Was spielt bei der Entwicklung psychischer Störungen eine Rolle?
Bei der Entwicklung psychischer Störungen spielen deregulierte Transmitter-Rezeptor-Systeme eine wichtige Rolle
Die meisten Störungen sind multifaktoriell bedingt, weil die Transmitter-Rezeptor-Systeme ineinandergreifen und zusammenwirken
Außerdem nehmen Faktoren wie genetische Disposition, Hormonveränderungen und psychosoziale Belastungen hier zusätzlich Einfluss
Die komplexen Regelkreise bei der Entwicklung psychischer Störungen sind bisher nur in Ansätzen erforscht und von vielen Annahmen gekennzeichnet
Wie wirkt Acetylcholin?
Wie wird das Gesamtsystem bezeichnet?
Acetylcholin (Ach) wirkt als zentraler Überträgerstoff im Gehirn, im vegetativen Nervensystem und an der motorischen Endplatte der Muskelzellen
Je nach Rezeptorsubtyp hat ACh eine hemmende oder erregende Wirkung
Über M1-Rezeptoren wirkt ACh erregend
über M2- und M3-Rezeptoren hemmend
Das Gesamtsystem wird als cholinerge Synapse, die ACh-ausschüttenden Neuronen als cholinerge Neuronen bezeichnet
An welchen 2 Arten von Transmittern wirkt Acetylcholin?
Der Transmitter wirkt über zwei Rezeptortypen:
nikotinerge, ionotrope Rezeptoren und
muskarinerge, metabotrope Rezeptoren
Wo befinden sich nikotinerge Rezeptoren und wodurch werden sie aktiviert?
Nikotinerge Rezeptoren befinden sich z. B. an Muskelzellen und sind an den Muskelkontraktionen beteiligt
An nikotinergen Rezeptoren im zentralen Nervensystem dockt nicht nur ACh, sondern auch das Zellgift Nikotin an, das die muskelentspannende Wirkung von Tabak vermittelt
Muskarinerge Rezeptoren finden sich insbesondere im vegetativen Nervensystem und im Gehirn u. a. im Hippocampus
Sie werden auch durch das Gift des Fliegenpilzes aktiviert
Wo befinden sich muskarinerge Rezeptoren und wodurch werden sie aktiviert?
Was reguliert das cholinerge Transmitter-Rezeptor-System?
Bei welcher Krankheit ist es dysreguliert?
Das cholinerge Transmitter-Rezeptor-System regelt u. a. Verhalten und Gedächtnis und ist bei der Alzheimer-Krankheit dysreguliert
Was versteht man unter der Alzheimer-Krankheit?
Diese Erkrankung zählt zu den neurodegenerativen Erkrankungen und geht mit dem Verlust intellektueller Fähigkeiten und dem Nachlassen des Gedächtnisses einher
Wenn die Symptome mehr als sechs Monate anhalten und den Betroffenen im Alltag wesentlich beeinflussen, spricht man von einer Demenz
Patienten im fortgeschrittenen Stadium sind gekennzeichnet durch Gedächtnisstörungen, Orientierungslosigkeit, Unselbstständigkeit und häufig Entwicklung einer Depression
Des Weiteren kommt es zur emotionalen Verflachung oder mangelnden emotionalen Kontrolle und Antriebsschwäche
Was ist die Ursache der Alzheimer-Krankheit?
Die Ursache ist der fortschreitende Abbau der Großhirnrinde (Hirnatrophie)
So lagern sich in den Nervenzellen Eiweißfaserbündel (Neurofibrillen) aus Tau-Proteinen ab, stören die Transportfunktionen der Zellen und führen zu deren Absterben
Außerdem verklumpen außerhalb der Nervenzellen und innerhalb der Blutgefäße Amyloid-Peptide zu sogenannten Plaques, was die Energie- und Sauerstoffversorgung des Gehirns hemmt
Dabei sind besonders Nervenzellen betroffen, die zur Signalübertragung den Botenstoff Acetylcholin nutzen und am Denken, Erinnern und Lernen sowie der räumlichen Orientierung beteiligt sind
Was haben alle Alzheimer Patienten gemeinsam?
Nicht alle Details der Ursachen und Pathogenese sind aufgeklärt, gemeinsam ist den Alzheimer-Patienten aber
ein Verlust kortikaler cholinerger Neuronen
eine verringerte Cholin-Acetyltransferase-Aktivität im Gehirn und
die Korrelation von cholinergen Defiziten und kognitiver Minderleistung
Welche Behandlungsansätze gibt es bei Alzheimer und wie wirksam sind diese?
