Welche Ansätze gibt es bzgl Emotionstheorien?
Evolutionspsychologische Ansätze
Behavioristisch-lerntheoretische Ansätze
Neuro- und Psychophysiologische Ansätze
Welche Evolutionspsychologischen Ansätze gibt es bezüglich Emotionen?
Emotionen als Anpassung zum Überleben
Universelle (?) Basisemotionen
Universalität wird angezweifelt
Studien blinder Menschen
Mimik wird angeboren
Regulation benötigt allerdings visuelle Erfahrung
Studien Trobiand Insel
Angstgesicht übermittelt nicht kultubergreifend Furcht
Spricht für die Kritik bzgl der Universalität
Mimik bei Tieren als Selektionsvorteil
va Kampfbereitschaft des Gegenübers erkennen
Was ist die Evolutiomspsychologie und welche Annahme besteht seit Darwin?
Die Evolutionspsychologie ist eine noch junge Disziplin, die die Ursprünge unseres heutigen Verhaltens in evolutiven Anpassungen unserer frühen Vorfahren sucht
Bereits seit Darwin besteht die Annahme, dass Emotionen eine wichtige Anpassung für das Überleben darstellen und daher einige wichtige Emotionen (z. B. die Basisemotionen) angeboren und universell sind
Diese Frage der Universalität ist allerdings bis heute nicht vollständig geklärt und weiterhin umstritten
Was ist die lange Zeit dominierende Annahme der Evolutionspsychologie gewesen und auf welche Studien stützt sie sich?
Die lange Zeit dominierende Ansicht ging davon aus, dass (mindestens) die sechs Basisemotionen angeboren sind und unabhängig vom kulturellen Umfeld universell verstanden werden können
Gestützt wird das vor allem durch eine Vielzahl von Studien an Probanden aus unterschiedlichen Kulturkreisen, von wenigen Studien an größtenteils isolierten Kulturen und auch durch Studien an von Geburt an blinden Menschen, die zeigen, dass
visuelle Information nicht nötig ist, um Mimik insbesondere in emotionalen Situation zu zeigen
die Regulation der Mimik allerdings an visuelle Erfahrung gebunden ist
Warum wird die Universalität des mimischen Ausdrucks von Emotionen mittlerweile stark kritisiert?
Auf welchen Studien basiert diese Kritik?
Einige Forscher sind inzwischen der Ansicht, dass die Mimik keineswegs universell und angeboren ist, sondern ein soziales Werkzeug darstellt, das in verschiedenen Kulturen durchaus unterschiedliche Botschaften vermitteln kann
Das stützt sich u. a. auf neue Forschungsergebnisse, die zeigen, dass eine hohe Variabilität in der sozialen Interpretation von Gesichtsausdrücken abhängig vom kulturellen Kontext existiert
Bei Untersuchungen an Einwohnern der Trobriand-Inseln im Pazifik (bisher weitgehend isoliert von westlichen Einflüssen) zeigte sich, dass
die einheimischen Probanden Emotionen wie Freude oder Trauer zwar meist richtig einordnen konnten
angsterfüllte Gesichter aber stets den Emotionen wütend oder bedrohlich zugeordnet wurden
Daher scheint das Angstgesicht nicht kulturübergreifend die Emotion Furcht zu vermitteln
Dies trifft neben den Trobriandern auch auf Maori, !Kung-Buschmänner und Himba zu
Die uneingeschränkte Annahme der Universalität des mimischen Ausdrucks von Emotionen ist daher nicht mehr haltbar und potenzielle kulturelle sowie soziale Einflüsse müssen mit berücksichtigt werden
Was zeigen Untersuchungen von Mimik bei Tieren bezüglich des phyologenetischen Ursprungs von Emotionen?
Auch für den mimischen Ausdruck von Emotionen lassen sich durchaus Informationen aus solchen Studien ziehen, da der Mensch bei Weitem nicht das einzige soziale Lebewesen ist, das in der Lage ist, soziale Interaktionen und Kommunikation durch seine Mimik zu unterstützen
Untersuchungen zu Gesichtsausdrücken bei anderen Tieren helfen, den phylogenetischen Ursprung und die evolutiven Hintergründe des mimischen Ausdrucks von Emotionen beim Menschen besser zu verstehen
Solche Studien zeigen auf, dass Mimik bei Tieren ursprünglich vermutlich einen Selektionsvorteil in Konfliktsituationen bot, insbesondere durch das Erkennen von emotionalen Zuständen eines Gegenübers
Die Fähigkeit, Absichten eines Gegenübers im Voraus korrekt einzuschätzen und damit potenziell gefährliche Situationen vermeiden zu können, sicherte so die eigenen Überlebenschancen
Das betrifft sowohl Konfliktsituationen innerhalb einer Spezies als auch zwischen den Spezies
Das wird zudem durch die Signalwirkung von Mimik unterstützt, indem Gesichtsausdrücke über weite Distanzen (bis 45 Meter) wahrgenommen werden können
Welche weiteren möglichen adaptiven Vorteile wurden durch die mimische Expression von Emotionen beim Menschen in verschiedenen ökologischen Situationen vermutet?
