Vorgeschichte
Die erste Weltmissionskonferenz, die 1910 in Edinburgh unter dem Motto „Evangelisation der Welt in dieser Generation“ stattfand, gilt als symbolischer Ausgangspunkt der modernen ökumenischen Bewegung.
Entscheidende Anstöße gab dann 1920 das Ökumenische Patriarchat Konstantinopel mit dem öffentlichen Aufruf, eine ständige gemeinsame Vertretung aller Kirchen zu schaffen, einen Kirchenbund in Anlehnung an den nach dem Ersten Weltkrieg geschaffenen Völkerbund.
Ähnliche Anstöße gaben der schwedische Erzbischof Nathan Söderblom und J.H. Oldham aus Großbritannien.
Zwei Strömungen des ökumenischen Lebens waren für das Entstehen des ÖRK von besonderer Bedeutung:
die Bewegung für Praktisches Christentum (Life and Work), die internationale Konferenzen 1925 in Stockholm, 1937 in Oxford abhielt, und
die Bewegung Glauben und Kirchenverfassung (Faith and Order), deren internationale Konferenzen 1927 in Lausanne und 1937 in Edinburgh stattfanden.
1938 beschlossen die beiden Bewegungen in Utrecht ihre Vereinigung, die aber wegen des Zweiten Weltkriegs aufgeschoben werden musste.
WCC, ÖRK
Entstehung:
als Reaktion auf die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und den Wunsch nach einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Kirchen. Die Gründungsversammlung fand 1948 in Amsterdam statt und wurde von 361 Delegierten aus 147 Kirchen verschiedener Konfessionen und Ländern besucht.
Basis und Ziele
in dem Glauben an Jesus Christus als Herrn und Erlöser
und im Bekenntnis zu einer gemeinsamen christlichen Identität.
Die Ziele des ÖRK umfassen die Förderung der Einheit der Kirchen, die Förderung von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sowie die Zusammenarbeit in theologischen, ökumenischen und missionarischen Fragen.
Dialog und Zusammenarbeit
hat sich aktiv um den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen auf der ganzen Welt bemüht.
Er hat wichtige theologische Diskussionen geführt und sich für soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte und Frieden eingesetzt.
hat auch Programme zur Förderung der interreligiösen Beziehungen und des interkulturellen Dialogs entwickelt.
Ökumenische Bewegung
zentrale Rolle bei der Förderung der ökumenischen Bewegung gespielt.
Er hat internationale ökumenische Versammlungen organisiert, darunter die Weltmissionskonferenz 1961 in Neu-Delhi und die Weltkonferenz zur Kirchen und der Gesellschaft 1968 in Uppsala.
hat auch ökumenische Partnerschaften und gemeinsame Projekte auf regionaler und globaler Ebene gefördert.
Herausforderungen und Weiterentwicklungen
hat im Laufe der Jahre mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen gehabt:
darunter unterschiedliche theologische Positionen
finanzielle Ressourcen und
die Vertretung von Kirchen aus verschiedenen Regionen.
hat sich versucht weiterentwickelt, um auf diese Herausforderungen zu reagieren, und neue Schwerpunkte wie
Geschlechtergerechtigkeit
interkulturelle Verständigung und
interreligiösen Dialog hinzugefügt.
Zusammenfassung
Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine wichtige Institution in der christlichen Welt und hat dazu beigetragen, den Dialog, die Zusammenarbeit und die Einheit zwischen den Kirchen weltweit zu fördern. Durch seine Programme und Aktivitäten setzt er sich für Frieden, Gerechtigkeit und den Schutz der Schöpfung ein.
Gründung
Die Gründungsversammlung fand vom 22. August bis 4. September 1948 in Amsterdam statt. Die 361 Delegierten von 146 Kirchen bestätigten dem ÖRK
„die Möglichkeit gegenseitiger Beratung und Gelegenheit für ein gemeinsames Vorgehen in Fragen gemeinsamer Interessen [zu] schaffen. [...]
Er hat die Vollmacht, regionale Konferenzen und Weltkonferenzen über bestimmte Fragen je nach Bedarf einzuberufen.
Beginn durch Karl Barth gekennzeichnet
Probleme um politische Fragen:
daß die Kirchen kein Gesellschaftssystem zu bevorzugen hätten, [... da] weder der Kapitalismus noch der Kommunismus christliche Authentizität für sich in Anspruch nehmen könnten.