Die Alzheimer Krankheit ist derzeit nicht heilbar und eine Behandlung soll lediglich das Fortschreiten der Erkrankung verzögern
Behandlungsansätze:
Hierzu werden Hemmstoffe der Acetylcholinesterase (AChE) eingesetzt, d. h. des Enzyms, das für den Abbau von Acetylcholin im synaptischen Spalt verantwortlich ist
Mithilfe eines AChE-Hemmers kann damit die Wirkung des Transmitters verbessert werden
Ein weiterer Therapieansatz bezieht sich auf Glutamat, das ebenfalls als erregender Transmitter wirkt
Allerdings ist hier das Ziel, die Wirkung des übermäßig produzierten Glutamats einzudämmen, wozu Antagonisten des Glutamatrezeptors, sogenannte NMDA-Rezeptorantagonisten, eingesetzt werden
Hiermit soll eine Dauerstimulation der Nervenzellen und damit die Zellschädigung vermieden werden
Bei welcher Krankheit spielt Dopamin eine wesentliche Rolle?
Bei der Parkinson-Krankheit spielt der Transmitter Dopamin eine wesentliche Rolle, dessen Wirkung von der Konzentration im synaptischen Spalt und den angesteuerten Rezeptoren abhängig ist
Wann wirkt Dopamin hemmend/erregend?
Bindet Dopamin an D1- oder D5-Rezeptoren, wirkt es exzitatorisch, bei der Bindung an D2-, D3- oder D4-Rezeptoren wirkt es inhibitorisch
Wofür ist die Dopaminkonzentration entscheidend?
Außerdem ist auch die Dopamin-Konzentration für die Pathogenese entscheidend:
So führt ein Mangel an Dopamin zur Parkinson-Krankheit und Angststörungen
eine Überaktivität des Transmittersystems dagegen zu Psychosen
Welche Symptome zeigen sich bei Parkinson?
Als Symptome der Parkinson-Krankheit finden sich
Ruhetremor
Rigidität und
Akinese/Bradykinese, die auf der Fehlregulation der Willkürmotorik basieren
Außerdem treten sensorische, vegetative und psychische Störungen wie Depression ein, an denen ebenfalls der Transmittermangel beteiligt ist
Welche Behandlungsformen gibt es für Parkinson?
Behandlungsformen sind…
tiefen Hirnstimulation
Ergotherapie
Physiotherapie
zur medikamentösen Standardtherapie Levodopa (L-Dopa)
(das Vorläufermolekül von Dopamin, das statt Dopamin eingesetzt werden muss, weil Dopamin selbst die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann)
Warum werden nach der L-Dopa-Gabe bei Parkinson weitere Medikamente hinzugegeben?
Welche sind das?
Die Wirkung von der L-Dopa-Gabe nimmt,nach und nach ab, sodass im Verlauf der Erkrankung weitere Therapeutika hinzugenommen werden
die von Dopaminagonisten
zur Rezeptor-Aktivierung
bis Monoaminooxidase-(MAO-)Hemmern zur Blockade des Dopaminabbaus im synaptischen Spalt reichen
Zu welchen Nebenwirkungen kann es im Rahmen der medikamentösen Therapie bei Parkinson kommen?
Im Rahmen der medikamentösen Therapie der Parkinsonkrankheit kann es auch zu Nebenwirkungen wie medikamenteninduzierter Psychose kommen
Zu den Psychosen zählt auch die Schizophrenie, als deren Ursache eine Überaktivität des dopaminergen Systems angenommen wird
Worauf basiert die hohe Ablenkbarkeit von schizophrenen Patienten?
So wird vermutet, dass die extreme Ablenkbarkeit von schizophrenen Patienten, die jeglichen Reiz als bedrohlich erleben, auf einem Ungleichgewicht von Dopamin und Noradrenalin beruht
Was wird zur Therapie von Schizophrenie eingesetzt?
Zur Therapie bei Schizophrenie wird u. a. ein Neuroleptikum als Dopaminantagonist eingesetzt, das an D2-Rezeptoren (Dopamin-Rezeptoren) bindet und die Aktivität des Transmitters an den postsynaptischen Rezeptoren bremst
Inwiefern ist das dopaminerge System an der Suchtentwicklung beteiligt?
