Was sind Emotionen?
-> Eine Emotion ist eine Reaktion auf eine Bewertung eines äußeren oder inneren Reizereignisses
Emotionen manifestieren sich auf verschiedenen Ebenen
Und sind bedeutsam für die zentralen Bedürfnisse und Ziele des Organismus
Nenne drei zentrale Ansätze, die sich mit der Erforschung von Emotionen beschäftigt!
Drei zentrale Ansätze, die sich mit der Erforschung von Emotionen beschäftigt
1. Strukturalistischer Ansatz:
Welche Emotionen sind für ALLE Menschen gleich?
Diskutierte Basisemotionen: Angst, Wut, Freude, Trauer
Umstritten: Ekel, Überraschung, Neugierde und Vertrauen
Womöglich universelle & angeboren
Emotionen äußern sich im Erleben, Ausdruck und Verhalten
2. Funktionalistischer Ansatz:
Welche Funktion haben Emotionen?
Emotionen ändern Handlungsbereitschaft, befriedigen Motive, lassen uns Ziele verfolgen
Abfolge:
Bewertung eines Reizes
Emotion wird ausgelöst
Handlungsbereitschaft
Handlungskonsequenz
3. Soziokultureller Ansatz:
Wie unterscheiden sich Emotionen zwischen den Kulturen?
Emotionen werden auch durch die jeweilige Kultur und das soziale Miteinander bestimmt
Identifikation von kulturspezifischen Emotionen
Unterschiede zwischen individualistischen und kollektivistischen Kulturen, z.B. soziale Ängstlichkeit ruft andere Konsequenzen hervor
Europa: negatives Selbstbild / China: positives Selbstbild
Erläutere die Entwicklung positiver Emotionen (Freude)!
Entwicklung positiver Emotionen: Freude
Nicht-soziales Lächeln: kurz nach der Geburt, eher ein Reflex
Soziales Lächeln: ab 6-10 Wochen
8-10 Monate: soziales Lächeln verstärkt bei vertrauten Personen (Differenzierung)
12-24 Monate: andere zum Lachen bringen macht Freude
3-5 Jahre: Freude an Täuschung anderer > ToM!
Erläutere die Entwicklung negativer Emotionen (Angst / Wut)!
Entwicklung negativer Emotionen
Bis zu einem Alter von 7 Monaten: schwer, negatives emotionales Erleben zu differenzieren
Entwicklung negativer Emotionen: Angst
Erster Indikator für Angst: Fremdeln und Trennungsangst ab ca. 8 bis 9 Monaten
Ab dem 1. Lebensjahr werden Kontextinformationen mitberücksichtigt, Bsp.: social referencing
2-4 Jahre: kognitive Entwicklung macht Imaginationen möglich > Unterscheidung zwischen Fantasie und Realität noch problematisch
5-7 Jahre: Angst vor realen Situationen (z.B. Unfälle)
Ab Eintritt in die Schule: soziale Ängste, Bewertungs- und Leistungsängste
Entwicklung negativer Emotionen: Wut
Tritt ein, wenn ein Ziel verhindert wird, Voraussetzung: Ursache-Wirkungs-Wahrnehmung
4-8 Monate: Säuglinge, die das Erscheinen von Babyfotos nicht steuern können, zeigen mehr Wut
Ab ca. 9 Monaten: Wutreaktionen steigen an
Umwelt kann besser kontrolliert werden, was zu Zielkonflikten führen kann
Ab ca. 1,5 bis 2 Jahren nehmen Wutausbrüche wieder ab
Denn: andere Regulationsoptionen kommen hinzu
Erläutere die Entwicklung selbstbezogener Emotionen!
Entwicklung selbstbezogener Emotionen
Z.B. Verlegenheit, Scham, Stolz, Eifersucht
Ab etwa 2 Jahren > sind an kognitive Entwicklung geknüpft
Setzen ein objektives Selbst-Bewusstsein voraus (Das „Ich“ als unabhängige Person, die von anderen bewertet werden kann)
Indikatoren: Verwendung von Personalpronomen und des eigenen Namens
Außerdem wichtig: Bewusstsein für Regeln und Normen
Erläutere die Entwicklung moralischer Emotionen!
Entwicklung moralischer Emotionen
Empathiefähigkeit
Die Fähigkeit, eine Gefühlslage herzustellen, die einer anderen Person ähnlich ist
Das Zeigen einer stellvertretenden emotionale Reaktion
Das Verstehen, dass eine Person eine andere Emotion hat als man selbst
Voraussetzungen
Selbstidentifikation & Selbstwahrnehmung
Affektive Fähigkeiten (z.B. Sympathie empfinden)
Kognitive Fähigkeiten (z.B. Perspektivenübernahme)
Erläutere die Folgen der Veränderungen im Gehirn im Jugendalter!
Im Jugendalter:
Veränderungen im Gehirn (Myelinisierung / Neurotransmitter)
-> Folgen:
Zunahme negativer, Abnahme positiver Emotionen
Geschlechtsunterschiede bei negativen Emotionen: Mädchen > Jungen
Stimmungsschwankungen & erhöhte emotionale Reaktivität
Im frühen Jugendalter (12-15 J.) stärker als im späten (16-18 J.)
Verstärkte Beschäftigung mit den eigenen Gefühlen
Umbauprozesse können mit Problemen verbunden sein, z.B.
In der Emotionsverarbeitung und -kontrolle
In der Handlungssteuerung
Erläutere die Entwicklung positiver, negativer und selbstbewusster Emotionen!
