Woran ist eine empirische Wissenschaft interessiert?
Hypothesen und Theorien zu den Fragen zu entwerfen, mit denen man sich gerade beschäftigt
Welche zwei Unterscheidungen von typischen Wegen zur Erkenntnis gibt es?
Induktion vs. Deduktion
Quantitatives vs. qualitatives Vorgehen
Induktion + Beispiel
Schlussfolgern von Einzelfällen auf das Allgemeine und Gesetzmäßige.
Beispiel:
Wir beobachten, dass sich Menschen im Alltag nur begrenzt viele Informationen aufnehmen können; bspw. eine Telefon- nummer merken können, aber nicht mit Vorwahl; oder einen 5-stelligen Zwei-Faktor-Authentifizierungscode aber nicht längere; daraus Ableitung einer Hypothese wie oben
Deduktion + Beispiel
Ableitung des Besonderen und Einzelnen aus dem Allgemeinen: Regeln, Gesetzmäßigkeiten, Modellen, Theorien.
Durch Literaturstudium finden wir die Theorie, dass das menschliche Kurzzeitgedächtnis etwa 7 Informationseinheiten speichern kann (vgl. Miller, 1956, magical number seven...); dies wurde damals mit Buchstaben und Ziffern gezeigt; nun folgern wir, dass dies auch mit Symbolen gelten müsste; Ableitung der spezifischen Hypothese: Die VP können sich maximal 7 Symbole merken
Was sind quantitative Methoden?
Mit quantitativen Methoden werden Merkmale oder Zusammenhänge exakt gemessen, meist an einer großen Gruppe von Individuen. Die quantitativen Methoden werden im Rahmen der quantitativen Forschung eingesetzt und repräsentieren eine Vorgehensweise zur numerischen Darstellung empirischer Sachverhalte. („Wieviel?“)
Was sind qualitative Verfahren?
Bei qualitativen Verfahren liegt der Fokus eher auf der intensiven Untersuchung weniger bzw. einzelner Fälle. Unter qualitativer Forschung verstehen die Sozialwissenschaften eine sinnverstehende, interpretative wissenschaftliche Verfahrungsweise bei der Erhebung und Aufbereitung sozial relevanter Daten. („Warum?“)
Was ist der Unterschied zwischen qualitativen und quantitativen Verfahren?
Beim quantitativen Ansatz kommen objektiv messende (standardisierte) Verfahren, beim qualitativen Ansatz eher sinnverstehende (unstandardisierte) Verfahren zum Einsatz
Was sit der historische Hintergrund zu quantitaiven/qualitativen Methoden?
s Geburtsstunde der wissenschaftlichen Psychologie gilt die Gründung des ersten Instituts für experimentelle Psychologie im Jahr 1879 in Leipzig durch Wilhelm Wundt.
Die quantitativen Methoden entwickelten sich im Verlauf der folgenden 100 Jahre aus den damaligen ersten methodischen Ansätzen.
andere Strömung, die noch heute die Grundlage für die Geisteswissenschaftliche Psychologie darstellt, geht auf Wilhelm Dilthey (1833–1911) zurück.
Begründer der Erkenntnistheorie der Geisteswissenschaften und als einer der Hauptvertreter der hermeneutischen Wissenschaften. Bis heute entwickelten sich die qualitativen Methoden zum erheblichen Teil aus diesen ersten Ansätzen
Dilthey (1981) : der wesentliche Unterschied zu den Naturwissenschaften darin besteht, dass Naturwissenschaft mit einer Hypothese beginnt, während eine Psychologie die das Seelenleben erfasst, mit einer Hypothese endet.
Bis in die 1980er Jahre ein Paradigmenstreit („paradigm controversy“) in der empirischen Sozialforschung, manchmal auch bezeichnet als Paradigmenkrieg
Heute:
Koexistenz in der Psychologie, Mixed-Methods-Ansätze, Dominanz der quantitativen Ansätze
(Natur-)Wissenschaftlicher Ansatz auf Forschungsfragen
Objektive, reliable, valide und für andere Wissenschaftler:innen (und Öffentlichkeit) nachvollziehbare Methoden, um auf Basis von Daten Forschungsfragen zu beantworten and Anwendungen zu entwickeln.
Wie spiegelt sich die Methodenvielfalt im Forschungsprozess wider?
Der Forschungsansatz (auch: Forschungsdesign) legt die grundlegende Vorgehensweise zur Beantwortung der Fragestellung fest.