Tierexperimentelle Untersuchungen legen nahe, dass das dopaminerge System auch an der Suchtentwicklung bei Drogenkonsum (Kokain, Opiate, Alkohol) und dem Belohnungssystem beteiligt ist
Hierbei scheint das Phänomen der Neuroadaptation eine wichtige Rolle zu spielen
Durch die ständige Aktivierung des Transmittersystems kommt es zur Gewöhnung an die Signale, sodass ein ständig erhöhter Konsum für ein positives Erleben erforderlich ist
Dabei kommt es zu molekularen Veränderungen, indem die Rezeptoren und Signalwege vermehrt in den Zellen gebildet werden (Adaptation)
Auf diesen molekularen Veränderungen beruhen möglicherweise auch die sogenannten Entzugserscheinungen, bei denen ein Ausbleiben des Triggers (der Droge) die Rezeptor-Signalleitung „unterfordert“, das positive Erleben ausbleibt und stattdessen negative Effekte auftreten
Was ist eine genetische Diaposition?
Die genetische Disposition ist die Veranlagung aufgrund der individuellen genetischen Ausstattung.
Was bedeutet nikotinerg?
durch Nikotin erregbar
Was bedeutet muskarinerg?
Der Begriff muskarinerg ist ein Synonym zu muskarinisch: auf die Substanz Muskarin erregbar.
Was sind Tau-Proteine?
Das Tau-Protein ist ein Mikrotubuli-Protein zur Stabilisierung des zellulären Zytoskeletts.
Was ist die Cholin-Acetyltransferase?
Das ist ein Enzym, das die Bildung von Acetylcholin aus Cholin und Acetyl-Coenzym A katalysiert.
Was ist die Acethylcholinesterade (AChE)
Das ist ein ACh-spaltendes Enzym im synaptischen Spalt, das die Wirkung von Acetylcholin stoppt
Was ist Dopamin?
Dopamin
Ausgangssubstanz der endogenen Produktion von Dopamin sind die Aminosäuren Phenylalanin bzw. Tyrosin, aus denen neben Dopamin auch Noradrenalin und Adrenalin gebildet werden.
Was sind Akinese und Bradykinese?
Akinese/Bradykinese
pathologische Bewegungslosigkeit/Verlangsamung der Willkürmotorik
Was ist die Monoaminooxidase (MAO)?
Die Monoaminooxidase ist ein Monoamine abbauendes Enzym; Isoform MAO-A (Vorkommen außerhalb des Gehirns) katalysiert den Abbau v. a. von Serotonin, Dopamin, Noradrenalin; Isoform MAO-B (Vorkommen im Gehirn) den Abbau von Dopamin.
Was versteht man unter einer Psychose?
Eine Psychose ist eine psychische Störung mit deutlichem Wandel im Erleben der eigenen Person und der Umwelt.
Was zählt unter Drogen?
Unter Drogen werden direkt auf das ZNS wirkende Stoffe mit positiver Wirkung auf das Befinden verstanden.
Was ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter im Gehirn?
Der wichtigste hemmende Neurotransmitter im Gehirn ist GABA (gamma-Aminobuttersäure), die von Glutaminsäure abgeleitet ist und an die Rezeptoren GABAA und GABAC (ionotrope Rezeptoren) sowie GABAB (metabotroper Rezeptor) bindet.
Welche dämpfenden Psychopharmaka wirken beispielsweise als allosterische Modulatoren und wie?
Viele dämpfende Psychopharmaka wirken als sogenannte allosterische Modulatoren des GABAergen Systems, indem sie an die Rezeptoren binden und die dämpfende Wirkung von GABA weiter verstärken
Beispiele sind die Benzodiazepine (z. B. Diazepam (Valium)), die zur Gruppe der Tranquillizer gehören, angstlösend (anxiolytisch) und beruhigend (sedierend) wirken und zur emotionalen und muskulären Entspannung führen
Auch Barbiturate gehören zu den dämpfenden Psychopharmaka und werden als Schlafmittel eingesetzt
Was sind allosterische Modulatoren?
Sie verändern die Raumstruktur des Rezeptors und damit die Bindungsstellen für die andockenden Moleküle.
Was sind Tranquillizer?
Eine Substanz mit dämpfender, beruhigender und angstmindernder Wirkung wird als Tranquillizer bezeichnet
Zu welcher Gruppe gehören Benzodiazepine?
Benzodiazepine (z. B. Diazepam (Valium)) gehören zur Gruppe der Tranquillizer
Wie wirken Benzodiazepine?
Benzodiazepine (z. B. Diazepam (Valium)), wirken angstlösend (anxiolytisch) und beruhigend (sedierend) und führen zur emotionalen und muskulären Entspannung
Wozu werden Barbiturate eingesetzt?
