Was verlangt das Erlernen der Muttersprache den Kindern ab?
Das Erlernen der Muttersprache verlangt, dass Kinder sich alle Regeln aneignen, die das sprachliche Wissen eines Erwachsenen ausmachen
Was erleichtert Kindern laut Studien das Erlernen der Muttersprache?
Studien legen nahe, dass Kinder über spezielle Veranlagungen verfügen, die ihnen das schnelle Erlernen der Muttersprache auch unter wechselnden oder eingeschränkten Wahrnehmungsbedingungen (Blindheit, Taubheit) ermöglichen
Wann werden die Regeln der Sprache im Kindesalter erworben?
Welche Regeln sind das?
Wird die Entwicklung des Spracherwerbs nicht gestört, werden die wichtigsten Regeln von Phonologie, Morphologie, Syntax und Lexikon meist bis zum Alter von 2,5 Jahren erworben
Hier zeigt sich insbesondere eine Kontinuität im frühen Spracherwerb, denn auch wenn Kinder zunächst unvollständige sprachliche Strukturen verwenden, so folgen diese doch bereits den syntaktischen, phonologischen und lexikalischen Regeln der jeweiligen Zielsprache
Inwiefern ist die Lautentwicklung bei Föten laut Studien entwickelt?
Studien zeigen, dass die Lautwahrnehmung bei Föten bereits im fünften bis sechsten Schwangerschaftsmonat entwickelt ist
So kann man beispielsweise bei hohen Lautstärken (über 105 Dezibel) eine erhöhte Herzrate des Fötus beobachten
Bereits im achten Monat der Schwangerschaft zeigen sich Reaktionen des Fötus (Reduktion der Herzrate) bei der Vertauschung von Silben, was darauf hinweist, dass das Lernen von Sprache bereits vor der Geburt beginnt
Wie entwickelt sich die Lautwahrnehmung des Säuglings in den ersten 3 Monaten nach der Geburt?
Die Stimme der Mutter wird sofort nach der Geburt vom Säugling erkannt und auch präferiert
In den ersten Wochen nach der Geburt kann man bereits beobachten, dass Säuglinge Laute (z. B. die Laute „b“ und „p“) in Silben unterscheiden können und damit bereits die Fähigkeit zur kategorialen Lautwahrnehmung besitzen
Auch rhythmisch-intonatorische Regelmäßigkeiten von Sprache werden in diesen ersten Lebensmonaten erkannt, wie sich anhand von EEG-Studien zeigte
Das schließt beispielsweise die Abfolge von betonten und unbetonten Silben sowie den Sprachrhythmus der Muttersprache mit ein
In welchem Alter zeigen Säuglinge Präferenz für zielsprachliche Laute, sogenannte Segmente?
Wann verlieren sie diese wieder?
Was können japanische Kinder?
Eine Präferenz für zielsprachliche Laute, sogenannte Segmente, lässt sich zwischen dem vierten und sechsten Lebensmonat bei Säuglingen beobachten
Interessanterweise geht man davon aus, dass Kinder diese universelle Diskriminierungsfähigkeit von Segmenten im Alter von ca. zwölf Monaten wieder verlieren und von nun ab nur noch sprachspezifische Unterschiede unterscheiden
Beispielsweise können japanische Säuglinge sehr gut zwischen „l“ und „r“ diskriminieren, Kleinkinder über zwölf Monaten sind dazu allerdings nicht mehr in der Lage
Daher geht man davon aus, dass lautliche Diskriminierungsfähigkeiten von Kindern zunächst universell sind, sich diese Fähigkeit allerdings im Laufe der Entwicklung immer mehr auf die muttersprachlichen Besonderheiten spezialisiert.
Wozu sind Säuglinge ab einem Alter von 4 Monaten in der Lage?
Ab einem Alter von ca. vier Monaten sind Säuglinge dazu in der Lage, ihren eigenen Namen im Redefluss zu erkennen
Auch die Worte „Mama“ und „Papa“ werden kurze Zeit danach bereits verstanden
Wozu sind Kinder ab 6 Monaten in der Lage?
Mit sechs Monaten können Kinder dann bereits Abgrenzungen von Sätzen verstehen
Das gelingt ihnen durch das Erkennen von prosodisch-rhythmischen Charakteristika der Lautäußerungen, wie beispielsweise:
Intonation (Tonhöhenverlauf)
Betonung (Energieverlauf)
die Länge von Vokalen und auch Pausen
Was können Kinder ab 7-8 Monaten?
In einem Alter von sieben bis acht Monaten können Kinder bereits Wortgrenzen erkennen
Das gelingt ihnen durch das Erkennen der Wortbetonungsmuster der Zielsprache, wie beispielsweise der Abfolge einer betonten und unbetonten Silbe („Trochäus“) im Deutschen, z. B. „Éimer“
Somit sind Kinder auch bereits in der Lage, Lautäußerungen in einzelne Wörter zu zerlegen (die Worterkennung erfolgt aber zu diesem Zeitpunkt nur für trochäische Einheiten)
Diese wachsende Fähigkeit zur Segmentierung bei Kindern führt zu einer ständig wachsenden Fähigkeit des Wortverstehens
Was können Säuglinge ab 9 Monaten?
