Warum werden soziale und emotionale Entwicklung oft in enger (multidimensionaler!) Verbindung dargestellt?
die ersten Emotionen und Emotionsausdrücke des Kindes immer Signale für soziale Bezugspersonen darstellen
viele der ersten Emotionen und Emotionsausdrücke des Kindes – konstruktivistisch – zum Beziehungsaufbau mit Anderen dienen;
grundsätzlich fast alle Emotionen und Emotionsausdrücke des Menschen eine soziale Funktion besitzen.
Wenn es hierbei schwierige Verläufe gibt, spricht man in der klinischen Psychologie oft von „tiefgreifenden Entwicklungsstörungen“ (z.B. Autismus)
Was ist das reflektorische Lächeln
Ab Geburt: reflektorisches Lächeln als schöner „Trick der Natur“:
Eltern denken bereits kurz nach der Geburt:
„er/sie lächelt uns an!“
Was ist das soziale Lächeln?
2-3 Monate:
Beginn des soziales Lächeln (im Gegensatz zum reflektorischen Lächeln) als Erwiderung von Gesichtern (noch unspezifisch = jedem Gesicht gegenüber).
geht einher mit der wachsenden Fähigkeit, zunehmend komplexere visuelle Muster – wie das menschliche Gesicht – genauer zu erkennen.
Das Einsetzen des sozialen Lächelns erfolgt im Kulturvergleich ziemlich zeitgleich->genetische Anlage wahrscheinlich!
Sozioemotionale Entwicklung im ersten Lebensjahr
Ab Geburt: reflektorisches Lächeln als schöner „Trick der Natur“: Eltern denken bereits kurz nach der Geburt: „er/sie lächelt uns an!“
2-3 Monate: Beginn des soziales Lächeln (im Gegensatz zum reflektorischen Lächeln) als Erwiderung von Gesichtern (noch unspezifisch = jedem Gesicht gegenüber).
3-4 Monate: Beginn des Lachens auf stark aktivierende Reize.
6-8 Monate: Wut und Ärger erscheinen, Furcht und Trennungs-/ Fremdenangst zeigen sich, und es ist eine Bindung zu vertrauten Bezugspersonen erkennbar.
8-12 Monate: Gesichtsausdrücke können genauer gedeutet werden und die soziale Bezugnahme auf Objekte (social referencing) entwickelt sich.
18-24 Monate: Komplexere soziale Emotionen wie Scham, Verlegenheit, Schuld und Stolz werden erkennbar. Beginn der Entwicklungsphase für emotionale Selbstregulation (engl. „terrible two“, Wutanfälle = „temper tantrums“), aber auch erste Anzeichen von Empathie werden sichtbar.
Was ist “Fremdeln”?
„Fremdeln“: Trennungs- und Fremdenangst – multidimensional
Angst vor unbekannten Erwachsenen, die sich Fremdenangst (auch „Acht-Monats- Angst“) nennt.
neue Stufe (!) der Entwicklung sozialer Beziehungen.
Gleichzeitig ist eine deutliche Zunahme von Trennungsangst zu beobachten, wenn das Kleinkind in einer unvertrauten Umgebung von seiner Bezugsperson allein gelassen wird.
Wenn ein dem Kleinkind unbekannter Erwachsener versucht, das Kind auf den Arm zu nehmen, ist ein Fremdeln sehr wahrscheinlich.
Diese Reaktionen verschwinden im Allgemeinen erst jenseits des 2. Lebensjahres.
genetische Anlage wahrscheinlich!
ab dem Einsetzen des Fremdelns, der Trennungsangst, vom Entstehen von Bindung des Kindes an die Betreuungspersonen sprechen.
(Es gibt aber auch Berichte über Stammesgesellschaften, wo das Fremdeln selten beobachtet wird ... diese Berichte sind bislang aber sehrselten.
