Welche 2 Forschungsmethoden unterscheidet man?
Emotionen sind ein beliebter und ergiebiger Forschungsgegenstand in der biopsychologischen Fo
Man unterschiedet dabei vor allem zwischen zwei grundsätzlichen emotionspsychologischen Forschungsmethoden:
Methoden der Emotionsinduktion und
Methoden der Emotionserfassung
Wie ruft man Emotionen für Untersuchungen hervor?
Wenn in einer Studie untersucht werden soll, wie sich Emotionen beispielsweise auf andere mentale Prozesse oder Verhaltensweisen (z. B. Kognition oder Sozialverhalten) auswirken, müssen bei den Studienteilnehmern die Emotionen gezielt hervorgerufen (induziert) werden
Damit lässt sich auch die Art der Emotion sowie ihre Stärke gezielt manipulieren
Soll dagegen untersucht werden, inwiefern das Auftreten von Emotionen durch andere Faktoren moduliert wird, ist es von besonderer Bedeutung, geeignete Messverfahren für die Emotionen zur Hand zur haben, die die Emotionen und ihre Intensität zuverlässig erfassen können
Was kann man sich für das gezielte Auslösen von Emotionen zunutze machen?
Für das gezielte Auslösen von Emotionen kann man sich die Charakteristika von Emotionen zunutze machen
Da es sich bei Emotionen um Reaktionsmuster auf bestimmte interne, aber auch externe Ereignisse handelt und sie als Anpassungsreaktion den Organismus auf adäquate Reaktionen in einem bestimmten Kontext vorbereiten, lassen sie sich auch manipulieren und induzieren
So können affektive Zustände beispielsweise durch konkrete Ereignisse, aber auch Erinnerungen unter Laborbedingungen ausgelöst werden
Das wird in der Emotionsforschung genutzt, indem Probanden emotionsinduzierenden Ereignissen ausgesetzt werden
Welche Verfahren nutzt man, um Probanden in der Emotionsforschung emotionsinduzierenden Ereignissen auszusetzen?
Präsentation von Filmausschnitten
Präsentation von Bildern
Präsentation von Musik und anderen auditiven Stimuli
Velten-Aussagen
Imagination und Erinnern eigener emotionaler Erlebnisse
Nachstellen des Gesichtsausdrucks
experimentell hergestellte emotionsauslösende Ereignisse
Was versteht man unter dem Verfahren zur Präsentation von Filmsequenzen?
Die Präsentation von Filmsequenzen gehört mit zu den beliebtesten und wirkungsvollsten Emotionsinduktionsmethoden
Mit diesem Verfahren gelingt es zum einen, positive oder negative Stimmungen, aber zum anderen auch gezielte Emotionen in den Probanden auszulösen
Viele experimentelle Verfahren basieren hierbei beispielsweise auf den Arbeiten von James Gross, aber auch anderen Forschern, die Filmsequenz-Sammlungen zur Emotionsinduktion erstellt haben
Die Sammlungen wurden jeweils auf ihre Emotionsauslösung validiert, mit Vorversuchen an Probanden, die jeweils über subjektive Gefühle nach der Beobachtung der jeweiligen Szene berichteten
Gezielt konnten dabei Filmsequenzen ausgewählt werden, die reliabel einzelne Emotionen (z. B. Ärger) auslösen
Was sind Beispiele für das Verfahren der Präsentation von Filmausschnitten zur Emotionsinduktion?
Emotion, die induziert werden soll / Film/Filmszene
Zärtlichkeit / Forrest Gump/Wiedervereinigung von Vater und Sohn
Ärger / Schindlers Liste/beliebige Erschießung von Lagerinsassen durch den Kommandanten
Ekel / Trainspotting/Hauptdarsteller taucht nach Drogenkonsum in einem dreckigen WC
Was versteht man unter dem Verfahren der Präsentation von emotionsinduzierendem Bildmaterial?
