Was ist unter Selektion und Sozialisation bei Parsons und Dreeben zu verstehen?
Sozialisation: Welche 3 hierarchisch angeordnete Systeme gibt es?
Warum kann die Funktion des Schulsystems nicht durch andere Subsysteme übernommen werden, bspw. durch die Familie oder das Wirtschaftssystem?
1. Familie
In Familie werden bestimmte private Normorientierungen vermittelt, also partikularistische Normorientierung, weil innerhalb der Familie emotionale Beziehungen bestehen, die einzigartig sind, deshalb schafft es die Familie nicht genau diese Disposition zu erzeugen, die ein moderner Mensch braucht, z.B. Unabhängigkeit, Leistungsorientierung, Leistungsstreben, nicht in dieser Vollständigkeit erzeugt werden können, die ein moderner Mensch braucht, um später z.B. seinen Beruf auszuüben und in der Gesellschaft außerhalb seiner Familie aktiv zu sein -> Spricht gegen Familie aus Sicht der Strukturfunktionalisten, aber in anderen Ländern durchaus andere Formate (z.B. Homeschooling)
Pluralität, die man kennen lernt, dadurch dass man Schule aufsucht: Man erlebt LK in ihrer Berufsrolle und diese LK ist neutral, bzw. sollte sie sein, d.h. sie bevorzugt nicht/ sagt dies nicht, gibt es vielleicht, aber wenn sie es tun entspricht dies nicht ihrer Rolle -> man lernt also von LK, was es heißt, in einer Berufsrolle ohne Ansehen der ganzen Person i.d.R. zu agieren
2. Wirtschaftssystem
Was würde Wirtschaftssystem machen, wenn es die Ausbildung übernimmt? – hätten eine wirtschaftsbezogene Ausbildung
Qualifikationen werden erzeugt, die den direkten Bedürfnissen des Wirtschaftssystems entgegenkommen würden und andere Funktionen, die nicht von Interessen für das Wirtschaftssystem sind wie Integrationsfunktion, Akulturationsfunktion, diese würden in dieser Form nicht erfüllt werden können
-> Strukturfunktionalistische Annahme (Parsons)
In moderner Gesellschaft: Ausdifferenzierung von Subsystemen, die spezialisierte Funktionen erfüllen, um das Überleben
von Gesellschaften zu sichern
Schulsystem als Subsysteme, welches wichtige Funktionen insbesondere für wirtschaftliches politisches System zu
erfüllen hat + damit zum Erhalt + zur Stabilisierung des Gesamtsystems beitragt
-> Funktionen des Schulsystems
Problem in modernen Gesellschaften: Verteilung von Arbeitskraft auf berufliche Positionen
Funktion des Schulsystems: Selektion
Problem: Aufrechterhaltung von Ordnung + Stabilitat im Gesamtsystem trotz Ausdifferenzierung
Erhalt der gesellschaftlichen Ordnung nur, wenn die Individuen dazu motiviert werden, sie freiwillig mitzutragen
Funktion des Schulsystems: Sozialisation
m Subsystem Familie könnten z.B. keine universal-spezifischen Normen erlernt werden, da sich das Subsystem Familie an partikularistisch-diffusen Normen orientiert
Subsystem Wirtschaft orientiert sich an universal spezifischen Normen, wodurch die Aneignung vin partikularistisch-diffusen Normen fehlt
Schule als zentrale + wichtige Sozialisationsinstanz zur Vermittlung funktional-spezifischer normativer Orientierung
Welche Normen sollen in der Schule erlernt werden und wie werden sie erlernt?
