Mathematikunterricht sollte drei Grunderfahrungen ermöglichen (nach Heinrich Winter)
Erscheinungen der Welt um uns, die uns alle angehen oder angehen sollten, aus Natur, Gesellschaft und Kultur, in einer spezifischen Art wahrnehmen und verstehen.
Mathematische Gegenstände und Sachverhalte, repräsentiert in Sprache, Symbolen, Bildern und Formeln, als geistige Schöpfungen, als eine deduktiv geordnete Welt
eigener Art kennenlernen und begreifen.
In der Auseinandersetzung mit Aufgaben Problemlösefähigkeiten erwerben, die über die Mathematik hinaus gehen (heuristische Fähigkeiten).
1) Was sind Bildungsstandards?
Bildungsstandards = fachbezogene Kompetenzen, die Schüler bis zum jeweiligen Abschluss erwerben sollen.
Bildungsstandards = Leistungsstandards
Bildungsstandards sind NICHT Unterrichtsstandards!
Bildungsstandards haben eine Entwicklungs ‐ und Überprüfungsfunktion!
Kompetenzen (nach Weinert, 2001) sind:
„die bei Individuen verfügbaren oder durch sie zu erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und
Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen sowie die damit verbundenen [...]
Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich
und verantwortungsvoll nutzen zu können.“
Kompetenzanforderungen werden in Kompetenzmodellen ausdifferenziert.
Solche Modelle beschreiben unterschiedlichen Facetten und Niveaustufen.
Konkretisiert werden Kompetenzen, ihre Facetten und Stufen durch Aufgaben.
2) Wozu dienen Bildungsstandards?
2 Erwartungen:
Orientierung und Evaluation
Basis für Leistungsüberprüfungen
Konkrete Umsetzung der Bildungsstandards bedeutet: Qualitätsentwicklung im Unterricht.
Verbessern, fördern, entwickeln (?) -> primäre Ort ist der Unterricht
3) Konzeption der Bildungsstandards?
Drei Dimensionen („Prozess“‐, „Inhalts“‐ und „Anspruchs“‐Dimension)
1.1 Natürliche Zahlen (+ Checkliste Tafelbild, Tafelarbeit)
Zählprinzipien (Gelman & Gallistel 1978)
1. Das Eindeutigkeitsprinzip
2. Das Prinzip der stabilen Ordnung
3. Das Kardinalprinzip
4. Das Abstraktionsprinzip
5. Das Prinzip der Irrelevanz der Anordnung
1.2 Ganze Zahlen (+ pdf Grundvorstellungen)
Didaktisches Ziel: negative Zahlen einzuführen
Bis ins 16. Jahrhundert „unreflektierter“ Gebrauch, z.B. als Zwischenergebnis beim Lösen einer Gleichung (Schreibweise: „8‐9“, „0‐2“etc.)
Später: Negative Zahlen als positive Zahlen mit einer zusätzlichen Eigenschaft („Vorzeichen“). Gegenpol zu den alten (positiven) Zahlen. Deutung als Schulden. Leibnitz Deutung der negativen Zahlen – „weniger als nichts“
➔ Motivation durch visualisierte, alltägliche Mathematik, um Assoziation mit den Zahlenverhältnissen zu schaffen
➔ Grundvorstellung durch Repräsentation
Ganze Zahlen Beispiele und Ideen
Einführung durch Beispiel: Du stehst im 47. Stock von 100 Stockwerken eines Hochhauses.
Du gehst in den Fahrstuhl und fährst 19 runter, um etwas abzuholen und dann wieder 23
hoch. Wo befindest du dich?
Idee: Vom Zahlenstrahl zur Zahlengerade: zu den bisherigen Zahlenpunkten ihre „Spiegelbilder“ (Spiegelung am Nullpunkt) hinzunehmen
Grundvorstellungen zur Addition
• Zusammenfügen von zwei Mengen (ZZZ)
Beispiel: Anja hat 6 Bonbons, Tina 4 – wie viele sind es zusammen?
