Wirbelsäule - Stoßdämpfersystem
Je höher die Kapazität zur Deformation und Bewegung, desto besser ist die „Stoßdämpferfunktion“
Je länger die Zeitdauer der Impulsübertragung, desto geringer ist die Spitzenkraft
Zeitdauer kann durch Deformation oder Bewegung verlängert werden
Wenn Spitzenkraft zu hoch oder Deformations- bzw. Bewegungskapazität zu gering, wird Belastbarkeit der betroffenen Strukturen überschritten (d.h. Knochen bricht, Band reißt)
Schwerelinie liegt vor Lotlinie und somit vor der Flexions-/ Extensionsachse
Belastung der Wirbelkörper
Wirbelkörper kann durch Druck, Zug, Torsion, Scherung oder Biegung belastet werden
Bei degenerierten Bandscheiben kann Kraft von dorsalen Wirbelsegmenten aufgenommen werden
Zugbelastung durch muskuläre oder ligamentäre Strukturen nur in Extremsituationen (z.B. Unfall)
Drehbelastungen um die Körperlängsachse werden von Facettengelenken aufgenommen
Versorgung & Ernährung der Bandscheibe
Kompressionsbelastung -> tritt Wasser aus dem Nucleus pulposus aus
bei Entlastung und durch Bewegung im Alltag und durch Atmung -> Rehydration
Mechanismen:
Tag-Nacht Zyklen
Bewegungsabhängige Zyklen
Einteilung der WS (lumbal, thorakal, zervikal, sakral)
Halswirbel C1 bis C7 = zervikal
Brustwirbel Th1 bis Th12 = thorakal
Lendenwirel L1 bis L5 = lumbal
Kreuz- und Steißbein S1 und S2 = sakral
Jedes Wirbelsäulensegment besteht aus 2 funktionellen Abschnitten…
Vorderer Pfeiler:
Wirbelkörper
Diskus (Bandscheiben)
Hinterer Pfeiler:
Proccessus articularis (Facettengelenke)
Pediculi (Wirbelbogen)
Verteilung der Gewichtskraft bei Flexion und Extension auf Wirbel
Bei Flexion auf vorderen Pfeiler
bei Extension übernimmt der hintere Pfeiler
Stabilisierende Strukturen der Wirbelsäule
Lokale Stabilisatoren der WS
M. multifidii
M. interspinales
M. intertransversarii
M. ilicostalis lumborum
M. longissimus thoracalis pars lumborum
Beteiligte Bauchmuskulatur bei Seitneigung und Rotation nach links
Seitneigung nach links
innere oblique links + äußere oblique links
Rotation nach links
innere oblique links
äußere oblique rechts
transversus links
Aktive Strukturen zur Stabilisierung der Wirbelsäule
Stabilisierung der Wirbelsäule - Bauchmuskulatur
M. rectus abdominis
M. obliquus externus abdominis
M. obliquus internus abdominis
M. transversus abdominis
Intraabdominaler Druck
= Bauchpresse
Anspannung der Bauchmuskulatur soll WS beim Heben entlasten
Druck breitet sich im intraabdominalen Raum aus
Es entsteht ein Extensionsmoment, dass dem Flexionsmoment entgegenwirkt und die Rückenstrecker unterstützt
ABER: Zugrichtung der Bauchmuskulatur in Flexionsrichtung (antagonistische Wirkung erhöht die Belastung der WS)
a) Stabilisierung der WS gegenüber der Beckenstellung
b) Nebenprodukt der Co-Kontraktion
bewirkt eine Entlordosierung der LWS
Untersuchungen zeigen, dass intradiskaler Druck bei willkürlicher Anspannung der Bauchmuskulatur ansteigt, z.B. auch beim Husten
Wie kommt es zu Instabilität durch Degeneration der BS? Folgen?
