Definition Multiperspektivität
„Prinzip historischen Lernens“
historische Sachverhalte werden aus Perspektiven verschiedener beteiligter und betroffener Menschen dargestellt
=> umfasst Sichtweisen verschiedenster Art[1]
es gibt nicht DIE Geschichte "—>Spannungsfeld von geschichtlichen Ereignissen und sich damit auseinandersetzenden Menschen
—>Erkenntnisinteresse und Intention, Auswahl der Quellen und Methode ihrer Erschließung + Interpretation bewirken Perspektivität[2]
Geschichte damit nur perspektivisch erfassbar[3]
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[1] von Personen unterschiedlicher Intension, sozialer Herkunft, ideologischer Ausrichtung
[2] Reicht von beanspruchter Objektivität und gewollter Parteilichkeit
[3] wobei ihre Interpretation in der Wirkungsgeschichte eines Vorgangs selbst wieder zu G. und für die Nachwelt damit zu einem Teil dieses Vorgangs wird.
Alterität, MP und Fremdverstehen
Alterität
Andersartigkit
diachron (G -> V)
MP
Andersartigkeit
synchron (V <-> V)
Fremdverstehen
kogn. und affektiver Prozess der mentalen Aneignung andeer Lebenswlten mittels Empathie
wichtig für hist. Erkenntisgewinnung
Abgrenzung zu Perspektivität
„Grundsachverhalt menschlicher Wahrnehmung und menschlichen Denkens, der unhintergehbar ist“
„Eigene Normen und Werturteile werden als „natürlicher“ Maßstab angesehen[1]
—> Perspektive (=Ethnozentrik) = „Widerspruch“ zur Multiperspektivität gesehen
Perspektivität = Wahrnehmung und Deutung der Wirklichkeit durch eine Person
= Somit: jede (hist.) Quelle v. einem Individuum verfasst ", indiv. "Interpretation" seiner Wirklichkeit
"deshalb: Vergleich mehrerer Perspektiven (Adel vs. Bauer)
=> Geschichte = von individuellen Schicksalen und Lebenswegen, von denkenden, handelnden, fühlenden und planenden Menschen erlebt und vor allem auch gestaltet.
=Menschen formen ihre Gegenwart entsprechend ihrer Möglichkeiten " Doch nicht alle Personen, nicht alle Perspektiven werden gleich gewichtet und längst nicht alle an die Nachwelt weitergegeben. " vgl. Kongo
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[1] Geprägt wird ein derartiger Stereotyp durch Bedrohungsvorstellungen, Feindbilder, die ggf. politischen Eliten im eigenen Lande zur innergesellschaftlichen Stabilisierung dienen oder die einfach geschichtliche Tradition haben; Hintergrundnarration
[CM1]Geprägt wird ein derartiges Stereotyp durch Bedrohungsvorstellungen, Feindbilder, die ggf. politischen Eliten im eigenen Lande zur innergesellschaftlichen Stabilisierung dienen oder die einfach geschichtliche Tradition haben. Dahinter steht aber auch die Erfahrung, daß die eigene Kultur anscheinend die eigenen Bedürfnisse am ehesten befriedigen kann.“
Grenzen von MP
—> können nicht 100% Multiperspektivität erfahren, weil wir nur die Quellen oder Narrative haben
Quellen, Sinnzusammenhänge/Narrationen/Deutungen erc = nie objektiv
Geschichte nicht objektiv —> von SuS bewusst machen
Objektivität = ex negativo
Kriterien werden genannt, was der Historiker nicht tun soll:
a. Er soll nicht für bestimmte Personen, Institutionen und Prozesse Partei ergreifen
b. Er solle keine Werturteile aussprechen
c. Er solle seine Standortgebundenheit aufgeben bzw. unter Kontrolle halten.
Geschichte =Deutungswissenschaft
verschiedene Sichtweisen, Informationen und Zusammenhänge analysiert und in logische und sinnhafte Zusammenhänge
Deutung d. Denken, Handeln der historischen Personen & Herstellen in einen Zusammenhang zu den Werten und Normen, politischen Systemen usw. ihrer Zeit.
1) Methodenobjektivität:
= Verwendet anerkannte Methode, um Quellen und Darstellungen zu analysieren = Wissenschaftsscommunity
quantifizierende, psychonalytische Methoden, …
arbeitet mit Fachbegriffen und Theorien
begründet, welche mögliche Ursachen das zu erforschende Phänomen hat und ordnet sie ein (das bessere Argument zählt)
intersubjektive Überprüfbarkeit
Selbstkritik: andere Perspektive beachten und Grenzen der eigenen Aussagen transparent machen
2) Konsensobjektivität:
= „Wissenschaftscommunity“ kommt mit vergleichbaren Methoden zu denselben Ergebnissen
These wird intersubjektiv akzeptiert
—> " Dabei gibt es viele Kontroversen und immer wieder auch Meinungen die sich entgegenstehen aber auch ergänzen.
=> Daran zeigt sich, dass die Geschichtswissenschaft von Personen gemacht wird, die ihre eigenen Fragen, Sicht- und Denkweisen in ihre Arbeit einbringen, Sachverhalte aus ihrer jeweiligen Perspektive beurteilen und Geschichte auch zur Orientierung in der Gegenwart herangezogen wird
Schlussfolgerung für die Praxis: Beutelsbacher Konsens
Beutelsbacher Konsens
Auf einer Tagung der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg im Jahr 1976 wurden folgende didaktischen Leitgedanken formuliert:
Überwältigungsverbot:
Lehrkräfte dürfen ihre SuS nicht indoktrinieren. Sie müssen sie dabei unterstützen, eine eigene Position zu bilden.
Kontroversität:
Themen und Standpunkte, welche in Wissenschaft und Politik kontrovers diskutiert werden müssen, auch im Unterrichtdementsprechend behandelt werden.
„Der Schüler muss in die Lage versetzt werden, eine politische Situation und seine eigene Interessenlage zu analysieren[…]“
Ausbildung der entsprechenden Kompetenzen
Teilnahme am demokratischen Diskurs ermöglichen
MISSVERSTÄNDNISSE ÜBER DEN BEUTELSBACHER KONSENS
Neutralität ¹ =dass LP ihre Meinung nicht sagen darf
sie darf jedoch nicht für bestimmte politische Akteure werben
sollte ihre persönlichen Ansichten nicht in den Mittelpunkt stellen
=> SuS ermutigen, sich zu positionieren.
Bei demokratie- und menschenfeindlichen Aussagen muss sie sogar einschreiten
Keine „Scheinkontroversen“ thematisieren:
Ein weitestgehender Konsens im Wissenschaftsdiskurs, dass eine bestimmte These widerlegt wurde (Bsp. Klimaleugner)
Sonderfall Holocaustleugnung: Ist aus historischer Sicht nicht nur unhaltbar, sondern ist sogar eine Straftat.
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