4 Kardinalsymptome des Morbus Parkinson (Schüttellähmung)
Hypo- und Akinese
pathologische Bewegungslosigkeit der Skelettmuskulatur
Minus-Symptomatik
Ruhetremer (Zittern)
Plus-Symptomatik
Rigor (Muskelsteifheit)
Posturale Instabilität (Stand- und Gangunsicherheit)
Zusätzlich vegetative (vermehrter Speichel-und Tränenfluss, Störung der Blasen- und Darmfunktion), psychische Störungen (Depressionen, Schlafstörungen) und kognitive Störungen
Ursache: Untergang dopaminerger Neurone in der Substantia nigra pars compacta
Dunkelfärbung aufgrund von Melanin (entsteht bei der Biosynthese von Dopamin als Nebenprodukt) und Eisen
Symptome treten erst auf, wenn etwa 70 % der Dopamin-produziererenden Zellen der Substantia nigra abgestorben sind
Levodopa
Levodopa ist eine aromatische Aminosäure (S-Konfiguration
liegt als Zwitterion vor
pKs1 (COOH) = 2,3
pKs2 (NH2) = 8,7
pKs3 (4-OH) = 9,7
pKs4 (3-OH) = 13,1
—> 4 Dissoziationsstufen
Die beiden Phenolgruppen liegen unter physiologischen Bedingungen nicht dissoziiert vor
Catecholstruktur —> oxidationsempfindlich
Wirkungsmechanismus:
dient zur Substitution des Neurotransmitters Dopamin
Levodopa = Prodrug von Dopamin (Eigentliche Wirkform)
Jedoch kann Dopamin aufgurnd seiner hohen Polarität die BHS nicht überwinden
rascher Metabolismus im Blutplasma
Levodopa ist zwar noch polarer, aber kann über Aminosäuretransporter in die BHS aufgenommen werden (Solute-Carrier-Transporter)
im ZNS wird Levodopa dann in den dopaminergen Neuronen durch DOPA-Decarboxylase in Dopamin umgewandelt
D1-ähnliche Gruppe
Gs-gekoppelt
führt zu einer Aktivierung der Adenylatcyclase
D2-ähnliche Gruppe
Gi-gekoppelt
führt zu einer Hemmung der Adenylatcyclase
D1-Rezeptor (D1 > D2)
D5-Rezeptor
D2-Rezeptor
D3-Rezeptor
D4-Rezeptor
Levodopa verbessert vor allem Akinese und Rigor
Tremor und posturale Instabilität sprechen nicht oder nur wenig an
Nach 5 Jahren —> Abfall der Wirksamkeit
Wirkungsschwankungen treten auf (On-Off-Fluktuationen)
abnorme unwillkürliche Bewegungen (Dyskinesien)
paradoxe Akinesien
Diskussion der Ursache
eventuell neurotoxische Wirkung von Levodopa
veränderte Empfindlichkeit von Dopamin-Rezeptoren
Aufgrund des Abfalls der Wirksamkeit versucht man vor allem bei jungen Patienten durch den Einsatz von Dopamin-Agonisten und MAO-B-Inhibitoren die Gabe von Levodopa herauszuzögern
trotzdem noch Goldstandard in der Therapie :)
Nebenwirkungen:
insebesondere am Anfang der Therapie kommt es zu Übelkeit und Erbrechen
Zurückzuführen auf die Stimulation von Dopamin-Rezeptoren im Brechzentrum (Area postrema)
Interaktionen:
Einnahme von Levodopa nicht mit proteinhaltiger Nahrung
konkurriert mit anderen Aminosäuren um den für die Resorption erforderlichen Aminosäuretransporter
Antipsychotika vermindern die Wirkung von Levodopa aufgrund der D2-Blockade
Biotransformation
Levodopa wird zum überwiegenden Teil schon in der Peripherie zu Dopamin decarboxyliert
bei gleichzeitiger Applikation von Dopa-Decarboxylase-Inhibitoren ist der Hauptmetabolit vor allem 3-O-Methyl-Dopa