Ein Präsidium aus sechs Vorsitzenden wurde gebildet. Generalsekretär wurde W. A. Visser ’t Hooft,
der „für viele als der wirkliche Vorsitzende des ÖRK (galt).“
Im ersten Zentralausschuss des ÖRK (90 Mitglieder) wollte man „eine ausreichende Anzahl von Laien und Frauen ernennen, was nahezu gelang.“
Das Heilige Offizium des Vatikans hatte nach Einladungen des Vorbereitenden Ausschusses darauf hingewiesen, dass
„‚gemischte Versammlungen‘ ohne vorherige Erlaubnis des Heiligen Stuhls“ verboten seien.
„Keinem römischen Katholiken wurde vom Heiligen Stuhl die offizielle Erlaubnis [zur Teilnahme] gegeben.“
Die einzigen dann teilnehmenden römischen Katholiken waren Journalisten.
Weitere Entwicklungen
Anfangs waren nur zwei der Säulen der frühen ökumenischen Bewegung am ÖRK beteiligt.
1961 wurde auch der 1921 gegründete Internationale Missionsrat (IMR) als Kommission für Weltmission in die Organisation integriert.
1971 schließlich integrierte der ÖRK eine vierte Bewegung, den Weltrat für Christliche Erziehung, der sich von der Sonntagsschulbewegung im 18. Jahrhundert herleitet.
Beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) waren Beobachter des ÖRK zugelassen.
In der Folge kam es zu einem kontinuierlichen Annäherungsprozess zwischen der römisch-katholischen Kirche und der ökumenischen Bewegung
Unitatis redintegratio (UR)
Vollversammlungen
1948 Amsterdam Niederlande Die Unordnung der Welt und Gottes Heilsplan
1954 Evanston USA Jesus Christus – die Hoffnung der Welt
1961 Neu-Delhi IndienJ esus Christus – das Licht der Welt
1968 Uppsala Schweden Siehe, ich mache alles neu
1975 Nairobi Kenia Jesus Christus befreit und eint
1983 Vancouver Kanada Jesus Christus, das Leben der Welt
1991 CanberraAustralienKomm, Heiliger Geist, erneuere die ganze Schöpfung
1998 Harare Simbabwe Kehret um zu Gott – seid fröhlich in Hoffnung
2006 Porto Alegre BrasilienIn Deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt
2013 Busan Südkorea Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Frieden und Gerechtigkeit
2022 Karlsruhe Deutschland Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt
Eröffnungsgottesdienst. Liturgen waren Mitglieder des Übergangsauschusses:
Marc Boegner, Pastor (Reformierte Kirchengemeinschaft)
Geoffrey Fisher, Erzbischof von Canterbury (Anglikanische Kirchengemeinschaft)
Germanos von Thyatira, Metropolit (Orthodoxes Patriarchat von Konstantinopel)
Erling Eidem, Erzbischof von Uppsala (Lutherische Kirchengemeinschaft)
K. H. E. Gravemeyer, Pastor (Niederländisch-Reformierte Kirche als Gastgeber).
Die Eröffnungsreferate zum Thema der Vollversammlung, „Die Unordnung der Welt und Gottes Heilsplan,“ hielten Karl Barth und Charles Harold Dodd.
Die theologische Arbeit geschah in vier Sektionen, die den vier Arbeitsbereichen des ÖRK entsprachen
Sektion I: Die Kirche in Gottes Heilsplan (The Universal Church in God’s Design); Vorsitzender: Hanns Lilje; bekannte Mitglieder: Karl Barth, Emil Brunner, Anders Nygren, Paul Ramsey, Edmund Schlink.
Sektion II: Die Kirche bezeugt Gottes Heilsplan (The Church’s Witness to God’s Design);
Sektion III: Die Kirche und die Auflösung der gesellschaftlichen Ordnung (The Church and the Disorder of Society); Vorsitzender: Reinhold Niebuhr.
Sektion IV: Die Kirche und die gesellschaftliche Unordnung (The Church and the International Disorder). In Erinnerung blieb von dieser Sektion die Kontroverse von John Foster Dulles und Josef Hromádka über die Stellung der Kirche zum Kommunismus.
Am Sonntagmorgen, dem 29. August 1948, fand in der Nieuwe Kerk ein reformierter Abendmahlsgottesdienst statt, zu dem Mitglieder anderer Konfessionen eingeladen waren. Anglikaner, Orthodoxe und Lutheraner feierten eucharistische Gottesdienste an den folgenden Tagen.
Spannungen zwischen Protestantismus und Orthodoxie
WCC besteht im Wesentlichen aus Kirchen der evangelischen und der orthodoxen Tradition.
Diese unterscheiden sich sehr stark in ihrem Selbstverständnis als Kirche und in ihrer Theologie, was von Anfang an zu Spannungen geführt hat.
