Protonenpumpen-Inhibitoren
Benzimidazol-Derivate
Target für die antisekretorischen Effekte —> Protonenpumpe (H+/K+-ATPase)
der Pyridin-Stickstoff agiert in dem Aktivierungsmechanismus der Prazole als Nukleophil
um die Nucleophilie des Stickstoffs zu erhöhen führte man eine zum N-Atom para-ständige Methoxy-Gruppe ein
erhöht die Elektronendichte am Pyridin-Stickstoff (der Unterschied, wenn die Methoxy-Gruppe in der meta-Position ist, ist dass dort keine negative Ladung am N vorliegt in der Mesomerie)
Methoxy-Gruppe in ortho-Position führt zusätzlich zu einer sterisch ungünstigen Interaktion mit dem Benzimidazolring und verhindert die Bioaktivierung im sauren Milieu
Protonenpumpe
Bei der Sekretion der Magensäure in das Lumen bilden die Parietalzellen Einstülpungen, die als Canaliculi bezeichnet werden
gelten als Einlassventil für Salzsäure
Carboanhydrase:
Protonengenerator —> stellt die zur Salzsäureproduktion erforderlichen Protonen bereit
katalysiert aus Wasser und Kohlendioxid die Bildung von Kohlensäure
dissoziieren spontan zu Protonen und HCO3(-)-Ionen
HCO3(-)-Ionen verlassen die Zelle im Austausch gegen Chlorid
Enzym-katalysierte Reaktion ist reversibel
erhöhte Protonenkonzentrationen in der Zelle würden die Protonenbildung verlangsamen
Für den Protonentransport aus den Parietalzellen sorgt die membranständige Protonenpumpe —> H+/K+-ATPase
für die Salzsäureproduktion entscheidend
sie pumpt Protonen aus dem Parietalzellen in das Canaliculus-Lumen heraus und im gleichen Verhältnis K+-Ionen in die Zelle hinein
Protonen-Gradient innerhalb der Zelle zu Caniculi
1:10000000
Adenosintriphosphat (ATP) wird dabei verbraucht
Chlorid-Ionen verlassen die Zelle über einen separaten Chlorid-Ionenkanal
Ausstrom der Chlorid-Ionen ist dem Ausstrom der Protonen angepasst
—-> für jedes aus der Zelle gepumpte Proton verlässt auch ein Chlorid-Ion die Zelle
Resultat: es bildet sich in den Canaliculi Salzsäure
Prazole
Struktur- und Eigenschaften
Prazole = amphotere Verbindungen
Benzimidazol-Stickstoff in 3-Position:
nur sehr schwach basisch (pKs1 = 0,79-9
die elektronenziehende Sulfinyl-Gruppe steht mit dem Stickstoff in Konjugation
liegt nur im stark sauren Milieu protoniert vor
Basizität entscheidend für die Bioaktivieurng der Prazole
erhöht man den pKs-Wert erleichtert dies zwar die Umwandlung in die aktive Sulfensäure, aber gleichzeitig eben auch den Abbau zu inaktiven Produkten (schlecht)
Basizität des Pyridin-Stickstoffs (pKs2 = 4,06)
basischer als das Benzimidazol-Stickstoff
entscheidend für die Bioaktivierung der Prazole, ihre Ionisierung und Akkumulation am Wirkort
der Elektronenzug der Sulfinylgruppe bedingt eine NH-Acidität am Benzimidazol-NH-1
in dieser schwach sauren Position erfolgt die Salzbildung mit Natrium- oder Magnesium-Ionen
pKs3 = 8,80
die dem Sulfoxid benachbarten Methylenprotonen sind CH-acide
pKs4-Wert für die Protonenabgabe ist allerdings sehr hoch und physiologisch nicht relevant
Stereochemie
Mit der Sulfoxidstruktur besitzen Prazole ein tetraedrisch koordiniertes S-Atom
neben den 3 unterschiedlichen Substituenten besitzt es ein nichtbindendes Elektronenpaar und damit ein Asymmetriezentrum
Prazole isnd am asymmetrisch substituierten S-Atom konfigurationstabil
beide Enantiomere können isoliert werden
Wirkungsmechanismus
Nach Resorption im Dünndarm gelangen die Prazole über die Blutbahn in die Belegzellen der Magenschleimhaut
werden aufgenommen und diffundieren in die Canaliculi
nach Bioaktiverung in dem sauren Mikromilieu blockieren die Prazole den aktiven Transport von Protonen aus den Parietalzellen in das Magenlumen
indem sie an die H+/K+-ATPase kovalent binden und diese irreversibel hemmen
Mittel der 1. Wahl in der Ulkustherapie (haben die H2-Antihistaminika in dieser Rolle abgelöst)
Vorteil der Protonenpumpen-Hemmung ggü der H2-Antihistaminika und den Muskarinrezeptor-Antagonisten
greift an einem Target an, das den finalen Schritt der Magensäuresekretion ausführt
kann unabhängig vom Triggermechanismus blockiert werden