Daneben wurden noch weitere mögliche adaptive Vorteile durch die mimische Expression von Emotionen beim Menschen in verschiedenen ökologischen Situationen vermutet
Diese beinhalten u. a.:
Eltern-Kind-Interaktion (Aufmerksamkeit und Bindung durch Mimik)
Aufbau langfristiger Kooperation (Offenlegen von Absichten, insbesondere altruistischen Intentionen, durch Mimik)
Sprache (Mimik als wichtiger Begleiter der gesprochenen Sprache, wobei die Mimik des Sprechenden sowie des Zuhörenden von Bedeutung ist)
Konkurrenz innerhalb einer Spezies (z. B. Einsatz von Mimik zur Täuschung)
Wovon gehen behaviorsitisch-lerntheoretische Ansätze aus?
Behavioristisch-lerntheoretische Ansätze postulieren, dass Emotionen im Laufe der Lerngeschichte eines Individuums durch Prozesse der klassischen und instrumentellen Konditionierung erst erworben werden
Worauf basiert der Grundgedanke des Behaviorismus?
Der Grundgedanke des Behaviorismus basiert generell auf der Annahme, dass sämtliche Verhaltensweisen eines Individuums auf vorausgehende (Umwelt-)Erfahrungen (insbesondere Lernen durch Verstärkung und Bestrafung von Verhalten) zurückgeführt und demnach einer Reiz-Reaktions-Verbindung zugeordnet werden können
Worauf beschränkt sich der Behaviorismus methodisch?
Der Behaviorismus beschränkt sich dabei methodisch auf Untersuchungen experimentell beobachtbaren Verhaltens
Das Gehirn gilt als „Black Box“, die auf einen Reiz automatisiert mit einer Reaktion antwortet, (neuro-) physiologische Ursachen von Verhalten wurden als eher irrelevant betrachtet
Wer ist der wichtigste Vertreter des Behaviorismus und warum?
Der wohl bekannteste Vertreter der Forschungsrichtung ist Burrhus F. Skinner (1904–1990), dessen Skinner-Box und die darauf basierende Beschreibung der operanten Konditionierung und der Lerntheorie auch heute noch in den Neurowissenschaften, dem Tiertraining und der Verhaltenstherapie eine wichtige Rolle spielen
Worauf basieren behavioristische Theorien der 1950er bis 1970er Jahren?
Behavioristische Theorien zu Emotionen, die ihren Höhepunkt vor allem in den 1950er- bis 1970er-Jahren hatten, basieren daher ebenfalls auf der Annahme, dass Emotionen erst erlernt werden müssen, und erforschten u.a., welche Reize aufgrund vorangehender Lernerfahrungen zu Auslösern für Emotionen werden
Bestimmte Aspekte von Emotionen, wie beispielsweise subjektive und physiologische Aspekte, stellten dabei für Behavioristen ein Tabuthema dar und wurden nicht weiter beachtet, da sie sich nicht objektiv messen lassen
Bei diesen Forschungsansätzen ging es daher eher darum, zu zeigen, dass Emotionen ebenfalls durch Mechanismen der klassischen und operanten Konditionierung erklärt werden können
Wann und warum verlor der Behaviorismus an Bedeutung?
Inzwischen sind in der Emotionsforschung aber kognitionspsychologische und vor allem psychophysiologische Theorien in den Vordergrund gerückt, und die behavioristischen Theorien spielen – wenn überhaupt – nur noch eine untergeordnete Rolle
Der Behaviorismus verlor allgemein im Verlauf des 20. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung
Hinweise, die die Annahmen des Behaviorismus widerlegen, kamen u. a. aus Forschungsbefunden der klassischen Ethologie, die zeigten, dass der Vererbung durchaus eine wichtige Rolle für Verhaltensprozesse zukommt, und nicht nur, wie vom Behaviorismus postuliert, den (Lern-) Erfahrungen nach der Geburt
Welche Hinweise widerlegten den Behaviorismus?
Hinweise, die die Annahmen des Behaviorismus widerlegen, kamen u. a. aus Forschungsbefunden der klassischen Ethologie, die zeigten
dass der Vererbung durchaus eine wichtige Rolle für Verhaltensprozesse zukommt, und nicht nur, wie vom Behaviorismus postuliert, den (Lern-) Erfahrungen nach der Geburt
Welche Studien ergeben sich zur Konditionierbarkeit von Emotionen?
