Konzept der opportunistischen Infektionen
überwiegende Mehrzahl der im Körper zu findenden Bakterien = Symbionten bzw. Kommensalen
sehr kleine Zahl von Mikroorganismen = obligate Pathogene
oral relevante Problemkeime meist = Gruppe der opportunistischen Pathogene zugehörig (sehr selten obligat pathogen)
heißt: physiol. vorhandene Kontrollmechanismen zur Begrenzung des Wachstum oraler Bakterien intakt ➔ Präsenz keine Bedrohung
endogen/exogen bedingte Störungen
z.B. durch Rauchen / Übergewicht
ungezügelter Wachstum pathogener Keime
Resultat: Karies, Gingivitis, Parodontitis
Plaquhyptothesen
Unspezifische Plaquehypothese
Spezifische Plaquehyptohese
Ökologische Plaquhyptohese
Unspezifische Plaquehyptohese
Menge der Plaque als entscheidendenr Faktor für Pathogenität bzw. krankheitsauslösend
Krankheitspräventive Strategie: regelmäßige Plaqueentfernung
Experimentelle Gingivitis
-> Löe & Theilade, 1965
Bakterielle Zahnbeläge = per se pathologisch
Gingivitis u. Parodontitis = Folge mangelnder Mundhygiene
Plaquefreiheit = Entzündungsfreiheit, ein sauberer Zahn wird nicht krank
Ein sauberer Zahn wird nicht krank?
-> Albander, 1995
Longitudinale Studie über 3 Jahre mit 227 13-jährige Internatsschüler in 3 Gruppen
selbst beste MuHy (Plaque- u. Gingivitisfreiheit): keinen signifikanten Einfluss auf Wahrscheinlichkeit des Auftretens früh einsetzender Parodontitis
Spezifische Plaquehypothese
bestimmte Arten für Pathogenität verantwortlich
wenige Mikroorganismen der Plaqueflora am Krankheitsprozess beteiligt
Krankheitspräventive Strategie: Vermeidung der Infektion + präventive Maßnahmen gegen ein begrenztes Artenspektrum
Parodontitisassoziierte Keime bei Kindern
-> Gafan, 2004
hohe Prävalenz parodontitisassoziierter Keime schon bei 5-9-jährigen Kindern
Kinder mit manifester Gingivitis nicht häufiger besiedelt
Parodontitis eine Infektionserkrankung?
-> Van der Velden, 1996
Parodontale Befundung von 23 frisch verheirateten Paaren
Unterschied in parodontalen Gesundheit zwischen Eheleuten vergrößerte sich zwischen 1987 und 1994
Ökologische Plaquehypothese
heute Stand der Wissenschaft
gesamte Mundflora, inkl. Immunsystem für Ausbrechen Krankheit verantwortlich
Erkrankung aufgrund Störung der Homöostase der oralen Mikroflora
Überwachsen standortüblicher gram (-) Keime aufgrund gestörter Reaktionslage des oralen Immunsystems
alle parodontisisassoziierten Keime bereits im Mund 5-9-Jähriger
neben genetisch determinierten Krankheitsdisposition v.a. Einfluss exogener Faktoren (z.B. Rauchen, Stress)
im indiv. Einzelfall: Trotz. Einfluss bes. virulenten Keime auf Stärke u. Geschwindigkeit der Krankheitsprogression möglich!
Krankheitspräventive Strategie:
Wiederherstellung physiol. Gleichgewichts
Kontrolle verschiedener ätiologischer Faktoren
Komplextheorie von Socransky
Vorkommen versch. Bakterienspezies -> „Bakterienkomplexen“ zusammengeführt
deren Interaktionen maßgebliche für Krankheitsverlauf
Ausbildung physikalischer Wechselwirkungen und Nahrungsketten mit unterschiedlichen, überlappenden Enzymmustern
Behandlungsbedürftige Situation erst durch synergistische Effekte mit anderen Spezies
Blauer Komplex
Actinomyces species
Violetter Komplex
V. parvula
A. odontolyticus
geringes pathogenes Potenzial
für Ätiologie der PA aber große Bedeutung
Frühkolonisierer
Grundlage für weitere Kolonisierung für Spezies mit höherer Pathogenität
Grüner Komplex
E. corrodens
C. gingivalis
C. sputigens
C. ochracea
C. concisus
A. actinomycetemcomitans
fakultativ anaerobe Bakterien
weniger empfindlich auf Sauerstoff
wichtigster Vertreter: A. actinomycetemcomitans
Gelber Komplex
S. mitis
S. oralis
S. sanguis
S. intermedius
Oranger Komplex
C. rectus
E. nodatum
C. showae
C. gracilis
S. constellatus
P. intermedia
P. micros
F. nucleatum
P. nigrescens
moderat bis stark pathogene Bakterien
Produktion verschiedener Toxine und Enzyme
„Brückenkeime“ zw. Frühkolonisierern und stark pathogenen Keimen des roten Komplexes
F. nucleatum: Ausbildung Koaggregationsbrücken = wichtige Andockstelle für Sekundärbesiedler
Roter Komplex
P. gingivalis
T. forsythia
T. denticola
gramnegative, obligate Anaerobiern
mit Destruktion des Parodonts assoziierte Markerkeime
breite Ausstattung an proteolytischen Enzymen (bspw. Phosphatasen od. Kollagenasen)
Abbau parodontalen Weich-/Knochengewebes
ausgeprägte Pathogenität
Expression:
Proteasen (Gingipaine)
Hämagglutinine
Fimbrien
extrem sauerstoffempfindlich
rein instrumentelle Behandlung häufig nicht ausreichend (gewebsinvasiven Eigenschaften)
evtl. antibiotische Begleittherapie
Leitkeim für schwere Parodontitiden
Markerkeim mit höchsten Pathogenität
umfangreichen Exkretion/Produktion von:
proteolytischer Enzyme
Immunsuppressionsfaktor
Leukotoxine
Unterwanderung zelluläre Immunabwehr:
Zerstörung v. Neutrophilen u. Makrophagen
Inhibition Lymphozytenaktivierung
Förderung entzündlich bedingten Gewebsabbaus durch aktivierte Interleukin-Ausschüttung
durchdringt ähnlich wie Pg epitheliale Barriere
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