Protonenpumpe liegt auch nur in der kanalikulären Membran vor —> anders als bei H2- oder cholinergen Rezeptoren
Struktur-Wirkungsbeziehung
Möglichkeiten der Strukturmodifikation stark limitiert aufgrund des hochspezifischen Wirkungsmechanismus
Betreffen im wesentlichen das Substitutionsmuster der Aromaten
4-Fluoralkoxy erhöht die Lipophilie und verbessert die BV
Substituenten im Benzimidazolring beeinflussen den ersten Reaktionsschritt des säurekatalysierten Aktivierungsmechanismus und die Stabilität der Protonenpumpen-Inhibitoren
Bioaktivierung der Prazole
Als freie Basen können die Prazole ungehindert die biologischen Membranen passieren
diese Bedingungen liegen in den sekretorischen Canaliculi der Parietalzellen (pH<2) vor
in geladener Form sind die Substanzen zu polar, um aus den Canaliculi durch die Zellmembran in die Zelle zurückzukehren —> hohe Anreicherung am Wirkort
entscheidend für den weiteren Aktivierungsverlauf ist der Anteil an Moleküle mit nicht protoniertem Pyridin-Stickstoff
Protonierung = Verlust der nucleophilen Eigenschaften
Es entsteht ein Spiro-Intermediat
aromatischer Charakter im Bereich des Imidazols geht verloren —> hohe Neigung zur Rearomatisierung
Wiederherstellung der Doppelbindung und Spaltung der C-S-Bindung —> Sulfensäure-Intermediat
Das Chiralitätszentrum am S-Atom wird zerstört
Sulfensäuren = instabil + ggü. Nukleophile sehr reaktiv
ist bereits biologisch aktiv + bindet kovalent über eine Disulfidbrücke an die H+/K+-ATPase
Es dominiert i.d.R. der intramolekulare Angriff der Benzimidazol-NH-Gruppe am elektronenarmen S-Atom der Sulfensäure —> es entsteht unter Abspaltung von Wasser das kationische Pyridinium-Sulfenamid
irreversibler Inhibitor der H+/K+-ATPase
bindet kovalent über eine Disulfidbrücke an einen oder mehrere der 3 zugänglichen Cystein-Reste
Die kovalente Bindung verhindert die Anlagerung von ATP an das Enzym + damit die Bereitstellung der für die Pumpenarbeit benötigten Energie
Irreversibel
Die Säureproduktion kann nur durch De-novo-Synthese des Enzyms regeneriert werden
trotz der kurzen HWZ der Prazole hält die Wirkung daher über 1-3 Tage
Prazole werden im Sauren rasch transformiert
bei orale Fabe müssen diese deswegen in einer magensaftresistenten Arzneiform vorliegen
Prodrugs?
Sie sind keine echten Prodrugs
sie werden nicht auf enzymatischem Weg oder durch eine geplante chemische Reaktion aktiviert
Aktivierung ist ein rein phänomenologischer Befund und nicht das Resultat eines gezielten Prodrug-Designs
wurde erst später als eigentliches Wirkprinzip identifiziert
Biotransformation von Omeprazol
Interaktionen
können wegen der Benzimidazol- und Pyridin-Partialstruktur an Fe2/Fe3-Ionen koordinieren
so eben auch im aktiven Zentrum der CYP-Enzyme (insbesondere CYP2C19)
dadurch hemmen sie den oxidativen Abbau verschiedener AS
z.B die CYP-vermittekte Bioaktivierung von Clopidogrel
Langzeiteinnahme scheint das Risiko für Eisenmangel zu erhöhen
Analytische Aspekte
Titration
Omeprazol wird als NH-acide Verbindung in Ethanol mit Natronlauge titriert
Omeprazol-Natrium wird mit Salzsäure titriert und dabei am Benzimidazol N1 deprotoniert bzw. protoniert
Endpunkt wird jeweils potentiometrisch bestimmt
Wie liegt Omeprazol vor?
Omeprazol
Omeprazol-Natrium
Omeprazol-Magnesium
beschreibt jeweils das Racemat
Esomeprazol (S-Enantiomer) ist auch im Handel
ggü. dem R-Enantiomer besteht kein Unterschied in der Pharmakodynamik, da im Verlauf der Bioaktivierung das Chiralitätszentrum aufgehoben wird
wird jedoch wesentlich langsamer metabolisiert
Pantoprazol
Natrium-Sesquihydrat
die Einführung der beiden Fluoratome an der Methoxygruppe im Benzimidazolring vermindert die Basizität an N3 ggü Omeprazol
Pantoprazol hat mit pKs1 = 0,11 den niedrigsten pKs1-Wert aller Prazole und ist demzufolge am Benzimidazol N3 in geringem Ausmaß protoniert
weist dementsprechend die geringste Reaktivität aug und ist etwas stabiler als Omeprazol
Umwandlung zur biologisch aktiven Sulfensäure und zum Sulfenamid erfolgt dementsprechend langsamer
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