Frakturarten
Einfache Frakturen
Spiralfraktur: Einfache Fraktur mit spiralförmigem Frakturverlauf
Schrägfraktur: Einfache geradlinige Fraktur mit einem Winkel von ≥30 ° zwischen Frakturverlauf und der Senkrechten zur Schaftachse
Querfraktur: Einfache geradlinige Fraktur mit einem Winkel von <30 ° zwischen Frakturverlauf und der Senkrechten zur Schaftachse
Mehrfragmentfraktur : Fraktur mit ≥3 Fragmenten
Trümmerfraktur: Fraktur mit >7 Fragmenten
Inkomplette Fraktur ohne komplette Unterbrechung der Kontinuität = Haarriss/Fissur
Dislokationsformen
Ofene Frakturen nach Gustilo / Anderson
Typ 1
Hautwunde < 1cm
minimale Weichteilverletzung
einfache Fraktur
Typ 2
Hautwunde > 1cm
Einfache Fraktur, ggf. mit geringer Segmentierung
Typ 3
Hautwunde > 10cm
Schwere Zertrümmerung bzw. Mehrfachfraktur
-> Typ 1 und Typ 2 Wirkstoffe gegen grampositive Erreger, bspw. Cephalosporine der 2. Generation
AO-Klassifikationen
Stressfraktur
Subtraumatische, jedoch intensive und wiederholte gleichförmige mechanische Belastung
Im Röntgenbild häufig erst nach sechs Wochen sichtbar, MRT zum früheren Nachweis (hier ist schon früh ein Knochenödem („Bone bruise“) als Ausdruck einer Stressreaktion sichtbar)!
Frakturheilung
primär: Knochenbruchheilung ohne Kallusbildung
sekundär: Knochenbruchheilung mit Kallusbildung
Vorhandener Frakturspalt (kein direkter Knochenkontakt) und mechanische Instabilität
Frakturen im Kindesalter
Grünholzfraktur
Meist Biegungsbruch mit geringer Dislokation
Einseitiger Bruch der Kortikalis und des Periostmantels
Bei starker Achsenabweichung zunächst „Komplettierung“ des Bruches (= Gegenseite wird auch gebrochen), anschließend Versorgung
Bowing-Fraktur
Plastische Verformung des Knochens mit fixierter Biegung bei intakter Kortikalis und intaktem Periost
Die Epiphysenfugen sind erst in einem Alter von etwa 13 Jahren (bei Mädchen) bzw. 15 Jahren (bei Jungen) komplett verschlossen und können zuvor von ungeübten Betrachtern fälschlicherweise als Frakturspalt interpretiert werden.
konservative Behandlung
Gilchrist-Verband (Immobilisation Schulter und Humerus)
Desault-Verband
Indikation
Scapulafraktur in der akuten Schmerzphase
Läsionen des Schultergelenks oder des Humerus
Rucksack-Verband
Indikation: V.a. mediale Klavikulafraktur
Dachziegel-Verband
Indikation: Zehenfrakturen
Operative Verfahren
-> Osteosynthese
Vorteile gegenüber der konservativen Therapie sind
bessere Repositionsmöglichkeit
postoperativ häufig stabilere Situation (Retention)
schnellere Mobilisierung
Plattenosteosynthese
extramedulläre Schienung, Rekonstruktion von Gelenkflächen und komplizierten Frakturen
Schraubenosteosynthese
Prinzip: Interfragmentäre Kompression bei Verwendung als Zugschraube
Marknagel
intramedulläre Schienung
Dynamische Hüftschraube
Pertrochantäre Femurfraktur und laterale Oberschenkelhalsfraktur
Innere Schienung + laterale Zuggurtung
Gleitprinzip → Interfragmentäre Kompression
Zuggurtungsosteosynthese
Knochenfragmente, die aufgrund des Zuges über Muskelsehnen auseinander gezogen werden (z.B. Patella-Querfraktur, Olekranon-Querfraktur)
Fixateur externe
Außerhalb des Körpers befestigte, starre und damit winkelstabile Halterung, die durch bikortikal gebohrte Pins proximal und distal der Fraktur im Knochen verankert wird
-> Endoprothetik
Postoperative medikamentöse Thromboseprophylaxe
Hüftgelenkendoprothetik und hüftgelenknahe Operationen nach Frakturen
Perioperativer Beginn
Für 28–35 Tage postoperativ
Kniegelenkendoprothetik und kniegelenknahe Operationen nach Frakturen
Für 11–14 Tage postoperativ
Perioperative AB-Prophylaxe: Intravenöse Single-Shot-Gabe mit Aminopenicillin + β-Lactamase-Inhibitor oder Cephalosporin der 1. oder 2. Generation
Komplikationen Osteosynthese und Endoprothetik
Luxationen
Hüftgelenksendoprothese: Risiko abhängig vom operativen Zugangsweg
Anterolateraler Zugang: Endgradige Adduktion und Außenrotation sollte vermieden werden
Dorsolateraler Zugang: Hüftbeugung und Innenrotation sollten vermieden werden
Pseudarthrose
Therapie: Resektion, Knochenruhigstellung/Stabilisierung
Humerusfrakturen
Therapie:
Proximal und diaphysär konservatin wenn möglich
distal immer operativ (Plattenosteosynthese)
distale Radiusfrakturen
