Fragen
• Psychisch krank versus gesund, diskutieren sie dies unter Berücksichtigung der Messprobleme.
• Wie berechnet man die Effektstärke d? Was genau bedeutet eine
Effektstärke von d=0.5?
• Welche allgemeinen Probleme der Therapieforschung existieren?
• Diskutieren Sie kritisch die Aussage, Psychopharmakotherapie sei
sehr wirksam mit Effekten von 2 und höher! Nennen Sie zumindest
drei Argumente die solche Zahlen in Frage stellen.
• Was genau sagt die Metaanalyse von Kirsch et al. (2008) aus “Initial Severity and Antidepressant Benefits: A Meta-Analysis of Data Submitted to the Food and Drug Administration”?
• Wirkt Psychotherapie? Wie hoch ist die Therapieerfolgsquote etwa?
• Gehen sie auf die Studie von DeRubeis, R. J., Siegle, G., & Hollon
S. (2008) “Cognitive therapy versus medication for depression: treatment outcomes” ein und skizzieren sie die Befunde.
• Hat die Behandlungsdauer einen Einfluss auf den Therapieerfolg?
• Welche Faktoren können sich negativ auf eine Psychotherapie
auswirken? (4 nennen)
Lernziele:
• Grundlagen und Probleme der Psychotherapie-Forschung
kennen
• Wirksamkeit der Psychopharmakotherapie und Psychotherapie
(speziell Depression) kennen und kritisch diskutieren können
Gesund/Krank aus statistischer Sicht als
Messproblem (2)
Messproblem
• Gesundheit und auch Krankheit sind Kontinuen (krank UND
gesund).
• Ist die Bildung verschiedener qualitativ unterschiedlicher
Zustände (krank VS. gesund) wirklich valide?
Steigen die Prävalenzen für psychische Störungen an? (3)
“Depression prevalence increased significantly in the USA from 2005 to 2015, before and after controlling for demographics.” (Trends in depression prevalence in the USA from 2005 to 2015: widening disparities in vulnerable groups)
Aber (?)
Ansteigende ökonomische Belastung durch psychische Erkrankungen:
Fazit
• Moderater Anstieg psychischer Störungen, v.a. im jungen
Lebensalter
• Frauen stärker betroffen
• Mögliche Ursachen:
Kulturelle Einflüsse
Frauen offener (Was heißt das?)
Diagnosegewohnheiten und Zeitgeist
Tatsächlich höhere Belastung (Reizüberflutung, Globalisierung, fehlende familiäre Strukturen usw.) —>evol. Mismatch?
Zur Effektivität von Psychotherapie und
Psychopharmakotherapie: Exkurs: Wie man Therapieeffekte berechnet (2)
• Effektstärken
• Zusammenfassung der Effektstärken mittels
Metaanalysen
Psychopharmakotherapie: Exkurs: Wie man Therapieeffekte berechnet: Effektstärken (2)
Interpretation der Effektstärke d nach Cohen
(1988)
• ES (klein) 0,2: 58% der unbehandelten Gruppe geht es schlechter als der mittleren Person der IG
• ES (mittel) 0,5: 69% der unbehandelten Gruppe geht es schlechter
• ES (groß) 0,8: 79% der unbehandelten Gruppe geht es schlechter
• ES 1 (1 SD): 84% der unbehandelten Gruppe geht es schlechter
Allgemeine Probleme der Therapieforschung (2)
Regression zum Mittelwert
Ohne Behandlung oder mit?!
Kleinste ES bei Placebo + Doppelblind (Effekt zwischen Placebo vs Intervention: Intervention ist “schlechter” als erwartet und Placebo “besser” als erwartet)
Die Effizienz von Psycho-und Pharmakotherapie am
Beispiel der Depression: Psychopharmakotherapie: Effektstärken
einzelner Antidepressiva (3)
Psychopharmakotherapie: Effektstärken einzelner Antidepressiva
“Comparative efficacy and acceptability of 21 antidepressant
drugs for the acute treatment of adults with major depressive
disorder: a systematic review and network meta-analysis”
Aber: Wie hoch sind die netto ES?
• Spontanremission ist bei Depressionen besonders hoch
• über alle Kontrollbedingungen bei Pharmastudien waren die ES größer 1!