Matrixverlust -> reduzierte Wasser- Aufnahmefähigkeit des Nucleus pulposus (NP)
NP verliert die Fähigkeit Kompressionskräfte aufzunehmen -> AF nimmt vermehrt Druckbelastung auf
Folgen:
Risse/Fissuren
Höhe der Bandscheibe nimmt ab
Neutrale Zone kann nicht stabilisiert werden
Osteophyten, Randzacken (knöcherne Anbauten)
Fibrosierung der Bandscheibe
Verbindung der Randzacken (Versteifung)
Wirbelsäule - Definition Neutrale Zone
= am Beginn der intervertebralen Bewegung, in dem der Bewegung ein interner Widerstand entgegengebracht wird
= der Bereich in dem der Widerstand minimal ist
Wirbelsäule - Elastische Zone
= beginnt am Ende der NZ und geht bis zum physiologischen Limit der Bewegung
zunehmender Widerstand gegenüber der Belastung
Definition Instabilität
= signifikant reduzierte Fähigkeit, die neutrale Zone in ihrem physiologischen Ausmaß zu halten
Insbesondere bei Störungen der Muskulatur, sowie der Propriozeption und deren zentraler Verarbeitung
Nenne die 4 Stufen der Remodellierungsphase bei Degeneration der Bandscheibe und jeweils eine Übung
Stufe 1: Aktivierung ausgefallener Schlüsselmuskulatur
lokale Stabilisatoren: Multifidii, transversus abdominis, psoas major, Beckenbodenmuskulatur, Zwerchfell —> verbesserte Tiefensensibilität + willkürliche Muskelinnervation
Stufe 2: Statische Stabilisation
keine Bewegung im WS-Segment —> Übungen, bei denen der Rumpf ein stabilisierendes Punctum fixum sein muss (z.B. bridging, Pezziball, Seilzug, Hanteln)
Stufe 3: Dynamische Stabilisation
dynamische Übungen, bei denen die Segmente der WS in allen Ebenen und über die volle RoM bewegt wird: Barbell-Rotation, Rotation am Seilzug, ist- Ups, Russian Twist, Seitstüz
Stufe 4: High Impact
Sprungformen und Reaktivkraft: Fangen und Werfen mit Medizinball, Seilzug
Definition Spondylolyse
degenerative Erkrankung der Wirbelsäule
Unterbrechung des Pars interarticularis (Wirbelbogens)
Vorstadium einer Spondylolisthesis
Schweregrade der Spondylolyse
Klassifikation nach Meyerdinger
Grad I: <25%
Grad II: 25-50%
Grad III: 51-75%
Grad IV: >75%
Symptomatik Spondylolyse
Kreuzschmerz ohne radikalere Ausstrahlung
Hypermobilität (i.d.R. im LWK 5)
Definition & Symptomatik Spondylolisthese
= Wirbelgleiten -> Abgleiten des kaudalen Wirbels nach ventral
Kreuzschmerz (meist Belastungsindiziert)
Pseudoradikuläre oder radikuläre Schmerzen (Nervenwurzeln)
Instabilitätsgefühl (LWS-Bereich)
Bulging der Bandscheibe
= radiale Ausdehnung
symmetrisches Bulging
asymmetrisches Bulging
Bandscheibenschäden: Derangement
= Verschiebung BS-Material oder Flüssigkeit im Inneren der BS
meist als Folge einer internen Bandscheibenruptur
Risikofaktoren für Pathologien der Bandscheibe
Kompression (statisch oder dynamisch)
lokale strukturelle Unterschiede des Diskus
Alter
Zustand
zusätzliche Spannung
Wassergehalt
Belastungsintensität- und dauer
Die Art sowie Höhe der Belastung und Beanspruchung der Bandscheibe ist abhängig von…
…Gewicht
…Vorbeugewinkel der WS zur vertikalen
…Flexionswinkel der einzelenen Wirbel zueinander
Arten der Skoliose
Krümmungen der Skoliose
a) thorakale Skoliose (häufigste und schwerwiegenste
b) thorakal-lumbale Skoliose
c) lumbale Skoliose (je weiter lumbal desto mehr ist die Beckenstellung betroffen)
d) thorakale und lumbale Skoliose (Doppelkrümmung; primäre Krümmung kaum erkennbar)
Definition Strukturelle Skoliose
= eine dreidimensionale Verkrümmung der Wirbelsäule
Seitverbiegung von mindestens 10 Grad
Verformung und -drehung (Torsion) der Wirbelkörper
angeboren
progredient
keine bekannte Ursache
Im Erwachsenenalter: erworben; meistens nich progredient
Definition und Gründe der funktionellen Skoliose
= Fehlhaltung
skoliotische Fehlhaltung
nicht strukturell fixiert