wird vor allem in der Leber und Niere durch die COMT gebildet
Die COMT überträgt hierbei eine Methylgruppe vom Kofaktor S-Adenosyl-L-methionin auf die 3-Hydroxygruppe des Levodopa
3-O-Methyldopa —> große Plasmahalbwertszeit
akkumuliert
Im Gehirn wird nach Decarboxylierung das entstandene Dopamin zum einen durch die MAO-B
MAO-B: in den benachbarten Gliazellen der dopaminergen Neurone
und zum anderen durch die COMT metabolisiert
Homovanillinsäure wird mit dem Urin letzlich augeschieden
Dopa-Decarboxylase-Inhibitoren
beeinflussen die Parkinson-Symptome selbst nicht
Unterbinden die Biotransformation von Levodopa außerhalb des Zentralnervensystems
Dopa-Decarboxylase-Inhibitoren, können aufgrund der Polarität nichts ins ZNS permeieren
Senkung der Tagesdosis von Levodopa um den Faktor 5
Senkung der peripheren Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Hyptonie
Decarboxylase-Inhibitoren = Alkylhydrazine
aufgrund des nebachbarten elektronegativen N-Atoms sind sie weniger basisch als Amine, aber stärkere Nucleophile
Carbidopa (am Alpha-C-Atom S-konfiguriert)
pKs-Wert (Hydrazingruppe) = 7,3
pKs-Wert (COOH) = 2,3
bei physiologischem pH-Wert liegt es zu etwa 50 % als Zwitterion und zu 50 % als Anion vor
Zusätzlich noch die 2 Hydroxygruppen machen es zu einem hochpolaren AS der die BHS nicht überwinden kann
Benserazid —>Pyrogallolderivat
liegt als Racemat vor
Chiralitätszentrum liegt außerhalb des Pharmakophors in der Prodrug-Gruppe
wird schnell und vollständig zum eigentlich wirksamen Hydrazin hydrolisiert
Wirkform auch polar —> nicht BHS-gängig
pKs-Wert = 9,3
aufgrund der Aminogruppe des Serins
Biochemische Grundlagen der Dopa-Decarboxylase
Außer Levodopa sind auch andere aromatische Aminosäuren Substrate von der Dopa-Decarboxylase
z.B. 5-HT
Aromatische L-Aminosäure-Decarboxylase
Kofaktor: Pyridoxalphosphat
ist im aktiven Zentrum durch eine Salzbrücke fixiert (Asp)
Bei einigen Pyridoxalphosphat-abhängigen Enzymen liegt der Pyridinring protoniert vor
deswegen Bezeichnung als Elektronenfalle
die anionischen Zwischenprodukte werden durch Elektronendelokalisation stabilisiert
auch nach Decarboxylierung der Fall
Im substratfreien Zustand reagiert Pyridoxylphosphat mit der Aminogruppe von Lysin zu einer Schiffschen Base
Deprotonierung durch konformative Veränderung der elektrostatischen Umgebung im aktiven Zentrum
durch nukleophilen Angriff von Levodopa wird die Aminogruppe des Lysins freigesetzt
Gleichzeitig wird Levodopa als Substrat kovaleent an den Kofaktor gebunden
in dieser Form erfolgt die Decarboxylierung + Protonierung durch His
das entstandene Dopamin wird in einer zweiten Transaminierung durch die freie Aminogruppe des Lys vom Kofaktor verdrängt
der Ausgangszustand wird wieder hergestellt
Wirkungsmechanismus der Dopa-Decarboxylase-Inhibitoren
Carbidopa
die Hydrazingruppe von Carbidopa reagiert anstelle der Aminogruppe des Levodopa mit dem Kofaktor Pyridoxalphosphat