Über die umstrittene Annahme hinaus, dass alle Emotionen nicht angeboren sind, sondern erlernt werden müssen, entstanden allerdings aus diesem Ansatz auch durchaus belegbare Befunde über die Konditionierbarkeit von Emotionen, auch wenn die Studien teilweise ethisch sehr fragwürdig waren
Furchtkonditionierung beim kleinen Albert
Andere Studien konnten jedoch zeigen, dass sich nur bestimmte Reize besonders dafür eignen, mit negativen Emotionen assoziiert zu werden (Preparedness)
Worum ging es beim Experiment der Furchtkomditionierung am Kleinen Albert?
Eine der frühesten Studien der Behavioristen Watson und Rayner, die 1920 publiziert wurde, erlangte besonders negative Berühmtheit
Hierbei ging es um ein ethisch und methodisch sehr fragwürdiges Experiment zur Furchtkonditionierung am „Kleinen Albert“, einem neun Monate alten Kind, das durch die gleichzeitige Präsentation eines zu konditionierenden Reizes mit einer aversiven Konsequenz auf eine Furchtreaktion konditioniert wurde
Dem Kind wurde eine weiße Ratte präsentiert, für die es sich zunächst interessierte, gleichzeitig ertönte das laute Krachen einer Eisenstange hinter ihm, worauf es eine Furchtreaktion zeigte
Nach zweimaliger Wiederholung weigerte Albert sich bereits, die Ratte zu berühren, nach sieben Wiederholungen zeigte er eine massive Angstreaktion beim Anblick der Ratte, die auf weitere weiße, pelzige Gegenstände generalisiert wurde
Watson war infolge seiner Beobachtungen davon überzeugt, dass durch klassische Konditionierung jedes beliebige Objekt zum furchtauslösenden Reiz werden kann
Was und von wem ist das Konzept der Preparedness?
Was sind Beispiele dafür?
Dieses Konzept der genetischen oder biologischen „Preparedness“ bezieht sich auf spezies-spezifische Lerndispositionen beim assoziativen Lernen
Der Begriff wurde 1970 von Seligman geprägt
Die Hypothese besagt, dass bestimmte Reize und Verhaltensweisen eine (evolutions-)biologische Relevanz aufweisen und sich daher einfacher konditionieren lassen als Reize, die in der normalen Umwelt unserer Vorfahren vor vielen Tausend Jahren eher selten oder gar nicht auftraten
Beispiele beim Menschen, aber auch bei anderen Primaten, sind eine Reihe (ursprünglich) gefährlicher Stimuli, wie Schlangen oder bedrohliche Gesichter von Artgenossen
Ein klassisches Beispiel ist auch das Geschmacksaversionslernen, wo oft schon ein einziger Lerndurchgang, also die einmalige Paarung von Geschmack mit späterer Übelkeit genügt, um langandauernde Aversionen auszulösen
Worauf beziehen sich die neuro- und psychophysiologischen Ansätze?
Was wird untersucht?
Die neuro- und psychophysiologischen Erklärungsansätze beziehen sich auf die (neuro-) physiologischen Prozesse, die Emotionen vermitteln und regulieren
Untersucht wird hier u. a. auch, ob physische Mechanismen Ursache oder Konsequenz von emotionalem Empfinden sind
Was besagt die James-Lange-Theorie?
Zunächst soll die James-Lange-Theorie kurz besprochen werden – eine der bekanntesten biopsychologischen Emotionstheorien
Sie besagt, dass physiologische Reaktionen die Ursache und nicht etwa die Folge der Emotionen sind
Demnach würde eine Emotion also nicht mit der bewussten Affekt-Erfahrung – dem Gefühl – beginnen, sondern physiologische Veränderungen und deren Wahrnehmung führen letztendlich zum Erleben des Gefühls
Für den Psychologen James bildet offenbar die Erklärung des bewussten Erlebens von Gefühlen das Zentrum der Theorie
Dagegen war für Lange als Physiologe das Emotionserleben nicht relevant; der Schwerpunkt lag für ihn vor allem auf den physiologischen Prozessen, und hier speziell auf den kardiovaskulären Veränderungen
Warum wurde die James-Lange-Theorie kritisiert und von wem?
