Wie definiert Dan Olweus “Mobbing/Bullying”?
Er versteht unter Bullying absichtsvolle negative Handlungen, die von einem oder mehreren Schülern ausgehen und dabei wiederholt und über einen längeren Zeitraum stattfinden. Dabei herrscht ein Kräfteungleichgewicht zwischen Täter und Opfer zu Ungunsten des Opfers
Was versteht man unter (Cyber-)Bullying?
Bullying
Der Begriff stammt aus dem englischen Sprachgebrauch und kann mit tyrannisieren, schikanieren, einschüchtern und piesacken übersetzt werden. Er wird synonym zum Begriff Mobbing verwendet.
Cyber-Bullying
Als Cyber-Bullying wird das Mobbing unter Einsatz von Medien bezeichnet (z. B. Drohungen oder Veröffentlichung peinlicher Fotos des Opfers auf Internetseiten, per Textnachricht oder auf Social-Media-Kanälen).
Was versteht man unter negativen Handlungen beim Mobbing?
Unter negativen Handlungen versteht man dabei aktive und zielgerichtete Schädigungen von Mitschülern
Diese können sowohl in körperlicher (z. B. schlagen, treten, stoßen), verbaler (z. B. drohen, beleidigen, beschimpfen) oder indirekter Form (z. B. aus der Gruppe ausschließen, Gerüchte verbreiten, Gegenstände zerstören) stattfinden
Inwiefern spielen Geschlechterunzerschiede beim Mobbing eine Rolle?
Studien zur Prävalenz der verschiedenen Bullying-Formen deuten darauf hin, dass verbales Mobbing die häufigste Form darstellt. Allerdings gibt es deutliche Geschlechtsunterschiede. Unter Jungs spielt offensichtlich körperliches Bullying eine größere Rolle als unter Mädchen. Diese wiederum nutzen häufiger indirekte Formen, um andere zu schikanieren
Was grenzt Mobbing von anderen Formen aggressiven Verhaltens ab?
Wesentliche Kriterien, die Bullying von anderen Formen aggressiven Verhaltens unterscheiden, sind der zeitliche Aspekte und das asymmetrische Kräfteverhältnis
Die negativen Handlungen finden wiederholt und über längere Zeit hinweg statt, wobei der Täter/die Täter dem Opfer körperlich und/oder psychisch überlegen sind und das Opfer somit nicht in der Lage ist, sich gegen die Schikanen zur Wehr zu setzenEinmalige bzw. gelegentliche Übergriffe entsprechen demzufolge genauso wenig dem Mobbingbegriff wie aggressive Handlungen auf Augenhöhe (z. B. im Rahmen von Konflikten, Raufereien, Cliquenrivalität usw.).
Was sind Folgen für das Mobbing-Opfer?
Bullying-Opfer weisen infolge wiederholter Schikanen vorwiegend internalisierende Verhaltensprobleme auf (psychosomatische Beschwerden, Depressionen, Selbstwertprobleme, Suizidgedanken), die sich darüber hinaus auch auf das Unterrichtsgeschehen auswirken (z. B. Konzentrationsprobleme, Leistungsabfall, Schulunlust und -verweigerung)
Welche Folgen können beim Täter auftreten?
Auf der anderen Seite sind bei Mobbing-Tätern oftmals externalisierende Verhaltensweisen (aggressives und antisoziales Verhalten, hohes Delinquenzrisiko für das Jugend- bzw. frühes Erwachsenenalter) zu beobachten
Was sind personenbezogene Risikofaktoren für Opfer und Täter?
Opfer
negatives Selbstkonzept
niedriges Selbstwertgefühl
geringe Problemlösefertigkeiten
geringer sozialer Status
geringe Beliebtheit in der Klasse
Täter:
Aggressivität
körperliche Stärke
hoher Selbstwert
starkes Kontroll- und Machtbedürfnis
durchschnittliche Beliebtheit in der Klasse
Was sind Familiäre Risikofaktoren für Opfer und Täter?
Opfer:
restriktiver und überbehütender Erziehungsstil der Eltern
geringer familiärer Zusammenhalt
autoritäre und körperliche Disziplinierungsmaßnahmen
negatives Familienklima
Was sind Schulische Bedingungen/Risikofaktoren für Opfer und Täter?
Opfer/Täter:
negatives Schulklima
fehlende Pausenaufsicht
geringes Vertrauen der Schüler zu den Lehrern
dysfunktionale Einstellungen von Lehrkräften zum Thema Mobbing
Unsicherheit der Lehrkräfte im Umgang mit Mobbing
Wovongeht der Participant Role Approach aus?
Participant Role Approach
Der Participant-Role-Ansatz versteht Mobbing als Gruppenphänomen, bei dem ein Großteil der Klasse in verschiedenen Rollen am Mobbinggeschehen beteiligt ist.
Täter
ergreifen die Initiative, wenn es darum geht, jemanden in der Klasse aktiv zu schikanieren und übernehmen dabei die Führungsrolle in der Gruppe
Assistenten
schikanieren ihre Mitschüler ebenfalls aktiv, orientieren sich dabei jedoch am Verhalten des Täters und unterstützen ihn bei seinen Attacken
Verstärker
schauen beim Mobbing zu und lachen, wenn jemand schikaniert wird. Sie feuern den Täter an, was eine verstärkende Wirkung auf das Handeln des Täters hat
Außenstehende
erleben die Schikanen zwar mit, verhalten sich aber passiv (schauen weg, ergreifen keine Partei, mischen sich nicht ein)
Verteidiger des Opfers
zeigen prosoziales Verhalten, indem sie Mobbingopfer verteidigen, beschützen oder ermutigen, sich mit ihrem Problem an Erwachsene zu wenden
sind regelmäßig von den Schikanen durch Klassen- oder Gruppenmitglieder betroffen
Was sind Interventionsmöglichkeiten bzgl Mobbing?
Ausgehend von der Erkenntnis, dass die Entstehung von Mobbing unter Schülern durch ein Wirkungsgeflecht mehrerer Faktoren sowie gruppendynamischer Prozesse begünstigt wird, setzen wirksame Präventions- und Interventionsprogramme dementsprechend auf mehreren Ebenen an
Das bekannteste und am besten evaluierte Programm stammt von Dan Olweus aus den 1980er-Jahren
Es wird mittlerweile in verschiedenen Ländern, so auch in Deutschland, angewandt
Es berücksichtigt dabei Maßnahmen auf
der individuellen Ebene (Täter, Opfer)
der Klassenebene (verbindliche Klassenregeln)
der Schulebene (Schulregeln, Pausenaufsicht)
der gesellschaftlichen Ebene (Entwicklung von Partnerschaften zu Institutionen außerhalb der Schule)
Neuere Ansätze, wie der No Blame Approach, berücksichtigen Erkenntnisse, wonach es sich beim Bullying um ein Gruppenphänomen handelt und es dem Täter um Macht und Anerkennung geht
Sie arbeiten lösungs- und ressourcenorientiert, beziehen dabei die gesamte Klasse ein und versuchen dadurch das Machtgefälle in der Klasse zu kippen, ohne dabei den oder die Täter an den Pranger zu stellen
Was versteht man unter dem No Blame Approach?
Der No Blame Approach ist ein lösungsfokussierter und ressourcenorientierter Ansatz zur Mobbingintervention. Er bezieht die gesamte Klasse in die Intervention ein und kommt ganz ohne Schuldzuweisungen und Bestrafungen aus.
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