das gebildete Hydrazon imitiert die Schiff-Base-Verknüpfung des Substrates mit dem Kofaktor
Kofaktor wird blockiert und die Decarboxylase ist nicht mehr in der Lage Levodopa als Substrat umzusetzen
der Catecholring des Inhibitors bildet mit der 3-OH- und der 4-OH-Gruppe jeweils eine H-Brücke zur Phosphatgruppe des Kofaktor aus
zusätzlich kommt es zu Van-der-Waals-IA mit hydrophoben Aminosäuren im akt. Zentrum
Benserazid
wahrscheinlich imitiert die Hydrazingruppe auch durch Bildung eines Hydrazons die Schiff-Base-Verknüpfung nach
die zusätzliche 2-OH-Gruppe könnte für die starke Bindung verantwortlich sein, da sie H-BB zu einer Gruppe von strukturellen Wassermolekülen in der Nähe des aktiven Zentrums ermöglicht
35% wird unverändert ausgeschieden
Methyl-3,4-Dihydroxyphenylpropionat
durch COMT zusätzlich das 3-Methoxy-4-Hydroxy-Derivat
Benserazid kann auch durch die COMT methyliert werden
beide werden zum Teil in glucuronidierter Form eliminiert
Dopamin-Agonisten
die Dopamin-Agonisten sind mit Ausnahme von Apomorphin weniger stark wirksam als Kombinationen von Levodopa mit Decarboxylase-Inhibitoren
im Gegensatz zu Levodopa können sie die BHS ohne Transporter überwinden
zusätzlich müssen sie auch nicht metabolisch aktiviert werden
längere HWZ als Levodopa
länger anhaltende Stimulation des Dopamin-Rezeptors bei geringeren Wirkungsfluktuationen
bilden im Gegensatz zu Levodopa auch kein toxisches H2O2
Patienten im Frühstadium
können häufig mehrere Jahre ausreichend gut mit Dopamin-Agonisten behandelt werden bevor sie Levodopa benötigen
Hinauszögerung des Auftretens von Dyskinesien
wird eine Levodopa-Therapie notwendig kann die Dosis von Levodopa reduziert werden durch gleichzeitige Gabe von Dopamin-Agonisten
Zusätzlich Reduzierung der NW
2 Gruppen
Ergolin-Derivate
Nicht-Ergolin-Derivate
—> nur noch eingesetzt, wenn nichtergoline Dopamin-Agonisten nicht ausreichend wirksam sind, unwirksam sind oder nicht vertragen werden
Ergoline führen sehr häufig zu fibrotischen Veränderungen an Herz oder auch Lunge
Bromocriptin
wurde ursprünglich als Prolactin-Hemmer entwickelt, um den natürlichen Milchfluss nach der Geburt zu vermindern oder zu hemmen
Unterschied zu Levodopa
Levodopa aktiviert auch D1-Rezeptoren
Ergolin —> Struktur und Eigenschaften
Tetrazyklus aus Indol und partiell hydriertem Chinolin
Ergolin: Grundkörper der Mutteralkaloide
enthält die Phenylethylamin-Partialstruktur des Dopamins
Lysergsäure
—> liegt in den Ergotalkaloiden als Amid eines zyklischen Tripeptids vor
Die einzelnen Vertreter unterscheiden sich in den Aminosäuren des Tripeptids
L-Leucin
L-Prolin
Alpha-Hydroxyvalin
Carbergolin
—> zum medikamentösen Abstillen als Mittel der Wahl
—> wird auch als Prolaktin-Hemmer verwendet
Präparatin in Deutschland —> Ropinirol
Wirkmechanismus:
Pramipexol, Ropinirol, Piribedil:
--> selektive D2/D3-Rezeptor-Agonisten
Derzeit am häufigsten verschrieben:
Pramipexol
Struktur Pramipexol:
2-Aminothiazolring mit Cyclohexanring kondensiert