Am bekanntesten ist hierbei das „International Affective Picture System“ (IAPS), das auf den Arbeiten von Peter Lang basiert und eine breite Anwendung im Forschungsfeld findet
Hierbei handelt es sich um einen umfassenden Bilderkatalog mit standardisierten Bildern
Der Katalog beinhaltet über 1.000 emotionsinduzierende Farbabbildungen, die in unterschiedliche Kategorien unterteilt sind, wie beispielsweise Bilder mit
aversiver (z. B. Umweltkatastrophen, Schusswaffen und andere Waffen, Unfallopfer)
positiver (erotische Abbildungen, Fotografien von Müttern und Kindern)
neutraler Valenz (z. B. Landschaften, Möbel)
Die einzelnen Bilder wurden mit einer großen Studienpopulation an Probanden im Vorfeld validiert, insbesondere bezüglich
ihrer Valenz:
angenehm oder unangenehm
Erregung:
niedrig oder
aktivierend bzw. hoch aktivierend
Der Katalog ermöglicht somit interessierten Forschern, je nach Forschungsfrage eine geeignete Bildauswahl aus dem Repertoire zu treffen
Wie viele Farbabbildungen enthält der Bildkatalog?
Womit wurden die Bilder des Bildkatalogs validiert?
Was versteht man unter dem Verfahren der Präsentation von Musik und anderen auditiven Stimuli?
Auch die Präsentation von auditiven Stimuli ist in der Lage, Emotionen bei Probanden auszulösen, allerdings wird diese Methode eher selten in der biopsychologischen Emotionsforschung verwendet
Bei der Präsentation von Musikstücken spielen insbesondere die Tonintervalle eine wichtige Rolle:
Die meisten Probanden verknüpfen
hohe Töne eher mit positiven und
tiefe Töne mit negativen Emotionen
Auch die Variationen in Akkorden können genutzt werden, da beispielsweise dissonante Akkorde angstauslösend wirken können und Mollakkorde oft traurige Stimmungen auslösen
Neben der Verwendung von Musikstücken gibt es auch bereits ein standardisiertes Verfahren, das „International Affective Digitized Sounds“-(IADS-)System, das ebenfalls von Bradley und Lang entwickelt wurde
Bei dem IADS handelt es sich um einen emotionsauslösenden Geräuschkatalog von 111 auditorischen Reizen, die beispielsweise Kichern, aber auch Schreie beinhalten
Wa spielt bei der Präsentation von Musikstücken eine Rolle und warum?
Was versteht man unter dem IADS?
Ein standardisiertes Verfahren, das „International Affective Digitized Sounds“-(IADS-)System, das von Bradley und Lang entwickelt wurde
Was versteht man unter der Velten-Methode?
Bei der sogenannten Velten-Methode versetzen sich die Probanden durch das laute Lesen von selbstbezogenen Aussagesätzen in Stimmungen, die durch die vorgelesenen Sätze suggeriert werden
Beispielsweise kann der Satz: „Ich fühle mich im Moment etwas träge“ zu einer eher traurigen Stimmung führen
Was ist die Imaginationstechnik?
Die sogenannte Imaginationstechnik bezieht sich auf die Präsentation von fiktiven emotionsauslösenden Situationsbeschreibungen. Probanden werden bei dieser Methode angewiesen, sich bildlich vorzustellen, dass sie ein bestimmtes Szenario gerade selbst erleben
Eine ähnliche Methode ist die Erinnerungstechnik
Allerdings handelt es sich hier nicht um ein fiktives, sondern ein autobiografisches Ereignis, das die Versuchsperson im Labor erinnern soll
Was ist die Erinnerungstechnik?
Eine ähnliche Methode zur Imaginationstechnik ist die Erinnerungstechnik
Wie läuft das Verfahren “Nachstellen des Gesichtsausdrucks” ab?
Die Technik des „Nachstellens des Gesichtsausdrucks“ basiert auf der Annahme, dass durch das bewusste Nachahmen einer emotionstypischen Mimik die damit einhergehende Emotion erzeugt werden kann – das wird auch als „Facial-Feedback“-Hypothese bezeichnet
Probanden werden bei solchen Experimenten instruiert, ihre mimische Muskulatur ganz gezielt nach den Anweisungen zu bewegen
Die Anweisungen sind dabei aber so allgemein wie möglich gehalten
Beispielsweise wird für einen freudigen Zustand kein Lächeln eingefordert, sondern die Versuchsperson wird angewiesen, ihre Mundwinkel hochzuziehen
Das wird gemacht, um eine Voreingenommenheit der Versuchsperson zu vermeiden, da diese anhand der Instruktionen nicht erraten kann, welche Emotion induziert werden soll
Was Word als „Facial-Feedback“-Hypothese bezeichnet?