Die Datenerhebungsmethoden stellen in der Untersuchungsdurchführung jene Daten zur Verfügung, die den Vergleich der Hypothese mit der Realität ermöglichen. Wie und was wird gemessen?
Nach der Untersuchungsdurchführung werden die erhobenen Daten zum Zweck der Hypothesenentscheidung im Zuge der Datenanalyse verrechnet bzw. verarbeitet. Hierzu zählt vornehmlich die inferenzstatistische (schließende) Datenanalyse.
Klassifikationssystem
Wissenschaftliche Methode / The Scientific Method (nach kritischem Rationalismus):
Durch die Falsifikationsschleife stehen Theorien immer unter Rechtfertigungsdruck
Korroboration ist keine Verifikation
Theorien werden – bis zu ihrer Falsifikation – vorläufig beibehalten
Woher kommen Theorien?
Metaphern abhängig vom gesellschaftlichen Hintergrund / Zeitgeist
Freud (in Zeiten der Dampfmaschine) benutzte Begriffe Wie Kräfte (Triebtheorie) und Energie (Libidotheorie); das Es sei der Dampf, der im Kessel Druck erzeugt
Réné Descartes (17.Jhdt) entwickelte ein mechanistisches Weltbild: Tiere seien Maschinen (ohne Schmerz) und nur reaktiv; Vorbild: mechanische Uhren
Hypothesen
Vorläufige (vermutete) Antworten auf Forschungsfragen. Um Vermutungen handelt es sich solange, als der wissenschaftliche Nachweis noch aussteht.
Beispiele:
„Intelligente Menschen sind ängstlicher als weniger intelligente Menschen“ „Wähler mit einem hohen Einkommen wählen eher konservativ“
„Die Ausführung einer motorischen Zweitaufgabe führt zu reduzierter Erinnerungsleistung“
Merkmale wissenschaftlicher Hypothesen
präzise und widerspruchsfreie Formulierung
prinzipielle Widerlegbarkeit (Falsifizierbarkeit)
Operationalisierbarkeit
Begründbarkeit
Verallgemeinerbar (empirischer Gehalt)
Wie müssen Hypothesen sein, damit man mit ihnen wissenschaftl. arbeiten kann
falsifizierbar!
Unterschied Astronomie vs. Astrologie
Astronomie:
Theorie über Umlaufbahnen der Planeten
Falsche Vorhersage gibt Rätsel auf -> Anomalie
Nach Kuhn: Führt entweder zu Rätsellösen durch Modifikation der Theorie oder Paradigmenwechsel
Astrologie:
Theorie über Umlaufbahnen der Planeten und Effekt auf Menschen
Falsche Vorhersage kaum möglich (Barnum-Effekt; Zirkusgründer Phineas Barnum:„always have a little something for everybody”; Die Tendenz allgemeingültige Aussagen auf sich selbst zu beziehen) oder durch ad-hoc Erklärungen nur scheinbar aufgelöst
Kein Wissensfortschritt
probabilistischen Falsifizierbarkeit
Keine einzelne Person kann die These strikt falsifizieren, selbst bei Gruppen von Personen haben wir lediglich graduelle Übereinstimmung bzw. Nichtübereinstimmung zwischen Empirie und Theorie
Begründbarkeit (Theoretische Fundierung)
Hypothesen sollten aus einer Theorie und der existierenden Literatur abgeleitet und theoretisch fundiert sein.
Bei neuen Forschungsbereichen zumindest logisch hergeleitet aus eigenen Beobachtungen und Überlegungen.
Wenn es der Forschungsstand erlaubt, muss eine Hypothese gut begründet sein.
Was ist das Problem bei der Begründbarkeit?
Wie weit gehen wir in einer Kette von Begründungen zurück? Bsp.: Warum sind Menschen hilfsbereit?
Weil es soziale Normen gibt.
Warum halten sich die Menschen daran?
Weil sie sich dazu entscheiden. Warum entscheiden sie sich dazu? Weil...
Die “Sümpfe des Denkens”, zu denen die Suche nach der letzten Begründung führt (nach Albert, 1980) oder das Münchhausen Trilemma
Infiniter Regress (“Verloren in der Unendlichkeit”)
Logischer Zirkel (“Die Katze beißt sich in den Schwanz”)
Willkürlicher Abbruch (“Dogma”)
Einziger Ausweg: Bescheidenheit! Wissenschaftliche Erkenntnis ist nur vorläufig und nie absolut!