• Hinzufügen einer Menge zu einer anderen (ZÄZ)
Beispiel: Anja hat 6 Bonbons, Tina gibt 4 dazu – wie viele Bonbons hat Anja danach?
• Veränderungsvorstellung (ÄÄÄ)
Beispiel: Anja bekommt erst 6 Bonbons, dann 4 Bonbons dazu – wie viele hat sie insgesamt?
VISUALISIERUNGSIDEE:
Zahlenstrahl
Grundvorstellungen zur Subtraktion
• Abziehen (Zerfall)
Beispiel: Torben möchte sechs Eier zum Frühstück machen. Ein Ei fällt ihm auf den Boden. Wie viele Eier kann er jetzt noch machen?
• Vergleichen (Differenzen)
Beispiel: Jan hat neun Äpfel. Paula hat sechs Äpfel. Wie viele Äpfel hat Jan mehr als Paula?
• Ergänzen (Fehleranzahl)
Beispiel: Marie hat neun Puzzleteile zusammengesetzt. Das Bild hat insgesamt zwölf Teile. Wie viele Teile fehlen ihr noch?
Warum ergibt (‐a) * (‐b) = +ab?
Festsetzungen sind sinnvoll, man kann sie letztlich nicht beweisen. Wohl aber kann man sie als einzig sinnvoll und denknotwendig legitimieren.
Spiegelung am Zahlengrade
Problembereiche bei den Ganzen Zahlen
• Hürde 1: Gegensätzliches Deuten der alten (positiven) Zahlen
• Hürde 2: Neue Beziehungen zwischen den alten Zahlen entdecken
• Hürde 3: Entwickeln geänderter Vorstellungen von Ordnung, Addition und
Subtraktion
• Hürde 4: Sinngebung neuer Schreibweise
• Hürde 5: Definitorischen Charakter der Rechenoperationen erkennen
Geometrische Vorstellung ganze Zahlen
Zahlenstrahl wird zur Zahlengerade
Sachen wie Temperaturskala nun mögl.
neue Zahlen = Spiegelbilder der alten Zahlen
Vorstellung bleibt: Zahl = Punkt
Vorstellung neu dazu: Zahl = Pfeil
Streckenaddition = Pfeiladdition (erst mit positiven Zahlen)
Festlegung der Addition für die negativen Zahlen
(4) Mathematische Operationen mit negativen Zahlen werden abstrakter
nicht mehr als Hinzufügen bzw. Wegnehmen einer Menge
JEDE Subtraktion ausführbar.
(5) negativer Multiplikator = „Streckspiegelung“
Grundvorstellungskonzept
repräsentieren abstrakte Begriffe anschaulich
verbinden abstrakte Mathematik und Anwendungen
2 Typen von Grundvorstellungen:
- Wurzeln in Handlungserfahrungen
- werden mit mathematischen Darstellungsmitteln (Zahlenstrahl, Koordinatensystem, Graph, ...) repräsentiert
Stufen des Begriffsverständnisses
Begriff als Phänomen
Beispiele kennen
Begriff als Träger von Eigenschaften
Eigenschaften kennen
Begriff als Teil eines Begriffsnetzes
Beziehungen von Eigenschaften untereinander und Beziehungen zu anderen Begriffen kennen
Begriff als Objekt zum Operieren
Beispiel: Rechnen mit Bruchzahlen
Ziele beim Ausbilden Grundvorstellung
Anknüpfen bekannte Sachzusammenhäng. oder Handlungsvorstl.
Ermöglichen operativen Handelns auf der Vorstellungsebene
Erkennen von Struktur in Sachzusammenhäng.
Modellieren des Phänomens mithilfe von Mathe
Grundvorstellungen zu Bruchzahlen
Merksatz
Probleme
Zusammenfassung
Teil vom Ganzen und Teil mehrerer Ganzer
Anschauliche Bruchvorstellungen ( 1/2 : 3/4)
Zusammenhang zw. nat. Zahlen und Brüchen
Dominanz der syntaktischen Ebene gegenüber semantischen (inhaltlichen) Ebene
Dezimalzahlen (1,3)
Einfürhung
Schwierigkeiten & Fehlvorstell.