Entwicklung des Emotionswissens
Positive Emotionen
Wissen über Auslöser der Emotion Freude mit etwa 3 Jahren
Negative Emotionen
Im Vorschulalter noch schwierig, steigt bis zum Schulalter an
Wut & Ärger oftmals einfacher als Traurigkeit
Externe Ursachen (Streit) einfacher als interne (Kognitionen)
Selbstbewusste Emotionen
Wissen um Auslöser im Schulalter, im Jugendalter vor allem soziale und schulische Bewertungssituationen
Erläutere das Verständnis echter und falscher Emotionen!
Verständnis echter und falscher Emotionen
Michelle schläft heute bei ihrem Cousin Johnny. Michelle hat ihren Lieblingsteddy zu Hause vergessen. Michelle ist sehr traurig, dass sie ihren Teddybären vergessen hat. Aber sie will nicht, dass Johnny sieht, wie traurig sie ist, weil Johnny sie dann ein Baby nennen wird. Daher versucht Michelle zu
„Zeig mir das Bild, auf dem man sieht, welches Gesicht Michelle zu machen versucht.“
Ergebnis:
3- und 4-jährige Kinder wählen zu etwa 50% das richtige Bild
5-jährige Kinder wählen zu etwa 80% das richtige Bild
Zunahme des Verständnisses von echten und falschen Emotionen im Alter von 4 bis 6 Jahren, da
Verbessertes Verständnis von gesellschaftlichen Ausdrucksregeln
Verbesserte Perspektivübernahmefähigkeit
Erläutere die Entkopplung von Emotionserleben und Emotionsausdruck!
Entkopplung von Emotionserleben und Emotionsausdruck
Markierung einer negativen Emotion durch eine positive gelingt langsam
Ab 5 Jahren können Emotionen zum größten Teil (nach Aufforderung) vorgetäuscht werden
Im Jugendalter werden Emotionen oft versteckt, vor allem bei Trauer und Angst, weniger bei Wut
Was ist Emotionsregulation?
Entwicklung der Emotionsregulation
-> Was bedeutet Emotionsregulation?
„Der Prozess, durch den innere Gefühlszustände und die damit verbundene physiologischen Prozesse, Kognitionen und Verhaltensweisen initiiert, gehemmt oder moduliert werden.“
Die Entwicklung einer der Situation angemessenen Emotionsregulation ist ein wichtiger Prädiktor für die psychische Gesundheit von Individuen
Zahlreiche Zusammenhänge zu:
Psychischer und physischer Gesundheit
Internalisierendem und externalisierendem Problemverhalten
Soziale Kompetenz, z.B. prosoziales Verhalten
Was versteht man unter Temperament?
Exkurs: Temperament
„Das Temperament eines Kindes umfasst die stabile, behaviorale und emotionale Verhaltensreaktion, wie bspw. Ausdauer, Intensität oder Regelmäßigkeit.“
Säuglinge unterscheiden sich bereits ab ihrer Geburt in ihrer Bereitschaft auf Reize zu reagieren
Verschiedene Ansätze diskutieren verschiedene Temperamentsdimensionen
Erläutere die Temperamentsdimensionen nach Thomas & Chess!
Nenne Merkmale von Temperament!
Hinweise auf genetische Grundlage
Zwillingsstudien: EEZ r=.70 / ZEZ r=.38
Wird generell als relativ stabil angesehen
Kindliches Temperament spielt eine Rolle bei der Emotions- und Verhaltensregulation!
Erläutere die Emotionsregulation im Säuglings- & Kleinkinderalter!
Säuglings- & Kleinkinderalter
Ab 2 Monate, wenn Belastung nicht zu groß
Regulation der visuellen Aufmerksamkeit: Blickabwenden
Selbstberuhigung: Saugen
Ab 3-6 Monate: Einforderung aktiver Unterstützung
Interaktive Regulationsstrategien, Kontaktaufnahme
Ab 12 Monate: Sprache und Motorik
Social referencing
Behaviorales Ablenken, Entfernen aus der Situation
Sprachliche Aufforderung
Erläutere die Emotionsregulation im Vorschulalter!
Vorschulalter
Zwischen 3 und 6 Jahren
Anteiliger Wechsel zwischen interpersonaler und intrapersonaler Regulation
Mehr selbstständige Regulation, vor allem in einfachen Situationen und weniger interpersonale Regulation, aber Rückgriff darauf, wenn Problem zu groß
Z.B. problemorientierte Strategien, Ablenkungsstrategien, Rückzug
Erläutere die Rolle der Familie bei der Emotionsregulation!
Die Rolle der Familie bei der Emotionsregulation
Erläutere die Phasen der Emotionsregulation nach Friedmeier!
Erläutere die Emotionsregulation im Schulalter!
Schulalter
Spektrum an Regulationsstrategien erweitert sich
Strategien werden auf die Akzeptanz anderer und auf die Situation abgestimmt
Kognitive Regulationsstrategien werden immer mehr genutzt, z.B. kognitives Umdeuten, positives Denken
Erläutere die Emotionsregulation im Jugendalter!
Jugendalter
Weitere Differenzierung der Emotionsregulation
Größere Vielfalt, Nutzungsflexibilität und Situationsangepasstheit
Verbunden mit Reifung des Präfrontalkortex
Entstehung geschlechtsabhängiger Regulation
Jungen: weniger soziale Unterstützung, mehr vermeidende Strategien, mehr aggressive Strategien (auch: mehr Risikoverhaltensweisen zur Regulation)
Mädchen: mehr internalisierende Regulationsstrategien, z.B. Rumination, mehr soziale Unterstützung
Befunde jedoch teilweise inkonsistent
Sogenannte „maladaptive“ Strategien kommen hinzu
Zusammenfassung: Emotionale Entwicklung in den ersten sechs Lebensjahren!
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