Es war deshalb für den ÖRK nötig, schon in der 1950 vom Zentralausschuss angenommenen Erklärung von Toronto klarzustellen, dass er „sich nicht auf den Boden einer besonderen Auffassung von der Kirche stellen“ wolle und die Mitgliedschaft nicht voraussetze, dass man die anderen Mitgliedskirchen „als Kirchen im wahren und vollen Sinne des Wortes“ anerkennen müsse.
Während der ÖRK sich ursprünglich als Bewegung in Richtung der Wiederherstellung der Einheit der christlichen Kirchen verstand, hat er sich in den letzten Jahrzehnten mehr bemüht, der Pluralität der Bewegungen, Aktionen und Probleme in der Welt gerecht zu werden. Diese Richtungsänderung stieß bei Kirchen, die sich besonders der Einheitsbewegung verpflichtet sehen – insbesondere bei den orthodoxen Kirchen – zunehmend auf Widerspruch.
Die bisherige Struktur mit Mehrheitsabstimmungen bevorzugte die Sicht der evangelischen Kirchen, die daher in den Prioritäten und Programmen des ÖRK dominierte
Kritik
Kritisiert wurde die Haltung gegenüber realsozialistischen Regierungen und deren Menschenrechtsverletzungen während der 1960er und 1970er Jahre.[19]
In den 1970er Jahren gab es, unter anderem aus der EKD, Kritik an der finanziellen Unterstützung militanter afrikanischer Widerstandsbewegungen (ANC, SWAPO, Zimbabwe African National Union) im Anti-Rassismus-Programm.[20]
Die orthodoxen Kirchen haben den ÖRK u. a. wegen der von ihnen empfundenen Dominanz von liberal-protestantischen Themen wie Frauenordination und positive Bewertung der Homosexualität in den letzten Jahren mehrmals scharf kritisiert, haben sich aber zunächst zur Fortführung ihrer Mitgliedschaft entschieden. Nur die georgische und die bulgarische Kirche traten aus.
2002 kritisierten Landesbischöfin Margot Käßmann und Bischof Wolfgang Huber, dass die Ostkirchen die Kirchlichkeit der reformatorischen Kirchen bezweifelten, was keine gute Grundlage für eine verbindliche Zusammenarbeit biete.[21]
Der Evangelische Pressedienst fasste eine Reihe von kritischen Reaktionen auf die Vollversammlung 2006 in Porto Alegre folgendermaßen zusammen: „Dem Kasseler Bischof Martin Hein, der wieder in den ÖRK-Zentralausschuss gewählt wurde, vermisste ‚zündende Ideen‘ und Visionen für Reform der ökumenischen Bewegung. Der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Thomas Wipf, bezeichnete die Arbeitsbedingungen bei den erstmals im Konsens getätigten Abstimmungen als ‚nicht optimal‘. Positiv gab sich Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter (Lübeck), die viel ‚Lebendigkeit und spirituelle Kraft‘ ausmachte. Für Missfallen und Unmut sorgte bei allem Harmoniestreben die Tagungsregie. So beklagten viele Delegierte die fehlende Aussprache über einen Gebetsaufruf zur Reform der Weltwirtschaft. Einige empörten sich, das Dokument befördere einseitig Kapitalismuskritik und sei nicht von wirtschaftlichem Sachverstand getrübt. Auch der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, konnte in dieser Sache nicht vermitteln. Die Globalisierung, betonte er in Porto Alegre, habe viele Gesichter: Zum einen könnten hasserfüllte Gewaltdemos gegen die Mohammed-Karikaturen weltweit organisiert werden. In kurzer Zeit seien aber internationale Hilfsaktionen für Katastrophen-Opfer wie etwa nach dem Tsunami möglich.“[22]
Verschiedentlich wurde dem ÖRK eine einseitige oder gar antisemitische Haltung gegenüber Israel vorgeworfen.[23] Vor der Vollversammlung 2022 äußerte der Zentralrat der Juden in Deutschland die Sorge vor einem antisemitischen Eklat.[24] Der ÖRK hat diese Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen, so auch auf der Vollversammlung 2022. Dabei erklärte der geschäftsführende Generalsekretär des Weltkirchenrates, Ioan Sauca: „Wir widersetzen uns allen Formen von Antisemitismus, lehnen sie ab, ächten und verurteilen sie.“ Zugleich stehe der ÖRK für gleiche Menschenrechte für Palästinenserinnen und Palästinenser ein und appelliere an die israelische Regierung, „alle Bürgerinnen und Bürger zu schützen, ungeachtet davon, ob sie israelisch oder palästinensisch sind“, und die Besetzung palästinensischer Gebiete zu beenden. Diese Forderungen hätten nichts mit Antisemitismus zu tun.[25]
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