Erläutern Sie den Zusammenhang zwischen Literaturgeschichte und Literaturgeschichtsschreibung.
Literaturgeschichte ist der Gegenstand der Literaturgeschichtsschreibung
Phänomen Literaturgeschichte ist nur durch die Literaturgeschichtsschreibung fassbar
Definieren Sie den Begriff ‚Epoche‘ und problematisieren Sie den Einsatz des Epochenbegriffs in der Literaturgeschichtsschreibung.
= bedeutetet Stillstand/Innehalten
-> in Literaturgeschichte: entscheidender Einschnitt in einem Kontinuum
Kategorisierung nach Epochen
> impliziert relative Einheitlichkeit in der literarisch-künstlerischen Produktion innerhalb der jeweiligen Epoche
… führt dazu, dass
Literatur als homogenes Phänomen betrachtet wird (was sie jedoch nicht ist)
Welche Möglichkeiten hat die Literaturgeschichtsschreibung, um das Phänomen der Literaturgeschichte zu erfassen?
durch Einteilung in:
Epochen
Klassifizierung nach internen literarischen Sachzusammenhängen
je nach Literaturgeschichtsschreibung: unterschiedliche Eckdaten der Epoche
Jahrhunderte
rein mathematische Klassifizierung
ohne inhaltlichen Bezug
Nennen Sie jeweils mit einem Beispiel Möglichkeiten zur Bezeichnung literarhistorischer Epochen.
Bezeichnung aus der Geschichtsschreibung
Vormärz, wegen Märzrevolution 1848
Bezeichnung nach einem literarischen Werk
Sturm und Drang
Drama von Friedrich M. Klinger 1776
Bezeichnung nach Programmatik/Art zu schreiben
Expressionismus, Naturalismus
verallgemeinernde Bezeichnungen
Gegenströmung zu …
Erläutern Sie die Problematik von Epochenbegriffen.
unterschiedliche Eckdaten je nach Literaturgeschichtsschreibung
es wird nur eine Hauptströmung erfasst
uneinheitliche Bezeichnungen für eine Epoche
Goethezeit, Klassik, Kunstperiode
AutorInnen, die sich mehreren Epochen zuordnen lassen
wegen langer Produktionszeit, langer Lebzeit
Goethe: Anakreontik, Klassik, Sturm und Drang, Empfindsamkeit, Romantik
AutorInnen, die sich keiner Epoche zuordnen lassen
weil Text der vorherrschenden Epoche entgegenlaufen
Kafka, Jean Paul, Friedrich Hölderlin
Nennen Sie die Trends der Literaturgeschichtsschreibung.
im Laufe der Zeit bilden sich folgende Tendenzen:
Epochen überlagern sich immer stärker
Epochen werden immer kürzer
auffällig: die kürzesten sind die revolutionärsten: Sturm und Drang (1767-1785) und klassische Moderne bzw. historische Avantgarden (1910-1925)
Worin bestehen die Leistungen des literaturwissenschaftlichen Positivismus? Welche Kritikpunkte gibt es?
Positivismus: nur sinnlich erfassbare Phänomene können Gegenstände wissenschaftlichen Arbeitens sein
adaptiert in LiWi:
= Prinzip des präexistierenden Sinns, also
1 AutorIn -> 1 Sinn des Werkes
Text ist Wirkung, durch Autor als Ursache
Leistungen:
wissenschaftlich valide Daten
zu Werken, AutorInnen
Kritikpunkt:
Biographismus
starke Fokusierung auf AutorInnen
Durch welche Entwicklungen ist der Entstehungskontext des Positivismus gekennzeichnet?
Was bedeutet der Begriff ‚Methodenmonismus‘ und welcher literaturwissenschaftlichen Methode ist er zuzuordnen?
Welcher literarhistorischen Epoche ist die erste Literaturrevolution zuzuordnen?
Sturm und Drang (1776-1785)
Wer waren die Träger der ersten Literaturrevolution und worin bestand ihr Ziel?
= sog. Originalgenies, also die AutorInnen des Sturm und Drang bzw. der Geniezeit (gesamteuropäisches Phänomen)
Ziel:
Abschaffung der Regelpoetiken
gelungen: nur noch Individualpoetiken
Mimesis-Prinzip blieb unberührt
Welche Konsequenzen hatte die erste Literaturrevolution? Erläutern Sie deren literaturgeschichtlichen Stellenwert.
von Regelpoetiken -> Individual- bzw. Abweichungspoetiken
Regelpoetiken:
Übereinstimmung mit Regeln
Regeltreue
normativ-präskreptiv
Individualpoetiken:
Abweichung von den Regeln
AutorIn trägt schon alles in sich, was er zum Schreiben braucht
Originalität und Innovation
deskriptiv
Einführung des engen Literaturbegriffs
bedingt noch heute das Verständnis von Literatur bspw. in der Unterscheidung zwischen Belletristik und Gebrauchtsliteratur und E (echter) oder U (Unterhaltungs-) Literatur
Wer waren die Träger der zweiten Literaturrevolution?
= KünstlerInnen der klassischen Moderne (Dada, Expressionismus, Surrealismus, Futurismus) 1910-1925
Wer waren die Träger der literaturwissenschaftlichen Revolution?