Diese Art von Psychopharmaka werden als Schlafmittel eingesetzt
Welches Transmitter-Rezeptor-System basiert auf Serotonin?
Ein weiteres Transmitter-Rezeptor-System basiert auf Serotonin (5-Hydroxytryptamin, 5-HAT), das ausgehend von der essenziellen Aminosäure Tryptophan produziert wird, die in Nahrungsmitteln wie Kakao, Bananen oder Feigen vorkommt
Was reguliert Serotonin?
Serotonin ist in verschiedene psychische Regelprozesse involviert, wie
Regulation der Blutgerinnung
den Schlaf-Wach-Rhythmus
die Wahrnehmung von Schmerz
Hunger und Durst und
die Emotionsregulation
und ist an der Entwicklung von Depression und Angst- und Essstörungen beteiligt
Wie viele verschiedene Serotoninrezeptorgruppen sind bekannt und wie wirken sie?
Sieben verschiedene Serotoninrezeptorgruppen sind bekannt, die teils als ligandengesteuerte Ionenkanäle, teils über Second-Messenger-Systeme wirken
Was bindet neben Serotonin an dem 5-HT2A-Rezeptor?
An den sogenannten 5-HT2A-Rezeptor binden auch halluzinogene Drogen wie das Mutterkornalkaloid LSD (Lysergsäurediethylamid)
Wozu führt ein Serotoninüberschuss?
Ein Serotoninüberschuss durch Medikamenten- oder Drogenmissbrauch führt zum lebensbedrohlichen Serotoninsyndrom, das durch Hypertonie, Schüttelfrost, Tremor und Halluzination gekennzeichnet ist und teils auch als Serotoninrausch bezeichnet wird
Wodurch wird die Serotoninwirkung gesteuert?
Die Dauer der Serotoninwirkung wird einerseits durch das Enzym Monoaminoxidase (MAO) gesteuert, das am Abbau des Transmitters beteiligt ist, andererseits durch die Wiederaufnahme (Reuptake) des Transmitters in die präsynaptische Endigung
Wird die Wiederaufnahme durch Blockade des Membrantransporters in den Neuronen blockiert, liegt das Serotonin länger im synaptischen Spalt vor und die serotonerge Signalübertragung im Gehirn ist verbessert
Welche Art von Antidepressiva basiert auf dem Reuptake von Serotonin?
Auf dem Reuptake basiert auch die Wirkung verschiedener Antidepressiva der Gruppe der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (engl. „Selective Serotonine Reuptake Inhibitor“, kurz: SSRI)
Wodurch wird die Bildung von Serotonin gefördert?
Womit werden depressive Patienten deshalb behandelt?
Die Bildung von Serotonin wird durch Licht gefördert, weshalb der Serotoninspiegel im Blut während der Herbst- und Wintermonate sinkt
Deshalb werden Patienten mit saisonal abhängiger Depression (SAD) mithilfe von Lichttherapie behandelt, wodurch das Funktionieren des serotonergen Systems verbessert und die auftretenden Symptome gelindert werden sollen
Welche nicht-medikamentösen Therapiemthoden für Depressionen werden in der Forschung diskutiert und warum?
Im Rahmen der Depressionsbehandlung werden auch weitere nicht medikamentöse Verfahren wie Schlafentzugstherapie und Sporttherapie eingesetzt
Deren Wirkmechanismus ist noch nicht belegt, diskutiert wird aber ein Einfluss auf Neurotransmittersysteme
Mithilfe einer Schlafentzugstherapie soll der Schlafrhythmus wieder in Balance gebracht werden
Hinsichtlich der Sporttherapie wird postuliert, dass Ausdauersport zur Bildung des Neuropeptids Beta-Endorphin im Gehirn führt, das das limbische System in einen euphorischen Zustand versetzen kann
Wie entwickelt sich eine Depression?
Die Entwicklung einer Depression ist ein multifaktorielles Geschehen, dessen Abläufe bisher nur zum Teil erforscht sind
Neben dem Serotoninsystem wird auch einer verringerten Aktivität des noradrenergen Systems eine Rolle bei depressiver Verstimmung zugesprochen
Adrenalin und Noradrenalin zählen wie Dopamin zu den Katecholaminen
Noradrenalin spielt insbesondere im peripheren vegetativen Nervensystem eine wichtige Rolle als Transmitter der sympathischen Neuronen
Folglich werden bei Depression und generalisierter Angststörung auch Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) zur Therapie eingesetzt, die in beide Transmittersysteme eingreifen
Wozu zählen Adrenalin und Noradrenalin und wo spielen sie eine Rolle?
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