpolitischer Schock
5 Phasen-Modell - Abscheu
Starke Abneigung der Marktteilnehmer gegenüber den Kapitalmärkten.
Im Anschluss an Panikverkäufe nur noch geringe Handelsumsätze.
In Extremsituationen: Interventionen der Zentralbanken.
Reaktion auf die letzte Phase: Regulatorische Bemühungen seitens der Politik
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