Konflikt der Historiker um Galilei eskalierte im 19. Jahrhundert einseitig und simplifizierend:
Galilei war der Heilige und die (dogmatische) Kirche das Böse.
Darstellung im GB
Interpretation seiner Beiträge
Wissenschaftlicher Fortschritt
=> zwiegespalten
Stephen Hawking - falsche Aussage: „So war vor Galilei niemand daran interessiert festzustellen, ob Körper verschiedenen Gewichts tatsächlich mit verschiedener Geschwindigkeit fallen.“ Stephen Hawking, Kleine Geschichte der Zeit“
Heute sehen viele Menschen, vor allem auch Naturwissenschaftler
Galilei = idealisiert und mit Heiligenschein
Symbol der Emanzipation der Wissenschaft
Befreiung der Wissenschaft von Bevormundung
Dient im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen und zu den historischen Tatsachen (s. u.) – so zum Beispiel als Vorbild für junge Wissenschaftler und als Märtyrer der Wissenschaft.
Galilei als dem grössten und ersten richtigen Physiker und Astronom
Seine Zeitgenossen und Vorläufer werden von ihm verdrängt
Das falsche Geschichtsbild Galileis bei vielen heutigen Menschen ist eine umfassende Konstruktion ausgerechnet der Aufklärung – ein Paradox.
„Die Wahrheit ist das Kind der Zeit, nicht der Autorität.“ ‚Galileo Galilei‘, in „Das Leben des Galilei“ von Bertolt Brecht, deutscher Dramatiker Im Drama bezieht sich das Zitat auf die Autorität der Kirche.
Der kommerzielle und soziologische Begriff „Marke“ beschreibt treffend das Resultat des Zusammenwirkens der für den Ruhm günstigen Faktoren
Galileo Galilei war ein vielseitiger Forscher an der Schwelle zur Neuzeit, aber sein Bild hat in den vier Jahrhunderten eine unrealistische Überhöhung erfahren: Er ist buchstäblich ein wissenschaftlicher Heiliger geworden.
Mythos vs. Deutung
Mythos
Deutung
positive Rolle von Galilei mit der Akzeptanz des neuen heliozentrischen Weltbilds
„er hat das neue Weltbild durchgesetzt“,
hat dazu befürwortend geschrieben, aber keinerlei strikte Beweise für das heliozentrische Weltbild gehabt. Die Kirche war „philosophisch“ (das heißt wissenschaftlich) auf der korrekten Seite, die eigentlich er als Wissenschaftler hätte vertreten müssen
=> Gezeiten = falsch
die Interpretation des Forschungsstils von Galilei als moderne Haltung
wahre „evidenz-basierende“ Forschung, „er war der erste messende Forscher“,
Dies ist eine präsentistische Interpretation, das heißt unrichtig, weil aus der heutigen Zeit heraus gesehen, so wie ein Physiker arbeiten sollte. Galileis Arbeiten und Denken war durchaus gespalten, mit einem Bein in der Vormoderne und immer noch bei Aristoteles.
c) seine Rolle als vermutlich bemitleidenswerter Märtyrer im Kerker,
„jeder Anhänger der kopernikanischen Lehre wäre damals verbrannt worden“.
Er war nie im Gefängnis. Im Palast des Uffiziums während des Prozesses genoss er die „beste Küche Roms“, anstelle von Kerker hatte er nach seiner Verurteilung komfortablen und respektvollen Hausarrest. Sein arrogantes Wesen vor allem hatte den Konflikt mit dem Papst provoziert.
Wahrnehmung in den Medien
Berthold Brecht – Leben des Galilei (1943)
Im TV und öffentliche Ansicht
· Leben Galileis (heliozentrischen Weltbilds, Fernrohrs, Ketzer, Glauben vs. Wissenschaft, Krankheit "Ende: Leugnung + Diskurs d. Schuld
"Zuspruch für sein Schaffen
· Kommentar Brechts_ Handeln als Erbsünde der modernen Naturwissenschaften, Atombombe = Endprodukt seiner wiss. Leistung und sozialen Versagens
1. Galileo (1998) - Wissensendung
· Themen rund um Technik, Weltall, Natur, …
2. „Terra X“ ZDF – „Revolutionär der Wissenschaft
· Galileo als Weltveränderer
· Untrennbarkeit v. Wissenschaft, Macht und Moral
3. Westram, ARD: Galilei als Denker. Forscher, Gläubiger und Feigling
4. Badde, WELT: schillernder Gelehrter, Kritik an Logik der Forschung
5. Zander: überheblich, skupellos, größenwahnsinnig, Emanzipation d. Wissenschat aus kirchlicher Knechschaft
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