Was ist das implizite Gedächtnis?
implizites Gedächtnis, nicht-deklaratives Gedächtnis, prozedurales Gedächtnis,, Teil des Erinnerungsvermögens, das im Gegensatz zum expliziten Gedächtnis nicht unmittelbar bewußt, aber immer verfügbar ist.
kein metakognitives Wissen über Gedächtnisabruf (automatisch)
Verwendung von Information aus früheren Erfahrungen,
ohne zu wissen, dass man auf Gedächtnis zugreift
Es ist langsam und unflexibel, d.h. nur in den Zusammenhängen einsetzbar, in denen es erworben wurde.
Es umfaßt Fertigkeiten, Gewohnheiten (Reaktionstendenzen auf bestimmte Reize), Konditionierungen und Priming.
Es ist an Strukturen wie das Corpus striatum, das Kleinhirn, das Putamen, das Caudatum und die Amygdalagebunden sowie an spezifische sensorische und motorische Systeme, die an reflektorischen Verhaltensweisen beteiligt sind. Gedächtnis.
Flegal & Anderson, 2008
Testphase Anzahl der Putts zum Erreichen des Kriteriums:
Verbalisierung stört Golfer mit höheren, aber nicht mit niedrigeren Fähigkeiten beim Putten
Putt: ein Schlag auf dem Grün mit dem Putter, bei dem der Golfball in Richtung Loch rollt und im Idealfall ins Loch fällt.
Was ist der Unterschied zwischen explizitem und implizitem Gedächtnis?
explizites Gedächtnis: Wissen, dass man auf Gedächtnis zugreift
implizites Gedächtnis: Verwendung von Information aus früheren Erfahrungen, ohne zu wissen, dass man auf Gedächtnis zugreift
Explizite und implizite Masse (Wiedergabe vs. Reaktionszeit/Fehlerprozent)
Priming (implizites Gedächtnis)
Priming = erhöhte Verfügbarkeit einer Repräsentation nach ihrer Verwendung
=> schnellere Identifikation (z.B. Wort lesen)
=> höhere Tendenz zur Produktion (z.B. Wortstamm- Ergänzung)
Beispiel:
Amnestische Patienten:
Korsakoff Syndrom (Alkoholismus): Läsionen im frontalen
Kortex und Hippocampus
Elektroschock-Behandlung
Anoxia
▪ Kontrollgruppen:
gleiche Grundkrankheit (z.B., Alkoholismus, Depression) aber ohne Amnesie
Aufgaben
Wortlisten lernen: Bandit, Computer, Elefant, ...,
gefolgt von
Freier Wiedergabe
▪ Wiedergabe mit Hinweis: Ban___ ? ▪ Wortstamm-Ergänzung: Ban___ ?
Ergebnis:
Amnestische Patienten unterscheiden sich nur in der
Verwendung des expliziten Gedächtnisses, aber nicht, wenn
das implizite Gedächtnis verwendet werden kann.
Explizite Wiedergabe vs. Priming
Kein Kontext
xxx - Frau
xxx - schwarz
...
Kontext
Mann - Frau
weiss - schwarz
Generieren
Mann - ? (Frau)
weiss - ? (schwarz)
... ...
Ergebnis: Evidenz für das implizite Gedächtnis muss alternativen Erklärungen durch explizites Gedächtnis überlegen sein.
Perzeptuelles Priming mit neuen Stimuli
verschiedene Muster werden gezeigt
Gelernt (1 x 10 Sek. pro Muster(50 Stück))
=> impliziter Test (nach 1 Woche):
->Ergebnis: 41% korrekt (neu) vs. 56% korrekt (alt)
->Priming funktioniert => implizites Gedächtnis existiert.
Was wird unter dem prozeduralem Gedächtnis verstanden?
Form des impliziten Gedächtnisses
Prozedural: gradueller Fertigkeitserwerb durch Übung
alle unbeeinträchtigt durch Amnesie
Prozedurales Gedächtnis: neuronale Grundlage u.a. Basalganglien
Der Inhalt des prozeduralen Gedächtnisses kann nur im Kontext einer bestimmten Prozedur, eines bestimmten Verhaltens abgerufen werden.
Beispiele: Klavierspielen, Radfahren, Röntgenaufnahmen
interpretieren, Sprechen
Prozedurales Gedächtnis bei Amnesie: Spiegel-Zeichnen
(H.M.)
VP sollen gespiegelt eine Form zeichnen
VP haben keine Erinnerung an Übung
Ergebnis: Fehler pro Versuch wurden nach jedem Tag weniger
Wettervorhersagen-Aufgabe
Parkinson-Patienten, amnestische Patienten, gesunde Kontrollgruppe
Prozedurale Aufgabe: Probabilistisches Lernen – “Wettervorhersage” , bei der sie lernten, welches von zwei Ergebnissen bei jedem Versuch eintreten würde, wenn eine bestimmte Kombination von Hinweisen auftauchte.