Welchen zwei Hypothesenebenen entspricht der Vorgang des Operationalisierens?
1. die theoretisch-inhaltliche Hypothese (TIH) für die nicht operationalisierte Form und
2. die empirisch-inhaltliche Hypothese (EIH) für die operationalisierte Form.
Die (abstrakten) Begriffe einer Hypothese müssen erfassbar und messbar sein bzw. gemacht werden. Dieses Erfassen und Messen von Begriffen nennt man operationalisieren.
Operationalisierung
Die Operationalisierung ermöglicht das (indirekte) Messen und Testen latenter Variablen (psychologische Konstrukte). Die systematischen Beobachtungen (Daten) können quantitativ analysiert werden, um die Forschungshypothese zu testen.
Dadurch wird entscheidbar, ob und in welcher Ausprägung die abstrakten (theoretischen) Begriffe in der (empirischen) Realität vorliegen und ob die theoretischen Hypothesen zutreffen.
Der Versuch der optimalen Operationalisierung einer Variablen entspricht dem Streben nach einer validen (gültigen) Operationalisierung.
Es ist darauf zu achten, dass die gewählte Form der Operationalisierung auch reliabel (zuverlässig) ist, also im Wiederholungsfall vergleichbare Ergebnisse erbringt.
Wann ist eine Variable valide operationalisiert?
wenn ihr Bedeutungskern getroffen und ihr semantischer Gehalt möglichst wenig reduziert ist
Variablen / Merkmale
Psychologische Variablen sind veränderliche Beobachtungsgrößen aus dem Bereich des menschlichen Erlebens, Verhaltens und Handelns. Jede Variable hat mindestens zwei Ausprägungen
Unabhängige Variable (UV)
Das, was unter der Kontrolle der Forscher:in steht und gezielt manipuliert wird (z.B. Darbietungsdauer in der digit span task).
Abhängige Variable (AV)
Das, was durch die unabhängige Variable beeinflusst und gemessen wird (z.B. Anzahl korrekt wiedergegebener Zahlen).
Wie unterscheiden sich die Merkmalsausprägungen bei qualitativen/quantitativen Variablen?
quantitativen Variablen: Zahlenwert
qualitativen Variablen: Beschaffenheit (Qualität).
Konstanten
Beobachtungsgrößen mit nur einer Ausprägung; sind im Gegenstandsbereich der Psychologie kaum vorzufinden.
Von der Theorie zur Hypothesenprüfung
Theorie
Forschungshypothese (Theoretisch-inhaltliche Hypothese)
Operationalisierung: Präzisierung der Forschungshypothese (Theoretisch-inhaltlichen Hypothese)
Empirische Überprüfung
Empirische Überprüfung der Testhypothesen geschieht anhand von Signifikanztests
Theorie bewährt sich oder wird falsifiziert (aber praktisch nie nach nur einem Versuch, siehe Lakatos!)
Bemerkung: Von TIH zu SH werden wir immer präziser und treffen immer mehr Annahmen, dabei sind auch subjektive, anfechtbare Entscheidungen im Spiel
Wenn Geltungsbereich durch Hypothese zu sehr verengt, dann Aufstellen mehrerer Hypothesen
Was ist eine Nullhypothese?
Die Nullhypothese ist die Behauptung, dass es keinen Effekt in der Population gibt. Wenn deine Stichprobe genügend Beweise gegen diese Behauptung liefert (p ≤ α), kannst du die Nullhypothese ablehnen.
Replikation
Eine Theorie muss sich sinnvollerweise mehrfach bewähren, bevor Sie anerkannt werden kann (nach der Auffassung des kritischen Rationalismus)
Generalisierbarkeit
Durch verschiedene Kontexte steigt die Verallgemeinerbarkeit (Generalisierbarkeit)
Übertragbarkeit auf andere Sachverhalte
Phasen des empirischen Forschungsprozesses
Forschungsthema
->Empirie
Theroetischer Hintergrrund
->Recherche, Bewerten von Literatur & richtig zitieren
Untersuchungsdesign
->Datenerhebung & Forschungsmethoden
Stichprobenziehung
Datenerhebung
-> Messen, Datenerhebung & Forschungsmethoden
Datenaufarbeitung
-> Statistik I & II
Datenanalyse
Ergebnispräsentation
-> Wiss. Schreiben & Präsentieren
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