Einführung druch Stellenwerttafel (Einer, Zehner, Hunderter,…)
==> Dezimalbrüche als neue Schreibweise alter Brüche
Dezimalbruch = 1 Zahl
NICHT „2 Zahlen, 1 vor und 1 nach dem Komma“
kann zu Fehlern bei Addition führen: „0,5 + 0,13 = 0,18“
Aussprechen von 2,35 als „zwei ‐ fünfunddreißig“ statt „zwei Komma drei fünf“. Hilfe: fünf und dreißig“ als 35/100 interpretieren
Die Rolle der Null beim Dezimalzahlen nach dem Komma (wie in der Grundschule; 0,027 ≠ 0,27 aber 0,27 = 0,270) Hilfe: Stellentafel
Dezimalbrüche in Größenangaben – insb. in Längenangaben. (1,435 m = 1m 4 dm 3cm 5mm) Verdeutlichung: Stellentafel
Einführung reeller Zahlen
Haptische Aufgaben, die auf Ergebnisse hinauswollen zur Begründung der neuen Zahlenmenge R
=> Din A Format mit sqrt(2)
Egal wie viele Kommastellen man nimmt sqrt(2) endet nie.
Da nicht exakt machbar => Intervallschachtelung auf Zahenstrahl
Was ist das Heron‐Verfahren?
Suchst du die Wurzel von a?
Quadrat mit Flächeninhalt a => Seitenlänge b ist die Wurzel
Anfangen mit Rechteck: a * 1
Durchschnitt der Beiden wird die eine neue Seite. Die andere wird passend gemacht.
Repeat.
Was ist Algebra
„das Zusammenfügen gebrochener Teile“ oder „Wissenschaft des Ausgleichens und Wiederzusammenfügens“
In der Algebra vor allem:
allgemeine Ausdrucksform
Gesetzmäßigkeiten werden ausgedrückt, begründet oder verworfen
Probleme können in der Formelsprache präzisiert und gelöst werden.
Zum Lernen der „Formelsprache“ – langfristiger Prozess
Phase 1: Intuitiver Gebrauch der Sprache
Phase 2: Reflexion
Phase 3: Erkundung und Aneignung
Phase 4: Nutzung der Sprache
Phase 5: Erweiterung der Sprache
Phase 6: Neue Sprachen
Variablenbegriff
Unbekannte: Die Variable steht für ein Objekt (Zahl bzw. Term), das noch unbekannt ist, prinzipiell aber bestimmt werden kann.
Unbestimmte: Die Variable steht für ein nicht bekanntes Objekt, das zu bestimmen nicht näher interessiert.
Veränderliche: Variable in funktionalen Zusammenhängen, in denen tatsächlich etwas variiert wird bzw. in denen die Veränderung betrachtet wird
Malles Grundvorstellungen dazu:
Gegenstandsaspekt
Ist wie ein Gegenstand wie eine Black Box?
Einsetzungsaspekt
Platzhalter oder Leerstelle?
Kalkülaspekt
Größe mit der man Rechnet wie ne Zahl
Stadien des Umgangs mit Variablen
Stadium 0: Idee wird nicht angenommen
Die Idee der Formalisierung wird (noch) nicht angenommen. Hier nehmen Schüler die Idee,
Buchstaben für Zahlen zu setzen, nicht an.
Stadium 1: Symbolisches Beschreiben
Variable und symbolische Ausdrücke werden zur Beschreibung erkannter Muster genutzt.
Stadium 2: Symbolisches Operieren
Erworbenes Wissen wird reorganisiert.
Stadium 3: Formale Sprache als mentales Werkzeug
Formale Sprache wird zum gedanklichen Werkzeug und Instrument des Argumentierens.
Termbegriff – Was ist ein Term?
In der Mathematik ist ein Term ein sinnvoller Ausdruck, der Zahlen, Variablen, Symbole für
mathematische Verknüpfungen und Klammern enthalten kann.