WissenschaftlerInnen
Russische Formalisten
Prager Strukturalisten
Erläutern Sie die Gründe für das Aufkommen der zweiten Literaturrevolution mit Bezug auf die Krise der Mimesis. Stellen Sie deren Ziele dar und bewerten Sie das Ergebnis dieser Revolution.
Mimesis: Darstellung von Wirklichkeit
im 19. Jh. Erfindung Fotografie und Film -> mimetischere Darstellung möglich, somit fragte sich Literatur welche Aufgabe ihr nun eigentlich zukommt
> beginnt über sich selbst also über die Sprache zu reflektieren
Beginn der materialästhetischen Literatur
Ziel: Abschaffung des Mimesis-Prinzips
nur teilw. gelungen, da mimetische Lit weiterhin existiert
Erläutern Sie den Zusammenhang zwischen literaturwissenschaftlicher Revolution und zweiter Literaturrevolution. Bewerten Sie die jeweiligen Ziele der entsprechenden Träger*innen sowie die Ergebnisse der beiden Revolutionen.
Zweite Literaturrevolution und die litwi Revolution (auch: linguistisch-strukturalistische Wende) liefen zeitgleich ab
gemeinsam:
Reflexionen über den eigenen Gegenstand
die Frage nach der Literazität. - also was das spezifische ‘Literarische’ der Literatur ist
Literaturrevolution: Abschaffung Mimesis-Prinzip
litwi Revolution: Weitung des Literaturbegriffs
Ergebnisse:
Literaturrevolution: materialästhetische Lit, jedoch existiert noch mimetische
litwi Revolution: weiter Literaturbegriff, jedoch Übersetzungen ins Englische/Deutsche erst in 1960er Jahren
Erläutern Sie den theoretischen Hintergrund der hermeneutischen Wende und deren methodische Implikationen. Nehmen Sie kritisch zum Aspekt des Verstehens Stellung.
hermeneutische Wende durch Wilhelm Dilthey
sagt, dass LiWi eigenen Gegenstand hat
jedoch wird Methode benötigt
> Konkurrenzverhältnis zu NaturWi wird aufgelöst, denn:
NaWi
Vorgehen: registrieren -> Erklären
LiWi
Vorgehen: deuten -> Verstehen
> kritisiert die Übernahme des Positivismus aus NaWi
> beginnt Übergang zur Geistesgeschichte (Theorie)
Theorie: Geistesgeschichte
inhaltlich orientierten Konzept, bei dem die Hervorbringungen einer Kultur als Hervorbringungen eines identischen Geistes gefasst werden
Methode: Hermeneutik (Auslegungs- oder Übersetzungskunst)
Gegenstand: Text, der verstanden (gedeutet) werden soll
HermeneutikerIn als VermittlerIn zw. AutorIn und LeserIn
Verstehen:
= Erfassen des Sinns eines Werkes
impliziert: Geschichtlichkeit des Menschens und seiner künstlerischen Artefakte
Erläutern Sie den theoretischen Hintergrund der linguistisch-strukturalistischen Wende und deren methodische Implikationen. Nehmen Sie kritisch zum Aspekt des Erklärens Stellung.
Theorie: Linguistik
= Sprache als grundlegendes Material und elementarer Gegenstand von Literatur im Sinne des Zeichenmodells Ferdinand De Saussures und seiner Sprachtheorie
Methode: Formalismus / Strukturalismus
= Ermittlund und Untersuchung literarische Faktoren, die intersubjektiv überprüfbar sind
Literatur: fixierte Sprachzeichen
Spezifik: Anwendung von Verfahrensweisen (Verfremdung/
da von Linguistik ausgehend: naturwissenschaftliches Verständnis, also
Vorgehen: registrieren
Prinzip: Erklären
Erläutern Sie den theoretischen Hintergrund der anti-hermeneutischen Wende und deren methodische Implikationen. Nehmen Sie kritisch zum Stellenwert des Unterschieds zwischen ‚Erklären vs Verstehen‘ in diesem Zusammenhang Stellung.
Weiterentwicklung des Strukturalismus und Formalismus (Methoden der linguistisch-strukturalistischen Wende)
Theorie: Post-Strukturalismus
‘Renaissance’ der Rezeptionstheorie: strukturalistische Methoden , aber mit Zugeständnis zur Interpretation
Methode: Dekonstruktion und Diskursanalyse
Nennen und erklären Sie knapp zentrale Aspekte der Dekonstruktion als Theorie und Methode (in) der Literaturwissenschaft.
= Verfahren (also: Methode) und Theorie der poststrukturalistischen LiWi
Intertextualität statt Geschlossenheit eines Textes
Bedeutunskonstruktion: Vielzahl von SInnmöglichkeiten
Auflösung von Marginalisierungen
Auflösung von binärer, hierarischer Bedeutungsoppositionen
Auflösung ungebrochener Subjekt-, Präsenz- und Identitätskonzepte
Rephilologisierung
Nennen und erklären Sie knapp zentrale Aspekte der Diskursanalyse als Theorie und Methode (in) der Literaturwissenschaft.
= Literatur als Interdiskurs, der zwischen verschiedenen Diskursen vermittelt
Festigung von Machtpositionen
Institutionen
Subjektivierungs- und Objektivierungsstrategien
Welche Tendenzen zeigen sich im Bereich der Literaturtheorie aus einer diachronen Perspektive. Erläutern Sie kurz.
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