-> Systematisierung der Sozialisationsfunktion der Schule nach Dreeben
Relevante normative Orientierungen nach Dreeben
Unabhängigkeit -> Selbst zu handeln (wenn nicht Kooperation gefordert ist) + persönliche Verantwortung für ihr Verhalten sowie Rechenschaft für dessen Konsequenzen zu übernehmen
Individuelle Leistungsorientierung -> Aufgaben aktiv zu erfüllen + die Umwelt nach gewissen Güte-Standards zu meistern
Universalismus -> Das Recht andere anzuerkennen, sie in Kategorien einzuordnen + entsprechend zu behandeln
Spezifität -> Aufgrund einiger Merkmale und nicht aufgrund der vollen Konstellation von Merkmal, den ganzen Menschen reprasentieren:
Erkläre Unabhängigkeit und individuelle Leistungsorientierung
Unabhängigkeit:
SuS müssen selbst handeln und persönlich Verantwortung für ihr Verhalten übernehmen
stehen in keinem Abhängigkeitsverhältnis zur LK (imGegensatzzurMutter,Klasse ist zu groß)
Regeln und Sanktionen für Mogeln
Psychische Disposition, Aufgaben selbstverantwortlich zu übernehmen
individuelle Leistungsorientierung:
Aufgaben sollen nach besten Kräften aktiv erfüllt werden; werden in Leistungssituationen durch Standards verlangt
Erfahrung von Erfolg und Misserfolg
Alternativen z.B. in „extracurricularen“ Aktivitäten (z.B.Sport-oderTheatergruppen)
Umwelt nach Güte-Standards meistern
Ermöglicht Erreichen langfristiger Ziele
erkläre Universalismus und Spezifität
Universalismus
Das Recht anderer anzuerkennen, sie in Kategorien einzuordnen und entsprechend handeln
SuS werden nach gleichen Kategorien beurteilt
Spezifität
Schule soll Akzeptanz erreichen, dass SuS nur mit einem Ausschnitt ihrer Person wahrgenommen werden (der sich auf ihre Rolle als SchülerIn bezieht)
Welche Strukturen zur Vermittlung von Universalismus & Spezifität gibt es?
Erfahrung der Zuordnung zu Mitgliedschaftskategorien:
Gleiche Anforderungen für alle durch ähnliche/gleiche Aufgaben
Homogene Leistungsklassen: individualisierte Unterrichtsmethoden eingeschränkt nötig
→ SUS können gleichbehandelt werden
→ Vergleich mit anderen möglich
Versetzung: Alter ist an bestimmte Anforderungen gebunden
Fachlehrerunterricht: Gleichbehandlung auch in unterschiedlichen Situationen + durch unterschiedliche LK
Fachlehrer: nehmen immer engeres + spezialisiertes Interesse am SUS → bezogen auf das einzelne Fach
Wie würden sich LehrerInnen und SchülerInnen in bestimmten Situationen, verhalten, wenn sie universalistisch- spezifischen statt partikularistisch-diffusen Normen folgen?
Sie haben einen Unfall beobachtet, den ein/e Freund/in von Ihnen verursacht hat, indem er/sie eine rote Ampel überfahren hat. Die Polizei bittet um Zeugen. Was wären Reaktionen in Orientierung an partikularistisch-diffusen vs. Universalistisch-spezifischen Normen?
Partikularistisch-diffus: Da das Handeln durch die Beziehung zu der Person beeinflusst wird, würde eine Freund/Freundin nicht gegen eine andere Freund/Freundin aussagen.
Universalistisch-spezifisch: Da das Handeln durch Neutralität geprägt ist (nicht wertend, Beziehung zur Person wird bei Entscheidung außen vor gelassen), würde eine Freund/Freundin gegen eine anderen Freund/Freundin aussagen.
Wie zeigt sich, dass die Grundschule eine Art Brückenfunktion zwischen Familie und Gesellschaft sowie deren handlungsleitenden Normen erfüllt?
GrundschullehrerInnen übernehmen zum Teil mütterliche Aufgaben (erzieherische Aufgaben wie die der Mutter: Schuhe anziehen, Umarmungen, „Bitte und Danke“ sagen... etc)
Normative Orientierungen werden erst mit aufsteigender Schulstufe zunehmend vermittelt
Grundschule steht zwischen Welt der Familie und der der Welt der gesellschaftlichen Anforderungen
Beziehungsaufbau teilweise auch emotional, Interesse am Individuum
Über welche Struktur- und curricularen Elemente erfüllt die Schule ihre verschiedenen Funktionen bei Fend?
Enkulturationsfunktion = kulturelle Teilhabe und kulturelle Identität
Integrationsfunktion = soziale Identität + politische Teilhabe
Allokationsfunktion = Stellung in schulischer Leistungshierarchie
Qualiifikationsfunktion = Berufsrelevante Fähigkeiten
erkläre Enkulturationsfunktion
= kulturelle Teilhabe und kulturelle Identität
Allgemeine Bildung als schulischer Auftrag (Bildung & Erziehung)
Allgemeinbildende Fächerstruktur als Repräsentation aller wichtiger Lernfelder (Sprache, NaWi, Kunst, etc.)