kann strukturell werden
Gründe: Beinlängendifferenz -> Beckenschiefstand -> Verformungen; chron. asymmetrische Verformung
Kennzeichen einer Skoliose
Ziele bei Therapie einer Skoliose
passives Aufrichten: Dehnung der verkürzten Strukturen
passive Derotation: Ausgleichen der Rotationsfehlstellung
aktives Aufrichten: Kräftigung der geschwächten (Rücken)Strukturen
aktive Derotation: Kräftigung in die Derotation
Übungen bei Skoliose
Schulung bzw. Korrektur der Haltung
auf Pezziball an Sprossenwand
auf Posturomed (laufen, balancieren
Mobilisation
Dehnung auf Faszienrolle
Cobra
Cat Cow
Kräftigung
Vierfüßlerstand mit Streckung von Armen und Beinen
Sideplank/ (Copenhagen)-Plank
Superman
Rudern
Kreuzheben
Definition & Anzeichen Morbus Scheuermann
= Wachstumsstörung der WS, die gekennzeichnet ist durch:
Keilwirbelbildung
Degeneration des hyalinen Knorpels
Verschmälerung der Zwischenwirbelscheiben
verstärkte Kyphose
4 Haltungstypen
Was bewirkt ein Duchennehinken? - Bezüglich der Größe der komprimierenden Kraft und der Druckverteilung im Pfannendach
Bezüglich der Größe der komprimierenden Kraft
Oberkörper wird in Standeinphase über belastete Hüfte geneigt
durch Verringerung des Lastarm muss weniger Muskelkraft aufgebracht werden
-> Kompressionskraft wird im Gelenk verringert und Schmerz reduziert
Bezüglich der Druckverteilung im Pfannendach
Kraft auf Pfanne wird reduziert aber Auftreffpunkt verlagert sich auf den Rand
Anzeichen, Ursachen und Folgen des Trendelenburgzeichen
= Abkippen des Beckens zur kontralateralen Seite
Ursache:
Hüftarthrose
versucht Gluteus medius weniger zu aktivieren und Schmerz zu reduzieren
Abschwächung des Muskels
Becken kann nicht in Horizontalen gehalten werden
Tragflächenverkleinerung und Instabilität
Hüftgelenksarthrose Arten
Je nach Entstehungsursache unterscheidet man zwischen
Primärer (idiopathsicher) Hüftarthrose = ohne ersichtliche Ursache, genetisch
Sekundärer Hüftarthrose = als Folge einer Vorerkrankung oder erkennbaren Ursache
Ursachen für eine Hüftarthrose
Geschlecht
Genetik
Übergewicht (Diabetes)
Ernährung (fehlende Nährstoffe)
inaktiver Lebensstil bzw. Bewegungsmangel
mechanische Überbeanspruchung
akute Gelenksverletzung
Gelenkinstabilität aufgrund Bandlockerung
Symptome einer Hüftgelenksarthrose
Tiefer Leistenschmerz
Schmerzausstrahlung
Keine Schmerzen beim Sitzen
Einschränkung der Alltagsfunktion (z.B. Schuhe binden)
Bewegungseinschränkung
Gangbildveränderungen (kleinere Schritte mit kontralateralem Bein, fehlende Aufrichtung, Duchenne-Hinken)
Trendelenburgzeichen
Funktionelle Zeichen einer expulsiven und protrusiven Hüftarthrose
Expulsive Hüftarthrose
Einschränkung der Hüftstreckung, Innenrotation und Abduktion
Im späten Stadium Schmerzen bei endgradiger Hüftbeugung
Verkürzte Außenrotatoren (z.B. piriformis), Adduktoren und Flexoren
Protrusive Hüftarthrose
Einschränkung der Hüftbeugung und Außenrotation
Welche Möglichkeiten zur Beeinflussung von Gelenkkräften im Hüftgelenk gibt es durch die Gestaltung einer Übung?
Aufrechterhaltung großer Tragflächen
gezielter Einsatz von Muskeln mit geringen komprimierenden Kräften und günstigen Einfluss auf den Verlauf der resultierenden Kraft
Wahl von günstigen Bewegungsbahnen zur Vermeidung hoher Koadaptionskomponenten (KAK)
Sie führen ein Adduktorentraining durch und wollen die komprimierende Gelenkkraft gering halten. Welche Bewegungsbahn ist sinnvoll?
aus noch angenehmer Abduktionsstellung
max. 0° um Koadaptionskomponenten zu minimieren
Ausgangsstellung: Hüfte und Knie leicht gebeugt
Widerstand auf Kniehöhe
Sie führen ein Abduktorentraining durch und wollen die komprimierende Gelenkkraft gering halten. Welche Bewegungsbahn ist sinnvoll?