das bewusste Nachahmen einer emotionstypischen Mimik, damit die damit einhergehende Emotion erzeugt werden kann – das wird auch als „Facial-Feedback“-Hypothese bezeichnet
Was beinhaltet die Methode der “Experimentell hergestellte emotionsauslösende Ereignisse”
Die letzte Methode, die hier erwähnt werden soll, bezieht sich auf experimentell gestaltete emotionsauslösende Ereignisse unter Laborbedingungen
Bei diesem Verfahren werden Probanden in Situationen gebracht, die spezifische Emotionen auslösen können
Solche Verfahren findet man vor allem in sozialpsychologischen Studien
Emotionsinduzierende Ereignisse gehen hier oft mit einer Täuschung der Probanden durch sogenannte Cover Stories des angeblichen Studienziels einher
Ein bekanntes Beispiel ist die Präsentation von fiktiven Ergebnissen zum Abschneiden in einem Intelligenztest: Bekommt der Proband ein positives Feedback, werden auch positive Emotionen ausgelöst
Die Rückmeldung von Misserfolg (z. B. schlechteres Abschneiden als der Durchschnitt) führt dagegen zu negativen Emotionen
Vor allem bei Untersuchungen zur Auswirkung von sozialer Zurückweisung findet auch das sogenannte Cyberball Game rege Anwendung
Hier sieht der Proband auf einem Bildschirm, wie zwei gezeichnete Figuren sich gegenseitig einen Ball zuwerfen
Unter manchen Bedingungen werfen sie den Ball auch gelegentlich zur Versuchsperson, in anderen Szenarien erhält diese den Ball fast nie
Ist Letzteres der Fall, führt das tatsächlich zu Gefühlen der Ausgrenzung und Traurigkeit in der Versuchsperson
Welche 3 Kategorien an Messverfahren unterscheidet man?
Die Messung von Emotionen oder ihrer Intensität ist nicht trivial und verlangt eine Unterscheidung der zu erfassenden Emotionskomponenten.
Dadurch lassen sich Messverfahren in drei Kategorien unterteilen:
Erfassung physiologischer Variablen,
Messung des subjektiven Erlebens und
Instrumente, die sich am Verhalten, insbesondere dem Ausdrucksverhalten, orientieren.
Wie werden die physiologischen Messverfahren unterteilt?
Die physiologischen Messverfahren zur Emotionserfassung können grundsätzlich in drei Unterbereiche unterteilt werden, je nachdem, welche Parameter sie erfassen:
Messung von Variablen im zentralen Nervensystem
Messung von Variablen im vegetativen Nervensystem (Peripherie)
Messung des Schreckreflexes (engl. „startle reflex“)
Welche Messverfahren nutzt man, um neurowissenschaftliche Korrelate im ZNS zu untersuchen?
Viele biopsychologische Studien zur Erfassung und Modulation von Emotionen beziehen sich auf neurowissenschaftliche Korrelate im zentralen Nervensystem
Das schließt mit ein…
ältere Messverfahren, wie beispielsweise
die Elektroenzephalografie (EEG) oder
die Magnetenzephalografie (MEG)
aber auch moderne bildgebende Verfahren, wie z. B.
die beiden funktionellen Bildgebungsverfahren fMRI (funktionelle Magnetresonanztomografie) oder
PET (Positronenemissionstomografie)
Was spielt neben dem Gehirn bei der Vermittlung und den Auswirkungen von Emotionen eine wichtige Rolle?
Nicht nur das Gehirn spielt bei der Vermittlung und den Auswirkungen von Emotionen eine wichtige Rolle, sondern auch periphere Prozesse im autonomen Nervensystem, das den Sympathikus und Parasympathikus beinhaltet
Welche Hinweise liefert die Messung vegetativer Funktionen und was sind wichtige Messvariablen?
Die Messung von vegetativen Funktionen liefert dabei wiederum wertvolle Hinweise auf zentralnervöse Steuerungsprozesse, z. B. bei emotionaler Aktivierung
Wichtige Messvariablen sind hier beispielsweise Blutdruck, Herzrate und der Hautleitwiderstand (elektrodermale Aktivität).
Was ist das bedeutendste physiologische Messverfahren zur Erfassung von Emotionen?