Kulturelle Teilhabe durch Sozialisation und kulturelle Initation
Basale Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen)
Erziehung zur Rationalität, Reflexivität & Mündigkeit (Selbstverantwortung, eigene Urteilsbildungs- & moralische
Entscheidungsfähigkeit)
erkläre Integrationsfunktion
= soziale Identität + politische Teilhabe
Geschichte, Sozialkunde & Religion
Nationale Literatur und Musikkanon
Projektarbeit, soziales Lernen, Kooperative Lernformen
Partizipation (Schulpflicht, Demokratie leben und lernen, Bürgerbeteiligung)
Schulisch gefeierte Fest- und Gedenktage
erkläre Allokationsfunktion
= Stellung in schulischer Leistungshierarchie
Äußere Differenzierung der Schulstruktur (niederes/ mittleres/ höheres Schulwesen)
Differenziertes System von schulischen Abschlüssen (untersch. Lange Ausbildungen, Bachelor, Master oder Promotion,
etc..)
Standardisiert-kriteriale Benotung individueller Leistungen (bundesweit geregelte Noten, Verpflichtende Bewertung von mündlichen & schriftlichen Leistungen, Verpflichtende Prüfungen & Klausuren)
erkläre Qualifikationsfunktion
= Berufsrelevante Fähigkeiten
Differenziertes Schulwesen
Bereitstellung ausreichender Anzahl von Azubi- und Studienplätzen für wirtschaftlichen Bedarf
Vermittlung von „Ausbildungs-" bzw. Studierfähigkeit“ im allgemeinbildenden Schulwesen
Anpassung der Stundentafel & Curricula an gesellschaftliche Erfordernisse
Stärkung der Basis- und MINT Fächer
Polytechnische Fächer (Wirtschaft & Arbeitslehre)
Wissenschaftsorientierung in allen Fächern
Vermittlung von Skills/ Metaqualifikationen = lebenslanges Lernen
Werden die beschriebenen normativen Orientierungen durch folgende Maßnahmen gefährdet? Individualisierung, Verwendung individueller Bezugsnormen, Inklusion, Gruppenarbeit
Individualisierung: spricht gegen Universalismus und Spezifität, da nicht fair sondern willkürlich, Personen würden nicht gleichbehandelt werden
Verwendung individueller Bezugsnormen: spricht gegen Universalismus und Spezifität, da Notengebung nicht an überprüfbaren Kriterien ausgerichtet ist
Inklusion; die Normative Orientierung wird durch Inklusion nicht gefährdet, da alle Schüler gleich behandelt werden sollen, entspricht dem Prinzip des Universalismus und Spezifität (gleiche Anforderungen für alle)
Gruppenarbeit: Spricht gegen Unabhängigkeit, da die SuS ggf. die Aufgabe nicht selbst erledigen. Spricht bei homogenen Gruppen für Universalismus und Spezifität, da keine Individualisierung der Aufgaben nötig ist.
Welche Funktioen erfüllt das Schulsystem für das Individuum (Orientierung an den vier Funktionen nach Fend 2009)
Enkulturationsfunktion = kulturelle Teilhabe/ Autonomie der Person im Denken und Handeln stärken
Integrationsfunktion = Soziale Identität & politische Teilhabe / Begegnung mit den kulturellen Traditionen eins
Gemeinwesens
Allokationsfunktion = Stellung in schulischen Leistungshierarchien/ beruflicher Aufstieg und Stellung durch
eigene Lernanstrengung und schulische Leistung in die Hand nehmen
Qualifikationsfunktion = beruflich relevante Fähigkeiten/ Chance, Wissen und Fähigkeiten zu erwerben, die eine
selbstgesteuerte Lebensführung ermöglichen
In der Summe wird sichtbar, welches Potenzial das Bildungswesen für die „Starkung“ der heranwachsenden Person enthalt, das aber nicht allen in gleicher Weise zuganglich ist. (Fend 2009: 53)
Frage in der Vorlesung: Welche Probleme unseres heutigen Schulwesens können wir vielleicht besser verstehen, wenn wir seine Geschichte kennen?
Höheres & niedriges Schulwesen und damit Segregation, kann man besser auf heutiges Schulwesen im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit
Bildungsexpansion: spielten schon damals Rolle. Auseinandersetzung Bildungswillen und Wunsch nach sozialer Etablierung und aber dem übergeordnetem Ansehen von Begrenzung von Bildungswegen, nicht damals schon Zugang zu Abitur zugangsfrei, sondern früher ganz begrenzt, also Begrenzung zum Zugang und Reguliert, Bildungsexpansion bis heute problematisiert: Brauchen wir Studierende, etc.
Beharrungsvermögen des GYMs: Wurzeln des höheren Schulwesens, gesamte Entstehungsgeschichte des GYM war immer von Kämpfen begleitet: warum sollen bestimmte SuS nicht auf GMY?
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