Die Theorie fand auch heftigen Widerstand
Kritik kam u. a. von Walter Cannon, einem ehemaligen Studenten von James
Cannon postulierte, dass zum einen organische Veränderungen nicht notwendig und hinreichend für das Auftreten von Emotionen sind, dass eine Durchtrennung der „viszeralen Afferenzen“ keinen vollständigen Verlust von Emotionen auslösen und im Allgemeinen physische Veränderungen zu langsam und unsensibel sind, um zeitlich vor dem emotionalen Erleben aufzutreten
Die gängige Meinung im Forschungsfeld heute ist, dass das Erleben von Emotionen nicht – wie die James-Lange-Theorie postuliert – alleine aus der Wahrnehmung physischer Prozesse und Veränderungen resultiert
Dagegen wird der Bewertung, welche situativen Stimuli oder Ereignisse die physiologischen Prozesse ausgelöst haben, eine entscheidende Rolle für das Emotionserleben zugesprochen
Warum kam es in den letzten Jahren zu einer enormen Wissenszunahme über die beteiligten Strukturen und Regionen an der funktionalen Vermittlung und Regulation von Emotionen?
Durch die rasante Erweiterung des Methodenspektrums zur Messung neurophysiologischer Prozesse und neuronaler Strukturen, insbesondere durch die Entwicklung und Weiterentwicklung der bildgebenden Verfahren, kam es in den vergangenen Jahren auch zu einer enormen Wissenszunahme über die beteiligten Strukturen und Regionen an der funktionalen Vermittlung und Regulation von Emotionen
Was steht (nicht) im Vordergrund neurobiologischer Forschung?
Im Vordergrund neurobiologischer Forschung steht bei den Emotionen nicht das subjektive Erleben, sondern die beobachtbaren Verhaltensänderungen
Diese werden als Antwort auf externe oder internale Stimuli ausgelöst und werden von physiologischen Reaktionen begleitet, die den Körper auf effektives Handeln vorbereiten (Handlungsdisposition)
Das schließt eine bestimmte Handlungsrichtung von Emotionen ein, die als eher positiv oder negativ erlebt werden können
Gehirnareale, die am emotionalen Erleben beteiligt sind, spielen meist auch eine Rolle bei der Verarbeitung von appetitiven und aversiven Ereignissen und Reizen
Hier überlappen auch teilweise die neuronalen Systeme für die Vermittlung motivationaler und emotionaler Prozesse
Welche Hirnareale sind von Bedeutung für das emotionale Erleben?
Das betrifft daher zum einen phylogenetisch „alte“ Strukturen des Gehirns, wie Teile des Mittelhirns und des Zwischenhirns, aber zum anderen auch Areale des phylogenetisch neueren Großhirns
Strukturen des Zwischenhirns, die hier eine Rolle spielen, sind beispielsweise der Thalamus, der Hypothalamus und auch die Hypophyse
Der Thalamus ist eine wichtige Schaltzentrale zur Informationsweiterleitung und stellt den größten Teil des Zwischenhirns dar
Er ist aus vielen kleineren Kerngebieten zusammengesetzt, die alle eine enge Verknüpfung zum Cortex aufweisen
Die generelle Aufgabe des Thalamus ist die Filterung und Modulation aller ein- und ausgehenden Informationen zum Cortex, mit Ausnahme der Informationen, die über den Riechnerv kommen
Der Thalamus hat zudem über Verknüpfungen mit dem Hypothalamus und der Hypophyse Verbindungen zum vegetativen Nervensystem, die regulatorischen Einfluss auf verschiedene Prozesse ausüben können, wie beispielsweise die Ausschüttung von Hormonen oder die Aktivierung von Neuronen, die wiederum weitere physiologische Prozesse, wie Herzrate, Körpertemperatur oder auch die Magen-Darm-Tätigkeit, beeinflussen
Dem Zwischenhirn fällt daher die Regulation der peripheren physiologischen Aspekte der Emotionsregulation zu
Teile des Großhirns, die eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Emotionen spielen, sind vor allem die Frontal- und Temporallappen
Insbesondere einer kleinen Struktur im Temporallappen fällt dabei eine große Bedeutung zu:
der Amygdala (auch als Mandelkern bezeichnet)
Sie besteht aus einem paarigen Kerngebiet und wird zum limbischen System gezählt
Die Amygdalae erhalten zum einen über den Thalamus eingehende sensorische Informationen und zum anderen direkte olfaktorische Information vom Riechnerv
Die Amygdala spielt eine entscheidende Rolle bei der emotionalen Bewertung von Stimuli und der Wiedererkennung emotionaler Situationen
Diese Funktion wird vor allem durch Verbindungen zum Hippocampus vermittelt, der eine bedeutende Rolle bei Gedächtnisprozessen spielt
Welche Rolle spielt der Thalamus bei Emotionen?
Welche Rolle spielt die Amygdala bei Emotionen?
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