aus 0° bzw. leichter Abduktionsstellung
nicht bis max. Abduktion, da Adduktoren oft verkürzt -> Spannung vermeiden
unerwünschte Bewegungen: Oberkörperneigung zur Gegenseite, Außenrotation des Schwungbeins
Wichtig bei Aufbau- und Funktionstraining bei einer Hüftgelenksarthrose (4 Krankheitsstadien)
-> subjektive Schmerzeinschätzung des Patienten spielt eine wichtigere Rolle als Klassifikation
Stadium I: Anlaufschmerz
Stadium II: Belastungsschmerz
-> sehr gute Behandlung ohne Gelenksersatz möglich
Stadium III: Bewegungsschmerz
Stadium IV: Ruheschmerz
-> präoperative Therapie als Vorbereitung auf Gelenksersatz
Therapieziele im Stadium I und II bei Hüftgelenksarthrose
Schmerzlinderung
Aufrechterhalten großer Tragflächen
Verbesserung der Muskelkraft (Hüftstrecker, Abduktoren)
Verbesserung der Beweglichkeit (Extension)
Gleichgewichtsverbesserung
Gangbildverbesserung
Funktionsverbesserung (Treppensteigen…)
Schutz der anderen Gelenke
Vermeiden des Gelenksersatzes
Therapieziele in Stadium III und IV bei einer Hüftgelenksarthrose
Schmerzen und Fortschreiten können nicht reduziert oder verhindert werden -> OP
Funktionserhalt
Erhalt der Muskelkraft und Beweglichkeit
Gewichtsreduktion
Gangtraining
Verkürzung und Erleichterung der Post OP Phase
Beachten bei Hüftgelenksarthrose hinsichtlich der Bewegungsachsen
Hüftextension
Bewegungsbahn: 70°-0° Hüftbeugung
Vermeidung: Hyperlordose
Hüftadduktion
eher Dehnung als Kräftigung
Hüftflexion
zusätzliche Dehnung
Bewegungsbahn: 0°-90°
Hüftabduktion
Vermeidung: max. Abduktion
Hüfttotalendoprothese (Hüft-TEP) - Komplikationen
Infektionsgefahr
Blutergüsse
Prothesenlockerung
Trochanterabrissfraktur
Schaftsprengung
Hüftgelenksluxation
Therapiephasen nach Hüft TEP OP
Phase 1
Lagerung
Funktionelle Weichteilbehandlung
Lymphdrainage
Gangschulung ab dem ersten post-operativen Tag
Schmerzadaptiertes ADL-Training ab dem 2.Tag
Phase 2 & 3
Anfangs Kraftausdauer
Hypertrophietraining: M.gluteus medius, M.quadriceps femoris, M.gluteus maximus, M.iliopsoas, Rumpfmuskulatur
Anti-Luxationsregeln befolgen!
Ausdauertraining
Gangschulung und -training
Aquawalking, Laufbandtraining mit Teilentlastung
Übungen bei Hüftgelenksarthrose
Mobilisation:
Beckenkippen
the glider
Bridging: In RL auf dem Pezziball mit den Beinen in Flexion bewegen
Im Sitz Ball zwischen die Beine, in Add drücken
Die Muschel: Im Sitz Theraband um die Knie, in Abd ziehen
Im Stand Bein in Abduktion bewegen
Stepper: auf Stufe tippen, Ausfallschritt halten, nach oben steigen
Gehen am Seilzug mit Bauchschlinge
Ausfallschritte (bis 90 Grad)
Beispielhafte Gruppenstunde bei Hüft-TEP:
Zielsetzung: Entängstigung, Koordinationsverbesserung, Förderung der Gangsicherheit, Muskelkräftigung
seitwärts und rückwärtsgehen mit Schritt-/Stützfolge beibehalten
über Hindernisse: Seile, Reifen, Matten gehen
Modifikation: dabei laut von 100 an in 3er-Schritten rückwärts zählen
Beschreibe die Besonderheiten bezüglich der Therapie bei einer Hüft TEP bei …
… einem lateral-transglutealen Zugang
… einem dorsalen OP Zugang
Besonderheit bei lateral-transglutealen OP Zugang
geringere Belastbarkeit der Abduktoren möglich —> Hinkmechanismus bleibt länger bestehen
liegen in RL anfangs mit leicht gebeugten Hüftgelenk
sitzen bei max. 90° Beugung der Hüfte
keine Außenrotation (aufgrund von Spannung)
Vermeiden von Adduktion über Neutral-Null Stellung
Besonderheit bei dorsalen OP Zugang
deutlich erhöhtes Luxationsrisiko
sitzen bei max. 70° Beugung
keine Innenrotation (aufgrund von Spannung)
IRO & ARO aufgrund von Verwechslung am besten verbieten
Hüfttotalendoprothese (Hüft TEP) - Beispielhafte Assessments
Chair-Rise-Test
Timed Up and Go Test
6-Minuten-Gehtest
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