Extensionsfraktur -> Colles-Fraktur
typisch: Bajonett-Stellung
Flexionsfraktur -> Smith-Fraktur
geschlossene Reposition mit Bruchspaltenanästhesie
Luxationsfrakturen des Unterarms
Monteggia
Offene Rekonstruktion und Fixierung der Ulnafraktur mittels Plattenosteosynthese
Galleazzi
Skaphoidfrakturen
De-Quervain (Transskaphoidale perilunäre Luxationsfraktur)
-> Sturz auf die ausgestreckte Hand, B4 nach Krimmer
Röntgen in 3 Ebenen (Fraktur wir häufig übersehen)
ggf. ergänzend CT
Klassifikation nach Krimmer
Typ A -> stabile Frakturen
Typ B -> instabile Frakturen
Mittelhandfrakturen
Winterstein- (extraartikulär), die Bennett- und Rolando-Fraktur
Diagnostik: Rotationsfehlstellung: Abweichung des entsprechenden Fingers bei Faustschluss
Röntgen
Therapie: komplizierte oder dislozierte Frakturen -> häufig operative Osteosynthese mit Einsatz von (Mini‑)Platten, Kirschner-Drähten oder (Zug‑)Schrauben
Winterstein-Fraktur
Geschlossene Reposition des MHK I bzw. geschlossene Reposition nach Jahss und Kirschner-Draht-Osteosynthese
Bennett-Frakturen und Rolando-Frakturen
Offene Reposition und Schraubenosteosynthese
Subkapitale Frakturen
Intramedulläre, antegrade Kirschner-Draht-Osteosynthese oder
Offene Reposition mit Plattenosteosynthese
Wirbelkörperfrakturen - Allgemeine Einteilung
Risikofaktor Osteoporose (-> am häufigsten Thorakolumbaler Übergang)
3-Säulen-Modell nach Denis
Stabile Fraktur: Verletzung der ventralen Säule
Gesteigertes Instabilitätsrisiko: Verletzung der mittleren oder dorsalen Säule
Instabile Fraktur: Verletzung von ≥2 Säulen
AO-Klassifikation
HWK 1
Atlas-Fraktur
-> Jefferson-Fraktur : Kombinierte Fraktur des vorderen und hinteren Bogens
Ätiologie: Axiale Krafteinwirkung bei Hochrasanztrauma (z.B. Badeunfall bei Kopfsprung in flaches Wasser, Autounfall)
HWK 2
Hangman’s Fraktur (beim atypischen Erhängen und Autifunfall)
Dens-Frakturen
Wirbelkörperfrakturen - Diagnostik
Durchführung: Wirbelsäule in 2 Ebenen (a.p. und seitlich)
Halswirbelsäule: HWS in 2 Ebenen und Dens-Zielaufnahme in a.p. transoral bei geöffnetem Mund
Durch Zug an den Armen nach unten bzw. durch Gewichte in den Händen kann eine überlagerungsfreie Darstellung des 7. HWK erreicht werden
Radiologische Instabilitätskriterien von Wirbelkörperverletzungen
Erweiterter Bandscheibenraum
Erhöhter interspinöser Abstand
Unterbrechung der dorsalen Wirbelkörperkortikalis
Vergrößerter prävertebraler Raum/Weichteilschatten
(Sub‑)Luxierte Facettengelenke
CT
Standarduntersuchung bei verdächtigen, pathologischen oder nicht-beurteilbaren Befunden im konventionellen Röntgen
MRT
Differenzierung von frischen und alten Wirbelsäulenverletzungen
Abklärung unklarer neurologischer Ausfälle
Wirbelkörperfrakturen - Therapie
Faustregel: Stabile Frakturen werden konservativ behandelt! Instabile knöcherne Frakturen können konservativ oder operativ therapiert werden; instabile diskoligamentäre Verletzungen werden operativ versorgt!
Konservativ:
ggf. Ruhigstellung, Physiotherapie, Schmerztherapie
Operativ:
Absolut
Myelonkompression mit und ohne neurologischem Defizit
Progrediente neurologische Ausfälle
Hochgradig instabile Verletzungen
Relativ
Diskoligamentäre Instabilität
Starke bzw. therapieresistente Schmerzen
Ballonkyphoplastie (nicht bei Hinterkantenbeteiligung)
-Osteoporotische oder tumorbedingte Frakturen
-bei stabilen Wirbelkörperfrakturen mit behandlungsresistenten Schmerzen unter analgetischer Therapie
Spondylodese
-bei instabilen WK-Verletzungen mit Hinterkantenbeteiligung
Stabilisierung des Wirbelsäulenabschnitts über Versteifung oder Fusion von zwei oder mehr benachbarten Wirbelkörpern
Durch Einbringung von Osteosynthesematerial wie Fixateur interne, Schrauben- oder Plattenosteosynthese
Proximale Femurfrakturen
Einteilung
Fehlstellung
Adduktionsfraktur: Außenrotation und Beinlängenverkürzung
Abduktionsfraktur: Einstauchung, oft keine bzw. geringe Beinfehlstellung
Lagerung und Transport in ein Traumazentrum
Schonende, achsengerechte Lagerung mit leicht gebeugtem Hüftgelenk
Kein Repositionsversuch
Dringliche frühzeitige Operation
Frühzeitige Mobilisation unter physiotherapeutischer Anleitung (möglichst innerhalb von 24 h)
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