„Soziales Lächeln“ & „Fremdeln“: multidimensional undkonstruktivistisch betrachtet:
Soziales Lächeln fördert die positive Interaktion mit der Umwelt.
Konstruktivistisch gewendet: schon Kinder, die etwas häufiger alsandere lächeln, erfahren auch etwas mehr positive Rückmeldungen ...
Fremdeln fördert die Intensivierung des Kontaktes zu einigen ausgewählten Bezugspersonen.
Konstruktivistisch gewendet: schon Kinder, die etwas klarer fremdeln als andere, vertiefen dadurch die(exklusive) Bindung an diese Bezugspersonen ...
Auf Grundlage welcher empirischer Befunde würde man annehmen, dass Fremdeln und soziales Lächeln angeboren sind?
Beginn der empirischen Bindungsforschung in den 1940er und 1950er Jahren.
John Bowlby/ René Spitz: wurden von den UN eingesetzt, um über die Hunderttausenden von „entwurzelten“ Kindern ohne Eltern in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg zu berichten. („attachment“)
Harry Harlow forschte über das Aufwachsen von Rhesusaffen im Labor.
Was ist dem Affen wichtiger: Nahrung oder Stoffatrappe?
Diese und andere Forscher trugen zur Entstehung der psychologischen Bindungstheorie bei. (attachment theory)
Was ist der strange situation test? Mary Ainsworth (1913-1999)
-> Standardisierte Bindungsmessung durch „Fremde Situation“
Ereignisse:
VL begrüßt Bezugsperson und Baby. Danach werden sie in ein Zimmer geführt, das mit Spielzeug, einer versteckten kamera und zwei Stühle ausgestattet ist
BP und Kind sind alleine im Raum. BP setzt sich und Baby fängt in der Regel an Umgebung zu explorieren
(BP als sichere Ausgangsbasis)
Nach 3 Minuten betritt fremde Person den Raum. Setzt sich zunächst schweigend auf den Stuhl, spricht dann mit der Mutter und nimmt anschließend Kontakt it dem Kind auf
(Reaktion auf einen unbekannten Erwachsenen)
Mutter verlässt nun den Raum und Fremde Person bietet Trost
(Trennungsangst)
nach 3 Minuten kehrt Mutter zurück. Fremde Person verlässt den Raum
(Reaktion auf Wiedervereinigung)
Nach 3 Minuten verlässt Mutter wieder den Raum
Fremde Person betritt den Raum und macht Spiel- Trostangebot
(Fähigkeit des Kindes, sich von einer Fremden beruhigen zu lassen)
Mutter kommt und Fremde geht. Wenn nötig tröstet das Kind
(Reaktion auf die Wiedervereinigung)
Sichere Bindung
Bei der Trennung kann es sein, dass die Kinder weinen, weil ihre Bezugsperson abwesend ist und sie diese der fremden Person vorziehen.
Kehrt die Bezugsperson wieder, suchen sie Körperkontakt und Trost, worauf sie sich relativ rasch wieder beruhigen. („secure base“)
Unsicher-vermeidende Bindung.
Die Kinder scheinen auf die Bezugsperson nicht zu reagieren.
Geht sie, registrieren sie das kaum, sind kaum beunruhigt und reagieren auf die Fremde wie auf die Bezugsperson.
Bei Wiedervereinigung reagieren sie eher ablehnend und suchen keinen Trost. Dabei sind sie eigentlich gestresst, was z.B. über Stress- hormone oder Mikroexpressionen nachweisbar ist („Rückzugs-Bindung“)
Unsicher-ambivalente (resistente) Bindung
Nach Trennung weinen die Kinder heftig.
Bei der Wiedervereinigung zeigen sie sowohl den Wunsch nach Körperkontakt als auch Wut und Ablehnung, schlagen z.B. nach der Bezugsperson, während sie sich anklammern.