Explizite Aufgabe: Erinnern von Details der Darbietung (Merkmale der Karten, Bildschirm-Hintergrund, etc.)
Die Patienten mit Amnesie lernten die Aufgabe normal, hatten aber ein stark beeinträchtigtes explizites (deklaratives) Gedächtnis für die Trainingsepisode.
Im Gegensatz dazu gelang es Patienten mit Parkinson-Krankheit nicht, prozeduraler Lernaufgabe zu lernen, obwohl sie ein intaktes Gedächtnis für die Trainingsepisode hatten.
-> Doppelte Dissoziation
->Schaden an Basal-Ganglien => neuronale Grundlage des prozeduralen Gedächtnisses
Stufen im Erwerb von Expertise
▪ Deklaratives Wissen: ▪ reiches Faktenwissen ▪ Chunking
▪ Prozedurales Wissen:
▪ spezifische Prozeduren
▪ komplexe Prozeduren (“chunking”)
▪ schnelle Prozeduren
▪ Stufenmodell nach Anderson: Kognitive Phase, Assoziative Phase und Autonome Phase
Wie erwirbt man Expertise?
▪ Üben, üben, üben
▪ “deliberate practice”: bezeichnet effektive Lernprozesse (Lernen), die als Kausalmechanismus für den Übergang eines Lernenden von einem Kompetenzstand zum nächsthöheren verantwortlich sind, insbes. bei sehr hohen Leistungsniveaus (Leistungsexzellenz). Deliberate Practice ist hoch strukturiert, anstrengend, permanent auf Verbesserung der Leistungsfähigkeit ausgerichtet und wird häufig als aversiv erlebt.
Was unterscheidet das Wissen von Experten von dem von Laien?
Chunking: Chunking bezeichnet das Organisieren einzelner Items in der Reizverarbeitung in handhabbare und/oder vertraute Einheiten (chunks), was meist automatisch geschieht.
Prozedualisierung: Prozess der Überführung des bewusst genutzen deklarativen Wissens in automatisierte Handlungen
Schach-Beispiel
Experten lernen typische Konstellationen, die sie als Einheiten identifizieren
(a) Arten von Stellungen, die typischerweise in der Schachgedächtnisforschung verwendet werden. Eine Spielstellung, die einer Meisterpartie entnommen wurde (links), und eine Zufallsstellung, die durch Mischen der Figurenpositionen einer Spielstellung gewonnen wurde (rechts).
(b) Mittlere Anzahl (gemittelt über 13 Studien) der richtig platzierten Figuren in Abhängigkeit von der Art der Stellung (Spiel oder Zufall) und der Spielstärke. Die Positionen hatten im Durchschnitt 25 Figuren, und die Präsentationszeit war ≤ 10 s. Die Fehlerbalken zeigen die Standardfehler der Mittelwerte an. (Angepasst aus Ref. d.)
Was sind die 3 Phasen des Expertiseerwerbs? (nach Anderson, 1982, beruhend auf Fitts, 1962)
1. Kognitive Phase
• Erwerb deklarativen Wissens
Instruktion (“Wenn X, dann Y”)
Wissen relevanter Fakten
• Selbstinstruktion
• langsam, kleine Teilschritte, relativ viele Fehler
2. Assoziative Phase
Etablierung direkter Bedingungs-Handlungs-Verbindungen (Prozedural)
Reduzierung der Selbstinstruktion
Verringerung von Aufmerksamkeitsanforderungen
Aufdecken und Eliminieren von Fehlern
3. Autonome Phase
Performanz wird schnell und nahezu fehlerlos
Automatisierung ?
keine bewusste Kontrolle mehr notwendig ?
Parallelaufgaben möglich ???
Was ist mit der Power Law of Practice gemeint?
▪ Die Übungsgewinne sind zu Beginn des Fertigkeitserwerbs am größten und werden im Übungsverlauf immer geringer.
▪ Oder: Je mehr man übt, um so schwerer wird es die Leistung um einen festen Betrag zu verbessern (law of diminishing returns)
▪ Mathematische Funktion zur Beschreibung des Expertiseerwerbs:
Potenzfunktion:
Leistung = a Trial b
log(Leistung) = log(a Trial b) = log(a) + b log(Trial)
lexical decision task als Evidenz für das Power Law (Logan, G.D. 1988)
Aufgabe, bei der Personen so schnell wie möglich entscheiden, ob eine Buchstabenfolge (gesprochene Lautfoge) ein Wort ist oder nicht.
-> Je mehr Wörter, desto kürzer die Reaktionszeit
-> Rascherer Fall der Reaktionszeit am Anfang
->Nonwords immer längere Reaktion als words, aber ähnliche abnahme der Reaktionszeit
Addieren von zwei Zahlen: Evidenz für das Power Law (Crossman, 1959)
Linearer Zusammenhang durch Transformation der Rohdaten
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