• Frage: Woran könnte das liegen?
die wahre Effektstärke
•Zieht man also den Spontaneffekt ab, bleibt eine durchschnittliche ES von 0,52 bei medikamentösen
Behandlungen (Grawe, 1998, 2004)
•D.h. etwa 69% der behandelten Patienten geht es besser als vorher aufgrund der Wirkung des Medikaments
Aber: Antidepressiva sind Placebo nur bei
schweren Depressionen überlegen!
N=35 Studien
Schlussfolgerung der Autoren:
sig. Unterschiede zu Placebo nur bei schwerer Depression, diese Unterschiede sind auf nachlassende Wirkung der Placebo zurückzuführen!
3 Probleme medikamentöser Behandlung: Nebenwirkungen, Aufrechterhaltung d. Störung nach Absetzen (Symptombehandlung), Abhängigkeit
Weitere Kritikpunkte: Therapieabbrüche:
• 25% der Patienten brachen die Pharmakotherapie ab (Psychotherapie 13%)
• diese gehen meist nicht in die Berechnung der ES ein, d.h. die mittlere tatsächliche ES von 0,52 ist noch geschönt!
Wird alles publiziert? Der Publikationsbias
Publikationsbias: Studien mit kleinen oder Nicht- Effekten werden seltener publiziert!
Zusammenfassung:
Psychopharmakotherapie
• Reale ES (Netto, kontrolliert) liegen wohl zwischen 0.2 und 0.4
• spezifische Wirkung des ADs ist nur 25% (Rest Placebo und unspez. Effekte) (Kirsch et al., 2008)
• Nebenwirkungen (u.a. auch metabolisches Syndrom, Bluthockdruck usw.)
• Allerdings ist die Datenlage nicht konsistent
Befunde Psychotherapiestudien: Wirksamkeit von Psychotherapie (3)
ES für Depression 0.4-0.8 und PTSD 0.3-1.7
Einzelne Therapieformen unterschiedlich?
Fazit:
Effizienz einzelner Therapieformen unterscheiden sich kaum voneinander!
Psychotherapie vs. Psychopharmabehandlung (1)
ADM und CVT vergleichbar!
Langzeitverlauf & Rückfälle (1)
Etwa 50% (CBT; Umstrukturierung noch nicht gut genug eingefahren? --> So einfach wie möglich & so oft wie möglich um es einzuschleifen! Umgebungsfaktoren bleiben bestehen?) vs. 31% bei ADM (Antidepressives Medikament; Placebowirkung verschwindet nach ca. 3-4 Monaten) bleiben gesund (nur 10% Placebo)
• Im Langzeitverlauf scheint CBT überlegen, bei ansonsten
gleicher Wirksamkeit CBT versus ADM
• Es wird diskutiert, dass ADM eher kurativ, Symptomunterdrückend wirken
Hat die Behandlungsdauer einen Einfluss? Je länger
desto besser? (1)
Nicht per se, hängt bisschen von Störung ab, bei Borderline bspw. länger besser, bei Angststörungen & Depression zeigt sich die Wirkung schnell und lässt nach zwischen 15 und 20 Sitzungen deutlich nach
Sind Kombinationsbehandlungen wirksamer? (1)
Kombination (PT und AD) versus Psychopharmakotherapie
Pampallona et al., 2004, Arch Gen
Psych (Review)
OR von 1.86 über alle zeigt, dass Kombination präferiert wird gegenüber nur Medikamentöser Behandlung
Fazit Wirksamkeit (2)
Fazit Wirksamkeit
• Psychotherapie und Pharmakotherapie sind gleich wirksam, aber mehr drop outs und mehr Rückfälle bei AD-Medis
• Kombinationsbehandlung ist besser als AD allein, bringt aber wenig zusätzlich zur PT (Ausnahme ist chronische Depression)
Exkurs: Kann Psychotherapie schaden? (1)
Etwa 10% der Patienten verschlechtern sich während einer Psychotherapie
Faktoren die den Erfolg einer Psychotherapie
erschweren können (6)
Patientenvariablen u.a.
• Art der Störung (z.B. Cluster A Persönlichkeit)
• Hohes Misstrauen
• Wenig Änderungsmotiviert
• Schwere Traumata in der Kindheit (inkonsistent)
• Dissoziation (erschwert neue Lernerfahrungen)
Therapeutenvariablen u.a.
• Unerfahren, schlecht ausgebildet
• Mangelnde Empathie
• Falsche Indikation/Zielstellung
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