Sie beruhigen sich nur schwer oder benötigen längere Zeit dazu („Angstbindung“)
Desorganisierte/desorientierte Bindung
Diese Kinder zeigen die größte Unsicherheit.
Sie verhalten sich bei der Wiedervereinigung konfus, grimassieren, erstarren oder zeigen bizarres Verhalten
Was ist Bindung
bezeichnet die evolutionär angelegte Neigung, emotional geprägte, überdauernde Beziehungen zu ausgewählten Personen zu entwickeln.
Es ist das starke emotionale Band, das wir zu bestimmten, d.h. einigen wenigen Menschen haben. S
ichere Bindungen steigern das Wohlbefinden. Die Interaktion mit diesen Menschen vermittelt Freude. In Stresssituationen fühlen wir uns in ihrer Nähe getröstet und geborgen.
->Mit Bindungsverhalten sichern sich Kindern Schutz und Nähe zur Bindungsperson.
Merke: Auch die beiden unsicheren Bindungsstile stellen Bindungen des normalen Spektrums dar: Die Kinder haben sich auch hier an eine Bezugsperson gebunden!
Bindung beschreibt immer die typische Qualität einer dyadischen Beziehung: Kinder können zu unterschiedlichen Bezugspersonen unterschiedliche Bindungsstile pflegen
Bindung geht immer vom Kind aus: Als Bezugsperson stelle nicht ich „die Bindung zum Kind her“ (Umgangssprache), sondern das Kind tut dies!
wie entsteht sichere Bindung?
Modell der Balkenwaage:
bis weit in das zweite Lebensjahr hinein kennt das Kind im großen Ganzen nur das Entweder-Oder zweier gefühlsmäßiger Zustände:
gut => Explorationsverhalten
schlecht => Bindungsverhalten
Das Bindungsverhaltenssystem des Kindes ist meist nur dann aktiviert, wenn sich das Kind bedroht oder unwohl/ unsicher/ müde fühlt.
-> Bei deaktiviertem Bindungssystem kommt das sogenannte Explorationssystem zum Tragen.
Das zum Bindungsverhalten komplementäre Verhaltenssystem derBetreuungspersonen ist das Pflege- oder Fürsorgesystem.
Was kann eine Bezugsperson tun, um es dem Kind zu erleichtern, eine sichere Bindung herzustellen?
Feinfühligkeit
Angemessene Operationalisierungen:
Zeitnah – korreliert mit Alter: mit zunehmendem Alter können Kinder mit elterlicher Fürsorgereaktion meist auch länger warten.
Reziprok – bedeutet Passung zum kindlichen Signal: wenn das Kind dringend kuscheln oder erzählen möchte, sollte man nicht mit Essen reagieren; bei Autonomiesignalen nicht mit Fürsorgeverhalten usw.
Angemessen – bedeutet weder zu viel noch zu wenig eingehen auf kindliche Bedürfnisse, natürlich wieder altersangepasst:
Zu wenig: Gefahr der Vernachlässigung
Zu viel: Gefahr des Verwöhnung [DITO. Ausnahme: Säuglinge kann man nicht verwöhnen!]
Anstrengungsverwöhnung
Anspruchsverwöhnung
Welche verahltenssysteme postuliert man, um das Enstehen von Bindungsbeziehungen zu erklären?
Pflege und Fürsorgesystem
Wie hoch ist der Anteil der sicher an die primäre bezugsperson gebundener Kinder in modernen Industriegesellschaften?
Unsicher-vermeidend
Deutschland: 35%
Japan: 6%
USA: 20%
Sicher-gebunden
Deutschland: 55%
Japan: 68%
USA: 65%
Unsicher-ambivalent
Deutschland: 8%
Japan: 28%
USA: 23%
Warum ist auch eine unsichere Bindung eine Bindungsbeziehung?
-> kinder sind auch an eine Bezugsperson gebunden
Mit Bindungsverhalten sichern sich Kindern Schutz und Nähe zur Bindungsperson.
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