Reflexion über die Formelsprache
1. Einführung der Begriffe Variable und Term
Zu Beginn der Reflexionsphase spricht man nochmal typische Situationen an, in denen bisher mit Variablen gearbeitet wurde.
2. Die Struktur von Termen
Es ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, Terme zu analysieren und ihren, Aufbau übersichtlich darzustellen.
3. Gleichheit von Termen
Bei Problemstellungen, in denen ein Term aufzustellen ist, können sie unter Umständen verschiedene Terme ergeben.
Gleichungen als…
zum Formulieren von Beziehungen zwischen mathematischen Objekten (z. B. Zahlen, Größen, Funktionen),
zum Ausdrücken von Eigenschaften,
zum Formulieren und Lösen von Problemen.
Untersuchung von Gleichungstypen
➔ Existenz und Bestimmung von Lösungen
Begriffe rund um Gleichungen
Begriffe rund um Gleichungen werden benötigt, um…
über Gleichungen reden,
Regeln formulieren und
Ergebnisse interpretieren zu können.
Beschreibung von Gleichungen:
Variable
Term
Gleichung
Aussage
Formulierung, die entweder wahr oder falsch ist.
Aussageform
Formulierung, die beim Einsetzen eine Aussage ergibt.
Über das Lernen des Umgangs mit Gleichungen
Ziel: Lernende sollen Algorithmen lernen, mit deren Hilfe sie Gleichungen lösen bzw.
Formeln auflösen können.
Gleichungen sicher und schnell zu lösen ist nur möglich, wenn man eine algorithmische Lösungsstrategie benutzt.
Erkennen Lernende bei Algorithmen nicht die Idee, dann wird der Algorithmus schnell vergessen.
Typische Fehler: das Schließen auf 3x=5 auf x=2 und von 2x+3=4 auf x+3=2
Mit wachsender Übung werden die Algorithmen verkürzt; Folge: Rechnungen werden fehleranfällig.
Das sichere Beherrschen eines Algorithmus setzt eine Hierarchie von Fähigkeiten heraus
Drei Aspekte funktionalen Denkens
Durch Funktionen beschreibt oder stiftet man Zusammenhänge zwischen Größen:
einer Größe ist dann eine andere zugeordnet, so dass die eine Größe als abhängig gesehen wird von der anderen.
Durch Funktionen erfasst man, wie Änderungen einer Größe sich auf eine abhängige Größe auswirken.
Mit Funktionen betrachtet man einen gegebenen oder erzeugten Zusammenhang als Ganzes.
Funktionen: Zuordnungen
Zentrale Idee eines funktionalen Zusammenhangs:
Jedem Wert der unabhängigen Größe wird genau ein Wert der abhängigen Größe zugeordnet.
Allgemeiner gefasst:
Eine Zuordnung von einer Menge A in eine Menge B liegt vor, wenn jedem Element aus A ein Element oder auch mehrere Elemente aus B zugeordnen werden.
Solche Zuordnungen treten in vielen Bereichen der Mathematik auf
Definitionen Funktion
Definition 1:
Eine Zuordnung von einer nichtleeren Menge A in eine nichtleere Menge B, die jedem Element aus A genau ein Element aus B zuordnet, heiBt Funktion.
Definition 3:
Für eine reelle Funktion f: D—R heiBt die Menge D der Definitionsbereich der Funktion und die Menge W aller y<R , die einem xeD zugeordnet werden, Wertebereich der Funktion; ein xeD heißt Argument der Funktion und ein y € W heiBt Funktionswert.
Definition 4:
Für eine reelle Funktion f;D —»R heift die Menge aller Punkte der Ebene mit den Koordinaten (x| f(x)) mit xe D der Graph der Funktion.
Charakterisierende Eigenschaften von Exponentialfunktionen
Zu gleichen (additiven) Zuwächsen im Argument
gehört immer der gleiche Wachstumsfaktor.
Wird also bei einer Exponentialfunktion das Argument um den gleichen Wert (+c) vergrößert, dann nimmt der Funktionswert um den gleichen Faktor (* d) zu.
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