Phenylring wurde bioistoster gegen ein Thiazolring ersetzt (pKs = 5,6)
Apomorphin
—> aktiviert sowohl D1- als auch D2-Rezeptoren
seine Wirkstärke ist mit der von Levodopa vergleichbar
orale BV gering, HWZ kurz
Applikation parenteral (v.a. subkutan) mit einem Pumpensystem oder Autoinjektor
Einsatz
bei On-Off-Phänomene
MAO-Inhibitoren
Käseeffekt
—> durch Gabe von MAO-Inhibitoren lässt sich der Abbau von Dopamin im Gehirn hemmen (v.a. in Gliazellen und Astrozyten)
die Konzentration des Dopamins im synaptischen Spalt erhöht sich + die Wirkdauer verlängert sich
In der Parkinsontherapie werden nur selektive MAO-B-Hemmer und keine dualen MAO-B-Inhibitoren eingesetzt
Duale MAO-Hemmer wie z.B. Tranylcypromin hemmen beide MAO-Isoformen irreversibel und lösen dadurch häufig hypertensive Krisen aus
—> Käse-Effekt
Ursache:
gleichzeitiger Verzehr tyraminhaltiger Nahrungsmittel
zugeführtes Tyramin wird nicht durch MAO-A abgebaut
wird in die Vesikel noradrenerger Neurone aufgenommen und setzt NA frei
Blutdruckerhöhung
MAO
FAD-abhängige Oxidoreduktase
die primäre Amine wie Dopamin mit O2 und H2O zu den entsprechenden Aldehyden NH3 und H2O2 umsetzen
MAO-A: Abbau von Serotonin, Noradrenalin
Gliazellen, die den synaptischen Spalt der Nervenzellen umgeben weisen hohe MAO-B-Aktivitäten auf
Selegilin und Rasagilin
MAO-B-Hemmer
Propargylamin-Derivate
N-Propinylgruppe mit Dreifachbindung
Selegilin
Tertiäres Amin pKs= 7,4
Rasagilin
Sekundäres Amin pKs = 7,1
—> Propinylgruppe senkt die Basizität deutlich herab
liegen beide physiologisch zu 50% ungeladen vor
Überschreiten gut die BHS aufgrund ihrer hohen Lipophilie
WM:
Initialbehandlung im Frühstadium
Anwendung in Kombi mit Levodopa falls dies nach längerem Einsatz nicht mehr ausreichend wirksam ist
COMT-Inhibitoren
Wird verwendet um den verfrühten Abbau von Levodopa zu verhindern und um die BV von Levodopa zu erhöhen
geringere motorische On-off-Fluktationen
Dosisverringerung möglich
COMT-Hemmer binden anstelle des Substrates als zweizähnige Liganden reversibel an den Mg-Komplex im aktiven Zentrum des Enzyms
ortho-ständige Nitrogruppe + der elektronenziehende para-Substituent führen zur vollständigen Deprotonierung der 4-OH-Gruppe im Catecholring
ermöglicht eine Salzbrücke des Phenolat-Anions zu einer protonierten Lysin-Seitenkette
durch die verminderte Nukleophilie wird die Methylierungsreaktion weitgehend unterbunden
Nitrocatechol-COMT-Inihibitoren = KEINE Substrate des Enzyms
Entacapon —> hemmt die COMT nur in der Peripherie
zu polar (wegen der Acrylamid-Struktur)
Anticholinergika
bei Morbus Parkinson weniger effektiv als dopaminerge Wirkstoffe
beeinträchtigen die kognitive Fähigkeiten, bei älteren Patienten vermeiden
gegen das Übergewicht an ACh im Corpus striatum gerichtet
wirken durch kompetitive Blockade peripherer und zentraler Muscarin-Rezeptoren
Beispiel:
Amantadin
auch ein Virustatikum
wirkt anticholinerg
erhöht die synaptische Verfügbarkeit von Dopamin
Last changed10 months ago