Ab einem Alter von neun Monaten werden dann bereits Hauptkonstituenten von Sätzen, z. B. das Subjekt oder das Verb mit dem direkten Objekt, durch prosodische Eigenschaften erkannt
Wie groß ist der Wortschatz bei Kindern gegen Ende des 10. Monats?
Der Wortschatz von Kindern umfasst bereits gegen Ende des zehnten Monats um die 60 Wörter
Zu welchen Entwicklungsprozessen kommt es bei Kindern im Alter von 9-12 Monaten?
In einem Alter von neun bis zwölf Monaten kommt es nun zu zwei wichtigen Entwicklungsprozessen beim Sprachverstehen von Kindern
Zum einen werden nun nur noch Laute berücksichtigt, die für Wortdiskriminierungen in der Muttersprache bedeutsam sind
Zum anderen geht die Worterkennung bei Kindern nun über die bloßen rhythmischen Segmentierungsstrategien hinaus und benutzt für diese Aufgabe auch andere Informationsquellen wie z. B.
die segmentale Struktur des Wortes, also beispielsweise darin vorkommende Konsonanten und Vokale
die sprachspezifischen Kombinationsregeln für Konsonanten
Das führt dazu, dass Kinder nun auch Wörter mit atypischem Betonungsmuster (wie z. B. das Muster: betont – betont, in dem Wort „Alárm“) erkennen können
Was konnte man bei Kindern ab 14 Monaten mittels der Blickpräferenzmethode zeigen?
Mittels der Blickpräferenzmethode wurde gezeigt, dass Kinder in einem Alter von 14 Monaten in der Lage sind, einen Satz richtig zu interpretieren und damit die syntaktische Einheit korrekt zu identifizieren
Was konnte man bei Kindern ab 17 Monaten mittels der Blickpräferenzmethode zeigen?
Eine Studie mit der Methode zeigte an älteren Kindern mit 17 Monaten, dass diese bereits gut mit den Wortstellungsregeln der Muttersprache vertraut sind
Wie gut ist das Sprachwissen bei Kindern zw 22 und 24 Monaten ausgeprägt?
In einem Alter von etwa 22 bis 24 Monaten verfügen Kinder dann über ein umfangreiches rezeptives Sprachwissen in allen grammatischen Bereichen
Wie entwickelt sich bei Kindern die Sprachproduktion?
Auch die Sprachproduktion entwickelt sich, ebenso wie das Sprachverständnis, zu einem sehr frühen Zeitpunkt
Das zeigt sich bereits in den ersten Lebensmonaten anhand der Schreivokalisationen, die bereits Regelmäßigkeiten in der Lautgebung erkennen lassen
Auf eine erste Schreiphase folgt dann die sogenannte Lallphase (engl. „babbling“) vom sechsten bis zwölften Lebensmonat, in der das Kind bereits Laute und Lautkombinationen produzieren kann
In dem Zeitraum kann man dann auch die Produktion von Wortbetonungsmustern der entsprechenden Zielsprache erkennen
Welche 2 Stadien werden in der Lallphase unterschieden?
das Stadium des reduplizierenden Lallens (siebter bis zehnter Monat):
Hier werden oft die gleichen Silben wiederholt (z. B. „da-da“)
das Stadium des bunten Lallens (zehnter bis zwölfter Monat):
Hier werden mehrsilbige Lautketten mit unterschiedlichen Konsonanten produziert
Welche Entwicklungsstadien ergaben sich in Studien zur Wortschatzentwicklung?
In Studien zur Wortschatzentwicklung ergaben sich die folgenden Entwicklungsstadien (ebd.):
Stadium 1: 11.–13. Monat; Produktion der ersten Wörter;
Stadium 2: 16. Monat; 50–75 Wörter;
Stadium 3: 18.–24. Monat; Wortschatzexplosion („Vocabulary Spurt“), 186–436 Wörter;
Stadium 4: 6 Jahre; 14.000 Wörter.
Wie viele Wörter können Kinder nach der Wortschatzexplosion etwa täglich lernen?
Nach der Phase der Wortschatzexplosion können Kinder also im Durchschnitt neun bis zehn neue Wörter pro Tag lernen
Wann entwickeln sich syntaktische Regeln?
Syntaktische Regeln werden kontinuierlich bis zum dritten Lebensjahr erworben
In welche Phasen gliedert sich der Syntaxerwerb?
Hier werden für den Erwerb der Satzstrukturebene bis zum dritten Lebensjahr vor allem zwei Hauptstadien unterschieden:
1. Phase: Wortstellungserwerb (Regeln der Subjekt- und Objektplatzierung und Endposition des flektierten Verbs)
2. Phase: Erwerb der funktionalen „Satzschale“ (Verb-Zweit-Regel in Fragesätzen und deklarativen Sätzen und die Grundregel der Nebensatzbildung; die Verb-Zweit-Regel bezieht sich darauf, dass im Deutschen in Aussagesätzen das finite Verb, also dasjenige Verb, das die Personalformen und die Zeitstufe anzeigt, an zweiter Stelle steht; beliebige Satzteile können dabei die erste Stelle im Satz einnehmen
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