Eines der bedeutendsten physiologischen Messverfahren zur Erfassung von Emotionen ist der Schreckreflex
Bei diesem Reflex handelt es sich um eine unwillkürliche Kontraktion der Körper- und Gesichtsmuskulatur auf unerwartete und intensive Sinnesreize hin
Der Reflex hat sich vermutlich als Schutzreaktion des Organismus vor Verletzungen entwickelt
Am besten untersucht ist die akustische Schreckreaktion (ASR), die sehr oft in der klinischen und biopsychologischen Forschung angewendet wird
Die ASR wird durch plötzliche, laute Geräusche ausgelöst (z. B. ein Donnerschlag) und äußert sich in einer Lidschlussreaktion zum Schutz des Auges, der Kontraktion von Gesichts-, Nacken- und Skelettmuskulatur, der Beendigung aller momentan ausgeführten Verhaltensweisen sowie einer Beschleunigung der Herzrate
Die ASR dient damit der Vorbereitung auf eine Flucht oder den Kampf („fight/flight syndrome“)
Beim Menschen kann die Intensität der ASR ausgezeichnet mit einer elektromyografischen Messung am unteren Augenlid (Musculus orbicularis) gemessen werden, da der Lidschlussreflex beim Menschen die zuverlässigste motorische Komponente der ASR darstellt
Eine Besonderheit der ASR ist, dass sie in jede Richtung moduliert werden kann – ihre Intensität also sowohl zu- als auch abnehmen kann
Diese Besonderheit kann man sich für die Erfassung von Emotionen mit dieser Methode zunutze machen, da Emotionen in der Lage sind, die ASR in beide Richtungen zu modulieren
Positive Emotionen vermindern die ASR, während aversive Emotionen die ASR erhöhen
Das lässt sich dadurch erklären, dass die ASR eine Schutzreaktion vor aversiven Ereignissen darstellt und die Vermeidungssysteme aktiviert, die negative Emotionen intensivieren können
Demnach führen aversive Situationen oder Stimmungen zu einer Potenzierung der ASR (ebd.). Wenn man beispielsweise nachts durch eine dunkle Gasse läuft, wird man sich leichter durch plötzliche Geräusche erschrecken als wenn man die gleiche Gasse an einem sonnigen Tag betritt
Positive Situationen aktivieren dagegen das Annäherungssystem, das wiederum defensive Vermeidungssysteme inhibiert und daher im Vergleich zu neutralen Stimmungszuständen, die keinen Effekt auf die ASR haben, diese absenkt
Das konnte auch experimentell in zahleichen Studien nachgewiesen werden
Wie kann das subjektive Erleben einer Emotion erfasst werden?
Welche 2 Ansätze kann man dabei unterscheiden?
Das subjektive Erleben einer Emotion kann mittels standardisierter Fragebogenverfahren im Selbstbericht erfasst werden
Hiermit können die Intensität, die Dauer und auch die Frequenz des subjektiven Erlebens gemessen werden
Instrumente, die dabei aktuell erlebte Emotionen abfragen, sind mit einer höheren Validität einzustufen als retrospektive Instrumente oder solche, die auf hypothetischen Vorstellungen basieren
Grundsätzlich kann man hier noch zwei Ansätze unterscheiden:
den dimensionalen Ansatz, der allgemeine affektive Zustände erfasst
den kategorialen Ansatz, der spezifische Emotionskategorien aufzeichnet
Was sind Ausdruckspsycholpgische Messverfahren?
Ausdruckspsychologische Messverfahren in der Emotionspsychologie sind Techniken, die nonverbale Kommunikationsaspekte des Emotionsausdrucks erfassen können
Hierzu zählen u. a. Mimik, Gestik, Körperhaltung sowie der stimmliche Ausdruck
Beim stimmlichen Ausdruck können beispielsweise Lautstärke oder Tonhöhe Auskunft über den emotionalen Zustand des Sprechers liefern
Welche 2 Messinstrumente gibt es bei der Mimik?
Auch bei der Mimik gibt es zwei sehr gute objektive Messinstrumente:
die standardisierte Analyse von Mimik mittels dem von Paul Ekman und Wallace Friesen entwickelten FACS („Facial Action Coding System“), ein Codierungssystem, das auf der Anatomie und den Bewegungsmustern der Gesichtsmuskulatur beruht
die Messung der Aktivität der Gesichtsmuskelaktivität durch ein Elektromyogramm
Was und von wem ist das FACS?
Eines der objektiven Messinstrumente der Mimik
die standardisierte Analyse von Mimik mittels dem von Paul Ekman und Wallace Friesen entwickelten FACS („Facial Action Coding System“)
Ein Codierungssystem, das auf der Anatomie und den Bewegungsmustern der Gesichtsmuskulatur beruht
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